Gelungenes Zweitwerk
Morgarten ist nicht nur der berühmte Austragungsort eines mittelalterlichen Kampfes sondern auch eine Band aus Neuchâtel, die einen stark symphonisch geprägten Folk Black Metal spielt. Ebendiese Band veröffentlicht nun über Inner Wound Recordings sechs nach Risen to Fight ihr zweites Album namens Cry of the Lost und das hat es durchaus in sich.
Gleich zu Beginn hat die Band nämlich einige der stärksten Tracks des neuen Albums platziert. Doch bevor die elektrischen Gitarren losjaulen dürfen, laden uns die „Frères d’Armes“ in die Taverne ein. Das Intro baut eine schöne Stimmung auf, die das Konzept dieser Scheibe aufnimmt. Das tun auch die Illustrationen im Booklet auf gelungene Art und Weise. Die Präsentation dieser Elemente hilft dabei, sich in die Erzählung um den fallenden Krieger hineinzuversetzen. Als Inspiration diente Morgarten dabei die Geschichte von Winkelried. Die Band wählt aber keinen direkten Ansatz, um den Mythos zu erzählen, sondern legt den Fokus ihrer Texte vielmehr auf eine persönliche Ebene und die Gefühlswelt der Protagonisten. Die Texte selber werden dabei nicht in ein Reimschema gepresst, sondern liegen als Prosa vor, was die Erzählung sehr einfach nachvollziehbar macht. Aber wie steht es denn um die Musik auf Cry of the Lost? Wie bereits erwähnt, schrauben Morgarten das Qualitätslevel mit den ersten Tracks nach oben. „To Victory“ und „First Blood“ bieten symphonischen Black Metal angereichert mit folkigen Melodien. Dazwischen hat die Truppe den Hit des Albums platziert: „Tales of my Lands“. Der Song ist purer Folk Metal inklusive Dudelsack und schrammt haarscharf an der Grenze zum Fremdkörper auf dem Album vorbei. Aber einerseits haben Morgarten genügend Anknüpfungspunkte an ihr Konzept in die musikalische Struktur eingearbeitet und andererseits ist das Stück schlicht zu gut, als dass es stören würde. Die Hauptmelodie setzt sich von Beginn weg im Ohr fest, aber dennoch mangelt es nicht an Abwechslung, so dass der Song auch nach vielen Hördurchgängen immer noch interessant ist.
An dieses starke Eröffnungsquartett kann die Band nicht unmittelbar anknüpfen. Der Mittelteil von Cry of the Lost ist solide Kost für alle, die gerne sehr viel symphonische Elemente in ihrem Black Metal haben. Aus der Masse an ähnlicher Musik stechen Morgarten aber erst mit dem letzten Albumdrittel wieder heraus. Gegen Schluss hin steigt die kompositorische Qualität nochmals merklich an und steuert auf den Schlusspunkt „Meeting the Almighty“ zu, der das Album schön beendet und den Hörer mit einem zufriedenen Gefühl aber auch leicht erschöpft zurücklässt. Erschöpft, weil die Abmischung zwar gut, der Klang aber äusserst dicht ist und eine grosse Aufmerksamkeit einfordert. Eine Verschnaufpause in Form eines ruhigen Zwischenspiels sucht man vergebens und Breaks in den einzelnen Tracks sind auch nur spärlich vorhanden, aber das passt natürlich zur emotionalen Geschichte, um die sich Cry of the Lost dreht.
Das Fanzit zu Cry of the Lost von Morgarten
Morgarten legen mit ihrem Zweitwerk ein tolles Stück symphonischen Folk Black Metals vor. Cry of the Lost kann seine Qualitäten zwar nicht über das ganze Album hinweg ausspielen, überzeugt aber insbesondere mit einem hörenswerten Anfang und Ende. Für gute 8 Punkte reichts also locker.
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