Ophelia's Eye - Met-Bar Lenzburg 2021
Sa, 4. September 2021

Ophelia’s Eye, Death By Pressure

Met-Bar (Lenzburg, CH)
17.09.2021
Ophelia's Eye - Met-Bar Lenzburg 2021

Düstere Glarner treffen auf moderne Dulliker 

Die Met-Bar Crew servierte uns am Samstagabend ein gegensätzliches Menü. Gemessen an den Reaktionen der Gäste schien die Solothurner Speise namens Ophelia’s Eye die Mehrheit der anwesenden Gaumen befriedigt zu haben. Doch auch die Death By Pressure-Portion hatte ihren Reiz. Sie erforderte beim Kauen und dem anschliessenden Verdauen einfach etwas  mehr Aufmerksamkeit.

Na, hungrig? Da muss ich euch enttäuschen, denn in den nachfolgenden Zeilen werdet ihr leider keine Rezepte vorfinden. Dafür wird garantiert über Musik gesprochen. 

Heute steht ein erneuter Abstecher in die Lenzburger Honigwein-Schenke auf meiner «to-do»-Liste. Dieses Mal sogar wieder in komplett offizieller Journalisten-Mission (sprich mit Akkreditierung). Das fühlt sich richtig gut an. Zudem lerne ich bei dieser Gelegenheit direkt zwei für mich unbekannte Kapellen kennen: Ophelia’s Eye und Death By Pressure. Die Horizonterweiterungen wollen einfach kein Ende nehmen – aber das ist mir völlig recht. Die Vielfalt unserer helvetischen Metal-Szene darf keinesfalls unterschätzt respektive unter Wert verkauft werden.

Apropos lokale Szene: Den gestrigen Freitag haben meine Freunde und ich im St. Galler Jugendkulturraum flon ausklingen lassen und dabei gleich den Auftritten von The Uprising, All Life Ends und Vomitheist beigewohnt. Eine rundum gelungene Sache! Endlich kann man seine Wochenenden zumindest teilweise abermals so verbringen, wie es grundsätzlich immer sein sollte. Die daraus resultierenden Glücksgefühle sind wahrlich willkommen!

Nun aber zurück zum heutigen Programm. Da ein Kumpel in seinen Geburtstag hineinfeiert, läuft der exzessive Hopfentee-Konsum praktisch wie von selbst. Doch habt bloss keine Angst, wir stellen selbstverständlich sicher, dass unsere Gehörgänge für die bevorstehenden Darbietungen brav fit bleiben.

Death By Pressure

Punkt 21 Uhr eröffnen Death By Pressure aus dem Kanton Glarus den Konzertreigen. Mir wird dabei schlagartig bewusst, dass ich bisher noch nie mit einer Truppe aus dem Glarnerland das Vergnügen hatte. Bezüglich der dortigen Szene hat mein Wissensstand fraglos Auffrischungsbedarf. Meine Lauscher sind jedenfalls gespannt.

Die Shirts der vier Akteure lassen bereits erste Vermutungen zu, in welche Richtung der just in diesem Augenblick aus den Boxen dröhnenden Sound gehen könnte. Zu sehen sind nämlich die Schriftzüge von Primordial, Rotting Christ, Draconian und Dark Funeral. Wir dürften uns somit im melodiösen und sphärischen Schwarzmetall-Sektor bewegen. Diese Vermutung wird dank der ersten beiden Nummern umgehend bestätigt. Zudem lässt ein Titel wie «Hobbit» die Fantasy-Herzen sowieso subito höherschlagen und ist deshalb alles andere als fehl am Platz.

Optisch erinnert mich Basserin Mary irgendwie an Madame Marloes von Izegrim. Grimmig dreinblickend zupft sie an ihren Saiten herum. Die Band Emerald hat wegen meiner Wenigkeit zu dieser Thematik ja extra einmal ein Aufklärungsvideo produziert. Seither weiss ich, dass diabolische Gesichtszüge zum Muss-Repertoire eines jeden Bassisten gehören. Nichtsdestotrotz nehme ich einen kleinen Spoiler gerne vorweg: Am Ende des Gigs zeigt uns Mary dann doch noch ein sympathisches Lächeln.

Death By Pressure bevorzugen längere Kompositionen, welche sich hervorragend zum Eintauchen und Geniessen eignen. Einige Zuschauer scheinen jedoch auf ein bisschen mehr Action gehofft zu haben. Tja Leute, ihr müsst euch eben auf solche Geschichten einlassen. Lieder dieser Art brauchen Zeit und Aufmerksamkeit. Ausserdem verläuft die Show beinahe fehlerfrei. Einzig zu Beginn sieht sich Fronter Thomas mit einem quietschenden Mikro konfrontiert. Später gibt er zu, dass beim zweitletzten Track «World Obliterates Us» ein paar falsche Töne mit von der Partie waren. Ist mir allerdings gar nicht aufgefallen. Das Finale «Endless Abyss» wird uns schliesslich als zehnminütiger Melodie-Brocken angekündigt, denn wir jetzt hinunterwürgen sollen. Das Monstrum bereitet mir keine Probleme. Gerne mehr davon!

Ophelia’s Eye

Nach einer etwas längeren Pause dürfen dann um 22.30 Uhr verhältnismässig spät Ophelia’s Eye an den Start gehen. Trotzdem wird rasch klar, dass die Leute am heutigen Abend wegen dem Headliner nach Lenzburg gepilgert sind. Der Saal ist nun besser gefüllt und die euphorisierten Fans eskalieren regelrecht. Bockstarke Sache! Das liegt zweifelsohne an den – Zitat Fronter Michel – «lüpfigen» Songs. Das Quintett aus Dulliken im Kanton Solothurn macht mit viel Elan Stimmung und verwandelt die Met-Bar locker in ein Tollhaus. Stilistisch lassen da unter anderem Grössen wie Killswitch Engage oder Heaven Shall Burn grüssen.

Michel ist in Tat und Wahrheit der geborene Entertainer. Ein echter «Schnorri-Hueber»! Der könnte auch problemlos einen ganzen Abend lang labern. Auf Instagram seien beispielsweise bei Bedarf Nacktfotos von ihm erhältlich (diesbezüglich würde ich zwar eher eine Plattform namens OnlyFans empfehlen – aber ja, vergraben wir diese Idee lieber wieder ultraschnell tief in der Erde). Für gelegentliche Tanzeinlagen ist sich der stets wie ein Honigkuchenpferd grinsende Sänger ebenfalls nicht zu schade. Die ultimative Lieblingstätigkeit ist jedoch das Abfeuern von fiesen Sprüchen in Richtung seines Mitmusikers Sandro. Ich glaube, dass wir langsam wieder einmal zwei neue Hashtags einführen sollten: #againstbassismus und #basslivesmatter. Nein, Spass beiseite. All das ist natürlich keinesfalls böse gemeint.

Die Setlist ist ein waschechtes Abrisskommando! Stillstehen ist bei diesen Stücken überhaupt keine Option. Eine von Klampferin Corinne verfasste Komposition erntet besonders viel Applaus. Diese 55 Minuten machen wirklich Spass und ich würde aufgrund dessen künftige Begegnungen mit dieser engagierten Equipe auf keinen Fall ausschliessen. Wer es einrichten kann, soll doch am 18. September 2021 im Sedel vorbeischauen. Dann werden Ophelia’s Eye gemeinsam mit Mabon und Soulline die kleine Bühne des ehemaligen Weiber-Knasts zerstören!

Das Fanzit Ophelia’s Eye, Death By Pressure

Zu bestaunen gab’s heute Abend zwei unterschiedliche Kapellen, die beide auf ihre Art den Zuhörer packen konnten. Waren Death By Pressure noch eher etwas für die entspannte Geniesser-Fraktionen, brachten Ophelia’s Eye im Anschluss mit unfassbarer Wucht die Wände der Met-Bar zum Beben! Ausserdem konnten die Solothurner im Vergleich zu ihren Kollegen mehr Publikum vor die Bühne locken. Genug Lapin Kulta wurde auch vernichtet, aber die Crew wird den Vorrat bis zum nächsten Mal hundertprozentig wieder aufgefüllt haben.

Setlist – Death By Pressure

  1. Guardians Of All Life
  2. Hobbit
  3. Black Blood
  4. Orkan
  5. Architects Of Suicide
  6. World Obliterates Us
  7. Endless Abyss

Setlist – Ophelia’s Eye

  1. Ophelia’s Eye
  2. Pain And Sorrow
  3. Speak Words Of Destruction
  4. The Demon Behind My Mind
  5. Fuck My Trust
  6. Fight For Us
  7. I’m Explosive
  8. Hopeless World
  9. My Honor
  10. Human Abyss

Wie fandet ihr das Konzert?

17.09.2021
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