Ein Lebenszeichen von Metal Storm Concerts
Man mag in diesem verkorksten Jahr möglicherweise an nicht mehr viele Dinge geglaubt haben, aber dann trat plötzlich der MSC-Verein aus dem Schatten hervor und lotste einen niederländischen Bulldozer namens Legion Of The Damned in die Zentralschweiz. Dieser brachte die Wände der Luzerner Schüür ordentlich ins Wackeln und hatte am Ende des Abends ausserdem den einen oder anderen Nackenwirbel auf dem Gewissen.
Aber beginnen wir zum Wohle der Chronologie doch besser am Anfang. Erschöpft von einer intensiven Hochzeitsfeier habe ich mich eigentlich auf einen entspannten und faulen Sonntag eingestellt. Wobei, solche Momente gab’s in letzter Zeit eigentlich genug. Vorbei sind die Augenblicke des Herumgammelns. Der Konzertkalender füllt sich konstant und lässt einen die schönen Aspekte des Lebens abermals geniessen. Aufgrund dessen verpasse ich mir einen Motivationsschub und pilgere nach Luzern. Ein echter Anhänger der Live-Musik lässt sich eine solche Gelegenheit schliesslich auf gar keinen Fall nehmen. Zudem ist es mir eine Ehre, endlich den voller Tatendrang agierenden Verein Metal Storm Concerts erneut unterstützen zu können. Also, nix wie hin zur Schüür! Die wird zwar gerade umgebaut, aber gewisse Veranstaltungen können trotzdem durchgeführt werden.
Der Anlass für unseren Abstecher in die Innerschweiz hört auf den Namen Legion Of The Damned. Die holländischen Todes-Thrasher lassen heute Abend ihrer viertägige Mini-Tour auf helvetischem Grund ausklingen. Eindrücke auf der Bühne sammeln und kein ewiges Vergammeln im Proberaum – so lautet der Auftrag der Legion der Verdammten. Das kann ja nur gut werden! Hoffentlich haben alle Gäste zuvor noch Zeit gefunden, um ein Headbanger-Bootcamp zu besuchen, denn andernfalls könnte der bevorstehende Zerstörungsakt das eine oder andere Opfer fordern. Einfach, dass wir das an dieser Stelle bereits fürs Protokoll festgehalten haben. Das Einheizen bleibt den beiden Schweizer Gruppen Total Annihilation und Shadow’s Far überlassen. Sie werden die hiesige Szene garantiert würdevoll repräsentieren.
Shadow’s Far
Die ersten 45 Minuten gehören Shadow’s Far und ihrem «Ürnersee South Coast Thrash». Dieser Gig bietet gelichzeitig ausreichend Gelegenheit, um genügend Eindrücke vom neuen Frontmann Teasy Epp zu sammeln. Der ist sichtlich euphorisch bei der Sache und drückt mächtig auf die Tube. Leider ist ihm die Abmischung nicht vollends wohlgesonnen. Etwas weniger Drums und dafür eine besser hörbare Stimme wären ideal. Nichtsdestotrotz erfährt die Stimmung deshalb keinen Abbruch. Der Zuschaueraufmarsch mag überschaubar wirken, aber die Leute machen brav mit. Selbst der standardmässige «Sicherheitsabstand» zur Bühne bleibt bloss kurz bestehen. Dem sympathischen – und zugegebenermassen nicht immer leicht zu verstehenden – Urner-Dialekt kann man sowieso kaum etwas abschlagen.
Unter anderem würde ich Slayer und Heaven Shall Burn zu den prägendsten Einflussfaktoren des Quintetts zählen. Ausserdem kommen wir in den exklusiven Genuss eines neuen Songs, der sich mit der Wikingerthematik auseinandersetzt. «The Raid» ist fraglos eine hörenswerte Nummer! Der obligate Merchandise-Werbeblock darf ebenfalls nicht fehlen. Gemäss Teasy können wir einfach etwas ins «Kässeli» schmeissen. Sie müssen das Zeugs eh loswerden. Das neue Material steht wahrscheinlich schon in den Startlöchern. Wir bleiben gespannt.
Total Annihilation
Auf Uri folgt Basel. Nach einem Jahr Bühnenabsenz melden sich Total Annihilation nun zurück. Sind die Jungs eingerostet? Definitiv nicht. Sänger Daniel Altwegg und seine Mistreiter machen keine Gefangenen. Da wird ab der ersten Sekunde mit viel Schmackes auf die Tube gedrückt! Die Akteure zeigen eindeutig, dass sie die optimale Vorgruppe für Legion Of The Damned sind. Stilistisch bewegen sich beide Kapellen ohnehin in ähnlichen Genre-Regionen. Auch bei Total Annihilation können aufgrund von Tracks wie «… On Chains Of Doom» gewisse Parallelen zu Slayer ausgemacht werden. Des Weiteren hat man mit Axtmann Jürgen Schmid beinahe einen Kerry King-Klon in seinen Reihen.
Der Fünfer liefert eine bockstarke Darbietung ab, die bei so manchem Fan gnadenlos die Energiereserven anzapft. Aber mir ist es effektiv egal, dass ich morgen wieder zur Arbeit erscheinen muss. Für hammermässige Konzerte nehme ich das ohne zu reklamieren mich. Zudem gilt seit und eh: Wer Shows bewohnt und dabei exzessiv feiert, kann am nächsten Tag auch arbeiten. Da gibt’s null Komma null Ausreden! Die «Bebbi» sehen das genauso und stacheln ihre Jünger beim letzten Lied «Big, Fat, Lying, Bastards (B.F.L.B.)» zu ungestümen Circle Pit-Eskalationen an. Welch ein Abriss!
Legion Of The Damned
Bleibt noch der Headliner. Dieser geht bereits um 21.30 Uhr an den Start. Etwas früher als geplant, aber dagegen gibt’s aus meiner Sicht nix einzuwenden. Der Boden der «Spielwiese» wird munter eingenebelt und dann legt die Knüppelfabrik aus der niederländischen Provinz Limburg ohne Umschweife mit dem von einem epischen Intro begleiteten «Cult Of The Dead» los. Mein lieber Scholli! Lasset das Headbanger-Massaker beginnen. Dieser fiese Groove attackiert kompromisslos sämtliche Nackenmuckis im Raum.
Trotzdem vergehen ein paar Augenblicke, ehe Band und Publikum den richtigen Tritt finden. Dies wird insbesondere bei der nächsten Ansage des Fronters Maurice Swinkels deutlich: «The next one is called… Bleed For…» – und dann folgt Stille (somit jetzt bitte mittels Fantasie an dieser Stelle peinlich berührtes Grillengezirpe oder einen herumrollenden Strohballen einsetzen…). Der Sänger entgegnet dazu lediglich: «Uhm, that’s the part where you should help me out?!» Beim zweiten Anlauf funktioniert allerdings alles reibungslos. Nun können die Worte «Bleed For Me!» aus mehreren Kehlen vernommen werden. Rambazamba! Die ausschweifende Fete kann weitergehen!
So manch einer dürfte morgen mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Massage am gesamten Oberkörper nötig haben. Zu brutal und unbarmherzig fliegen uns die musikalischen Fäuste des Fünfers mitten in unsere Kauleisten! «Werewolf Corpse», «Son Of The Jackal», «Slaves Of The Southern Cross» – hui, Verschnaufpausen scheinen freilich kein fixer Bestandteil dieser Show zu sein. Rauchfontänen generieren zusätzliche Aufmerksamkeit. Wobei mir persönlich Pyroeffekte lieber wären, aber das muss wohl oder übel im Rahmen einer Open Air-Performance nachgeholt werden. Am fulminanten Gastspiel in der Schüür ist am Ende des Tages bloss die verhältnismässig knappe Auftrittsdauer von rund 65 Minuten (inklusive Zugabe) zu bemängeln. Für einen Headliner dieses Kalibers wenig schmeichelhaft.
Das Fanzit – Legion Of The Damned, Total Annihilation, Shadow’s Far
Bedauerlicherweise lockte das Lebenszeichen von Metal Storm Concerts nicht sonderlich viele Seelen in die Leuchtenstadt, weshalb das Ganze als schwach besuchter Event in die Analen einging. Wer der sonntagabendlichen Bequemlichkeit erlegen ist (oder eine Liaison mit dem Tatort hat), verpasste jedoch Darbietungen dreier starker und überzeugender Bands. Shadow’s Far können mit ihrem neuen Sänger sorglos attackieren (und werden beim nächsten Mal zweifelsohne eine optimale Soundqualität erwischen). Den Jungs von Total Annihilation merkte man die lange Dursttrecke ohne Live-Einsätze in keiner Weise an. Ein unglaublich sicherer Wert. Der Headliner Legion Of The Damned aus Holland servierte derweil das gewohnt souveräne Zerstörungsprogramm – ohne dabei allerdings eine Marathonstrecke zurückzulegen.
Setlist – Shadow’s Far
- 99
- Propaganda
- Headshot
- Land Of The Dead
- One Shot One Kill
- Rebound Of Greed
- The Raid (neuer Song)
- Turn The Page
- Blood Until We Fall
- Baptized In Blood
- ATG
Setlist – Total Annihilation
- Intro
- Brainless Pigs
- Falling Fast
- Iron Coffin
- … On Chains Of Doom
- Reborn In Flesh
- Tunnelratten
- Silent Warfare
- Black Blood
- Big, Fat, Lying, Bastards (B.F.L.B.)
Setlist – Legion Of The Damned
- Intro
- Cult Of The Dead
- Palace Of Sin
- Bleed For Me
- Undead Stillborn
- Werewolf Corpse
- Son Of The Jackal
- Slaves Of The Southern Cross
- Taste Of The Whip
- Pray And Suffer
- Doom Priest
- Dark Coronation
- Legion Of The Damned
- Diabolist*
*Zugabe