Mit einem Lächeln auf dem Gesicht in eine neue Ära
Es gibt so Bands, die mag man einfach. Zu diesen gehören definitiv Infinitas und insbesondere auch deren neue Sängerin. Immer ein Strahlen im Gesicht … aber wehe, wenn sie ihre fetten Growls auspackt. Genau die wollen wir heute hören – bei ihrer Premiere mit Infinitas. Mal schauen, ob sie die zumindest bei mir hohen Erwartungen erfüllen kann. Hoch, weil ich weiss, dass sie es kann.
Eröffnet wurde der heute Konzertabend übrigens von King Sable. Doch weil wir noch eine Filmaufnahme hatten – more to come soon – verpassten wir die. Doch lassen wir hier einfach die Bilder von Friedemann sprechen – siehe unten.
Wir wollen euer Lächeln sehen
Vor dem Konzert sagt mir Mary – die alles andere als nervös rüberkommt – dass sie sich am meisten auf das Lächeln der Fans freut. Und dass die, wie ich auch, schliesslich mit einem Dauersmile erwartungsvoll dastehen, bewirkt zu einem grossen Teil sie. Aber es ist nicht nur Lächeln angesagt, sondern auch viel Power, von der ganzen Band, insbesondere jedoch von Mary. Was ich bei ihrer Vorgängerin, Andrea, immer etwas vermisst habe, die Rampensau – entschuldigt meine Worte, aber das Wort ist bei mir zu 100% positiv behaftet – bringt Mary von der ersten Minute an knallhart rüber. Also nix nur sich ansmilen, sondern auch wirklich Leben in die Bude bringen. Mit dem Publikum interagieren, charmieren und regieren.
Bauchtanz der Braut
Der Einstieg ist jedoch erstmal gemütlich mit dem Intro – «Morrigan» vom 2017er Debut-Album «Civitas Interitus» und einem Bauchtanz von Mary. Sie geizt nicht mit ihren Reizen, während Selv sie mit einem sehr gefühlvollen und gefälligen Riff-Solo begleitet. Aber dann ist schon fertig lustig mit Glöggeli um dem Bauchnabel. Mit «Samael» packen die Thaler früh einer ihrer «Klassiker» ebenfalls aus dem Debüt aus. Dieser soll dann als Zugabe nochmals hervorgeholt werden. Normalerweise ist ja komisch, an einem Abend zweimal den gleichen Song zu spielen, aber da drücken wir jetzt ein Auge zu und der Song ist ja wirklich stark. Live hört man den einfach gerne.
Souverän und Charme
Die Band strotzt vor Spielfreude und der Auftritt ist über alle Strecken hin souverän. Kleinere Pannen werden mit Lächeln und Sprüchen sowie Dankesreden an die Fotografen, unseren Kameramann Michael Kindermann, die Techniker und und und überbrückt. Wir erfahren, dass die ganz Band mit In-Ear-Stöpseln ausgerüstet wurde. Aber das macht dann auch grad prompt etwas Probleme. Aber wen hats gestört? Niemanden.
Wenn wir schon bei Premieren sind: Zumindest ich sehe Piri zum ersten mal seine Schlagzeugknebel wie ein ganz normaler Drummer einsetzen. Weg vom Tambouren-Stil?
Meister aller Klassen
Im Zugabenblock beweist dann Piri bei einer weiteren nicht wirklich tragischen technischen Panne, dass er nicht nur wie ein Thaler Juchzen kann, sondern auch entsprechend Fluchen. Da sind ja alle vom Thal unisono Meister in allen Klassen. So hören wir ein schön derbes «Verrecktästärnächeib». Das wär doch mal ein Songtitel ?!?
Aber Juchzen und Jodeln, das bietet uns Piri beim Outro eines der weiteren Highlights und meinem vielleicht Lieblingssong von Infinitas: «Avnos».
Backflash zum goldenen Kondom
Wenn ich so da stehe und über das Zertifikat nachdenke, welches ich beim Eingang schon routinemässig inklusive ID zeigen durfte, mach ich grad eine rund 20jährige Zeitreise. Denn an gleicher Stätte hatte ich damals auch schon mal die ID zeigen müssen. Nicht wegen dem Alter, sondern weil eine freizügige und zügellose Frauenband aus UK Namens Rock Bitch spielte. Die Shows waren dermassen deftig – versucht es euch gar nicht vorzustellen, es war noch weit krasser – und so musste man nebst ID zeigen eine Verzichtserklärung unterschreiben, dass man die Band, aufgrund dem was man zu sehen kriegt, nicht verklagen werde … Zurück in die Corona-Zeit, bevor jetzt da noch weitere schmutzige Gedanken geteilt werden. Nur soviel, das goldene Kondom hatte jemand anders ergattert. Ich wasche meine Hände in Unschuld.
Etwas was es vor 20 Jahren noch eher weniger gab oder erst am Aufkommen war, sind die Wall of Deaths. Und obwohl die Musigburg eher spärlich gefüllt ist, schafft es Mary heute beim zweiten Versuch eine solche anzuzetteln. Respekt.
Freilandhühner
Und nicht nur Respekt, sondern bereits zum dritten Mal heute Abend beschert mir die Band Hühnerhaut. Dieses Mal ist es Selv, der sich als der Gitarrvater auf dem Böckli an der Bühnenfront auftürmt wie der Koloss von Rhodos und dabei ein wiederum sehr gefühlvolles Solo zelebriert. Epischer Moment. Sehr epischer Moment.
Wo hatten die Hühner vorher schon Auslauf? Klar, gleich ganz Anfang Mary zum ersten Mal mit der Band zu sehen, wieder mal an einem Konzert zu sein und einfach der Beginn mit der ganzen Band. Die zweite Serie Pouletbüggeli beschert mir Savannah beim Outro von «Skylla» mit ihrem nicht mindervoll epischen Geigenspiel.
«Skylla» war irgendwie auch immer Andreas Domäne. Den hat sie sowohl auf Konserve als auch live immer ganz geil gebracht. Dennoch vermisst man sie auch bei diesem vielleicht für sie Signature-Song nicht. Es ist wohl einfach zu lange her als sie beim letzten Konzert noch dabei war. Die Pause war coronabedingt ja schon sehr lange. Dennoch erinnert man sich auch gerne an die Konzerte mit ihr. Doch heute ist eine neue Ära bei Infinitas angebrochen. Eine sehr vielversprechende.
Die zumindest jetzt etwas überraschend früh endete. Da ich mehr oder weniger direkt von einer Messe in Oslo komme, bin ich zwar nicht ganz unglücklich, dass der Vorhang nicht zu allzu später Stunde fällt. Dennoch ist das ganze schon etwas gar früh vorbei. Ohne Rückgriff auf den offiziellen Zeitmesser ist das Hühnerhautspektakel wohl nach weniger als 90 Minuten ausgegackert.
Das Fanzit – Infinitas
Wow, das war Balsam für die Seele, Freude fürs Herz und die Entstehung der Alpen auf meiner Haut. Infinitas haben heute als Band restlos überzeugt. Mary hat sich mit viel Wucht, Power und viel Charme – der ja eh das Trademark der Band ist – als starke Frontfrau präsentiert. Die Band hatte mit der Wahl der neuen Sängerin ein goldenes Händchen bewiesen. Wenn es was zum meckern gibt, dann höchstens die Spielzeit an der unteren Grenze. Aber das Songreservoir ist ja auch noch nicht so gross und somit freuen wir uns doch auf neue Songs!
Setliste Infinitas Musigburg 2021**
- Morrigan (Intro)
- Samael
- Alastor
- Afanc
- Skylla
- Rudra
- Tiamat
- Rahu
- Vadatajs
- Avnas
- Samael*
- The Seeker Of Truth (Outro)
*Zugabe
**Setliste ohne Gewähr – denn es gab mindestens bei der Zugabe eine Ergänzung