Düstere und folkloristische Klänge in der Honigwein-Taverne
Am Samstagabend gehörte die Bühne der Lenzburger Met-Bar den beiden aufstrebenden Equipen Causam und Tylangir. Während die einen auf durch zahlreiche Instrumente geprägten Folk Metal setzten, frönten die anderen lieber den schwarzmetallischen Melodien. Die Darbietungen fanden unter Beobachtung eines zahlreich vertretenen Publikums statt. Volle Hütte, gute Stimmung und interessante Bands – exakt so funktioniert die ideale «Zauberformel».
Die Zukunft des aktuellen Weltgeschehens bleibt traurigerweise weiterhin ungewiss. Deshalb möchte man logischerweise keine finsteren Gedanken daran verschwenden. Glücklicherweise bringt die Aussicht auf Live-Musik die willkommene Abwechslung für das grübelnde Oberstübchen. Somit richte ich meinen Fokus nur allzu gern auf eine gewisse Konzertlocation im Städtchen Lenzburg. Dort erwartet mich einerseits eine stets befriedigende, akustische Seelen-Therapie und auf der anderen Seite ein weiteres Kapitel in der Kategorie der Horizonterweiterung. Mit den aus dem wunderschönen Wallis angereisten Tylangit hatte ich nämlich zuvor noch nie das Vergnügen. Der Gruppen-Name verspricht allerdings – zumindest meines Erachtens – zahlreich vertonte Erzählungen von fantasievollen Sagen und Mythen.
Dafür sind mir die Jungs von Causam bereits ein Begriff. Das liegt zum einen an der durch mich verfassten Album-Analyse zu ihrem Erstlingseisen «Doomsday Rapture» (siehe Review) und zum anderen am gelungenen Debüt-Gig im Rahmen des Black Hole Fest II Anfang Oktober dieses Jahres (siehe Review). Wie werden sich die Akteure wohl bei ihrem zweiten Tanz auf heissen Kohlen anstellen? Das werde ich heute Abend für euch versuchen herauszufinden.
Tylangir
Punkt 21 Uhr versammeln sich die Künstler von Tylangir auf der «Spielwiese» und reizen deren Kapazität direkt komplett aus. Mit sieben Personen in Aktion dürfte das fraglos eine enge Kiste werden. Die mitgebrachten Dekorationen sehen zudem aus, als hätte die Truppe auf der Anreise noch eben rasch ein Hexenhäuschen geplündert.
Nach den ersten zwei Songs stehe ich mit skeptischer Miene da. Meine Gehörgänge fallen der immensen Reizüberflutung zum Opfer… Irgendwie will das Gemisch aus Harfen-Gezupfe, Geigenspiel und Standard-Metal-Klängen nicht sauber verarbeitet werden. Es ist fast zu viel auf einmal. Doch mit zunehmender Spielzeit löst sich meine kritische Haltung immer mehr in Luft auf. Tylangir können sich steigern und werden konstant stärker! Einzig ein komisches «Brummen» scheint die Protagonisten zu irritieren. Aber wir im Publikum hören definitiv keine Störgeräusche. Stilistisch sind Ansätze von In Extremo, Heilung oder Arkona erkennbar. Ausserdem rufen Ju und ihr keltisches Zupfinstrument bei mir Erinnerungen an ein legendäres Videospiel namens «The Legend Of Zelda: Ocarina Of Time» und die musikalischen Duette zwischen den darin auftretenden Figuren Link und Sheik hervor.
Mit Spielgeräten wird nicht gegeizt. Da sind teilweise Instrumente im Einsatz, die ich noch nie gesehen habe. Obendrein gibt’s sogar die eine oder andere Jodeleinheit hinterher. Der Walliser-Dialekt ist notabene sowieso ein Garant für Sympathiepunkte (obschon ich manchmal bei gewissen Ansagen von Frontmann Lukas gerne einen Übersetzer zur Hand haben würde). Immerhin bekomme ich mit, dass sie einer Besucherin zum Geburtstag gratulieren. In ihren Stücken verzichtet die Band auf englische Floskeln und setzt ebenfalls ausschliesslich auf die eigene Sprache. Lobenswerter Ansatz! Ich bin jedenfalls gespannt auf die Debütplatte und würde vorschlagen, dass man danach ruhig über einen gemeinsamen Konzertabend (oder eine Tour) mit den Kapellen Excelsis und Infinitas nachdenken könnte. Das würde sicherlich genial passen!
Causam
Nach dem Walliser Vortrag ist um 22.30 Uhr der Kanton Bern an der Reihe. Causam setzen offensichtlich ebenfalls auf die Hexenhäuschen-Deko. Da sind viele Knochen und Schädel am Start. Des Weiteren stellen ein paar kleine Kerzen die anwesenden Pyro-Liebhaber zumindest teilweise zufrieden. Das Quintett muss mit einer etwas geschrumpften Zuschauertraube vorliebnehmen. Das hält die Herrschaften jedoch nicht davon ab, um ordentlich Stoff zu geben. Somit können meine Freunde und meine Wenigkeit den langsam kultig werdenden Spruch «Grausam mit Causam» weiterhin verdientermassen implementieren.
Wie ich am Black Hole Fest II von Saitenhexer Arawan erfahren habe, ist das Songwriting-Prozedere für die kommenden Alben bereits verflucht weit fortgeschritten. Aufgrund dessen befinden sich die Herrschaften in der luxuriösen Lage, in der heutigen Setlist nicht zwingend nur auf Material des Erstlingswerks «Doomsday Rapture» setzen zu müssen. Dementsprechend kommen wir in den Genuss von stolzen fünf Tracks, die erst irgendwann in naher oder ferner Zukunft auf einer Langrille verewigt werden. Mein absoluter Favorit bleibt allerdings der Über-Hit «Eternal», welcher dank der gekonnt zusammengewürfelten Kombination aus melodiösen Riffs und krächzendem Gesang bei mir unweigerlich Hühnerhaut auslöst.
In Zusammenhang mit Ansagen bleibt Fronter Grievas bescheiden. Erst gegen Ende lässt er sich zu einem «Mögeder no?» hinreissen. Da die aktive Zuschauerschar lautstark nach mehr verlangt, muss der Feierabend vorerst warten. Als Zugabe gibt’s schliesslich nochmals mein Lieblingslied auf die Lauscher. Ist das etwa ein dezenter Bestechungsversuch an die Adresse des Schreiberlings dieser Review? Ach Freunde, das ist – gemessen an der gezeigten Leistung – doch überhaupt nicht vonnöten. Ich prophezeie «däne Giele» nach wie vor eine äusserst rosige Zukunft.
Das Fanzit – Causam, Tylangir
Aus Sicht der Met-Bar erfreute mich heute Abend insbesondere der beachtliche Publikumsaufmarsch. Das sei diesem Laden zurecht gegönnt. Die «Tresen-Mädchen» kamen richtig ins Schwitzen und mussten Unmengen von trockenen Kehlen retten. Zudem hinterliessen sowohl Causam als auch Tylangir bleibende Eindrücke auf der Bühne. Weitere Gastspiele in diesem Lokal würde ich deshalb freilich nicht ausschliessen.
Setlist – Tylangir
- Intro
- Wassär frisst Land
- Ur-Chraft
- Tylangir
- Sippuschgattär
- D Hibsch Mailändäri
- Quatämbärchind
- D Schüdärhaft Stimm
- Där Rollibock
- Zum heidnisch Biel
- D alt Schmidja
Setlist – Causam
- Intro
- Wasteland Utopia
- Beauty Of Decay
- Born Into A Violent World
- Eternal
- Meritocracy
- Creed
- Abaddon
- War Torn
- The Great Famines
- Iron Rod Politics
- Cleansing
- Eternal*
*Zugabe