Australia still rocks!
Hinter dem Namen Mystery steckt eine vierköpfige Hard Rock-Kapelle aus Down Under, die sich schon mit Grössen wie Iron Maiden, Mötley Crüe, Motörhead oder Cheap Trick die Bühnen dieser Welt teilen durfte. Zudem attestiert man den «Aussies» den Titel als «jüngste Band, die jemals auf Tour gegangen ist».
Recherchen im eigenen Territorium haben ergeben, dass wir von Metalinside.ch bereits einmal mit einem Werk dieser Künstler das Vergnügen haben. Die damalige Analyse von André Günther galt dem 2014er-Silberling «From Dusk Till Dawn» (siehe Review).
Nun ist also satte sieben Jahre später das Nachfolgealbum «Live Life Loud» auf meinem virtuellen Schreibtisch gelandet. Dieser Scheibentitel ist selbstverständlich ein absoluter Volltreffer, denn so manch ein Sympathisant der rockigen Klänge versucht schliesslich tagtäglich diesem Motto zu frönen. Ende August dieses Jahres – genauer gesagt am 27.08.2021 – will Metalapolis Records das frischgeschmiedete Eisen unters Volk bringen. Die Wirkung der einzelnen Nummern möchte ich in den nächsten Zeilen ausführlich beschreiben.
Das Album – «Live Life Loud»
Die eingängigen Keyboard-Töne zum Auftakt von «Rock Revolution» versetzen einen auf direktem Weg schnurstracks zurück in die 80er-Jahre! Stilistisch dürften wir helvetischen Rocker bei diesem Sound ziemlich rasch Vergleiche zu Fighter V oder den Black Diamonds anstellen. Der Track enthält grundsätzlich alles, was Freunde dieser Stil-Ecke schätzen und brauchen: Saubere Gitarren-Arbeit, eine verruchte Gesangsstimme, eine Prise-Melodie, Mitmach-Parts und diese ansteckende «Gute-Laune-Attitüde». Sleaze- und Glam-Elemente sind ebenfalls enthalten.
Huch! Auf die Revolution folgt urplötzlich der Kniefall («To My Knees»). Geht’s noch? Klar funktioniert das, denn die Akteure widmen diesen Song den bezaubernden, reizenden, weiblichen Geschöpfen (zu denen garantiert auch Trommlerin Emily Car zählt), die so manchen Mann um den Verstand bringen und die Haxen umgehend in Wackelpudding verwandeln. Flirt-Tipp: Spiel dieses Stück ruhig deiner Angetrauten vor. Der Weg in ihr Herz ist dir damit zweifelsohne sicher. Doch aufgepasst! Mit der eigenen Lustkontrolle («Lust Control») ist es stets so eine Sache. Eine stabile Selbstbeherrschung ist keinesfalls durchgehend gewährleistet. Während das vorangegangene Lied eher für anständige Zweisamkeit sorgt, dürften zu «Lust Control» höchstwahrscheinlich «schmutzigere» Akte vonstattengehen (inklusive Augenzwinkern und süffisantem Grinsen).
Der Samenlöser – ähm… ‘tschuldigung… ich meine natürlich die Ballade – kreuzt unseren Weg dann auf Position vier. «All We Need Tonight» ist glasklar ein Fall für die Feuerzeug-Nostalgiker. Ich selbst würde währenddessen wohl kuschelnd mit meiner Hopfenblondine in irgendeiner Ecke stehen, in Gedanken auf die glückseligen Paare in der näheren Umgebung herunterreihern und auf rasantere Geschichten warten beziehungsweise hoffen. Haben Mystery meine Hirngespinste etwa mitbekommen? Weil mit «Tear Down The Walls» folgt effektiv Vollgas-Material. Das bringt umgehend wieder Schwung in die Bude! Die Saitenkönigin wird mit fulminantem Einsatz zum Kreischen gebracht. Im Rahmen von Live-Darbietungen wäre dieser Kracher fraglos Trumpf! Ich sehe die Massen schon ausflippen.
Das Quartett bleibt in der Spur und galoppiert mit «I’m Just Into You» munter weiter. Solide Komposition, die gut runtergeht, aber ungeniert noch eine besondere Würze oder Spezialzutat vertragen könnte. Das löst «A Different Side Of Me» dank wirkungsvollen Groove-Elementen schon besser. Die Kopfnicker unter uns werden exakt aufgrund dieser Parts definitiv animiert. Im Anschluss kehrt «Count On Me» zurück in balladeske Sphären. Dieses Mal lasse ich es allerdings gelten, denn das Ganze hat – möglicherweise wegen des melodiösen Keyboard-Geklimpers – durchaus seinen Reiz. Ausserdem liegt einmal kuscheln pro Konzertabend doch drin, oder? Zumal mit «You Think You Know» sowieso bereits das nächste, rockige Lied in den Startlöchern steht. Lasst uns gemeinsam die Mähnen schütteln! Sauber gemacht.
Oha, «Leave Me In The Dark» macht die 80er-Jahre umgehend abermals salonfähig. Eine mitreissende Nummer, die ein weiteres Mal das Keyboard ins Rampenlicht rückt. Unterhaltungswert ist absolut gewährleistet. Die letzten paar Zeigerumdrehungen von «Live Life Loud» gehört danach «Nuke Em High». Ein wilder Abschluss, der eine neue Seite der Truppe präsentiert. Die können offenbar bei Bedarf auch problemlos auf die härtere Schiene wechseln. Diese überraschende Wendung entpuppt sich als bockstarker Zieleinlauf. Nuklearwaffen sind bekanntermassen eh nichts für Weichspüler oder Warmduscher.
Das Fanzit Mystery – Live Life Loud
Mystery bieten auf ihrem neusten Streich «Live Life Loud» grundsolide Kost, die diverse Sub-Genres der Rock-Sparte abdeckt. Das musikalische Schaffen ist angelehnt an dasjenige der Grössen aus den 80er-Jahren. In einem Punkt gehe ich gerne mit der damaligen Analyse von Kollege André einig: Am Wiedererkennungswert müssen die Künstler nach wie vor ein bisschen herumschrauben und arbeiten. Trotzdem machen die einzelnen Tracks Spass, bieten viel Unterhaltung, motivieren zu «Feier-Eskalationen» und ich persönlich konnte sogar einer der Balladen etwas abgewinnen.
Vielleicht schickt Metalapolis Records die «Aussies» eines Tages gemeinsam mit «unseren» Black Diamonds auf Tour – wer weiss?
Empfehlenswerte Hörproben: «Rock Revolution», «To My Knees», «Tear Down The Walls», «Nuke Em High»
Tracklist Mystery – «Live Life Loud»
- Rock Revolution
- To My Knees
- Lust Control
- All We Need Tonight
- Tear Down The Walls
- I’m Just Into You
- A Different Side Of Me
- Count On Me
- You Think You Know
- Leave Me In The Dark
- Nuke Em High
Line Up – Mystery
- Rocky Ravic – Gesang/Gitarre
- Oscar Hauke – Bass
- Duje Ivic – Keyboard
- Emily Car – Drums
Video Mystery – To My Knees