Der zweite Streich aus dem Hause Lotrify
Die melodiösen Metaller Lotrify brachten am 17. Dezember 2021 ihre neue Scheibe «Time Fracture» auf den Markt. Der Nachfolger der Debütplatte «Resilience» wurde beim emsigen Produzenten Christoph Brandes in den Iguana Studios aufgenommen und verspricht erneut wuchtigen Lärm, welcher einem buchstäblich die Rübe wegbläst. Eine hohe Erwartungshaltung ist definitiv vorhanden.
Stilistisch lässt sich das Quintett aus Baden kaum in eine Schublade stecken. Offiziell segelt man zwar unter dem Banner des Melodic Metal, aber in der Realität kommt’s regelmässig zu Ausflügen in andere Genres. Dadurch sind ausreichend Abwechslung und Spannung garantiert. Die Truppe hat im Rahmen ihrer 13-jährigen Existenz schon einiges erreicht. Ein wichtiger Meilenstein war sicherlich der Kurzauftritt am W:O:A 2018. Wer weiss, vielleicht liegt beim nächsten Gastspiel auf dem (un-)heiligen Acker in Wacken ja sogar eine Performance auf einer der grösseren Bühnen drin. Vielleicht ist das neue Liedgut in der Lage, den Weg für dieses Vorhaben zu ebnen.
Das Album – «Time Fracture»
Entspannter, gemächlicher Einstieg? Fehlanzeige! «Left Behind» ist ein brutaler Wachrüttler, der direkt einmal ein erstes Ausrufezeichen setzt! Die Jungs haben sich für diesen Silberling offenbar einiges vorgenommen. Sänger Sacha Wacker erkundet fleissig die Untiefen seiner Kehle. Das driftet stellenweise beinahe schon in den Brutal Death-Sektor ab. Trotzdem liegt auch die eine oder andere klargesungene Passage drin. Neben den metallischen Elementen setzt der Fünfer ebenfalls auf Hardcore-Einschübe. Ein solch starker Opener macht selbstverständlich Lust auf mehr! Nachschub kommt in Form von «Bleed Alone» daher. Ein Stück, welches einen in bester Limp Bizkit-Manier durch die Gegend hüpfen lässt. Glaubt ihr nicht? Tja, dann empfehle ich euch unbedingt eine Betrachtung des dazugehörigen Musikvideos, welches im Ebrietas-Keller aufgenommen wurde (vielleicht entdeckt ihr darin sogar den Schreiberling dieser Review). Zweifelsohne ein Setlisten-Kandidat für künftige Shows der Aargauer.
Der Fuss bleibt konstant auf dem Gaspedal, denn mit «Close To Distant» folgt sogleich das nächste Groove-Biest. Sergey Belyavsky drischt mit ordentlich Elan auf seine Felle ein und fördert dadurch das Eskalationspotenzial! Des Weiteren sorgen die knackigen Riffs und der mehrstimme Gesang permanent für Spannung. Vor meinem geistigen Auge entstehen dazu wilde Moshpits samt herumfliegenden Extremitäten. Die Körper der Zuhörerschaft kommen überhaupt nicht zur Ruhe, da mit «Bring It On» ein weiterer Kracher herangaloppiert. Insbesondere in der zweiten Track-Hälfte stellen Lotrify dann ihren ganzen Facettenreichtum zur Schau. Vor solchen Leistungen kann man einfach nur den imaginären Hut ziehen.
«Into Madness» setzt das Nackenfitness-Programm unbeeindruckt fort. Ab und an sind hier progressive Einschübe auszumachen. Ein weiterer Beweis dafür, dass das Quintett in beinahe allen Gerne-Ecken unterwegs ist. Durch Lamb Of God inspirierte Passagen tauchen ebenfalls auf. Das darauffolgende Lied «Clashing Bones» macht seinem Namen alle Ehre. Übel und heftig geht’s zur Sache. Hört sonst noch jemand irgendwelche Knochen brechen?
Wird jetzt eigentlich die ganze Zeit auf einen eingeprügelt? Nope! Für «Dreams Of Mine» schalten die Akteure zumindest phasenweise einen Gang runter, ohne dabei allerdings irgendwelche Qualität einzubüssen. Wir haben es abermals mit einer abwechslungsreichen Komposition zu tun. Den Abschluss macht der Titel-Track, welcher uns in aufgeteilter Form serviert wird. Das nicht ganz eine Minute auf die Uhr bringende, gemütliche «Time» übernimmt die Einstimmung, ehe im Anschluss das grossartige «Fracture» die Hütte definitiv nochmals mit voller Wucht abreisst. Von A bis Z ein echter Hörgenuss!
Das Fanzit Lotrify – «Time Fracture»
Auch mit ihrem zweiten Album «Time Fracture» stellen die Jungs von Lotrify sämtliche Weichen auf die Erstürmung des Gipfels. Die absolut überzeugenden Leistungen vom Debütwerk «Resilience» konnten erneut bestätigt werden. Die Feinschliffarbeit wurde an den richtigen Orten angewandt und man kann insgesamt zurecht von einer gelungenen Weiterentwicklung sprechen. Der vielschichtige und temporeiche «Melodic-Modern-Groove-Progressive-Death-Hardcore-Metal» verfehlt seine Wirkung auf gar keinen Fall.
Wer das neue Material gerne in Aktion erleben möchte, sollte einen Besuch des Meh Suff! Winter-Festivals am 07. und 08. Januar 2022 in Erwägung ziehen. Lotrify werden dort nämlich am Samstag auf der Bühne stehen. Nur eine Woche später steht dann im Werkk Baden die Album-Release-Show von «Time Fracture» an. Kann man sich ruhig einmal in der Agenda eintragen.
Empfehlenswerte Hörproben: «Left Behind», «Bleed Alone», «Bring It On», «Dreams Of Mine»
Tracklist Lotrify – «Time Fracture»
- Left Behind
- Bleed Alone
- Close To Distant
- Bring It On
- Into Madness
- Clashing Bones
- Dreams Of Mine
- Time
- Fracture
Line Up – Lotrify
- Sacha Wacker – Gesang
- Silvan Laube – Bass/Hintergrundgesang
- Fabian Umiker – Gitarre
- Yannick Bislin – Gitarre/Hintergrundgesang
- Sergey Belyavsky – Drums