Irony Of Fate – Wicked & Divine (Cover Artwork)
Fr, 26. Februar 2021

Irony Of Fate – Wicked & Divine

Groove Metal, Melodic Death Metal, Thrash Metal
22.02.2021
Irony Of Fate – Wicked & Divine (Cover Artwork)

Reifer und stärker

Leise Töne? Pustekuchen! 2021 soll unbedingt im Zeichen von guter metallischer Musik stehen. Ohne diese kulturelle Komponente möchte man dieses neue Abenteuer sowieso auf gar keinen Fall in Angriff nehmen. Irony Of Fate wollen bereits Ende Februar dieses Jahres ein wichtiges Ausrufezeichen setzen!

Dies soll in Form der zweiten Scheibe «Wicked & Divine» geschehen, welche über das Label Allegro Talent Media auf die Menschheit losgelassen werden soll.

Wie etliche Reviews auf unserer Homepage zeigen, wurden der jungen Truppe aus Bern in der Vergangenheit stets viele Ambitionen und ein grosses Potenzial nachgesagt. Vergleiche mit Grössen wie Arch Enemy sprechen diesbezüglich Bände. Doch das Quintett sollte keinesfalls lediglich auf den Melodic Death Sektor reduziert werden. In ihren Songs kann es nämlich ebenfalls groovig oder thrashig zu- und hergehen. Auch Ausflüge in die Metalcore-Zone liegen gelegentlich drin.

Zwei Jahre nach dem Debüteisen «Pray For Freedom… Prepare For Extinction» folgt jetzt also ein Nachschlag. Gefühlskonflikte, Seitenhiebe in Richtung der Gesellschaft und spirituelle Angelegenheiten – die Themenpalette der neuen Hymnen ist fraglos abwechslungsreich. Des Weiteren haben die Musiker mit dem ehemaligen Metal Storm Concerts-Präsidenten Atze einen garantiert fähigen Manager an ihrer Seite. Die Zukunft sieht durchaus rosig aus.

Das Album – «Wicked & Divine»

Alle Lobhudelei nützt allerdings eine feuchten Dreck, wenn das Liedgut grottenschlecht daherkommen sollte. Glücklicherweise werden Zweifel dieser Art bereits mit dem Opener «Vengeance» rasch entkräftet. Insbesondere an einem gewissen Virus und den daraus resultierenden Entscheiden würde ich nur allzu gerne Rache nehmen. Aber wir wollen ja nicht abschweifen. Der Fokus soll dem musikalischen Schaffen gelten. Nach einem kurzen Antesten der Instrumente nimmt der Track schnell Fahrt auf. Lasset das muntere Geknüppel beginnen! Die donnernden Drum-Salven von Greg Bucher lassen niemanden kalt. Erste Gitarrensoli gibt’s ebenfalls zu hören. Abgerundet wird das Ganze durch die fiesen Growls von Frontmädel Cveti Stojmenova. Freunden der bewegten Bilder sei ausserdem der Videoclip dieses Stücks ans Herz gelegt. «Cowboys & Aliens» in Comicform wäre wohl der optimale Beschrieb für dieses Kunstwerk. Da momentan Treffen von Menschenansammlungen meist eher tabu sind, entpuppen sich solche animierten Dinge als brauchbare Alternative. Obendrein garantieren sie häufig Popularität. Mit ähnlichen Konzepten hatten auch schon die Gorillaz oder Belzebubs Erfolg.

Treibende Riffs prägen das darauffolgende «The In-Between». Man wird sogleich mitgerissen. Abwechslungsreiche Passagen garantieren ein spannendes Hörvergnügen und untermauern gleichzeitig die kompositorischen Fähigkeiten der Gruppe. Am Mikrofon wird abermals bösartig und hasserfüllt gekeift. Arbeitslose Nackenmuskeln sind hier definitiv Mangelware!

Vom Zwischenbereich geht’s weiter zur Auseinandersetzung zwischen Geist und dem eigenen Ich («Mind vs. I»). Die Haare dürfen schnörkellos weiterhin irgendwelche Propeller imitieren. Ein verdammter Kracher, der während Live-Shows hundertprozentig wilde Moshpits auslösen wird. Obendrein können geschickt eingefädelte Tempovariationen beobachtet werden. Technisch diskussionslos sehr ansprechend, was uns der Fünfer da präsentiert. Greg ist in Tat und Wahrheit das Felle-Penetrations-Biest vom Dienst. Eine aufheulende Saitenkönigin sorgt in den letzten Zügen des Songs für einen gelungenen Abschluss.

Der Schwindler («Deceiver») schreitet ein bisschen gemächlicher ums Eck. Doch exakt solche Variationen machen am Ende eben eine starke und unterhaltsame Platte aus. Die bemerkenswerte Entwicklung von Irony Of Fate darf keinesfalls unter den Teppich gekehrt werden. Sie haben sich zweifelsohne gemacht. Die Steigerung im Vergleich zum Vorgängerwerk ist deutlich zu erkennen. Das löst bei mir sogar verfrühte «Fanzit-Erscheinungen» aus, wie ich gerade selbst feststellen muss… Aber meine Höranalyse wird selbstverständlich fortgesetzt.

Sind wir verflucht? Vor allem nach 2020 darf diese Frage eigentlich verdientermassen gestellt werden. Der Titel des nächsten Liedes passt jedenfalls hervorragend dazu: «We, The Damned». Oha! Was ist denn das für ein psychedelisches Gezupfe an der Gitarren-Front? Klingt speziell, aber Lars Gygax und Raffael Kühni ziehen einen mit dieser Masche trotzdem in ihren Bann. Die beiden Jungs vermögen wahrlich mit ihren «Waffen» umzugehen. Der Fuss bleibt praktisch durchgehend auf dem Gaspedal (mit Ausnahme einer kurzen Verschnaufpause im Mittelteil).

Mit dem Musikvideo zu «Mayhem» haben die Protagonisten Ende Oktober des vergangenen Jahres erstmals auf ihr neues Eisen aufmerksam gemacht. Die Geschichte ist sowohl interessant als auch übelst blutig. Die einzelnen Bandmitglieder befinden sich in einem verlassenen Haus und werden  nach und nach von ihren diabolischen Ebenbildern ermordet. Sind das wirklich irgendwelche Zwillinge? Oder eher finstere Gedanken, die zum Leben erweckt wurden? Die Antworten darauf muss sich jeder selbst zurechtlegen. Ich persönlich habe immer noch schlaflose Nächte vom Grinsen der «Psycho-Cveti». Der Track macht jedoch ziemlich Laune.

Die heftige erfährt Kadenz keinen Abbruch! Gut, von einem Stück namens «Hypocrite» erwarte ich eh null Zimperlichkeit. Das scheppert und donnert in bester «volles Rohr» Manier! Sämtliche Heuchler sollen leiden. Besonders aufmerksame Hörer können ungefähr im letzten Drittel gar eine ultrakurze Hommage an den klassischen «Super Mario»-Soundtrack entdecken. Da hat sich wahrscheinlich bei einem der Klampfer der innere Nerd zu Wort gemeldet. Ein witziger Moment in einer ansonsten knüppelharten Abrissbirne, die einige Einheiten Nackenfitness auslöst. Mächtige Breaks lassen grüssen.

Die Titel-Hymne «Wicked & Divine» begegnet uns an achter Position und entpuppt sich als längstes Kaliber dieses Silberlings. Sie knackt mal eben so die sechseinhalb-Minuten-Marke. Das ist zweifelsohne DER «next-level» Song von Irony Of Fate! Da lehne mich gerne aus dem Fenster. Ein facettenreiches Monstrum, das einen packt und nicht mehr loslässt. Dieser Kandidat gehört zwingend ins Programm der künftigen Live-Darbietungen. Überragend! An dieser Stelle müssen unbedingt auch ein paar Worte über das epische Cover-Artwork verloren werden. Die Darstellung zwischen der bösen und göttlichen Ebene ist ausgezeichnet gelungen. Es lohnt sich definitiv, dieses Ding mehrmals und genau anzustarren. Zudem eignet sich die Illustration natürlich hervorragend für neue Merch-Artikel. Ich freue mich schon auf diese Shirts und Hoodies!

Vielleicht zum Abschluss noch eine Ballade? Nope, da wärt ihr zünftig falsch abgebogen. «Hear Them Calling» fördert ebenfalls das angeregte «Kopfschütteltum». Ein weiteres Mal präsentieren sich die Saitenkitzler von ihrer besten Seite. Ein idealer Schlussspurt.

Das Fanzit Irony Of Fate – Wicked & Divine

Mit Propheten und ihrer Glaubwürdigkeit ist es ja stets so eine Sache. Aber im Falle dieser Kapelle habe ich wirklich immer an ihr Potenzial geglaubt. Mit ihrem zweiten Werk «Wicked & Divine» haben Irony Of Fate dies nun eindrücklich bestätigt und hammermässiges Liedgut abgeliefert. Ein melodiöses und grooviges Gemisch, das einem auf wuchtige Art und Weise die Rübe wegballert! Cveti und ihre Jungs haben eindeutig einen Reifeprozess durchlaufen und können jetzt die Früchte dieser Geschichte ernten. Speziell als helvetischer Metallschädel ist man auf einen solch überzeugenden Leistungsausweis einer Band aus dem eigenen Land äusserst stolz. Liebe «IoF-ler», nehmet dieses Album und erobert damit die Welt!

Empfehlenswerte Hörproben: «Mind vs. I», «Deceiver», «Wicked & Divine»

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Tracklist Irony Of Fate – «Wicked & Divine»

  1. Vengeance
  2. The In-Between
  3. Mind vs. I
  4. Deceiver
  5. We, The Damned
  6. Mayhem
  7. Hypocrite
  8. Wicked & Divine
  9. Hear Them Calling

Line Up – Irony Of Fate

  • Cveti Stojmenova – Gesang
  • Raffael Kühni – Gitarre
  • Lars Gygax – Gitarre
  • Tom Zürcher – Bass
  • Greg Bucher – Drums

Video Irony Of Fate – Wicked & Divine


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



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22.02.2021
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