Mehr als eine Kopie?
Wirft jemand den Begriff Metal-Oper in die Runde, so denken die meisten wohl zuerst an Avantasia oder Avalon. Mit „The Golden Pentacle“ von Magic Opera steht nun ein weiters solches Werk am Start, welches die Herzen eingefleischter Power Metal-Fans mit Flair für Episches höherschlagen lassen will. Avantgardistisch oder eher müder Abklatsch?
Marco Garau dürfte einigen vielleicht als Keyboarder der italienischen Symphonic Metaller Derdian ein Begriff sein. Für sein aktuelles Sideproject holte er nebst den beiden Bandkollegen Salvatore Giordano (Schlagzeug) und Enrico Pistolese (Bass) zusätzlich noch Sänger Anton Darusso (Wings Of Destiny) sowie die beiden Gitarreros Gabriel Tuxen (Seven Thorns) und Matt Krais (ShadowStrike) mit an Bord.
Unglaublich originell und neu ist das Ganze natürlich nicht. Figurierte Tobias Sammet mit Avantasia noch irgendwie als Vorreiter, so folgte alsbald eine muntere Schar an Musikern, die ihren mehr oder minder skurrilen Soloprojekten den eigenen Namen voranstellten und die Musikwelt mit unterschiedlich hörenswerten Alben beglückten – immerhin bescherte uns Timo Tolkki’s Avalon mit „Shine“ so ein cooles Duett von Elize Ryd (Amaranthe) und Sharon Den Adel (Within Temptation). Wie Marco Garaus Ansatz diesbezüglich einzuordnen ist, erfahrt ihr gleich – doch was wäre ein solches Singspiel ohne eine epische, mit Fantasy-Elementen gespickte Geschichte.
Es war einmal…
Schauplatz der vorliegenden Erzählung ist das Königreich Amtork, ein fernes Land, in dem die Bürger unter der Führung von König Leiber glücklich und zufrieden zusammenleben – unterstützt wird unser edler Herrscher dabei vom mächtigen Zauberer Lord Kama. Doch wie so oft kann auch hier der Frömmste nicht in Frieden leben, und so betritt der böse, dem Frieden nicht allzu wohlgesonnene Magier Sir Dohron die Bühne und macht sich auf, das Königreich in unsägliches Leid, sowie seinen Regenten vom Throne stürzen zu wollen. Hier kommt dann auch das dem Album den Namen gebende goldene Pentagramm ins Spiel, denn genau jenes magische Artefakt gilt es zu finden, um die ultimative Macht zu erlangen. Dass dieses gefährliche Relikt vor vielen Jahrhunderten durch die Urväter von Amtork versteckt wurde, um Frieden und Harmonie im Königreich zu erhalten, trägt dabei natürlich zur allgemeinen Dramatik bei. Ob Licht oder Dunkel schlussendlich die Oberhand gewinnt – das dürft ihr gerne selbst herausfinden respektive -hören.
Was hat „The Golden Pentacle“ nun in kreativer Hinsicht zu bieten? Los geht’s mit munterem Glockengebimmel, Pferdegetrappel und Hühnergegacker – der Einstieg in die Story erfolgt musikalisch beinahe zahm, bevor nach rund 90 Sekunden die Schraube mächtig angezogen wird und die Instrumentalfraktion in bester Power Metal-Tradition losstürmt. Bereits im titelspendenden Opener wird zudem der Hang hin zu neoklassischen respektive barocken Anleihen offenkundig, welche sich durch das gesamte Album schlängelt und in Kombination mit interessanten Tempowechseln die Spannung hochhalten. Die Refrains gehen in der Regel sehr gut ins Ohr (als Beispiel sei hier „Keepers Of The Night“ erwähnt), ohne dabei allzu cheesy oder bewusst auf Massentauglichkeit getrimmt zu wirken.
Das eigentlich als reinrassiger Kracher loslegende „Never-Ending Pain“ überrascht so im Mittelteil mit Tango-Rhythmen, in „The Secret Of The Sea“ sorgen sanfte Pianoklänge für eine vorübergehende Verschnaufpause. Natürlich darf auch die obligate Ballade nicht fehlen: Bei „The Other Side“ erscheint unweigerlich ein Meer aus Feuerzeugen vor dem inneren Auge.
Warum weniger eben doch mehr ist
Beim finalen Track „Until The End Of Time“ schlussendlich zuckt der Finger nach etwas mehr als fünfeinhalb Minuten bereits in Richtung Repeat-Taste, derweil Herr Garau es sich nicht nehmen lässt, zur Überraschung aller noch einige Sekunden dran zu hängen und das Album ruhig und gediegen ausklingen zu lassen. Es ist in der Tat erstaunlich, wie viel Abwechslung und Detailverliebtheit während den 65 Minuten auf „The Golden Pentacle“ geboten wird.
Was Magic Opera indes gänzlich abgeht, sind Dinge wie kolossal-orchestrale Einschübe oder bombastisch arrangierte Chorarrangements – was dem Gesamteindruck aus meiner Sicht aber zum Vorteil gereicht, sind es doch gerade die Melodien, die so ins Zentrum gestellt werden. Zähle ich für gewöhnlich zu den leicht nörgelnden Zeitgenossen, welche schnell einmal den Zeigefinger mahnend gen Himmel recken, wenn Saiteninstrumente oder Percussion nicht ganz so druckvoll und wuchtig abgemischt daherkommen, so passt dieses „sich zurücknehmen“ hier einfach wunderbar ins musikalische Gesamtgefüge.
Mit der Wahl von Anton Darusso als Mann hinter dem Mikro hat Garau zudem ein goldenes Händchen bewiesen. Die stimmliche Variabilität reicht von gefühlvollen Klängen bis hin zu rauen Growls, vermag Melodien zu tragen, kann andererseits aber auch ganz schön ruppig dem Song die Kante geben. Andere ähnlich gelagerte Projekte setzen gerne einmal auf prominente Namen, und ja, vielleicht hätten weitere Stimmfarben für etwas erzählerische Abwechslung gesorgt, doch vermissen tu ich es definitiv nicht.
Das Fanzit Magic Opera – The Golden Pentacle
Wie viel Avantasia steckt in Magic Opera von Marco Garau? Gewisse stilistische Parallelen sind natürlich vorhanden, was selbstredend auch in der Natur der Sache liegt. Alles in allem glänzen Magic Opera aber mit viel Eigenständigkeit und durchdachten Melodien, welche sich zuweilen zwar etwas wiederholen mögen, jedoch nie langweilig zu werden drohen.
Den eigenen Namen seinem Soloprojekt voranzustellen, mag in der Tat nicht allzu innovativ sein, das musikalische Endergebnis ist es dafür umso mehr. Wer auf abwechslungsreichen, mit diversen klassischen Elementen gespickten Power Metal mit italienischem Einschlag steht, dürfte mit Magic Opera glücklich werden!
Anspieltipps: Elixir Of Life, Keepers Of The Night, Fight for the Victory, The Other Side
Trackliste Magic Opera – The Golden Pentacle
- The Golden Pentacle
- Elixir Of Life
- Keepers Of The Night
- Never-Ending Pain
- Fight For The Victory
- The Secret Of The Sea
- The Sacred Legacy
- Free Again
- The Other Side
- Thief Of Souls
- Until The End Of Time
Line Up – Magic Opera
- Marco Garau – Keyboards, Orchestrations (Derdian)
- Anton Darusso – Vocals (Wings Of Destiny, Oxidize)
- Gabriel Tuxen – Guitars (Seven Thorns)
- Matt Krais – Guitars (ShadowStrike)
- Salvatore Giordano – Drums (Derdian)
- Enrico Pistolese – Bass, Backing Vocals (Derdian)