Beschwörung, Bier und brennende Hexen
Das Metal Marmot 2021 steht vor der Tür. Einige Tage vor dem Anlass wurde allerdings bekannt gegeben, dass das Festival in Frutigen nur am Freitagabend stattfinden werde. Das Programm des Samstags mussten die Organisatoren verschieben, da der Headliner Legion of the Damned zurzeit nicht uneingeschränkt in die Schweiz reisen kann. Wir freuen uns also umso mehr auf die vier Bands des heutigen Abends.
Damit die Geschehnisse auch ausreichend gewürdigt werden können, kümmert sich pam um tolle Schnappschüsse, die den vorliegenden Bericht ergänzen. Bis wir aber in den Genuss von live gespielten E-Gitarren kommen, gilt es erst noch einen heftigen Stau zu überstehen. Der ist dann auch der Grund, weshalb wir erscheinen als Emerald bereits mit ihrem Set begonnen haben.
Emerald
Die Erleichterung ist aber gross, als sich die Band nach dem Song vorstellt und das Publikum begrüsst. Mehr als ein halbes Lied haben wir also nicht verpasst. Zuschauer sind ebenfalls in beachtlicher Anzahl erschienen und viele der Anwesenden unterstützen Emerald lautstark. Die Band verdient sich den Zuspruch mit einem energiegeladenen Auftritt und einer abwechslungsreichen Setlist. Der Sound ist glasklar und hier gibt’s gleich mal ein erstes Lob an die Tontechniker. Sänger Mace Mitchell lässt uns dann in einer Ansage wissen, dass sie nicht aus dem Aargau stammen. Ohne Kontext bleibt mir nur zu schliessen, dass der Moderator vermutlich bei der Ansage etwas durcheinandergebracht hat.
Aber egal: die Riffs sitzen, die Melodien setzen sich in den Ohren fest und das obwohl sie heute ohne Keyboarder und nur zu fünft unterwegs sind. Während Emerald sich souverän durch ihr Set spielen, kommt mit der Gedanke, dass die Band mit ihrem melodiösen Heavy Metal doch eigentlich perfekt ans Mannried Open Air im Nachbartal passen würde, nur um sogleich festzustellen, dass sie ja tatsächlich bereits auf dessen Line-up enthalten sind. Na, dann freue ich mich auf den nächsten Sommer noch bevor der Winter richtig begonnen hat (wobei Frutigen genauso wie der Rest des Kandertals wunderschön verschneit war bei unserer Ankunft). Heute Abend gefallen mir Emerald jedenfalls gut und das Quintett darf sich über einen überaus verdienten Schlussapplaus freuen, der zeigt, dass das Publikum über die gelungene Eröffnung des Abends mehr als erfreut ist.
Gonoreas
Damit ist der Saal in Stimmung für die nächste Band. Das ist auch dem Moderator nicht entgangen, der „…Gonoreas!!!“ enthusiastisch ankündet. Ob dieser Beschwörung der Vergangenheit lacht mancher Fan im Publikum und bei einigen beobachte ich auch fragendes Stirnrunzeln, ob ihnen die Ohren nicht etwa einen Streich gespielt haben.
Gomorra
Noch bevor Gomorra loslegen können, erscheint erneut der Metal Marmot 2021 Moderator (hihi) auf der Bühne, um seinen Fehler zu korrigieren. Diesmal sitzt es: als nächstes auf der Bühne; Gomorra. Die fünf Herren lassen denn auch nichts anbrennen und bringen den Saal gleich vom Start weg zum beben. Tatsächlich erzittert der Boden unter unseren Füssen! Da scheinen Gomorra mit ihrem Heavy Metal die richtigen Frequenzen getroffen zu haben, um eine heftige Resonanz zu erzeugen. Dieselbe rufen sie auch beim anwesenden Publikum hervor. Die Leute schütteln die Köpfe was das Haupthaar hergibt und bald einmal bildet sich ein Moshpit.
Es dauert nicht lange und der Boden ist biergetränkt. Doch obwohl immer mal wieder Personen ausrutschen, verletzt sich glücklicherweise niemand. Gomorra sprühen derweil auf der Bühne vor Energie und bringen ihre Songs druckvoll und punktgenau rüber. Die Abmischung ist nach wie vor überaus gelungen, so dass das Zuhören eine wahre Freude ist. Sänger Jonas Ambühl stachelt die Menge Mal um Mal an, noch mehr aus sich herauszugehen, während alle Augen auf Leadgitarrist Damir Eskić ruhen sobald ein Solo ansteht. Ist aber auch eine wahre Freude ihm zuzuschauen, wenn er sich voll in sein Spiel vertieft. Kein Wunder haben ihn Destruction vor zwei Jahren rekrutiert. Heute ist er jedenfalls total in seinem Element. Überhaupt merkt man der Band an, dass sie es richtig geniesst auf der Bühne zu stehen und vor einem derart engagierten Publikum auftreten zu dürfen. Ich habe Gomorra schon mehrmals live gesehen, aber der heutige Auftritt stellt die bisherigen klar in den Schatten. Hut ab.
Pertness
Den (sowieso nicht vorhandenen) Hut lasse ich gleich ganz weg, damit ich unbedenklich headbangen kann bei der Band mit dem kürzesten Anreiseweg heute Abend. Die Rede ist natürlich von den Melodic Metallern von Pertness, die mit dem Metal Marmot eng verbunden sind. Als Stammgäste der letzten Jahre dürfen sie sich auf einen Auftritt vor heimischem Publikum freuen, bei dem alle Weichen auf Begeisterung gestellt sind. Kaum ist das Intro verklungen und die ersten Takte von „Words of Lies“ erklingen, steigt das Stimmungsbarometer in ungeahnte Höhen. Das Eröffnungsriff dieses Songs lädt aber auch mehr als ein, das Haupthaar in allen möglichen Figuren zu schütteln. Der Moshpit fehlt beim folgenden „Cold Wind of Death“ natürlich nicht und den vier Herren auf der Bühne stiehlt sich bereits ein fettes Grinsen ins Gesicht ob der Bewegung, die da unter den Zuschauern auszumachen ist.
Pertness spielen sich weiter durch ihre Diskografie und natürlich kommt (nach „Fortress“) auch ihr Zweitwerk *From the Beginning To The End“ zum Zuge. Der Quasititeltrack „From The Beginning“ sorgt für den absoluten Stimmungshöhepunkt des heutigen Abends. Die Hauptmelodie des Riffs wird vom Publikum ab der ersten Note lautstark mitgesungen, während der Moshpit unentwegt tobt, dass man nur schon vom Zusehen ausser Puste kommt. Das Doppelpack „Farewell To The Past“ und „My Prophecy“ halten das hohe Niveau der heutigen Setlist problemlos, bevor mein persönliches Highlight (sorry pam) gespielt wird: „Seven Times Eternity“. Der Song darf einfach bei keiner Show von Pertness fehlen nur schon, weil er sich so wunderbar mitsingen lässt und auch einfach richtig abgeht (pam: Also den find ich natürlich auch sehr geil.). Aber auch pam kommt noch in den Genuss seines Lieblingssongs von Pertness als die Band zum Abschluss „Metamorphosis“ raushaut (pam: Der steht einfach über allem – einer meiner absoluten Lieblingssongs überhaupt, nicht nur von Pertness). Was für eine gelungene Wahl. Keine Frage, dass wir das Quartett noch nicht gehen lassen und lautstark mehr fordern. Unsere Rufe werden erhört und wir kriegen zum Nachtisch einmal „Frozen Time“ serviert. Auch das ein Klassiker, rundet er das Konzert perfekt ab und hinterlässt nur glückliche Gesichter im Publikum.
Burning Witches
Die Umbaupause dauert nicht lange und so heisst es schon bald: Vorhang auf für die letzte Band des Metal Marmot 2021, die brennenden Hexen des Heavy Metal. Ich bin richtig gespannt, denn ich habe Burning Witches bisher noch nie auf der Bühne erlebt. Die Band ist momentan allerdings so präsent, dass ich sie mir schon länger einmal ansehen wollte. Heute ist es also soweit und schon stürmen die fünf Damen auf die Bühne. Sängerin Laura Guldemond strahlt trotz der mysteriösen Kapuze fröhlich zu uns herunter und die ganze Band macht einen gut aufeinander eingestimmten Eindruck. Das ist insofern erfreulich, als dass Gitarristin Larissa Ernst ja noch nicht so lange bei der Truppe mit dabei ist.
Ehrlich überrascht bin ich allerdings von den Lücken im Publikum. Da scheinen viele Zuhörer bereits den Heimweg angetreten zu haben. Die Burning Witches lassen sich davon aber nicht beirren und geben auf der Bühne Vollgas. Nur: bei mir kommt das ganze irgendwie nicht so mitreissend an, wie es das könnte und so ganz festnageln, woran es liegt, kann ich im Moment gerad nicht. Am Auftritt selber kanns eigentlich nicht liegen, da sitzt alles, auch wenn Lauras Überschwänglichkeit angesichts der mittlerweile geringen Zuschauerzahlen etwas einstudiert wirkt. Auch der Sound ist nach wie vor Spitzenklasse und hat kein bisschen nachgelassen. So schliesse ich für mich, dass es vermutlich an den Songs selber liegen muss, die einfach nicht meinen Geschmack treffen. Im Verlauf des Sets gibt es zwar dann doch das ein oder andere Lied, das mir durchaus gefällt, allen voran „Hexenhammer“. Alles in allem ein solider Abschluss für mich, der bei mir aber keine restlosen Begeisterungsstürme auslöst.
Das Fanzit – Metal Marmot 2021
Als wir die Heimreise im dichtesten Schneesturm antreten, sind wir uns einig: es hat sich total gelohnt, heute Abend nach Frutigen zu reisen und dem Metal Marmot 2021 einen Besuch abzustatten. Pertness waren klar mein Highlight des Abends trotz einiger spielerischer Unsauberkeiten. Gomorra haben objektiv gesehen die stärkste Performance abgeliefert. Emerald und Burning Witches haben ebenfalls nichts anbrennen lassen und sich von ihrer besten Seite gezeigt. Vier Bands, die alles gegeben haben, eine Toncrew, die uns mit glasklaren Klängen verwöhnt hat, dazu ein mehr als enthusiastisches Publikum und eine bodenständige Organisation – was will man mehr? Nun ja, eine Wiederholung im nächstens Jahr natürlich. Dann hoffentlich tatsächlich an zwei Tagen, aber wir nehmen, was immer wir kriegen können.