Auf der Suche nach dem letzten Funken
Die musikalische Entdeckungsreise führt uns abermals ins Land der tausend Seen. Wie so oft haben wir mit einer Kapelle aus der Sparte des Melodic Death Metal das Vergnügen. Das Quintett hört auf den Namen Evil Drive und ist seit acht Jahren aktiv. Ihre neuste Schöpfung widmen die Musiker den inneren Dämonen, welche mit grösster Wahrscheinlichkeit in jedem einzelnen von uns schlummern.
«Demons Within» soll Anfang April dieses Jahres über Reaper Entertainment Europe erscheinen. Was das dritte Studioalbum der Finnen so alles anzubieten hat, möchte ich in der anstehenden Analyse gerne herausfinden.
Das Album – «Demons Within»
Glockenklang, Schritte, unheimliche Atmosphäre und danach geht die wilde Fahrt direkt los! Bereits nach wenigen Augenblicken auf «Payback» wird klar, woher der Wind bei dieser Truppe weht. Die weiblichen Growls und das rasante Gitarrenspiel (welches gelegentlich in die Gefilde des Thrash abdriftet) rufen umgehend Vergleiche mit Arch Enemy auf den Plan. Flotter Auftakt. Die gehässige Gangart regt einen umgehend zum Schütteln der eigenen Haarpracht an. Das darauffolgende «Breaking The Chains» klingt dafür dann eher nach Children Of Bodom oder Norther. In diesem Zusammenhang wird man aufgrund des Todes von Alexi Laiho gleich wieder verdammt emotional… Das Liedgut ist jedoch fraglos hörenswert.
Der Titel-Track «Demons Within» befindet sich auf Position drei. Bösartiges Brüllen und melodiöse Saitenhexereien dominieren das Geschehen. Solide Angelegenheit, wobei ich allerdings noch das Herüberspringen des letzten Funkens vermisse. Während «Rising From The Revenge» wird erneut intensiv geknüppelt. Spätestens an dieser Stelle müsste man gewisse Ähnlichkeiten zu unseren helvetischen Emporkömmlingen Irony Of Fate erwähnen. Die Stimme von Viktoria Viren klingt fast so wie diejenige von Cveti Stojmenova.
Ein bisschen Abwechslung in den jeweiligen Songstrukturen würde dieser Platte freilich nicht schaden. Gerade bei «We Are One» fällt einem abermals auf, dass sich einige Nummern mit der Zeit kaum auseinanderhalten lassen. Da erscheint urplötzlich aus dem Nix «Too Wild To Live, Too Rare To Die!», dass in Tat und Wahrheit aus einem Lehrbuch des «Melodic Suomi»-Fachgebiets stammen könnte. Kracher diese Marke dürften ungeniert regelmässiger auf den Plan treten. Ein unumstösslicher Kandidat für künftige Live-Darbietungen.
Die fröhlichen Elemente in «Lords Of Chaos» wirken zwar überraschend, aber das Stück gewinnt fortan an Stärke. Offenbar scheint man sich die überzeugenderen Argumente für die zweite Scheibenhälfte aufgespart zu haben. Zumindest entsteht bisher ein solcher Eindruck. Ausreichend «Eskalations-Potential» steckt ebenfalls in «Bringer Of Darkness». Ein hassdurchtränktes Ding mit fiesen Riffs! Gefangene werden hierbei garantiert keine gemacht.
Die gute Viktoria beweist während «In The End» Facettenreichtum, in dem sie ab und klar gesungene Passagen ins Rennen schickt. Das bringt sicherlich frischen Wind in die Bude, aber die kehligen Laute beherrscht sie meines Erachtens besser. Aufgrund des gemässigten Tempos dürfte das Ganze wohl als eine Art Ballade eingestuft werden. Mit einer Hymne der Marke «Reason To Believe» kann die Komposition jedoch nicht mithalten (aber ich sollte eine gewisse blauhaarige Dame besser kein weiteres Mal ins Spiel bringen, sonst drohen Metalinside-Kollege Kaufi plötzlich schlaflose Nächte oder andere Horror-Szenarien…). Der anschliessende Rausschmeisser «Ghost Dimension» liefert dann wieder Nährboden für die Mähne schwingende Zunft. Am Ende sind passenderweise sich langsam entfernende Schritte hörbar.
Das Fanzit Evil Drive – Demons Within
Evil Drive düsen mir noch eine Spur zu viel auf der «Klon-Schiene» durch die Gegend. Inspirationsquellen sind ja völlig legitim, aber irgendwann wünscht man sich unausweichlich mehr Eigenständigkeit. Das Rüstzeug dazu wäre diskussionslos vorhanden. Des Weiteren bin ich felsenfest davon überzeugt, dass die Finnen einen im Rahmen eines Konzerts locker mitreissen können. «Demons Within» hat seine starken Momente eindeutig im zweiten Abschnitt. Das macht trotzdem Hoffnung für die Zukunft (sofern die kritischen Aspekte erfolgreich ausgemerzt werden können).
Empfehlenswerte Hörproben: «Breaking The Chains», «Too Wild To Live, Too Rare To Die!», «Bringer Of Darkness»
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Tracklist Evil Drive – «Demons Within»
- Payback
- Breaking The Chains
- Demons Within
- Rising From The Revenge
- We Are One
- Too Wild To Live, Too Rare To Die!
- Lords Of Chaos
- Bringer Of Darkness
- In The End
- Ghost Dimension
Line Up – Evil Drive
- Viktoria Viren – Gesang
- J-P Pusa – Gitarre
- Ville Viren – Gitarre
- Antti Tani – Drums
- Matti Sorsa – Bass