Rückkehr in die Ruhmeshalle
Endlich konnte das Hall Of Fame in Wetzikon seine Pforten wieder öffnen. Diesem Ereignis haben Freunde und Unterstützer des Wetziker Rock-Schuppens sehnsüchtig entgegengefiebert. Die Veranstalter liessen sich nicht lumpen und holten für den Samstagabend mit Beyond Frequencies, Rizon und BBR gleich drei Gruppen in ihren Laden. Den Besuchern wurden unter anderem eine Plattentaufe und packende Shows geboten.
«Welcome back to Hall Of Fame!» – das sind Worte, welche man nur allzu gerne aus dem Mund von «Tätschmeischter» Pasquale hört. Die Wiedersehensfreude auf allen Seiten ist gigantisch. Gäste und Crew-Mitglieder scheinen beinahe einen inoffiziellen Dauergrins-Wettbewerb auszufechten. Es fühlt sich schlichtweg unglaublich gut an. Wir sind zu Hause. Wir sind da, wo wir hingehören. Da braucht’s zuerst einmal eine eisgekühlte Blondine, um das Ganze zu verarbeiten und einwirken zu lassen. Natürlich sind die exzellente Betreuung und das familiäre Ambiente wichtige Gründe für regelmässige Besuche in der Ruhmeshalle; aber am Ende des Tages muss dann auch das musikalische Rahmenprogramm hinhauen. Darüber möchte ich nachfolgend ein paar Worte verlieren.
Der Kernanlass des heutigen Abends ist die Taufe des neuen Rizon-Silberlings «Prime Time». Ich bin gespannt, was die melodiösen Metaller da zusammengebastelt haben. Wer jetzt schon mehr darüber wissen möchte, sollte unbedingt einen Blick auf die Scheibenanalyse und das Interview mit den Bandmitgliedern von Mit-Metalinsider Sandro werfen (siehe Review und Interview). Rizon stehen jedoch nicht allein da. Das Warm-Up übernehmen die alternativ angehauchten Beyond Frequencies und zu später Stunde laden noch BBR (Buddies, Beer & Rock ‘N’ Roll) als Rausschmeisser zum wilden Tanz. Auf die Truppe rund um den gitarrenafinen Entertainer Manu Burkart darf man zurecht gespannt sein.
Beyond Frequencies
Frontröhre Mel und ihre drei männlichen Kollegen eröffnen den Konzertreigen um Punkt 20 Uhr. Stilistisch klingt das Dargebotene für meine Gehörgänge nach Underskin und Evanescene. Mels Stimmorgan ähnelt demjenigen von Andrina Travers wirklich sehr. Eine solide Angelegenheit, die mich allerdings nicht vollends aus den Socken haut. Die stärkeren Nummern verstecken sich am Ende des Sets. Beim mitreissenden «Voodoo» erhält Stefan «Trommel-Support» von Gitarrist Juan und Basser Dave. Eine gelungene Aktion, welche das ansonsten leider mehrheitlich schläfrige Publikum ein bisschen aus der Reserve lockt. Die einen haben offensichtlich noch Rückstand beim Erreichen der gewohnten Konzertroutine. Bleibt zu hoffen, dass die Stimmung bei den nächsten Akteuren eine Spur enthusiastischer wird.
Rizon
Gegen 21 Uhr dröhnt der «Hall Of Fame»-Song aus den Boxen und kündigt den Auftritt der nächsten Band an: Rizon aus der Region Zürich. Die Equipe hat einerseits mit Anastasia eine neue Sängerin am Start und obendrein den nagelneuen Silberling «Prime Time» mit im Gepäck. Mit dem Doppelpack «Rule The World» und dem selten enttäuschenden «Nevermore» verbleibt man vorerst hingegen in altem Fahrwasser. Doch im Anschluss verliert Fronter Matt keine Zeit und läutet umgehend die Taufe des neusten Sprösslings der eigenen Diskographie ein. Ausserdem verkündet er weiter, dass die aktuellen Geschehnisse im Osten Europas schrecklich seien und sie uns gerne für ein paar Stunden ablenken möchten. Krieg und Viren haben auf dieser Bühne keinen Platz. Dem pflichtet die Besucherschar frenetisch bei. Immer her mit der Musik!
Die Künstler haben sichtlich Spass und die frisch verfassten Kompositionen zünden. Damit haben die Melodie-Sympathisanten freilich die nächste Entwicklungsstufe erreicht. Drummer Tom und Tasten-Maestro Marco agieren zwar mehrheitlich im Dunkeln, aber das schmälert ihre Leistung überhaupt nicht. Beim Exportschlager aus Griechenland sitzen noch nicht alle Posen, aber sie kompensiert das mit ihrer aufgeschlossenen und niedlichen Art. Anastasia scheint trotz Sprachbarriere hervorragend in das bestehende Gefüge zu passen. Die Harmonie ist wahrhaftig spürbar. Des Weiteren verfügt das Septett mit Reto über einen ausgezeichneten Saitenhexer in seinen Reihen, der konstant mit fantastischen Soli glänzen kann!
Gegen Ende bleiben die «Zugabe»-Rufe fast aus. Pennen gewisse Teile des Publikums etwa immer noch?! Aufwachen, Freunde! Hier wird nicht eingerostet. Glücklicherweise hauen Rizon effektiv noch ein Sahnehäubchen raus. Das durchwegs überzeugende «Fuckin’ Rock It» hat definitiv Potenzial, um zur neuen Super-Hymne der Gruppe zu werden. Album-Release-Show erfolgreich abgeschlossen.
BBR
Die letzten Protagonisten des heutigen Abends gehen um 22.50 Uhr an den Start. «Buddies, Beer & Rock ‘N’ Roll» – ein besseres Motto würde auch mir kaum einfallen. Es passt einfach wie die Faust aufs Auge. Das Quintett darf sich in einem mittlerweile gut gefüllten Saal von A bis Z austoben. Und exakt das tun sie auch! Holla, die Waldfee! Eskalation und Abriss par excellence! Dass ich zuvor von einem Rausschmeisser gesprochen habe, ist nun beinahe eine Beleidung. Hier agiert nämlich zweifelsohne der heimliche Headliner! Weltklasse!
Klar werden einige behaupten, dass die Welt nicht zwingend eine weitere Cover-Truppe braucht. Doch BBR strafen sämtliche Kritiker umgehend Lügen. Sie gehen mit uns durch die Decke und lassen die Masse ausflippen. Die einzelnen Tracks werden bockstark vorgetragen und haben ihre ganz persönlichen Noten. So vermögen Cover-Interpretationen zu gefallen. Im eigenen Stil vorgetragen, aber keinesfalls so intensiv verändert, dass man von «Song-Vergewaltigung» sprechen muss. Die Hall Of Fame-Besucherschar wird unter anderem mit Klängen von Danko Jones, Black Stone Cherry, Rose Tattoo und Black Sabbath verwöhnt. Dabei ist es überhaupt keine Manu-Solo-Show. Jedes Bandmitglied hat seine Rampenlicht-Sequenzen. Mich beeindrucken neben dem rockigen Comedian vor allem der engagierte Rhythmus-Axtmann Remo und die fleischgewordene Rampensau Marc. Der Typ verfügt über ein dreckiges und verdammt rockiges Stimmorgan. Zudem hat er die Energiereserven von zehn Personen in sich. Es macht unglaublich Spass, ihm bei seinen Festivitäten zuzusehen.
Die wollen ja gar nicht mehr von der Bühne verschwinden! Am Ende sind es 90 Minuten und noch etwas Nachspielzeit. Aber jeder hier drin hätte freilich nix gegen eine Verlängerung und ein darauffolgendes Penaltyschiessen einzuwenden gehabt. Zu den Tönen von «Killing in The Name Of» von Rage Against The Machine werden wir schliesslich in die Nacht entlassen. Den Weg nach Hause will jedoch niemand freiwillig antreten. Stattdessen gibt’s Merch-Plündereien, Feierabendbiere, witzige Unterhaltungen und Fotosessions mit den Musikern. Einige Aufnahmen findet ihr garantiert in der Galerie meines Lieblings-Knipsers Friedemann.
Das Fanzit – Rizon, Beyond Frequencies, BBR
Der zweite Re-Start-Abend im Hall Of Fame ist hundertprozentig geglückt! Ich liebe diesen Laden und freue mich auf die nächsten, schweisstreibenden Abenteuer in seinem Gemäuer. Von Truppe zu Truppe war auf der Bühne eine Steigerung auszumachen. BBR habe ich eindeutig nicht das letzte Mal gesehen! Falls ihr mal die Chance habt, solltet ihr euch diese wilden Kerle unbedingt reinziehen. Oder um es abschliessend in den Worten von Rizon zu formulieren: «You Fuckin’ Rock It!»
Setliste – Beyond Frequencies
- Give Me A Break
- Died
- Unless You Try
- Shelter
- Cast A Spell
- Favorite Mistake
- Back Off
- Good
- Voodoo
- After Dark
Setliste – Rizon
- Rule The World
- Nevermore
- *Plattentaufe*
- Truth Or Consequences
- Torn
- High Noon
- In The End
- Kingdom Come
- Love Your Life
- Rebel Heart
- Run To The Hills (Iron Maiden-Cover)
- Save My Soul
- Fuckin’ Rock It*
*Zugabe
Setliste – BBR
- Come On, Come On (Nashville Pussy-Cover)
- Riot Act (Skid Row-Cover)
- Runnin’ Wild (Airbourne-Cover)
- Born To Raise Hell (Motörhead-Cover)
- Whole Lotta Rosie (AC/DC-Cover)
- Fear Of The Dark (Iron Maiden-Cover)
- Rock ‘N’ Roll Forever (The Carburetors-Cover)
- Had Enough (Danko Jones-Cover)
- Breaking The Law (Judas Priest-Cover)
- Sad Man’s Tongue (Volbeat-Cover)
- White Trash Millionaire (Black Stone Cherry-Cover)
- Hands Up (Texas Hippie Coalition-Cover)
- Metallica-Medley (For Whom The Bell Tolls / Seek & Destroy / Sad But True / Enter Sandman)
- Nutbush City Limits (Tina Turner-Cover)
- Nice Boys Don’t Play Rock ‘N’ Roll (Rose Tattoo-Cover)
- Paranoid (Black Sabbath-Cover)
- She Got Me (Metal-Cover des Luca Hänni-Songs)
- Rock ‘N’ Roll (Motörhead-Cover)
- (You Gotta) Fight For Your Right (To Party) (Beastie Boys-Cover)
- Killing in The Name Of (Rage Against The Machine-Cover)*
*Zugabe