Saltatio Mortis - Für-Immer Frei (Cover Artwork)
Fr, 9. Oktober 2020

Saltatio Mortis – Für immer frei

Deutschrock, Mittelalter Rock
30.11.2020
Saltatio Mortis - Für-Immer Frei (Cover Artwork)

Ooooh-Ooooh-Oooohrwürmer

„Für immer frei“ heisst die neue Scheibe der vielleicht nicht mehr ganz so mittelalterlich rockenden Deutsch-Metaller von Saltatio Mortis. Bereits der 2018 veröffentlichte Vorgänger sorgte mit seiner doch etwas mainstream-näheren Machart für einige Aufregung im Ur-Fan-Gebälk – welchen Weg werden die aus Karlsruhe stammenden Folk-Barden im Corona-belasteten 2020 wohl einschlagen?

Saltatio Hosen – diese nicht unbedingt als Liebeserklärung zu verstehen Anspielung an die – nennen wir’s mal – musikalische Annäherung an eine gewisse Punkrock-Truppe aus Düsseldorf, haftet den Totentänzern (die bei ihrem letztjährigen Besuch in Luzern versehentlich der Kapell- anstelle der Spreuerbrücke einen Besuch abgestattet haben – Holzbrücke ist eben nicht Holzbrücke) spätestens seit dem Release von „Brot und Spiele“ an. Da ich erst mit eben diesem Album (respektive dem Besuch am Greenfield 2019) auf die mit mittelalterlichen Instrumenten aufspielende Combo aufmerksam geworden bin (und mich daraufhin durch den wirklich coolen Backkatalog gewühlt habe), kann ich die ganze Aufregung nur zum Teil nachvollziehen.

Sei’s drum! Pünktlich zum zwanzigjährigen Band-Bestehen melden sich Saltatio Mortis mit ihrem neuen Longplayer „Für immer frei“ zurück. Die ursprünglich ebenfalls für dieses Jahr geplante Jubiläumstour musste aus bekannten Gründen auf Ende 2021 verschoben werden.

Licht und Schatten

Geboten wird eine durchaus abwechslungsreiche und stets eingängige Melange aus mal schnellerem, mal sanfterem Liedgut, die auch oder gerade wegen der Stimme von Alea dem Bescheidenen unverwechselbar nach SaMo klingt, und mit dem in Latein verfassten „Factus de Materia“ dürfte auch Fans der ersten Stunde ein Lächeln ins Gesicht gezaubert werden. Und doch berührt mich die Scheibe leider nicht ganz so sehr, wie ihre Vorgänger dies taten.

Woran das liegt, lässt sich nicht so einfach in Worte fassen. Einerseits flutscht mir ein doch recht grosser Teil der Songs einfach zu schnell ins Ohr, hat zu wenig Ecken und Kanten, um für meinen Geschmack das Prädikat „aussergewöhnlich“ zu verdienen (und das von jemandem, der mit AOR gross geworden ist und auch gerne mal mit dem Mainstream schwimmt…). Die reichlich eingestreuten Oooohoo-Passagen mögen einzeln betrachtet zudem ganz ok sein, sind über die volle Albumlänge hinweg genommen dann aber für mein Empfinden doch einen Tick zu viel des Guten. Und wenn ich mich bei „Für immer jung“ während der ersten Takte „an Tagen wie diesen“ wähne, so komme ich halt nicht umhin, ein klein wenig die Eigenständigkeit und den ansonsten eigentlich hohen Wiedererkennungswert zu hinterfragen.

Gevatter Vader im Todesstern

Im Grunde genommen fehlen mir im Vergleich zum musikalisch doch recht ähnlich getakteten Vorgänger schlich und einfach solche Granaten wie „Dorn im Ohr“ (an das „Keiner von Millionen“ thematisch anknüpft), „Europa“, „Besorgter Bürger“ und ganz speziell „Brunhild“, das ich auch heute noch in Endlosschleife hören kann. Etwas gar speziell kommt zudem „Seitdem du weg bist“ angehopst. Von der Art her wohl in der „Die Ärzte“-Ecke anzusiedeln und auf den ersten Blick reichlich pubertär getextet, ist es gerade dieser Titel, der etwas zum Nachdenken anregt und nicht mit erhobenem Zeigefinger unzweideutig auf aktuelle Missstände aufmerksam macht.

„Mittelfinger Richtung Zukunft“ (feat. Henning Wehland und Swiss) mag zudem ein Beweis für die künstlerische Vielfältigkeit der Band sein, ist mir schlussendlich dann doch einfach zu plakativ gestrickt.

So sind es denn Titel wie „Loki“ oder „Löwenherz“, bei denen der Dudelsack eine songtragende Rolle einnimmt und nicht nur als weiteres Begleitinstrument mitläuft, welche mich auf „Für immer frei“ am meisten zu überzeugen vermögen. Die deutschen Totentänzer haben es nach wie vor drauf – und live wird das neue Material ziemlich sicher wie ne Wunderkerze zünden – ja, auch gerade wegen der vielen Oooohoo-Mitgröhlstellen.

Das Fanzit Saltatio Mortis – Für immer frei

Saltatio Mortis setzen ihren Weg auf „Für immer frei“ konsequent fort – die einen wird’s freuen, andere – wohl vor allem die Fans der ersten Jahre – werden der aus Karlsruhe stammenden Combo Verrat am eigenen Schaffen vorwerfen. Unterm Strich ist das neuste Werk eine Sammlung guter, aber nicht zwingend überragender Tracks, die leicht ins Ohr gehen, dort auch bleiben, summa summarum aber – zumindest aus meiner Sicht – nicht so ganz an die zum Teil herausragenden Lieder älterer Tage (und dazu zähle ich auch explizit „Brot und Spiele“) heranreichen.

Anspieltipps: Loki, Linien im Sand, Löwenherz, Rose im Winter

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Trackliste Saltatio Mortis – Für immer frei

  1. Ein Traum von Freiheit
  2. Bring mich zurück
  3. Loki
  4. Linien im Sand
  5. Für immer jung
  6. Palmen aus Stahl
  7. Löwenherz
  8. Mittelfinger Richtung Zukunft
  9. Rose im Winter
  10. Factus de Materia
  11. Seitdem du weg bist
  12. Keiner von Millionen
  13. Neustart für den Sommer
  14. Geboren um frei zu sein

Line Up – Saltatio Mortis

  • Alea der Bescheidene – Vocals
  • Till Promill – Gitarre, Bouzouki, Backing Vocals
  • Jean Méchant, Der Tambour – Gitarre, Piano, Percussion, Backing Vocals
  • El Silbador – Sackpfeifen, Schalmeien
  • Luzi das L – Sackpfeifen, Schalmeien, Whistle
  • Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein – Drehleier
  • Bruder Frank – Bass
  • Lasterbalk – Drums

 

Video Saltatio Mortis – Löwenherz


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7.5/10



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30.11.2020
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