Bayrische Melo Death-Perle
Servus Freunde. Richtet euren Blick nach Bayern – beziehungsweise genauer gesagt zum Bezirk Oberpfalz. Dort hat nämlich die Gruppe Aspar ihre Wurzeln. Anfang 2018 wurde eine Mission gestartet, die sich nun konstant ihrem Höhepunkt nähert: Der Veröffentlichung des Debütsilberlings. Dieser hört auf den Namen «Maifrost» und wurde in den Landshuter Woodshed Studios zurechtgeschliffen.
Die 13 Songs veröffentlichen die Jungs jeweils etappenweise im Netz und auf den gängigen Streaming-Portalen. Ende Oktober dieses Jahres kam alles mit «Das Biest» ins Rollen. Sofern sie diesem Rhythmus treu bleiben, sollte die vollständige Platte – getreu nach Adam Riese – am 22.01.2021 verfügbar sein. Aufgrund dessen lege ich diesen Tag direkt in Eigenregie als offizielles Release-Datum fest. Doch möchten wir die Zahlenspiele nicht lieber den Mathematikern überlassen? Unser Fokus gilt selbstverständlich primär dem musikalischen Schaffen. Hörvergnügen oder Fiasko? In den nachfolgenden Zeilen begebe ich mich auf die Suche nach Antworten.
Das Album – «Maifrost»
Achtung, fertig, los! «Das Biest» wird von Anfang an von der Leine gelassen und wütet direkt voller Blutdurst durch die Gegend. Einflüsse von Varg oder Asenblut können keinesfalls geleugnet werden. Man wird sogleich mitgerissen und kann die eigene Haarpracht herumwirbeln lassen. Aggressiver Gesang, rasantes Tempo und kreischende Saitenköniginnen prägen das Geschehen. Zusätzliche Inspirationsschübe holen sich drei der vier Protagonisten ausserdem von ihrem ehemaligen Projekt. Sebastian Panzer (Gesang), Christian Simmerl (Bass) und Stephan «Schaffer» Schafferhans (Gitarre) musizierten früher gemeinsam unter dem Banner von Akrea.
Der Hochgeschwindigkeitsexpress braust während «Rost» ungebremst weiter. Felle-Prügler Werner Riedl treibt seine Kumpels unermüdlich an. Stimmorgan und Melodien verschmelzen abermals zu einer packenden Einheit, die keine Gehörgänge unbeeindruckt zurücklässt. Der skandinavische Raum (insbesondere Schweden und Finnland) mag in diesem Genre vielleicht eine Monopolstellung innehaben, aber Aspar sammeln gerade fleissig Beweismaterial dafür, dass auch Deutschland in dieser Stilrichtung durchaus mitreden kann. Diesbezüglich muss ich eh umgehend an Parasite Inc. denken.
Oh, zum Auftakt von «Kraft» geht’s für kurzzeitig eine Spur sanfter zur Sache. Klar gesungene Passagen lassen grüssen. Allerdings fallen die Künstler bald ins alte Fahrwasser zurück (was in ihrem Fall also nix Schlechtes bedeutet). Nichtdestotrotz machen exakt solch überraschende Momente am Ende des Tages ein spannendes und vielsichtiges Album aus. Variabilität ist Trumpf!
Das nächste Riff-Gewitter heisst «Tochter der Sterne». Die Growls und Screams von Sebastian sitzen. Mächtige Sache! Da brüllt und krächzt sich einer regelrecht die Seele aus dem Leib. Derweil sorgt Klampfen-Ass Stephan für massenhaft Hühnerhaut-Situationen. Im letzten Drittel findet obendrein eine kurze Epik-Sequenz Platz. Geiler Scheiss! (man möge mir die schmutzige Ausdrucksweise verzeihen).
«Die Hatz» gehört eindeutig zu den Nackenbrechern. Hier werden sämtliche Widersacher wild und ungestüm mit dem Knüppel niedergemacht. Diese «vier schwarzen Reiter» kennen freilich kein Pardon. Im zweiten Abschnitt wird der Fuss temporär vom Gaspedal genommen. Langes Durchatmen liegt jedoch nicht drin.
Eine weitere Wundertüte ist zweifelsohne «Rom». Um wirklich alle eingebauten Elemente entdecken zu können, sind mehrere Durchläufe wärmstens empfohlen. Erneut verwöhnen uns die Herrschaften mit grossem Kino! Tasten-Geklimper kommt ebenfalls zum Einsatz. Die Nummer mag ein bisschen zahmer sein, aber ein Aufrichten der Körperhaare kann sie trotzdem allemal auslösen. Einwirken lassen und geniessen. Dieses Lied vermag wahrlich Emotionen auszulösen.
Bei «Der Aufstieg» tauchen partiell elektronische Sequenzen auf. Der treibende Rhythmus bleibt bestehen. Ausnahmsweise will der letzte Funke hingegen irgendwie nie vollends herüberspringen.
Auf Position acht begegnen wir schliesslich dem Titel-Track höchstpersönlich: «Maifrost». Ein gefühlvoller Anfang, der von Christians markanten Bass-Linien begleitet wird. Kollege Panzer am Mikrofon punktet abermals mit seinem facettenreichen Stimmorgan. Da kriegst du das gesamte Paket «frei Haus» geliefert. Die im zweiten Absatz auftauchenden Streichinstrumente sind dann das Tüpfelchen auf dem «i». Bockstark! Das lässt niemanden kalt.
Sanftes Gezupfe an der Klampfe gepaart mit prasselndem Regen und Donnergrollen im Hintergrund. Doch lasst euch nicht täuschen, «Strand der Zeit» gewinnt trotz dieses Intros fortan an Wucht und Geschwindigkeit. Der finale «Wow»-Effekt bleibt nichtsdestotrotz bedauerlicherweise auf der Strecke.
«Lawine» macht seinem Namen alle Ehre. Dieser Song donnert in Tat und Wahrheit unaufhaltsam den Hang hinunter. Die Chance nicht mitgerissen zu werden, ist verdammt gering. Ein aggressiver Kracher!
Wir bleiben bei den gewaltsamen Geschichten. Auf die «Lawine» folgt jetzt das «Inferno». Da jubelt die headbangende Zunft. Über mangelndes Workout für die Nackenmuckis kann hier keiner klagen. Der Groove-Gehalt passt. Sagenhaft, was Stephan da wieder alles aus seiner Saitenkönigin herauskitzelt. Auf der gesanglichen Ebene dominieren die Screams und Growls. Fast ein kleiner Kontrast zu der phasenweise «Gute-Laune-Melodie».
Piano-Klänge eröffnen den «Fluch». Die beliebte Masche des Quartetts: Langsam starten dann immer mehr auf die Tube drücken. Dieses Schema kommt auch bei dieser Komposition zur Anwendung. Die Lust nach Live-Erlebnissen wird unweigerlich geweckt. Ich hoffe sehr, dass Aspar (sobald möglich) den Weg über die nahe Grenze in die Schweiz finden. Sie wären garantiert willkommene Gäste und würden wohl so manche Location gekonnt niederreissen.
Am Ende bleibt der «Mond». Da hat man sich nochmals einen echten Leckerbissen aufgespart. Das sind ab und an ja beinahe schon Ausflüge in orientalische Gefilde. Gesang? Fehlanzeige! Die Bühne gehört für diese Schlussakkorde einzig und allein der Instrumental-Fraktion, die selbstverständlich ebenfalls auf diesen letzten Metern begeistert und überzeugt. Alles andere hätte mich ehrlich gesagt ziemlich überrascht.
Das Fanzit Aspar – Maifrost
Genau wegen solchen Bands muss man die metallische Untergrund-Szene einfach lieben! Hoffentlich gelingt den Jungs von Aspar der Durchbruch. Mit «Maifrost» bringen sie jedenfalls zweifelsohne eine ganze Reihe von Argumenten für einen höheren Bekanntheitsgrad mit. Dieser bayrische Melodic Death Metal ist schlichtweg erste Sahne! Sämtliche Begeisterungsstürme sind verdient und auf gar keinen Fall gestohlen. Ein paar wenige, verschmerzbare «Hänger» sind drin, aber ansonsten strotz das Werk geradezu vor Hörvergnügen. Lasst euch diesen wilden, abwechslungsreichen Ritt keinesfalls durch die Lappen gehen!
Empfehlenswerte Hörproben: «Rost», «Tochter der Sterne», «Rom», «Maifrost»
Tracklist Aspar – «Maifrost»
- Das Biest
- Rost
- Kraft
- Tochter der Sterne
- Die Hatz
- Rom
- Der Aufstieg
- Maifrost
- Strand der Zeit
- Lawine
- Inferno
- Fluch
- Mond
Line Up – Aspar
- Sebastian Panzer – Gesang
- Christian Simmerl – Bass
- Stephan «Schaffer» Schafferhans – Gitarre
- Werner Riedl – Drums