Mal Hallo sagen
Eine neue CD ist meist ein guter Grund, um einer Band „Hallo“ zu sagen und zu fragen, was-wieso-warum-etwas-so-ist. Wenn dann die CD sogar ein Debüt ist, noch spannender wirds. Russell Knobel, Sänger, Gitarrist und Gründungsmitglied von Despising Age aus Cadenazzo (Kt. Sonnenstube), erzählte Metalinside (Jürgen) etwas über die Entstehung des Erstlings „Belligerent“, den wir auf dieser Seite besprechen (siehe Review).
Wer sind Despising Age?
Despising Age erblicken 2012 in Cadenazzo das Licht der Musikwelt und sind angetrieben vom Wunsch, Death Metal im Stil der floridianischen Bands der 90er Jahren zu spielen. Die erste Besetzung nahm eine Demo („DEMOnstration Of Hatred“, 2013) und eine EP („A New Dawn Of Celestial Suffering“, 2014) auf. Beide Aufnahmen bieten Death Metal alter Schule, der sich an Obituary und Bolt Thrower orientiert und eine leichte thrashige Kante hat. Die Band wollte aber Songs auf dem Niveau von Gruppen wie Suffocation, Malevolent Creation und Monstrosity komponieren. Das führte anfangs Januar 2016 zu einem Personalwechsel. Endlich war es möglich, Lieder zu schreiben, die aufwendiger, heavier und schneller sind. So entstand 2017 die zweite EP “Path Into Insanity”, die der Band Anlass gab, zahlreiche Konzerte zu spielen, darunter ein in Bellinzona mit unseren Idolen Suffocation. Währenddessen komponierten Despising Age fleissig weiter mit dem Ziel, noch schnellere Stücke zu schreiben. Diese kreative Dynamik war so kräftig, dass die Lust eine Debüt-CD zu präsentieren, ins unermessliche stieg. 2020 – während des ersten, kleinen Lockdowns – ging die Band ins Studio und nahm in kurzer Zeit alle zehn geschriebenen Stücke auf. Diese zeigen die krasse Evolution der Band und werden in Zusammenarbeit mit Planet-K Records aus Triest unter dem Namen „Belligerent“ veröffentlicht.
Was geschah in den vier Jahren zwischen der letzten EP und dem Debüt?
Wir haben mehr live gespielt als sonst. Vor allem das Jahr 2018 war sehr wichtig für uns, denn wir sind mehrmals in Italien und in der Deutschschweiz aufgetreten. Obwohl wir kein Zeitfenster für die Veröffentlichung des Debüts im Kopf hatten und die neuen Lieder noch unfertig waren, präsentierten wir sie dem Publikum. Im Herbst 2019 waren die Stücke fertig komponiert und so konnten wir das Studio buchen. Wir beschlossen auch, dass „Belligerent“ 2020 erscheinen sollte, aber dann kam die Covid-Geschichte. Immerhin, wir konnten deswegen an den Songs weiter feilen.
Wieso sollte das Publikum “Beligerent“ checken?
Diese CD enthält zehn Songs, die keine Verschnaufpause erlauben. Wer Blast Beats und rollende Double-Bass-Attacken liebt, die von schneidenden Gitarren begleitet werden, die Death- und Thrash-Metal singen, werden Ohren machen. Jedes Lied hat einen eigenen Charakter. “Endangered Posterity”, “In Agony’s Clutches”, und “Redemption Through Enucleation” sind direkt, heavy und absolut Death Metal. Andere – wie “Deterioration“, “Where Repulsion Takes Form”, “ Tomorrow Comes Bleeding” und “Suicidal Pandemia” – zeigen aggressive Thrash-Riffs, die auf schnellen Drum-Linien aufbauen. Weitere sind hingegen manchmal fast melodisch, behalten aber die Härte bei, die wir mit dieser CD vermitteln möchten.
Einflüsse und Helden?
Die Namen die uns als Band stets motiviert haben, sind Suffocation, Malevolent Creation, Monstrosity und Death. Die Gitarristen, die all den Jahren an unseren Stücken mitgewirkt haben, haben gemeinsam, dass sie mit Hardcore, D-Beat, Thrash Metal und mehr aufgewachsen sind. Es ist also nachvollziehbar, dass jeder von ihnen viele Bands ausserhalb des Death Metal kennt und liebt. Die Geschmäcker variieren vom klassischen Heavy Metal bis zum Derbsten. By the way: Auf unserem Youtube-Kanal findet ihr auch ein Cover von „Lycanthropy“ (Six Feet Under).
Die ewige Leier mit der Pandemie…
Die Pandemie schränkte unsere Zeit im Proberaum ein. Persönliche Treffen fielen zwar aus, dafür konnte sich jeder einzelne auf die Arbeit für das Album fokussieren. Für viele war dies nicht einfach. In den langen Monaten, während denen alles tot und kalt schien, wandten sich die einen mehr dem Job zu, die anderen suchten Abwechslung, um dem grauen Alltag der besonderen Lage zu entfliehen. Zum Glück gingen wir schon nach dem kleinen Lockdown ins Studio, um doch noch etwas Adrenalin und gemeinsamen Emotionen zu geniessen.
Quo vadis, Despising Age?
Bald kommt das Debüt raus und wir sind sehr zufrieden. Nach der Produktion von drei CD in eigener Regie, brannten wir darauf, diese über ein Label zu veröffentlichen. Wir reden hier nicht von Followers, Likes oder Tags auf Social Media. Uns geht es darum, unsere Musik mit jedem zu teilen, der Death Metal mit Charakter liebt. Es wäre ein Traum, auf den grossen Festivalbühnen zu spielen, aber jetzt wären wir heilfroh, „Belligerent“ überhaupt live zu promoten. Ausserdem arbeiten wir bereits an neuen Sachen, die vielleicht ein weiterer Quantensprung im Sound von Despising Age sein werden.