Storm Seeker - Guns Don't Cry (Cover Artwork)
Fr, 29. Januar 2021

Storm Seeker – Guns Don’t Cry

Folk Metal
29.01.2021
Storm Seeker - Guns Don't Cry (Cover Artwork)

Wenn die Nyckeharpa mit dem Entermesser….

Endlich frisches Seemannsgarn für Landratten, Halsabschneider – und natürlich Metal-Piraten. Nachdem Storm Seeker bereits 2019 mit ihrem Debut „Beneath In The Cold“ die rauen Gewässer der Musikwelt unsicher machten, veröffentlichen die aus Neuss stammenden Freibeuter nun ihre zweite Langrille „Gun’s Dont Cry“. Leinen los und hisst die Segel!

Ihre erste bedeutsame Kaperfahrt unternahm die 2013 gegründete und aus dem deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen stammende Korsarentruppe im Jahre 2016, als man die EP „Pirate Scum“ vom Stapel liess und damit mehr als nur einen Achtungserfolg zu erzielen wusste. Grundsätzlich fischen Storm Seeker in etwa denselben Gewässern wie Alestorm: Im Fokus steht melodischer Folk-Metal, der sich musikalisch wie auch inhaltlich einer etwas verklärten Welt der Piraterie verschrieben hat, und bei dem auch die Genre-üblichen Instrumente wie Nyckelharpa, Cello oder Drehleier nicht fehlen dürfen.

Piratenleben For Dummies

Bereits der schmissige Opener „How To Be A Pirate“ mit seinem schunkelnden Refrain lädt irgendwie zum Mitsingen (- und feiern) ein. Tracks wie „Naval Hitchhike“, „Mahlstrom“ oder „Guns Don’t Cry“ (bei dem nebst dem eingängigen Refrain vor allem auch das coole Nyckeharpa-Solo heraussticht) sind aus demselben Holz geschnitzt und werden live für mächtig gute Laune sorgen.

Nimmt man dann noch Songs wie das etwas schleppend daher kommende „Shoot This Ship Down“ (in welchem die Grausamkeiten der See, Krieg und Waffengewalt besungen werden und somit nichts für schwache Nerven ist), die mit einem düsteren Cello-Intro versehene Ballade „One More Day“, das etwas experimentell klingende und ursprünglich als kurzes Intermezzo gedachte „Compass“, oder das mitten im Covid19-Lockdown entstandene „Row Row Row“ (bei welchem die Instrumente tatsächlich bei den einzelnen Akteuren zu Hause aufgenommen wurden und dem Ganzen dadurch diese etwas raue, aber authentische Note verleiht), so werden die unbestreitbaren Stärken dieser Combo offensichtlich: Einprägsame Folk-Elemente in Kombination mit knackigen Riffs, dazu ein guter Mix aus männlichen und weiblichen Gesangsparts plus facettenreiches Songwriting, das richtig was hergibt (welch episch langer Satz *g*).

Unterstützt werden Storm Seeker auf ihren musikalischen Beutezügen zudem von einer Schar namhaften singenden Gastmatrosen: Seeb von Orden Ogan (auf „Sextant“, das von Navigation und der Orientierung(-slosigkeit) im alltäglichen Leben handelt), Mr. Hurley (Mr. Hurley und die Pulveraffen; auf „Deathwatch Beetle Party“) und Teufel von Tanzwut (bei „Mahlstrom“, dem zugleich härtesten Track des Albums) haben ihre einprägsamen Stimmen beigesteuert – und gerade diese Lieder bringen mit ihrer intonierten Andersartigkeit nochmals einen ganzen Schwung Abwechslung auf das Puppdeck.

Das Ticken der Holzwürmer

Apropos „Deathwatch Beetle Party“ – gemäss Promotext bezieht sich „Deathwatch“ auf einsame, stille Nächte der Totenwache, in denen nur das Ticken der Holzwürmer und Nagekäfer im alten Holz vernehmbar ist. O-Ton: „Uns fasziniert die Idee von Holzwürmern auf hoher See, die ihrer Natur folgen und damit das Schiff zerstören, auf dem sie leben und überleben. Dieses paradoxe Bild wird untermalt von einer hüpfenden Cello-Melodie, bei dem das Songwriting in Olafs Homestudio wie von selbst an einem Abend passierte.“

Den Abschluss bildet eine quirlige Version des Gassenhauers „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honululu Strand Bikini“ (und jetzt alle… „1, 2, 3, na was ist denn schon dabei?“) – nicht unbedingt DER Überhit, aber als Schmanckerl für die Schlager- und Pop-Maniacs unter uns durchaus annehmbar.

Passend zum Vintage-Thema erscheint „Guns Don’t Cry“ nebst einem 6-seitigen Digipak auch als Vinyl-Edition sowie in Form einer limitierten Fanbox, die das Album selbst, ein hochwertig besticktes „Guns Don’t Cry“-Taschentuch, ein Falt-Poster und eine signierte Grußkarte der Band enthält.

Das Fanzit Storm Seeker – Guns Don’t Cry

Storm Seeker darf man wohl noch immer als Geheimtipp der Piraten-Metalszene bezeichnen, auch wenn sie mit „Beneath The Cold“ bereits viel Lob einheimsten und nun mit „Guns Don’t Cry“ die Totenkopfflagge noch ein paar Holme höher hissen. Wer die deutschen Freibeuter in dieselbe Schublade wie Alestorm – die wohl bekanntesten Vertreter dieses Genres – stecken möchte, läuft sicherlich nicht Gefahr, über die Planke geschickt oder gar Kiel geholt zu werden (hach, das Thema gibt ja soviel her), doch positionieren sich Strom Seeker weniger in der Partyecke, sondern geben der Thematik – und damit einhergehend auch ihrem Sound – einen etwas ernsthafteren, vielschichtigeren Anstrich, was ich durchaus als Pluspunkt werte.

Wem Folk-Metal mit Piraten-Attitude gefällt, bei welchem nicht auf Klabautermann-komm-raus das einen hinter die Augenklappe kippen im Vordergrund steht – etwas Spass aber dennoch nicht abgeneigt ist – der sollte „Guns Don’t Cry“ eine Chance geben!

Anspieltipps: How To Be A Pirate, Naval Hitchike, One More Day, Sextant

Ab Release reinhören und Boxset portofrei bestellen

Trackliste Storm Seeker – Guns Don’t Cry

  1. How To Be A Pirate
  2. Naval Hitchhike
  3. Shoot This Ship Down
  4. Guns Don’t Cry
  5. One more Day
  6. Compass
  7. Row Row Row
  8. Deathwatch Beetle Party (feat. Mr. Hurley & die Pulveraffen)
  9. Maelstrom (feat. Tanzwut)
  10. Sextant (feat. Seeb from Orden Ogan)
  11. Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strand Bikini

Line Up – Storm Seeker

  • Timothy Abor: lead vocals, bass
  • Olaf Abor: guitars, vocals
  • Sandy McGnomsen: cello, nyckelharpa, vocals
  • Fabi: hurdy gurdy, recorder, vocals
  • Ughar der schrecklich Durstige: keyboards

Video Storm Seeker – Guns Don’t Cry


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



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29.01.2021
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