Reaper's Revenge - Versus (Cover Artwork)
Fr, 8. Oktober 2021

Reaper’s Revenge – Versus

Heavy Metal
06.10.2021
Reaper's Revenge - Versus (Cover Artwork)

Denn sie wissen, was sie tun…

Nicht alles, was aus Bayern stammt und musiziert, muss zwangsweise Lederhosen tragen oder am Oktoberfest vom Bänklein trolen. Reaper’s Revenge – anno 2013 aus der Taufe gehoben – servieren mit ihrem dritten Werk „Versus“ definitiv herbere Kost. Schwermetall statt Bier und Weisswurst, Headbangen anstelle feucht-fröhlicher Schunkelei.

Blicken wir kurz zurück: Nach der Veröffentlichung ihres Debutalbums „Wall Of Fear And Darkness“ (2014) beackerte die deutsche Combo erst mal ausgiebig ihre Heimat, inklusive Auftritten beim Stormcrusher Open Air, Hell’s Kitchen Fest oder dem renommierten Wacken Metal Battle. Eine weitere, intensive Songwriting-Phase später erschien 2018 mit „Virtual Impulse“ der durch die Band selbst produzierte Zweitling, bei welchem die Germanen ihren Wurzeln grundsätzlich treu blieben, gleichsam aber an Virtuosität wie musikalische Identität weiter zulegten.

Und nun also schickt das Quintett mit seinem energiegeladenen Mix aus klassischem Heavy Metal-Sound samt Power- und Thrashmetal-Einflüssen Opus Nummer drei ins Rennen – „Versus“ genannt, bei dem alleine schon das Cover-Art ziemlich deutlich die Richtung vorgibt, in welcher musikalischen Ringecke man sich denn heimisch fühlt.

Kenne deine Stärken…

Auch stilistisch lässt man keine Fragen aufkommen: Geboten wird astreiner Schwermetall mit starker, vielschichtiger Gitarrenarbeit, knackig-treibenden Beats sowie einer wie die Faust aufs Auge passenden Gesangsperformance, die sich herrlich über das dicht gefräste Soundbett legt. Überhaupt macht Vokalist Christian Bösl sehr vieles richtig: Er mag vielleicht kein alles überstrahlendes Goldkehlchen sein, wie es die Musikwelt hin und wieder zu Tage fördert, aber er weiss verdammt gut, wie er sein Stimmorgan einzusetzen hat: Keine unnötigen Kehllaute, kein aufgesetztes Abdriften in kopfstimmlastige Sphären, sondern einfach „nur“ geradeheraus geshoutete Metal-Klänge, die hervorragend zu den zehn auf „Versus“ vertretenen Kompositionen passen.

Klar, ein Bezug zu den Klängen der 80er Jahre lässt sich kaum wegdiskutieren – was aber keineswegs heissen soll, dass man sich auf Teufel komm raus an den Sound längst vergangener Tage klammert – die Mucke kommt vielmehr frisch und gut zugänglich um die Ecke. Die zehn Tracks weisen in ihrer Machart sicherlich gewisse Parallelen auf, und natürlich findet sich auf der Scheibe auch der eine oder andere Track, der – je nach Vorliebe oder auch Stimmungspegel – nicht durchwegs gleich stark den Gehörgängen zu schmeicheln vermag. Alles in allem darf man den Bajuwaren aber zu einem wirklich starken Drittling gratulieren, mit welchem sie ihrem ursprünglichen Bestreben, „mit Eigenkompositionen die Headbanger dieser Welt zu begeistern“ (Auszug aus der Bio) alle Ehre machen.

… und feile an deinem Potential

Einzig beim für meinen Gusto etwas undifferenzierten, nicht ganz so kristallklaren Mix hätte ich mir einen Tick mehr Schmackes gewünscht, da die Songs, respektive der darunter ausgelegte Klangteppich, dadurch etwas diffus rüberkommen. Für die interessanten, vielschichtigen Instrumentalpassagen wäre wohl eine hier und da etwas klarere, differenziertere Abmischung von Vorteil gewesen (wobei ich fairerweise erwähnen sollte, dass da Triviums „What The Dead Men Say“ für mich nach wie vor als Referenz herhalten muss, und die Messlatte entsprechen hoch liegt).

Zum Abschluss (respektive vor dem Fanzit) noch ein paar Worte zum Videoclip des vorab veröffentlichten Songs „Phlegmatrix“, den wir unten für euch verlinkt haben: Die Band beauftragte hierzu zwei Freunde, Benedikt und Sebastian Bockisch von digitalstandArt, ein Video zu erschaffen, das den kreativen Selbstmacherspirit von Reaper’s Revenge einfangen möge. So wurden in der Folge handgefertigte Figuren und Objekte per Photoscan und Animation zum Leben erweckt – eine Methode ähnlich dem wegweisenden Ansatz, den die Jungs einige Jahre zuvor bereits für ihre Masterarbeit verwendet hatten. Es entstand ein Stop-Motion-Effekt, den die Videomacher nahtlos mit der Live-Performance der Band verflochten haben. Ein in der Tat spannender Ansatz, den DIY-Spirit der Combo auch visuell umzusetzen.

 Das Fanzit Reaper’s Revenge – Versus

Unterm Strich liefern Reaper’s Revenge mit „Versus“ ein grundsolides, handwerklich sauber eingespieltes Heavy Metal-Album ohne unnötigen Firlefanz ab, das während rund 45 Minuten eure Nackenmuskeln fordern dürfte. Die einzelnen Tracks sind für meinen Geschmack hier und da vielleicht etwas zu stark in die Länge gezogen, und ja, gegen einen etwas knackigeren Mix hätte ich auch nicht unbedingt etwas einzuwenden gehabt. Alles in allem mag das Teil aber absolut zu gefallen, so dass es von meiner Seite teuflisch-gute acht Punkte gibt.

Wer Old School basierten Metal à la Maiden, Accept oder Helloween mag, sollte… Ohr… genau, ihr wisst schon!

Anspieltipps: Changing World, Warheads, My Fading Silence, Phlegmatrix

Trackliste Reaper’s Revenge – Versus

  1. To Whom Evils Sacrifice
  2. Changing World
  3. Warheads
  4. Suicidal Genocide
  5. My Fading Silence
  6. Phlegmatrix
  7. Scary Neighbourhood
  8. Arctic Winter Green
  9. Images Untangled
  10. Gapminder

Line Up – Reaper’s Revenge

  • Christian Bösl – Gesang
  • Christopher Knauer – Gitarre
  • Hermann Weiss – Bass
  • Thomas Seiferlein – Schlagzeug

 

Video Reaper’s Revenge – Phlegmatrix


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8/10



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06.10.2021
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