Ein finsteres Allerlei
Nach der EP „Sacro Macello“ (siehe Review) waren die Erwartungen – auf jeden Fall meine – an das erste Album der bündnerischen Band Evangelion gross. 2021 folgen zuerst nacheinander drei weitere EP, die für Spoiler-Alarm sorgen. Sie enthalten insgesamt ein Drittel der Lieder, die auf „Revelations Or The Spawn Of Greed And War“ auch zu hören sind.
Was geil isch
Eine klare Stärke von Evangelion ist das Komponieren von elektronischen Tracks. In „Premonition“ scheinen Vangelis, Krautrock und Italo-Prog der Marke Goblin durch. Ein Hauch Italien zieht auch durch die anderen Songs, und zwar in Form von Passagen, die an Bands wie Abysmal Grief und die schon erwähnten Goblin erinnern. Wenn die Cembalo-Klänge am Schluss von „Of Mercenaries And Marauders“ erklingen, fällt es schwer, Bilder vom Bel Paese zu verdrängen. Diese Nuancen passen gut zu den massentauglicheren Passagen, die einen skandinavischen Stempel tragen. Zusammengefasst: Evangelion hat eine breite musikalische Kultur und ein Händchen für Tempowechsel, das seinen doomigen Liedern zugutekommt.
Auric Records liefert den Freunden des physischen Tonträgers ein schickes Digipak, das im CD-Regal eine gute Figur macht.
Was wuerscht isch
Ich finde es weiterhin schade, dass Evangelion die Texte auf Englisch verfasst, obwohl die behandelten Themen auch auf Deutsch, Rumantsch oder Italienisch gesungen, etwas hermachen würden.
Ob wir Sprechgesang à la Manowar wie auf „A King‘s Dream“ noch hören möchten, lässt sich schwer beantworten. Das soll am besten jeder für sich entscheiden.
Was uf de Sack gaht
Über Geschmack lässt sich streiten, aber: Das monotone Chor aus klaren, klagenden Stimmen, das nach wenigen Minuten einsetzt und immer wieder auftaucht, habe ich gefühlt hundert Mal auf anderen Releases aus der Schweiz gehört. Und jedes Mal frage ich mich: wieso?
Langweilig? Ja. Notwendig für die Aufwertung dieses Albums? Kaum.
Das Fanzit Evangelion – Revelations Or the Spawn Of Greed And War
„Revelations Or The Spawn Of Greed And War“ zeigt wieder solide Ansätze, die allein es wert sind, ein Ohr zu riskieren. Diese lassen ein kompaktes und vor allem spannendes Ergebnis erwarten. Es ist aber leider so, dass sobald es fesselnd wird, die Stimmung in den Keller sackt, weil einige Kunstgriffe sich als Fehlgriffe entpuppen.
Trackliste Evangelion – Revelations Or the Spawn Of Greed And War
- The Reign Of The Prophets
- Of Mercenaries And Marauders
- From Pandemonium
- Vanitas
- A King’s Dream
- The Deathsman
- Pestis
- As The Soldiers Leave The Battleground
- Premonition