Cineastischer Pop, halbhart ummantelt
Standen bei Volume 1 der „Soundtrack Of Your Life“ – Reihe von At The Movies noch die schultergepolsterten 80er Jahre im Mittelpunkt, so bewegt man sich bei Numero zwei nun ein Jahrzehnt näher hin zur Gegenwart. Erwarten uns mit Blick auf die schrillen 90er also aufgeriffte Versionen von Eurodance, Hip-Hop oder Rave?
Nun, so weit lassen es die Musizierenden rund um Mastermind Chris Laney (Pretty Maids) indes doch nicht kommen – zumal der Fokus – wie es der Bandname ja bereits vorgibt – auf mehr oder minder legendären Songs aus dem Filmgenre liegt. Lou Bega fehlt mit seinem „Mambo No. 5“ daher ebenso wie die Spice Girls oder DJ Bobo. Stattdessen setzt man wie bereits beim Vorgänger auf cineastische Pop-Hymnen, welche man galant mit einem metallenen Gewand ummantelt, ohne sich dabei aber allzu weit vom Original zu entfernen (was ich persönlich auch gut so finde).
Dabei sind dieses Mal unter anderem Stücke wie „When You Say Nothing At All“ von Ronan Keating (aus dem Streifen „Notting Hill“), die Cutting Crew Übernummer „(I Just) Died In Your Arms“ („Ungeküsst“ mit Drew Barrymore) oder „I Want It That Way“ von der wohl besten Boy Group jener Zeit, den „Backstreet Boys“ (oder waren „Take That“ cooler? Anyway, der Song stammt aus „Drive Me Crazy“). Was zudem ins Auge sticht – das sanfte Geschlecht ist dieses Mal klar signifikanter vertreten, sei es mit „(You Drive Me) Crazy“ von Britney Spears, „Heaven Is A Place On Earth“ von Belinda Carlisle oder dem Banamarama-Kracher „Venus“.
Frauenpower
Dass sich die weiblichen Vocals im Vergleich zu Volume 1 zudem deutlich harmonischer ins Gesangsgefüge einreihen, kann damit einhergehen. Jedoch wirkt der zweite Wurf auf mich merklich homogener, aus einem Guss. Oder anders formuliert: Während sich „Soundtrack Of Your Life – Vol. 1“ noch wie die Aneinanderreihung einzelner Blockbuster-Highlights anhörte, klingt die aktuelle Scheibe nun eher wie das Album einer „richtigen“ Band. Dies mag dem wohl generell etwas einheitlicher gewordenen Popsound jener Epoche geschuldet sein (nicht umsonst wurde damals die Hitparade unter anderem von zahlreichen Boy- und Girl- Bands dominiert), könnte aber auch auf einen gewissen Lern-, beziehungsweise aneinander gewöhnen, sich finden – Prozess innerhalb der All-Star Combo zurückzuführen sein.
Sprich: Das ursprünglich als „Fun wider die Pandemie“ ins Leben gerufene Projekt einen sichtlichen Reifeprozess durchlaufen hat. Allerdings bleibt damit zumindest für mich auch etwas von dieser freudigen Spontanität, diesem „Schauen wir mal, was dabei herauskommt“, wie sie noch auf dem Erstling allenthalben zu spüren war, auf der Strecke. Inwieweit dies mit dem Sound dieses Jahrzehnts, wie auch meinen persönlichen Präferenzen zusammenhängt, lässt sich nur schwer ausloten. Ebenso wie mein Empfinden, dass die Songs auf Rundling 2 milder, gesetzter, mit weniger Biss (respektive: weniger Metal-like) rüberkommen. Und dass ich „I’ve Been Thinking About You“ von Londonbeat aus dem Jahre 1990 einmal als härtesten Track einer Scheibe bezeichnen würde, hätte ich mir zuvor offen gestanden auch nicht vorstellen können.
Wie’s mit „At The Movies“ nun weitergeht? Chris Laney zumindest hat diesbezüglich schon eine ziemlich klare Vorstellung: „Wir werden uns bald etwas einfallen lassen. Ein Disney-Special wäre noch cool, aber ich weiss nicht, ob Disney da mitspielen würde. Vielleicht machen wir einen Abstecher in die Sechzigerjahre.“
Das Fanzit At The Movies – Soundtrack Of Your Life – Vol. 2
Kompilationen – und darum handelt es sich beim „Soundtrack Of Your Life“-Ansatz nun mal, auch wenn die allseits bekannten Lieder neu arrangiert und eingespielt wurden – sind stets ein zweischneidiges Schwert. Kam Volume 1 von der Songauswahl her noch bedeutend direkter und auch rockiger rüber, so beweist die Supergroup At The Movies mit ihrem zweiten Wurf, dass sie auch eher dezenteren Liedern einen Schuss gesunder Härte einhauchen kann.
Alles in allem ein gutes Album, welches mich jedoch nicht ganz so stark zu packen vermochte wie sein Vorgänger (zur Review) – was aber zumindest teilweise auch damit zusammenhängt, dass ich halt ein Kind der 80er bin. Um eine Dekade jüngere Zeitgenossen mögen das durchaus anders beurteilen. Falls ihr Spass an einer verrockten Best-Of – Zusammenstellung cineastischer Hits habt, so solltet ihr auf alle Fälle mal reinhören!
Anspieltipps: Waiting For A Star To Fall, When You Say Nothing At All, Heaven Is A Place On Earth, I Want It That Way
Ab Release reinhören und portofrei bestellen
Trackliste At The Movies – Soundtrack Of Your Life – Vol. 2
- Waiting For A Star To Fall
- King Of Wishful Thinking
- The One And Only
- When You Say Nothing At All
- (I Just) Died In Your Arms
- (You Drive Me) Crazy
- Heaven Is A Place On Earth
- Crush
- I´ve Been Thinking About You
- Venus
- I Want It That Way
Line Up – At The Movies
- Björn „Speed“ Strid – Vocals
- Linnéa Vikström Egg – Vocals
- Chris Laney – Guitar
- Morten Sandager – Keyboards
- Allan Sørensen – Drums
- Pontus Egberg – Bass
- Pontus Norgren – Guitar