Hab ich was verpasst?
Es ist schon wieder passiert! Gegen Ende vergangenen Jahres erschien ein Album, das spurlos an mir vorüberging und jetzt drei Monate später schreibe ich doch noch ein Review dazu. Waren es beim letzten Mal Glacier mit ihrem sackstarken Debutalbum, sind es diesmal Stormkeep – mit ihrem Debutalbum. Und ob es ebenfalls sackstark ist, schauen wir uns jetzt an.
Stormkeep ist eine relativ junge Band aus den Vereinigten Staaten, die seit etwas mehr als 4 Jahren aktiv ist und deren erstes grösseres Lebenszeichen im Jahr 2020 mit der EP Galdrum via Ván Records erschien. Ihr erstes vollständiges Album veröffentlichen Stormkeep nun ebenfalls via Ván Records und es hört auf den schönen Namen Tales of Othertime. Darauf präsentieren sie uns eine Geschichte von Magiern, Drachenkönigen und Zitadellen in eisigen Landen, die auch durch das wunderschöne Cover-Artwork in Szene gesetzt wird. Tönt ganz nach Power Metal, nicht? Tja, knapp daneben, denn Stormkeep haben sich mit Haut und Haar dem Symphonic Black Metal verschrieben.
Auf Tales of Othertime treffen rasende Tremologitarren auf gezupfte Zwischenspiele und orchestrale Keyboards auf keifenden Schreigesang, was hervorragend funktioniert. Zwischendurch blitzt noch eine Spur Melodic Death Metal auf, wie er in Finnland gerne gespielt wird und die Band reichert das ganze Gemisch mit fantastischen Gitarrensolos an. Obwohl das auf den ersten Blick nach einer etwas wirren Mischung aussieht, verweben Stormkeep die einzelnen Bestandteile zu einer wunderbar auf den Punkt gebrachten homogenen Masse und giessen daraus 43 abwechslungsreiche Minuten. Bereits „The Seer“ als erster Song verzückt uns nach einem atmosphärischen Beginn mit tollen Melodielinien der Gitarre, die den Hörer in ihren Bann ziehen und durch das sorgfältig komponierte Stück führen. Ausufernde Wiederholungen sind eher rar gesät, das Lied entwickelt sich vielmehr beständig weiter, ohne dass es dabei zu vertrackt wäre, als dass die Nachvollziehbarkeit auf der Strecke bliebe. Zwischendurch sind auch einzelne Einlagen von Klargesang zu vernehmen, die sich aber dezent im Hintergrund halten und dem Klang dadurch eine gewisse erhabene Rahmung verleihen. Und ehe man sich sattgehört hat, sind die neun Minuten auch schon um.
Doch bei aller Liebe zum Eröffnungstrack sticht für mich „The Serpent’s Stone“ als der eigentliche Hit von Tales of Othertime heraus. Die Band hat in diesem Lied die symphonischen Anteile noch etwas stärker herausgearbeitet und dabei ganz viele Stellen geschaffen, welche die Stromversorgung des eigenen Kopfkinos mit Hochspannung beliefern. Genau dies sind die Songs, zu denen man immer wieder gerne zurückkehrt, um in die Geschichte – im lyrischen aber auch musikalischen Sinne – einzutauchen.
Erfreulicherweise gibt es auch unter den weiteren Tracks keinerlei Ausfälle. Stormkeep haben hier ganze Arbeit geleistet. Das gilt neben der Strukturierung der einzelnen Lieder auch für diejenige des Albums an sich, das einen fliessenden Sog entwickelt und genauso gut als Gesamtwerk funktioniert, wie dies die Songs für sich alleine tun. Abgemischt ist das alles mit einem klaren Fokus auf die Gitarren, dabei aber sehr ausgewogen, so dass dem Genuss der Kompositionen, den das Anhören von Tales of Othertime bietet, nichts im Wege steht. Kein Wunder ist die Scheibe in allen möglichen Jahresabschlusslisten immer wieder aufgetaucht.
Das Fanzit zu Stormkeep – Tales of Othertime
Die Geschichte wiederholt sich und ich entdecke im noch jungen neuen Jahr ein sackstarkes Debutalbum, das aus dem letzten stammt. Tales of Othertime von Stormkeep ist voller lebendiger Momente, die für viel Qualität und Abwechslung stehen. Die Band verarbeitet so manche mitreissende Melodie und webt damit eine Geschichte, die sie nicht nur auf textlicher Ebene, sondern auch musikalisch schlüssig präsentiert. Deshalb wiederholt sich auch die Hörempfehlung in 9 Punkten.
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