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Zetro sagte im Interview, „Persona Non Grata“ sei kein nettes Album, weil die Texte Unschönes ansprächen. Ob damit auch unschöne Ereignisse gemeint sind, die Exodus betreffen? Nein. Gary Holt bezeichnete die Arbeit an das neue Werk sogar als ein «Summer Camp in den Bergen von California». Die Band war Gast im neuen Haus von Tom Hunting und erlebte dort eine Art Home-Office «ohne die Staus der Grossstadt».
Das Vorgängeralbum hörte sich wie eine Klassenzusammenkunft an, bei der Erinnerungen und Anekdoten ausgetauscht werden. Viele Songs liessen Déjà-Vus vergangener Heldentaten aufblitzen, sie waren nett und unterhaltsam. Mit «Persona Non Grata» kehren Exodus zu ihrer Kernkompetenz zurück: Eigenständige Thrash-Songs zu schreiben, die in den Arsch treten.
Der erste Eindruck? Dieses Album hätte der Nachfolger von «Impact Is Imminent» werden können. Nach einigen Durchläufen stelle ich fest, dass dies nur bedingt zutrifft. Warum? Die Band schiebt einen tight gespielten Riff dem anderen nach, baut Spannung auf, vermittelt Stimmungen, schreibt den Nervenenden das Tempo vor und schaut stilistisch nach vorne. Die Stücke sind scheinbar einfach aufgebaut. Beim genauen Hinhören merkt man aber, dass sie viele Überraschungen in petto haben. Kurz: «Impact Is Imminent» war im Vergleich eingängig, kalt, etwas sperrig und wenig originell.
Die fünf Musiker haben während der sieben Jahre nach «Blood In, Blood Out» Einflüsse, Erlebtes und Eindrücke verarbeitet, Ideen gesammelt, auf den Tisch ausgebreitet, einige davon in den Shredder geworfen. Sie erwischten dann den passenden Flow, um gemeinsam die Puzzleteile zusammenzustecken und das Ergebnis festzuhalten. Sie toben sich in den Kompositionen dementsprechend genüsslich aus. Dies trifft besonders auf Tom Hunting zu, der lebhaft und vielseitig Schlagzeug spielt wie einst im Mai. Meisterhaft sind auch das akustische Instrumentale «Cosa Del Pantano» und der nahtlose Übergang zu «Lunatic-Liar-Lord». Zetro zeigt sich von der besten Seite und bringt hie und da sogar etwas Melodie in seinen Gesang rein.
Das Fanzit Exodus – Persona Non Grata
Wenn ihr un-friendly, violent fun wollt, dann seid ihr mit „Persona Non Grata“ bestens bedient. Wer stattdessen ein Fun-Album erwartet, wird davon enttäuscht sein. Exodus meinen es ernst und bieten beissende, zeitgemässe Musik, die zum kritischen, düsteren Ton der Texte passt.
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Trackliste Exodus – Persona Non Grata
- Persona Non Grata
- R.E.M.F.
- Slipping Into Madness
- Elitist
- Prescribing Horror
- The Beatings Will Continue (Until Morale Improves)
- The Years Of Death And Dying
- Clickbait
- Cosa Del Pantano
- Lunatic-Liar-Lord
- The Fires Of Division
- Antiseed