Schweden zu Gast in der Eulachstadt
Mein persönliches Comeback im Winterthurer Gaswerk wurde durch die musikalischen Darbietungen von Dead Lord und The Riven untermalt. Die Künstler feierten den Abschluss ihrer kleinen Europarundreise in vollen Zügen und waren bestens gelaunt. Mehr dazu in den nachfolgenden Sätzen.
St. Patrick’s Day ist angesagt! Zumindest weist mich mein Kalender daraufhin. Doch bin ich weder auf dem Weg in einen «Irish Pub» noch grün gekleidet. Der Konsum der einen oder anderen Hopfenperle liegt allerdings trotzdem im Bereich des Möglichen. Das Gaswerk verfügt schliesslich ebenfalls über Zapfhahnanlagen. Richtig gelesen, heute steht endlich wieder einmal ein Konzertabend vor meiner Haustüre an. Nix da mit langen Reisen oder dergleichen. Das Motto «Support your local clubs» wird somit ideal umgesetzt.
Das rockige Quartett Dead Lord lässt seine «Dystopia»-Tour bei uns in Winterthur ausklingen. Immer wieder erstaunlich, dass man gewisse Bands zuerst nie zu Gesicht bekommt und sich die Pfade dann plötzlich innert verhältnismässig kurzer Zeit direkt zwei Mal hintereinander kreuzen. Meine erste Begegnung mit den Schweden fand nämlich Mitte November des vergangenen Jahres im Z7 statt. Gemeinsam mit Lucifer boten sie tolle Unterhaltung vor einer – leider – überschaubaren Zuschauermasse. Deswegen würde ich ihnen beim heutigen Gastspiel eine etwas vollere Hütte durchaus gönnen. Mit dem Support-Act The Riven lerne ich abermals eine neue Truppe kennen.
The Riven
Hmm, extrem viele Nasen dürfte es wohl nicht geben, da die Gigs offensichtlich im Foyer stattfinden werden. Wobei – meines Wissens passen hier bei voller Auslastung bis zu 150 Nasen rein. Und das ist dann eine verdammt kuschlige und Schweisstropfen fördernde Angelegenheit. Spoiler: So eng wird’s nicht. Vorgruppen haben es bekanntermassen sowieso stets schwer mit der Publikums-Akquisition.
The Riven lassen sich davon keinesfalls beirren und starten um circa 20.50 Uhr in ihr Set. Im Angebot hat der Fünfer ein Gemisch aus Blues und Classic Rock made in Sweden. Dass das Ganze von den 70er und 80er-Jahren inspiriert ist, dürfte nicht zuletzt aufgrund der knalligen Outfits der Akteure sonnenklar sein. Einige Besucher haben sich ebenfalls herausgeputzt. Die Szenerie erinnert mich umgehend an die TV-Serie «Die wilden Siebziger» und die Kiffer-Runde im Keller von Eric Forman Ehe das jetzt jedoch in irgendwelche Träumereien abdriftet, kehren wir lieber wieder in die Gegenwart zurück.
Aushängeschild der Kapelle ist eindeutig Sängerin Totta Ekebergh, die mit einer imposanten Klangröhre ausgestattet ist. Dieses bluesig, rockige Stimmorgan ist der Knaller! Beim gefühlvollen «Finnish Woods» kommt es beispielsweise ausgezeichnet zur Geltung. Besonders motiviert dürfte auch Axtmann Arnau Diaz sein. Der zelebriert nämlich seinen «Schlüpftag». Dafür serviert ihm der Dead Lord-Trommler Adam Lindmark gleich eine Flasche Champagner. Prost und Glückwunsch!
Im Herbst soll die neue Platte kommen. Das merkt man sich gerne vor. Und die Band hat’s nun eh auf meinen Schirm geschafft. 40 Minuten beste Werbung in eigener Sache – so wird’s gemacht! Diese Nordländer sind ungeniert wieder einmal in Winterthur willkommen.
Dead Lord
Hakim Krim (Gesang, Gitarre), Martin Nordin (Gitarre), Tobias Lindkvist (Bass – der offenbar den eigentlich neuen Tieftöner-Mann Ryan Kemp vertritt) und Adam Lindmark (Drums) starten ihre Rock-Mission kurz vor 22 Uhr. Der Frontmann wird nicht müde auf sein Spielgerät zu zeigen und dabei zu betonen, dass es sich dabei um eine elektrische Gitarre handle (nur, falls wir das vergessen hätten). Nix da. Genau dafür sind die Leute ja heute Abend schliesslich ins Gaswerk gepilgert. Und sie werden nicht enttäuscht. Dead Lord zocken sich gekonnt durch ihr Set und bieten ebenfalls ausreichend Bespassung. Seien das entweder die witzigen Gesichtsentgleisungen von Hakim oder markante «Wuhu»-Zwischenrufe, welche regelmässig erklingen.
Metalinside-Mitstreiter Sandro hat sich im Herbst 2020 um die Analyse des Silberlings «Surrender» gekümmert. Inzwischen sind wir schon eine Stufe weiter, denn vor knapp einer Woche wurde die neue EP «Dystopia» über Century Media Records veröffentlicht. Die Stücke greifen und elektrisieren die Fans. Vor der Bühne geht jetzt richtig die Post ab! Das sorgt für strahlende Gesichter bei den Musikern. Ich höre zudem phasenweise Parallelen zu Bullet heraus. Die Partystimmung erreicht ihren Höhepunkt, als im letzten Drittel der Show plötzlich die Mitglieder von The Riven die Bühne crashen (teilweise nur mit Unterhosen bekleidet) und ihren noch arbeitenden Kumpels fleissig Getränke einflössen. Applaus für diese gelungene Aktion! Streiche und Vorhaben dieser Art sind beim finalen Auftritt einer gemeinsamen Tour grundsätzlich eine feste Tradition. Schön, dass das nach wie vor gewahrt wird. Für die letzten Töne tauschen dann noch Hakim und Adam rasch ihre Plätze respektive Instrumente und setzen dadurch einen amüsanten Schlusspunkt hinter eine gelungene Performance. Die Schweden können es eben einfach!
Das Fanzit – Dead Lord, The Riven
Das Gaswerk in «Winti-Rock-City» ist zurück! Hoffentlich kann ich künftig wieder vermehrt Shows in «meinem» Heimat-Club besuchen. Am heutigen Abend vermochten sowohl The Riven als auch Dead Lord regelmässig für unterhaltsame Augenblicke zu sorgen. Darauf – und zu Ehren des «St. Patrick’s Day» – nochmals eine abschliessende Hopfenblondine. Cheers!
Setliste – The Riven
- Moving On
- On Time
- Sweet Child
- Shadow Man
- Finnish Woods
- Windbreaker
- Fly Free
- Death