Schweizer Kristall
Was lange währt – die Luzerner Crystal Ball gehen mit ihrem 11. Studioalbum an den Start.
Nach dem Einstieg von Sänger Steven Mageney haben die Innerschweizer ein enormes Arbeitstempo an den Tag gelegt. Vom Herbst 2013 bis Frühling 2018 veröffentlichten die Jungs um Scott Leach nicht weniger als vier Studioalben. Und dazwischen fanden sie auch immer mal noch Zeit für Tourneen und Konzerte….
Wer jetzt jedoch denkt, dass der Fünfer seither auf der faulen Haut liegt, sieht sich getäuscht. Da wäre zuerst mal noch das Jubiläumsalbum „2020“ zu nennen – eine zumindest teilweise aussergewöhnliche Best-Of Scheibe. Denn die Songs, die vor der „Ära Mageney“ entstanden, wurden allesamt mit Steven neu aufgenommen und erstrahlen in neuem Gewand.
Aber irgendwann dürstet es die Fans auch wieder nach neuem Stoff. Die Umstände, warum es für einmal etwas länger gedauert hat, sind allen bekannt. Und zudem musste nach dem Ausstieg von Tony Castell auch noch der neue Gitarrist Peter Berger „eingearbeitet“ werden. Doch nun ist es da: „Crysteria“ – der elfte Silberling von Crystal Ball!
Crysteria
Eines hat sich nicht geändert: Wo „Crystal Ball“ draufsteht, ist auch „Crystal Ball“ drin. Wirklich grosse Experimente sind Fehlanzeige, aber das braucht es auch nicht. Stattdessen gibt’s in den 13 Songs Hardrock der besten Güteklasse. Es beginnt mit dem treibenden „What Part Of No“, welcher sofort mit den Band-typischen Attributen auftrumpft. Als da wäre der unverkennbare Gitarrensound, kombiniert mit der mittlerweile ebenfalls unverkennbaren Stimme.
Der folgende Stampfer „You Lit My Fire“ präsentiert sich bereits nach dem erstmaligen Hören zu einem Favoriten. Er erinnert entfernt etwas an „Rock Of Life“ – allerdings in einer etwas softeren Version. Trotzdem absolut hörenswert!
Für mich ist „Liferider“, das zweite mit Steven, das beste Album von Crystal Ball Mk II. Eines der Highlights war damals das Duett mit Battle Beast Röhre Noora Louhimo. Hier gibt’s nun Parallelen zu vermelden. Denn ein Gastmusiker ist auf dem kurzen und knackigen „Call Of The Wild“ zu hören: Ronnie Romero. Der Chilene hat bei schon bei Rainbow, CoreLeoni und Lords of Black gesungen, beim aktuellen Album von Gitarrenhexer Michael Schenker ist er ebenfalls auf einigen Songs vertreten. Und hier darf er nun mit Steven um die Wette singen.
Apropos „Gastmusiker“: Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass es da noch mehr gibt. Bei „Crystal Heart“ schmieden die Luzerner eine Allianz mit den Label Kollegen von Jaded Heart. Eigentlich wäre ja auch eine gemeinsame Tour vorgesehen gewesen, aber bis es so weit ist, können wir uns zumindest an diesem starken Stück Musik erfreuen!
„Crysteria“ ist wirklich vollgestopft mit coolen Songs und Ohrwürmern. Der erste Teaser „I Am Rock“ wurde bereits im Dezember präsentiert und machte sofort Lust auf mehr. „Crysteria“ trumpft mit seinem Intro und den eher ungewohnten Keyboardklängen auf – der wohl ungewöhnlichste Track des Albums. Generell habe ich jedoch manchmal das Gefühl, dass vermehrt auf Keyboards gesetzt wird. „No Limits“ sei hier als Beispiel genannt. Schlecht ist aber auch das beileibe nicht!
Spannend für eine Band wie Crystal Ball, die ja auch des Öfteren ihre softere Seite präsentieren: Richtige Balladen sind auf „Crysteria“ Fehlanzeige! Einzig „Sole Conviction“ geht vielleicht vom gemächlichen Tempo her etwas in diese Richtung. Aber nur minim… Doch dann kommt der Bonus Track. „Till You Meet Again“ – und da bin ich nun richtig beeindruckt! Nur Piano und Steven’s unglaublich gefühlvoller Gesang, punktuell ergänzt mit klassischen Instrumenten. Die Lyrics vermitteln einen enorm persönlichen Einfluss, wie mir der Sänger auf eine kurze Anfrage bestätigt: „Der Song ist meiner Mutter gewidmet, die im August gestorben ist und handelt über meinen Vater, der sie nach 70 Jahren Partnerschaft und 64 Jahren Ehe hat gehen lassen müssen.“ Tolle Geste und ein sehr ruhiger Ausklang des Albums – allerdings mit einer der besten Gesangsleistungen, die ich jemals von Steven gehört habe!
Das Fanzit Crystal Ball – Crysteria
Die „künstlerische Pause“ – wenn man es mal so nennen darf – hat Crystal Ball enorm gut getan. Es ist ja nun überhaupt nicht so, dass die letzten Alben schwach gewesen wären. Aber „Crysteria“ überzeugt praktisch vom ersten Ton an und macht sogar dem in meinen Ohren stärksten Werk „Liferider“ die Hölle heiss. Kristallklare 8.5 von 10 Punkten für „Crysteria“!
Reinhören und Digipak/Vinyl portofrei erhalten
Trackliste Crystal Ball – Crysteria
- What Part Of No
- You Lit My Fire
- Call Of The Wild (feat. Ronnie Romero)
- I Am Rock
- Undying
- Crysteria
- Make My Day
- No Limits
- Draw The Line
- Loins Of Fire
- Sole Conviction
- Crystal Heart (feat. Jaded Heart)
- Till You Meet Again (Bonus Track)
Line-Up Crystal Ball
- Steven Mageney (Gesang)
- Scott Leach (Gitarren)
- Peter Berger (Gitarren)
- Chris Stone (Bass)
- Marcel Sardella (Schlagzeug)