Blutvergiessen zwecks Auslöschung der Sünde
Die Niederlande sind eigentlich auch regelmässig ein interessanter Quell für vielversprechende Bands aus der Todesblei-Sparte. Das muss man einfach einmal neidlos anerkennen. Namen wie Asphyx, Sinister, Pestilence oder Legion Of The Damned liefern in diesem Zusammenhang bereits ausreichend Referenz-Material ab.
Dieser Text soll jedoch eine andere Truppe ins Zentrum rücken: Bloodphemy aus der niederländischen Provinz Utrecht. Nachdem Sie etliche Jahre von der Bildfläche verschwunden waren, meldet sie sich 2015 zurück und agieren seither als fleissige Arbeitsbienen. «Blood Sacrifice» ist bereits die dritte Scheibe, welche nach diesem Comeback auf die Menschheit losgelassen wird. Thematisch gilt die Aufmerksamkeit einem Priester, der irgendwann im 19. Jahrhundert als Leitwolf einer ländlichen Gemeinde in den USA figurierte. Der werte Kollege war offenbar nicht ganz richtig im Kopf und hat alles und jeden um ihn herum als Sünde betrachtet. Diese Wahnvorstellungen trieben ihn schliesslich dazu, in seiner Gemeinschaft ein fürchterliches Blutbad anzurichten, um damit – zumindest aus seiner Sicht – wieder eine angemessene Ordnung herzustellen. Der Priester endete darauf in einem Irrenhaus, welches ausnahmslos von Sündern bewohnt wurde. Mit dieser Tatsache kam der Diener Gottes selbstverständlich gar nicht klar und verfiel aufgrund dessen endgültig seinem Wahn. Erinnert mich irgendwie an einen Film, den ich vor Ewigkeiten einmal gesehen habe…
Gemessen an der obigen Geschichte kann ich mir schon jetzt ungefähr vorstellen, wie das Ganze soundtechnisch klingen wird. Tod, Blut und Gemetzel lassen grüssen. Ihr könnt euch somit gerne meine nachfolgende Analyse zu Gemüte führen oder euch ansonsten am 3. September 2021 gleich selbst ein eigenes Bild von der ganzen Sache machen. An diesem Datum wird «Blood Sacrifice» nämlich erscheinen. Behaltet dazu einfach das Underground-Label Emanzipation Productions im Auge.
Das Album – «Blood Sacrifice»
Die Glocken des Intros «Last Cry For Humanity» läuten den blutrünstigen Untergang der Gemeinde ein. Des Weiteren stammelt unser verrückter Priester ein paar wirre Worte und im Hintergrund sind gellende Schreie zu vernehmen. Danach wird mit «House Of Souls» die groovige Höllenbestie aus dem Käfig befreit und – begleitet von kreischenden Gitarren und einem grunzenden Olivier van der Kruijf – auf ihren Pfad der Zerstörung geschickt. Hinzu kommt derbes Trommel-Feuerwerk von Edwin Nederkoorn. Flotter Beginn und fraglos geeignete Kost für sämtliche Death Metal-Befürworter. Beim darauffolgenden Treueeid («Pledge Of Allegiance») geht’s eine Spur rasanter zur Sache. Da galoppieren direkt ein paar mähnenschwingende Reiter vorbei und reissen den Zuhörer mit. Die Herrschaften lassen aber ebenfalls aufblitzen, dass sie ab und an Tempovariationen in ihre Kompositionen einzuweben vermögen.
An vierter Track-Position treffen wir auf die Sünde («Sin»). Man wird abermals zum Aktivieren der eigenen Nackenmuskeln animiert und kann angestaute Aggressionen sorglos herauslassen. Der Fünfer steht effektiv für solides Handwerk, aber bisher vermisse ich trotzdem die besonderen Momente, welche einfach herausstechen. Ansonsten ist der Kritiker eben dazu geneigt, die Gruppe mit dem Prädikat «eine von vielen» abzuspeisen. Bevor wir jedoch zu fies werden, gibt’s mit «Flock Of Lambs» versöhnliche Kirchenmusik und blökende Lämmer hinterher. Die entspannte Atmosphäre wird aber bald schon durch erneutes Todes-Geprügel weggefegt. Stilistisch sind eindeutig Parallelen zu Nile feststellbar. Gegen Ende sind die Riffs sogar vorrübergehend auffallend schwermetallisch angehaucht.
«Revelation» vermittelt den Eindruck, dass wir effektiv immer tiefer in die gedanklichen Abgründe des Priesters abtauchen. Was für ihn wie eine Offenbarung wirkt, erweckt bei der Zuhörerschaft eher beängstigende Gefühle. Leider kommt die Nummer phasenweise ziemlich überladen daher und hat ausserdem ihre nervösen Momente. Eine weitere, diabolische Nackenmassage gibt’s dafür mit dem nachfolgenden «Conviction». Die Headbanger unter euch werden mit diesem Ding richtig gefordert sein! Hört man da zu Beginn von «Bloodborne» etwa progressive Allüren? Naja, diese Feststellung wird allerdings verdammt schnell durch die nächste Abrissbirne zunichte gemacht. Die primäre Dominanz gebührt dem Death Metal. Olivier kann übrigens nicht nur grunzen, sondern ebenfalls keifen. Beim nächsten Lied mischt sich ein interessanter Gast ein: Marc Grewe – der deutsche Frontmann der Supergroup Insidious Disease. Der macht zweifelsohne einen guten Job und veredelt damit die ganze Angelegenheit zu einem fiesen Kracher. Hörprobe wird wärmstens empfohlen!
Das Einbiegen auf die Zielgerade erfolgt mit «In Righteous Solitude», das einen sogleich zum munteren Kopfnicken anstachelt. Es werden abermals keine Gefangenen gemacht! Dem reinen Geknüppel wird immer wieder eine Prise Melodie beigefügt. Die Schlussminuten gehören schliesslich der längsten Hymne der Platte: «Derogated Salvation». Da wird den Lauschern doch noch einiges geboten. Ein ansprechender Ausklang!
Das Fanzit Bloodphemy – Blood Sacrifice
Bloodphemy erfinden mit «Blood Sacrifice» das Rad nicht gerade neu. Die Niederländer bieten zwar fraglos grundsolide Handwerkskunst an, aber durchgehend beeindrucken können sie damit leider trotzdem nicht. Für ein gelegentliches Hören – inklusive dazugehörigem Kopfschütteln – reicht das völlig. Bei künftigen Alben muss dann allerdings schon eine gewisse Leistungssteigerung her, falls man zuoberst an der Todesblei-Spitze mitmischen möchte. Tja, am Ende reicht’s für eine solide Sieben (auf welcher die Herrschaften hoffentlich aufbauen können).
Empfehlenswerte Hörproben: «Flock Of Lambs», «In Cold Blood», «Derogated Salvation»
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Tracklist Bloodphemy – «Blood Sacrifice»
- Last Cry For Humanity
- House Of Souls
- Pledge Of Allegiance
- Sin
- Flock Of Lambs
- Revelation
- Conviction
- Bloodborne
- In Cold Blood (Feat. Marc Grewe)
- In Righteous Solitude
- Derogated Salvation
Line Up – Bloodphemy
- Olivier van der Kruijf – Gesang
- Bart van Wallenberg – Gitarre
- Arjan van Dune – Gitarre
- Robin Zwiep – Bass
- Edwin Nederkoorn – Drums