Black Diamonds - No-Tell Hotel (Cover Artwork)
Fr, 12. März 2021

Black Diamonds – No-Tell Hotel

Glam Metal, Hardrock
10.03.2021
Black Diamonds - No-Tell Hotel (Cover Artwork)

Diamanten aus dem Rheintal

Als vor einem knappen Jahr die Ostschweizer Rocker Black Diamonds in der Musigburg für die Schweden Crazy Lixx den Konzertabend eröffneten (siehe Review), war dies die letzte Show mit Gitarrist Dee – und auch die letzte Show für eine lange Zeit. So war es mehrere Monate ruhig geworden um die schwarzen Edelsteine. Doch hinter den Kulissen wurde fleissig gewerkelt. Der neue Klampfer Chris Blade Johnson wurde im August den Fans präsentiert und an neuen Songs wurde ebenfalls gearbeitet. Es folgte der Plattendeal mit Metalapolis und Ende Oktober erschien dann mit „Evil Twin“ der erste Vorgeschmack auf den neuen Silberling.

Seit meiner ersten Begegnung mit den Diamonds (in einer guten, alten Zeit – als Support von Kissin‘ Dynamite in der Wetziker Ruhmeshalle), bin ich dem Sound verfallen. Die Jungs treffen mit ihrem 80er geprägten Glam Metal voll meinem Geschmack. Ihre Alben kenne ich mittlerweile in- und auswendig (naja – fast…), es folgten viele weitere geile Konzerte und das eine oder andere Bierchen mit Mich Kehl & Co. Doch so spassig, unterhaltsam und schön das war – nicht nur ich wünschte sich langsam mal neuen Stoff! Auch die Band war sich dessen bewusst und so markierte der Abend in Aarburg dann wirklich so etwas wie einen Schlussstrich.

Das neue Album – Black Diamonds – No-Tell Hotel

Nun ist also dieser neue Stoff endlich da! „No-Tell Hotel“ nennt sich das vierte Studioalbum, am 12. März ist der Geburtstermin dafür. Ich durfte für Metalinside schon mal kräftig reinhören…

Auf dem Cover: Ein pinker, alter Ami-Schlitten parkiert vor einem Nobelschuppen. Dem in (ebenfalls pinker) Leuchtschrift angeschriebenem No-Tell Hotel. Das dürfte wohl wie in Las Vegas sein: Was hier drin passiert, bleibt hier drin… Oder vielleicht auch nicht, wer weiss?

„No-Tell Hotel“ heisst jedenfalls der Einstieg. Der ist noch etwas gemächlich, doch spätestens als der Refrain ertönt, wippt der Fuss das erste Mal mit. Das Stück ist jedenfalls ein Grower und macht mit jedem Durchgang mehr Spass. Die fetzenden Gitarren, das kurze Intermezzo, als Mich tönt wie am anderen Ende einer alten Telefonleitung, noch mehr fetzende Gitarren – zweifellos ein Track, den man sich mehrmals geben sollte.

Von dieser Sorte hat’s noch mehr. Oder soll ich sagen „das ganze Album“? „Evil Twin“, die erste Single-Auskopplung (wobei…: wer weiss heute überhaupt noch, was eine Single ist??) brauchte ebenfalls einen Moment. Oder zwei. Doch spätestens nach dem dritten Durchgang frisst sich der Chorus im Gehirn fest. Hier darf zudem Tieftöner Andi auch ein weiteres Mal zeigen, dass er nicht nur tieftönen, sondern auch singen kann. „Monsters running free again…“ Hach, wäre das fantastisch, mal eine Live Version davon zu erleben!

Das „No-Tell Hotel“ punktet weiter mit Abwechslung. So beginnt beispielsweise „Lonesome Road“ mit einer Lagerfeuer-Atmosphäre, bevor es sich in einen coolen Rocker wandelt. Das ist richtig, richtig stark! Irgendwie kommen mir da die guten, alten Cinderella in den Sinn… Auch zu diesem Track existiert übrigens seit Kurzem ein sehenswerter Videoclip.

„Forever Wild“ drückt danach dafür mächtig aufs Gaspedal, die Diamanten zeigen sich hier von ihrer besten Seite. Eine Gute-Laune-Nummer, die stilistisch wohl am besten mit „Thrillride“ zu vergleichen ist.

Beeindruckend auch die zahlreichen saustarken Gitarrensoli, die man immer und überall entdecken kann. Es scheint, als ob hier Chris wirklich schon seinen Stempel mächtig aufgedrückt hat! Ach, und apropos „Gute Laune“: Man möge sich mal „Saturday“ reinziehen. Ganz einfach gesagt: SO geht Glam Metal! Wenn das keine Live-Granate wird, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Denn dieser Track beinhaltet alles, was sich der Fan nur wünschen kann – inklusive kitschigen „lalala“-Parts! Der einzige Wehrmutstropfen: Mit gerade mal 3 Minuten und 14 Sekunden ist’s ein wahrer Quickie. Dafür haben die Ostschweizer hierfür ein äussert unterhaltsames Comic-Video produziert…

„Anytime“ – hach ja. Eine Ballade. Dass solche Schmachtfetzen nicht fehlen dürfen bei einem solchen Album, versteht sich ja von selbst. Ich bin da ja bekanntlich nicht so der Fan davon…. Neutral betrachtet sind Ähnlichkeiten zu „Love, Lies, Loneliness“ nicht von der Hand zu weisen, auch wenn hier die klassischen Elemente fehlen. Live vorgetragen dürfte das allerdings ziemlich problemlos zu einem Lichtermeer im Publikum führen.

Ferienfeeling gefällig? Weiter geht’s mit „The Island“, einer weiteren Nummer, die flott nach vorne geht – und mit eingeschobenen Reggae-Tönen, die einen prompt an einem karibischen Strand wähnen. Hach… „My Fate“ ist dafür wieder ein Beispiel, dass nicht alles von Beginn weg funktioniert. Hier dauert es ein paar Durchläufe, bis sich vor allem der Refrain dann im Ohr festsetzen kann.

Es wird nochmals etwas ruhiger. „Hand In Hand“ darf man wohl auch als „Ballade“ bezeichnen, aber dieses Mal huldigen die Diamanten Mr. Big („To Be With You“) und Cinderella zu den „Heartbreak Station“ Zeiten. Da dies eh mein Favorit von Tom Keifer und Co ist, gefällt mir diese Nummer natürlich besser, als der „konventionelle“ Schleicher. Wesentlich besser sogar – „Hand In Hand“ entwickelt sich zu einem heimlichen Favoriten…

Der Schlussspurt ist in Hörweite. „Reaching For The Stars“ und „Turn To Dust“ sind erneut zwei herrliche Stampfer in bester Diamanten-Manier. Und beide offenbaren sich ebenfalls erst nach mehrmaligem Hören. Zweifellos ein Qualitätsmerkmal! Doch das dicke Ende kommt erst noch…

Der Rausschmeisser des Hotels ist ein Gesetzloser. Als ich „Outlaw“ das erste Mal gehört habe, hatte ich – ich gebe es zu – schon ein Stirnrunzeln im Gesicht. Hat hier jemand zu viel „Cotton Eye Joe“, zu viel Rednex gehört?? Wenn ihr einen Song auf diesem Silberling sucht, der WIRKLICH gewöhnungsbedürftig ist, dann habt ihr ihn hier gefunden… Aber: Mit jedem Durchgang wird das besser. Es ist halt irgendwie ein Track, der etwas auf Klamauk getrimmt ist. Das machen viele andere Bands schliesslich auch – aber nicht viele liefern dann dazu dennoch einen schlussendlich wirklich geilen Song ab. Ein sehr ungewöhnlicher, aber dennoch unterhaltsamer Check-Out aus dem Hotel „No-Tell“! Da freut man sich auf eine Rückkehr…

Das Fanzit Black Diamonds – No-Tell Hotel

Zweifellos starker Tobak, den die Rheintaler hier abliefern. 12 Tracks, die vor allem auch dank Mich’s rauem Gesang unverwechselbar den Stempel der schwarzen Diamanten tragen. Abwechslungsreich, spannend und oft erkennt man den wahren Wert erst nach etwas „Gewöhnungszeit“. Die Black Diamonds liefern hier einen richtig geilen Nachfolger von „Once Upon A Time“ ab. Die Fans dürfen bedenkenlos zugreifen und wer ansonsten auf die alten Helden der 80er steht, sollte hier unbedingt mehr als nur ein Ohr voll riskieren! 9 von 10 Punkten für DAS Glam-Highlight im Jahr 2021!

Ab Release reinhören und portofrei (vor-)bestellen

Video Black Diamonds – Saturday


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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10.03.2021
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