Metalinside.ch - Thundermother - Z7 Pratteln 2021 - Foto Friedemann
Di, 26. Oktober 2021

Thundermother, King Zebra

Z7 (Pratteln, CH)
/ 05.11.2021

Schwedische Wildkatzen und schweizerische Zebras 

Basierend auf diesem Titel müsste man in den nachfolgenden Zeilen nun eigentlich ein waschechtes Safariabenteuer vermuten. Oder allenfalls auch einen Zoobesuch? Wie viele tierische Begegnungen am Ende des Tages effektiv im Z7 zu Buche standen, könnt ihr gerne auf eurem eigenen Pfad zum Konzert mit Thundermother nachlesen. 

Erneut jagt der ehrenwerte Dutti einem Phänomen hinterher, welchem er bisher eindeutig zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat. Am Wacken Open Air 2018 lag zwar im Vorbeigehen ein flüchtiges Reinhören drin, aber ansonsten sind meine Erfahrungswerte in Sachen Thundermother ziemlich bescheiden… Höchste Zeit, dass dieser Umstand eine Änderung erfährt. Seit einer Weile ernten die vier Mädels mit Wurzeln im südschwedischen Växjö regelmässig positive Kritiken. Sie sind definitiv auf der Rock-Weltkarte angekommen. Auftritte an grösseren Festivals und gefeierte Headliner-Touren sprechen diesbezüglich eine verdammt deutliche Sprache! Jetzt möchte ich mich gerne davon überzeugen, ob da wirklich alles seine Richtigkeit hat. Wie praktisch, dass die Damen die nächste Etappe ihrer «Heat Wave»-Europarundreise in unserem heiligen Konzerttempel Z7 beginnen. Nix wie hin! Dass wir heute erst Dienstag haben, darf selbstverständlich keine Ausrede sein.

Die Warteschlange vor der Halle sieht schon einmal gut aus. Offenbar wollen viele Besucher rechtzeitig am Bühnenrand respektive am Absperrgitter kleben. Abermals sichte ich bekannte Antlitze an allen Ecken und Enden. Sogar mit Metalinside-Kollege Rossi gibt’s endlich das erste Vergnügen in natura. Er ist jedoch lediglich als Gast da und freut sich auf den für ihn ersten, vollumfänglichen Konzertgenuss seit einer gefühlten Ewigkeit. Arbeiten «dürfen» andere. Friedemann und meine Wenigkeit zum Beispiel. Arme Knipser, im Fotograben könnte es unfassbar eng werden. Kaum verwunderlich, wenn beinahe die gesamte metallische Medienlandschaft unseres Landes am selben Ort herumlungert. Deswegen schnappe ich mir lieber ein kühles Döschen und beziehe in der Nähe meines Pfostens Stellung. Überblick und Flüssignahrung sind somit gewährleistet. Fehlt bloss noch mit Herzblut vorgetragene Live-Musik.

King Zebra

Für das 45-minütige Aufwärmprogramm sind ein paar rockige Zürcher Zebras verantwortlich. Da die Jungs erst am vergangenen Samstag ihr Debütwerk «Survivors» getauft haben, dürften für den heutigen Einsatz fraglos ausreichend Motivationsschübe vorhanden sein. Gekonnt und sauber wühlen sich King Zebra durch ihr Set. Aber ist Erics Stimme wirklich so leise oder habe ich mir meinen Gehörschutz dummerweise zu tief reingerammt? Nein, in diesem Bereich scheint der Mix effektiv nicht über alle Zweifel erhaben zu sein. Weitaus ärgerlicher empfinde ich allerdings das schläfrige Publikum. Der bei den Musikern stets gefürchtete «Salzsäulen-Modus» lässt grüssen. Daran können selbst die engagierten Mitmach-Aufforderungen von Dauergrinser und Axtmann Jerry kaum etwas ändern. Immerhin machen meine Freunde und ich brav Stimmung!

Einmal wird’s aber trotzdem richtig laut im gesamten Saal. «Schuld» daran ist ein gewisser Song namens «Wall Of Confusion». Bei diesem teilt sich Eric die Gesangsarbeit mit niemand geringem als der Thundermother-Frontröhre Guernica Mancini höchstpersönlich. Wir kommen dadurch in den Genuss einer kleinen Kostprobe ihres mächtigen Stimmorgans. Überzeugende Angelegenheit! Die Vorfreude auf die anschliessende Show des Headliners steigt direkt nochmals um ein paar zusätzliche Höhenmeter. Die letzte Song-Triplette des Fünfers bestehend aus «Under Destruction», «Firewalker» und «Desperate» trifft dann exakt meinen Geschmack. So geht Vollgas-Hard Rock! Basser Manu, der sich immer an der Grenze zum Spagat bewegt, fliegen beim leidenschaftlichen Headbangen beinahe die Haare davon.

Thundermother

Um 21.20 Uhr entlädt sich ein kräftiges Donnerwetter über Pratteln! Vier Powerfrauen aus dem hohen Norden übernehmen das Zepter und lassen ab den ersten Tönen jedes Rockerherz höherschlagen. Rasch muss ich zugegeben, dass die Vorschusslorbeeren absolut korrekt platziert waren. Diese Mädels haben tonnenweise «Pfupf im Füdli». Parallelen zu den legendären AC/DC dürfen zurecht gezogen werden. Wobei ich persönlich die Ladies lieber einmal gemeinsam mit Airbourne auf Tour sehen würde. Das wäre ein fulminantes Hochgeschwindigkeits-Duell auf Augenhöhe.

Die Truppe setzt sich zusammen aus «Tätschmeischterin» und Saitenhexerin Filippa Nässil, Sängerin Guernica Mancini, Trommlerin Emlee Johansson und dem schwarzhaarigen Neuzugang Mona «DeMona» Lindgren am Bass. Letztgenannte Dame gehört erst seit Mitte September dieses Jahres offiziell zum Tross und hat Majsan Lindberg beerbt. Im Verlaufe des Abends mausert sie sich immer mehr zu meiner Favoritin. Eine sympathische und attraktive Künstlerin. Gut, vielleicht habe ich neuerdings einfach eine Schwäche für Bassistinnen – wer weiss? Aber darüber hüllen wir an dieser Stelle lieber den Mantel des Schweigens.

Das Quartett gibt weiterhin Schub und zeigt keine Schwächen. Gelegentlich finden auch Elemente aus dem Blues-Bereich den Weg in Ihre Kompositionen. Die aktuelle Platte «Heat Wave» ist wenig überraschend äusserst prominent in der Setliste vertreten. Das Material ist jedoch hundertprozentig hörenswert. Filippa begleitet praktisch jede Nummer mit unterhaltsamen Gesichtsentgleisungen. Lemmy und Motörhead erhalten ebenfalls eine Ehrung in Form des Lieds «Deal With The Devil». Schade nur, dass die Mehrheit der Zuhörerschaft dem «Salzsäulen-Modus» treu bleibt. Oder sind gewisse der anwesenden Herren möglicherweise zu stolz um zuzugeben, dass die vier Chicks ihr Handwerk wahrlich vorzüglich beherrschen und deshalb nicht als simple, optische «Bühnendekorationen» abgestempelt werden können?

Das Fanzit Thundermother, King Zebra

75 Minuten Thundermother sind auf gar keinen Fall genug! Das habe ich heute Abend zweifelsohne gelernt. Ich muss diese rockigen Damen unbedingt wiedersehen. Das war bockstark! King Zebra spielten auch nicht übel, aber mit der unbändigen Energie der schwedischen Wildkatzen konnten sie am Ende trotzdem nicht permanent mithalten. Grob geschätzt würde ich behaupten, dass rund 400 Personen den Weg nach Pratteln in Angriff genommen haben. Vielleicht waren es am Ende sogar ein paar mehr. Mit dieser Anzahl könnte man ja beispielsweise locker ein Hall Of Fame bis unters Dach füllen. Eventuell schauen «Tönder-Mödder» ja beim nächsten Mal im Zürcher Oberland vorbei.

Setlist – King Zebra

  1. Intro
  2. Be The Hunter
  3. Hot Cop Lady
  4. She Don’t Like My R’N’R
  5. That’s What I Like
  6. We’re The Survivors
  7. On The Run
  8. Rush
  9. Wall Of Confusion  (feat. Guernica Mancini von Thundermother)
  10. Under Destruction
  11. Firewalker
  12. Desperate

Setlist – Thundermother

  1. Whatever
  2. Dog From Hell
  3. Into The Mud
  4. It’s Just A Tease
  5. Back In ’76
  6. Hellevator
  7. The Road Is Ours
  8. Loud And Alive
  9. Mexico
  10. Heat Wave
  11. Deal With The Devil
  12. Rock ‘N‘ Roll Heaven
  13. Shoot To Kill
  14. Revival*
  15. Driving In Style*
  16. Give Me Some Lights*
  17. Thunderous*
  18. We Fight For Rock ‚N‘ Roll*

*Zugabe

Fotos Thundermother, King Zebra – Z7 Pratteln (Friedemann)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 05.11.2021
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