Premierenfieber im Z7
Die schwedischen Hardrocker Eclipse – bekannt als fantastische Live Band – bringen ein neues Album raus. Und machen dazu eine exklusive Releaseshow an keinem geringeren Ort als im Konzerttempel Z7! Der Konzertherbst kann beginnen…
Ich habe mir fest vorgenommen, in meinen Reviews alle aktuellen gesellschaftlichen Umstände aussen vor zu lassen und mich rein auf das musikalische Geschehen der Veranstaltungen zu beschränken. Doch in diesem Fall muss ich (das erste und letzte Mal, versprochen!) doch einiges loswerden… 15 Monate. Genauer: 15 Monate und noch ein paar Tage mehr. So lange ist es her, seit meine Frau Nicky und ich das letzte Mal im Z7 waren. The Order und Fighter V waren da, damals im Juli 2020. 15 verdammte Monate. Und nun endlich, endlich zurück! Es ist kaum zu glauben. So viele bekannte Gesichter, die man viel zu lange nicht mehr gesehen hat. So viele herzliche, freudige Begrüssungen, Umarmungen. Emotionen, liebe Freunde. Und ich will in diesem Moment nicht dran denken, dass der Preis, den wir dafür bezahlen, viel zu gross ist. Geniessen wir diese Augenblicke, geniessen wir die Zeit, die viel zu selten gewordene Normalität, das gemeinsame Lachen, das gemeinsame Feiern. Es ist Samstagabend im Z7, let’s party!
Der Grund für diese Party: Eclipse. Das schwedische Quartett hat am Tag zuvor ihr neues Album „Wired“ veröffentlicht und bittet heute zu einer exklusiven Release Show. Dass die Truppe für diesen Anlass das Z7 auswählt, zeigt wohl auch deutlich, welchen Stellenwert der Club nicht nur in der Schweiz, sondern auch europaweit hat! Die gut 500 Besucher haben denn auch hohe Erwartungen an eine spektakuläre Show, zumal kein Support Act gebucht ist. Und wer das Album noch nicht kennt, wird bestens bedient – denn „Wired“ läuft ab Band in Endlosschlaufe bis zum richtigen Konzertbeginn… Ungewöhnlich. Ich habe das Ding im Vorfeld vielleicht zwei, drei Mal durchgehört, es tönt nach Eclipse, aber man hat das Gefühl, dass man vieles irgendwie schon mal gehört hat. Aber mal sehen, wie das live nun wirken wird!
Um Viertel vor Neun ist es soweit: Strahlemann Erik Martensson und seine Kumpane betreten die Bühne und starten mit dem Opener von „Wired“ in ihren Arbeitsabend. Sowohl bei „Roses On Your Grave“ wie auch beim folgenden „Run For Cover“ fällt auf, mit welcher Wucht die Songs daher kommen – gute Stimmung im Publikum ist da natürlich garantiert. „Dying Breed“ ist danach auch live gespielt nichts anderes als „Viva La Victoria 2“, hier erkennt man am besten, was ich vorhin mit „schon mal gehört“ meinte… Ein ganz anderes Kaliber ist dann allerdings die Partyhymne „Saturday Night (Hallelujah)“, welche für ganz viel Bewegung bei den Anhängern sorgt!
Apropos „Bewegung“: Eclipse haben mit Victor Crusner einen neuen Mann am Bass. Nicky hat sich „beschwert“, dass man kaum Bilder machen kann von diesem Herrn. Wenn man ihm zuschaut, ist das in der Tat gut vorstellbar. Der muss ähnliche Gene haben wie Erik Grönwall (ex H.E.A.T.): Stillstehen unmöglich, der dreht sich manchmal im Kreis wie eine Reitschule auf der Chilbi. Aber auch Gitarrist Magnus Henriksson strotzt vor Spielfreude und selbst er kann sich trotz aller Coolness hin und wieder ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Hinten macht Philip Crusner permanent mächtig Druck und über Fronter Erik muss man eh nichts sagen: Der strahlt und ist sichtlich begeistert, endlich wieder einmal auf der Bühne stehen zu dürfen. Sein Dank ans Publikum wirkt zu keiner Sekunde irgendwie gekünstelt, das sind richtige Emotionen. Herrlich!
Musikalisch packen die Schweden nun zwei richtige Kracher aus. Zuerst „The Storm“ (meine Stimme, mein Nacken… ich bin das alles nicht mehr gewöhnt…) und direkt im Anschluss das absolut überragende „Battlegrounds“. Und den spielen sie ENDLICH wieder in der richtigen Version. So schön der Track in der akustischen Version auch ist: Die HARTE Version macht einfach mehr Spass! Es eskaliert bereits…
Balladenzeit: „Hurt“ sorgt für etwas Durchschnaufen, nimmt aber irgendwie grad auch etwas den Flow aus der Geschichte. Doch vor allem mit „Mary Leigh“ und auch mit „Jaded“ finden die Nordlichter schnell zurück in die Spur. Es folgt – ein Drum Solo. Nein, der elend langen Konzertabstinenz zum Trotz: Mich packt sowas immer noch nicht. Ganz im Gegensatz zum alten Gassenhauer „Blood Enemies“, welcher nicht nur meine Stimmbänder gehörig auf die Probe stellt. Spitzenmässig – und die Reaktionen des Publikums bestätigen das!
Eclipse spielen ja eine „CD Release Show“. Bislang sind jedoch erst vier Songs von „Wired“ im Programm aufgetaucht. Dörfs es bitzli meh sii? Gerne – wenn es denn „Bite The Bullet“ ist! Beginnend mit einem sagenhaften Van Halen-Gedächtnis Riff ist das sicher der härteste Track auf dem neuen Silberling. Und die Schweden legen live da noch eine (oder zwei oder drei) Schippen drauf! Was für ein geiler Nackenbrecher, das brettert von der ersten bis zur letzten Sekunde – „Another one bite the bulleeeeet!“ Da kann „Carved In Stone“ schlichtweg zu keinem Moment mithalten. Ballade halt… Bitzeli ein Stimmungskiller.
Doch natürlich kann das Quartett jederzeit die Stimmung nach Belieben wieder steigern. Das tun sie mit „Downfall Of Eden“ und mit einer knallharten und Nacken zerstörenden Version von „Black Rain“. Wirklich beeindruckend, welcher Druck und welche Power die Jungs da zustande bringen! Davon profitiert auch die „Mitgröl“-Nummer „Twilight“, bei der kräftig gehüpft, getanzt und gesungen wird. Das Zwielicht entpuppt sich nach 80 Minuten recht überraschend bereits als „letzter“ Song. Die Fans scheinen irgendwie in Schockstarre. Oder sie haben in all den Monaten vergessen, wie man Zugaben fordert. Es ist fast beängstigend still, kaum jemand fordert einen Nachschlag. Kaum rufen, pfeifen, schreien…
Doch als Eclipse nach wenigen Minuten zurück auf die Bühne kommen, brechen wieder Begeisterungsstürme aus. Der Partyhit „Viva La Victoria“ (jetzt das Original…) heizt die Stimmung nochmals richtig an, bevor „I Don’t Wanna Say I’m Sorry“ nach 90 Minuten den endgültigen Schlusspunkt setzt. Minutenlanger Applaus, posen mit Schwedischer Flagge, Händeschütteln und einfach die Emotionen geniessen: So sieht der heutige Abschied von der Bühne aus. Die vier Musiker kommen später noch an den Merchstand und schreiben zahllose Autogramme und strahlen in dutzende Handybildschirme. Das ist Fannähe, keine Spur von Starallüren. Einfach vier ganz sympathische Schweden!
Fanzit – Eclipse
Was für eine Rückkehr ins Z7! Sowohl für Nicky und mich, wie auch für ganz viele andere Fans – und natürlich auch für Eclipse! Die Schweden zeigen eine richtig gute Show, sorgen für (fast) durchgehend gute Stimmung und legen bei manch einem Track noch den einen oder anderen Härtegrad drauf. Doch ein ganz grosser Kritikpunkt darf nicht unerwähnt bleiben. Man bewirbt die Show als CD Release Show, man hat keine Vorgruppe am Start – und man verabschiedet sich nach 90 (sorry) läppischen Minuten? Das ist schwach, hier wäre deutlich mehr drin gelegen! Wenn man bedenkt, was (neben weiteren neuen Sachen) an Songmaterial noch vorhanden wäre… „Bleed And Scream“, „Never Look Back“, „Breakdown“, „Wake Me Up“, „Delirious“… Aber wir wollen nun nicht an diesem einen Fakt den Abend verteufeln, denn eines ist klar: Eclipse haben ihren Ruf als hervorragende Live-Band während den 90 Minuten zementiert!
Setliste Eclipse
- Roses on Your Grave
- Run for Cover
- Dying Breed
- Saturday Night (Hallelujah)
- The Storm
- Battlegrounds
- Hurt
- Mary Leigh
- Jaded
- Drum Solo
- Blood Enemies
- Bite the Bullet
- Carved In Stone
- Downfall Of Eden
- Black Rain
- Twilight
- Viva La Victoria*
- I Don’t Wanna Say I’m Sorry*
*Zugaben