Die Gegenwart der rockigen 80er
Die 80er sind zwar längst vorbei und es liegen über 30 Jahre zwischen schrill-buntem Outfit, auffälligen Föhnfrisuren und einem musikalischen Subgenre auf seinem kommerziellen Zenit. Seither hat sich musikalisch einiges verändert und weiterentwickelt.
Doch im härteren Musiksektor schwang vereinzelt immer noch etwas mit und hat sich vor allem in Schweden bei jungen Bands eingenistet, die diesen 80s-Spirit regelrecht aufgesaugt und verinnerlicht haben: Crazy Lixx, Eclipse oder H.E.A.T (um nur die bekanntesten Vertreter zu nennen) schlüpfen hemmungslos in die grossen Schuhe von Poison, Ratt oder Mötley Crüe und verwöhnen seit Jahren das Herz eines jeden 80s-Nostalgikers des Hard & Heavy.
Copy-and-Paste? Keineswegs. So simpel gestrickt und belanglos man Hair bzw. Glam Metal auch verschreien kann, so herausfordernd schwierig ist es, die Mucke wie ein Entrecote genau auf den Punkt zu bringen. Die Kunst liegt in einprägsamen und mitsingwürdigen Hooks (was schon mal auch stimmlich Charisma voraussetzt), einem ordentlichen Tritt in den Hintern durch einen treibend pulsierenden Beat, sowie simple und knackige Riffs, die einem die Schuhe ausziehen. Wenn etwas davon nicht passt, wirkt es unausgegoren, fade, abgenutzt und billig – und schon ist man vergessen.
Doch das dürfte bei Maverick nicht der Fall sein. Wie ihre Genrekollegen aus Schweden haben sich die Mannen aus dem irischen Belfast dem fetzig rockigen Sound der 80er verschrieben. Und gerade an Grossevents wie dem H.E.A.T-Festival (Deutschland) oder am schweizerischen Rock the Ring, wo Maverick neben Whitesnake, Tesla oder Def Leppard auftreten konnten, wurde man zunehmend auf die sympathische Truppe aufmerksam. Ihre energiegeladenen Liveauftritte und ihr Flair für angenehm eingängige Songs verleiteten schon früh so manchen Konzertbesucher an den Merchstand, um sich mit veröffentlichtem Material einzudecken.
So wurde bereits nach der Debut-EP «Talk Is Cheap» (2012) das Label Massacre Records auf den Fünfer aufmerksam und veröffentlichte darunter ihre erste Langrille «Quid Pro Quo» (2014). War die EP noch limitiert produziert, so unterstrich man mit dem ersten richtigen Album einen zwar nach wie vor kantigen und sleazigen, aber dennoch eingängigen Sound, der Lust auf mehr machte. Schliesslich wechselte man von Massacre zu Metalapolis, was vom Label her besser auf die Soundausrichtung von Maverick zugeschnitten erschien. Tatsächlich kam der Nachfolger «Big Red» (2016) etwas braver und gebügelter daher, bevor dann mit «Cold Star Dancer» (2018) ein etabliertes Hardrock-Album mit eigenem Charakter von sich reden machte.
Mit «Ethereality» brettert indessen die fünfte Maverick-Veröffentlichung um die Lauscher. Und eines sei vermerkt: das Ding fetzt! Zwar gehen die fünf Iren im Gegensatz zu H.E.A.T und den schwedischen Konsorten etwas dreckiger und heavier zu Werk, doch im Zeichen des überragenden Vorgängers «Cold Star Dancer» führen sie ihr eingängig musikalisches Konzept konsequent fort und schaffen es ein weiteres Mal, eine Schippe draufzulegen. Bereits der Opener ‹Falling› gibt die Richtung ohne Umwege an und liefert knackigen, dynamisch warm produzierten Gute-Laune-Rock der Extraklasse. ‹Thirst› und ‹Never› hauen da in dieselbe Kerbe, bevor dann mit der Singleauskopplung ‹Switchblade Sister› ein erster Höhepunkt die Finger unweigerlich auf die Repeat-Taste verleitet und man wie aus dem Nichts plötzlich mitsingt: «Switch- … blade- … Siste-er!!»
Mit ‹Bells Of Stygian› zieht man die Krallen wieder etwas zurück, bevor man sich mit ‹Angel 6› vollends austobt – ein perfekter Reisser, der wahrlich keine Wünsche offenlässt. Schliesslich geht’s etwas balladesk (The Last One) und leicht punk-rockig (Dying Star) zur Sache, bevor dann mit den abschliessenden ‹Light Behind Your Eyes› und ‹Ares› nochmals typisch hauseigener, grooviger und rifflastiger Heavy Rock abgefeuert wird.
Das Fanzit Maverick – Ethereality
Manch einer mag die 80er langweilig, repetitiv und überholt finden, ein anderer wiederum vergöttert sie. Mit «Ethereality» haben Maverick alles richtig gemacht, um genau diesen Gegensatz zu untermauern. Somit erfinden sie weder das Rad neu, noch klauen sie unverhohlen schlecht von ihren Vorbildern. Eher hat man den Eindruck, dass sie aus ihrer Zeitreise zwar die Essenz der 80er mitgepackt haben, es aber vorbildlich verstehen, diese in die Neuzeit einfliessen zu lassen. Das dürfte deshalb nicht nur dem Ewiggestrigen gut schmecken, sondern generell dem geneigten Rocker das Adrenalin hochjagen. Zwar ist «Ethereality» damit nicht gleich der Heilige Gral seines Genres, aber allemal ein ausgereiftes Werk einer Band, mit der man in Zukunft rechnen darf.
Ab Release reinhören und portofrei bestellen
Trackliste Maverick – Ethereality
- Falling
- Thirst
- Never
- Switchblade Sister
- Bells Of Stygian
- Angels 6
- The Last One
- Dying Star
- Light Behind Your Eyes
- Ares
Line-up Maverick
- David Balfour – Lead Vocals
- Ryan Balfour – Guitars
- Ric Cardwell – Guitars
- Richie Diver – Bass
- Jason-Steve Mageney – Drums