Alte Zeiten – Neue Härte?
Endlich ist es da, das neue Werk von Volbeat. Viele Fragen haben sich mir nach den letzten Alben gestellt. Geht es weiter Richtung Mainstream? Wie wirkt sich die aktuelle Pandemiesituation auf das Arbeiten der Band aus? Wo ist das angekündigte Album in der History von Volbeat anzusiedeln?
Selbst war ich von den letzteren Werken nicht enttäuscht, aber sie haben mich auch nicht aus den Socken gehauen. Das Überalbum fehlte einfach. Oder anders geschrieben: Die letzten Alben reichten in Sachen «Kult»-Songs und Hymnen einfach nicht mehr an die früheren Werke von Volbeat heran, welche die ehemals Newcomer-Group so gross gemacht haben und in den mittlerweile grössten Stadien und den grössten Festivals der Welt auftreten lassen.
Neue Hymnen mit alter Stärke
Die ersten paar Durchgänge der neuen Scheibe lassen aufhorchen. Tendenziell stelle ich fest, dass die Härte der Songs zugenommen hat. Dies erachte ich aus meiner Sicht als einen Aspekt, den sich viele Fans von Volbeat gewünscht haben. Diese werden mit dem neuen Album aus meiner Sicht bedient und werden Freude an den neuen Songs haben. Das «drumherum» bleibt gleich, ist es doch das Markenzeichnen der Band. Poulsens Gesang markiert dabei immer noch das Aushängeschild. Auch die Melodiebögen sind eindeutig als «Volbeat» identifizierbar. Mir fällt jedoch positiverweise auf, dass nach meinem Empfinden die Grundkomplexität der Songs zugenommen hat und einige Taktwechsel mehr in den Songs enthalten sind als noch auf den letzten Alben. Trotzdem: Volbeat soll und muss ja auch Volbeat bleiben. Dies gelingt den Dänen auch auf dem neuen Album wieder sehr eindrücklich.
Songs für die Ewigkeit?
Wenn wir uns auf die Reise durch die verschiedenen Songs begeben fällt mir schnell auf, dass es ein paar verdächtige Songs gibt, welche unter anderem live wieder so richtige Brecher werden könnten. Es fängt schon mit dem Song «Temple Of Ekur» an, der so richtig knallt und die Nackenmuskulatur aufwärmt. Auch die bereits im Voraus verfügbare Single «Shotgun Blues» finde ich sehr eingängig und ausgezeichnet arrangiert. Ich bin gespannt wie sich dieser Song live vermarkten wird. «The Devil Rages On» fasziniert mich, denn dieser Song ist anders gestrickt als viele andere der Scheibe. Überzeugt euch selbst. Für mich sind auch die weiteren Songs zwischen Prädikat «gut» und «ausgezeichnet» anzusiedeln. Es gibt auch die gewohnt «langsamen» Kompositionen, mit welchen ich dann nicht so viel anfangen kann.
Sicht der Volbeat Skeptiker
Natürlich, das ganze Album kann man auch gerne aus einer ganz anderen Sichtweise betrachten. Ich höre jetzt schon die Stimmen, welche feststellen werden, dass Volbeat einfach immer gleich tönen und es mittlerweile nur noch langweilige Songs gibt, welche kein Rückgrat mehr haben. Ich werte dies nicht sondern will damit nur aufzeigen, dass es wahrscheinlich beide Sichtweisen auf das Album geben wird. Ich als «Volbeatzugewandter» und laut Last.fm Top Hörer dieser Band höre einfach viele kleine Feinheiten aus den neuen Tracks raus, welche ich musikalisch und melodisch, rifftechnisch wie auch taktgebunden doch als anders empfinde als wie sie auf den letzten Alben waren. Dabei gebe ich aber zu, dass für mich die erste Hälfte der Songs eher neueren Charakters (wie eben beschrieben) sind als die 2. Hälfte.
Anm. Kaufi: Domi erlaubt mir freundlicherweise auch noch ein paar Kommentare zu diesem Werk. Auch ich gehöre zu jenen Fans, die sich die älteren und härteren Volbeat zurück wünschen. So stark die Band auf der Bühne ist – so mau finde ich das letzte Album „Rewind Replay Rebound“, welches ich nicht mal mehr gekauft habe.
Doch mit „Servant Of The Mind“ scheinen die Dänen nun wirklich eine Kurskorrektur zurück zu alten Stärken zu versuchen. Der harte Opener „Temple Of Ekur“ lässt aufhorchen, das gerade mal 2:20 kurze „Wait A Minute My Girl“ ist purer Volbeat Rock’n’Roll mitsamt Saxophon und Klavier und „The Sacred Stones“ beginnt mit den finstersten Tönen, die man je von Poulsen & Co gehört hat. Abwechslung ist zu Beginn jedenfalls Trumpf, das steht ausser Frage!
Die erste Single „Shotgun Blues“ verhiess ja auch schon Gutes im Vorfeld und fügt sich nun auf dem Album perfekt ein, auch das zwar eher „kommerzielle“ „The Devil Rages On“ ist immer noch im grünen Bereich. Doch leider beginnt die Scheibe irgendwann zu schwächeln. Es tauchen vermehrt diese poppigen Tracks auf, die einfach irgendwie dahinplätschern.
„Dagen for“ mit der Dänin Stine Bramsen als Gastsängerin ist so ein Beispiel oder auch „Mindlock“ (trotz furiosem Gitarrensolo). „Step Into Light“ überzeugt mit der Instrumentierung – bleibt aber trotzdem recht blass. Und sogar „Becoming“, welches mit Doublebass und Thrash-Riffs startet, wird im Mittelteil fast zahnlos. Irgendwie scheint es, als ob Volbeat ihre gesamten Stärken auf der ersten Hälfte des Albums verbrauchen. So bleibt insgesamt ein etwas komischer Beigeschmack. Doch zumindest ist es dann doch eine CD, die den Weg in meine Sammlung finden wird – im Gegensatz zum Vorgänger…
Fanzit Volbeat – Servant Of The Mind
Ich bin doch eher sachlich mit Bewertungen und darum erhält die neue Volbeat-Scheibe trotz vielen Feinheiten, die mich positiv beeindrucken nicht die volle Punktzahl. Für diese Bewertung reicht dann das Format der Scheibe doch nicht aus. Trotzdem erlebe ich das neue Album als wohlüberlegt, perfekt arrangiert und sehr vielfältig. Ich finde zudem auch, dass Volbeat vor allem live noch eine ganz andere Energie entwickeln als auf CD. Bleibt zu hoffen, dass wir uns bald wieder vor Ort davon überzeugen können und den einen oder anderen Song in der Setlist finden.
Anm. Kaufi: Die erste Hälfte der Scheibe würde von mir eine glatte 9 erhalten! Die zweite Hälfte wäre dann deutlich unter den 7 von Domi… Im Gesamten wäre es dann wohl etwas im Raum 7.5 von 10…
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Tracklist Volbeat – Servant Of The Mind
- Temple of Ekur
- Wait A Minute My Girl
- The Sacred Stones
- Shotgun Blues
- The Devil Rages On
- Say No More
- Heaven’s Descent
- Dagen Før (feat. Stine Bramsen)
- The Passenger
- Step Into Light
- Becoming
- Mindlock
- Lasse’s Birgitta