Wenn das Licht die Nacht durchbricht
Oftmals verbringt man die Zeit damit, einer Band das passende Stillabel zu verpassen. Aus Power Metal wird plötzlich Symphonic Epic True Power Metal oder man umschreibt etwas als Melodic Darkened Technical Death Folk Metal. Es ist bezeichnend, dass es in keiner anderen Musikrichtung eine derart grosse Bandbreite an Einflüssen und Stilelementen wie im Metal-Genre gibt. Einerseits faszinierend, andererseits herausfordernd, wenn es um die Zuteilung geht – eine Notwendigkeit, um das Zielpublikum zu definieren. Die Schweizer von Askara nehmen da dem Zuhörer mit ihrer eigenen Beschreibung die Arbeit ab: «Symbolisch für die Musik der Band steht der Name ‹Askara›: Wie der Vogel im Schriftzug, so steigt sie aus düsteren Tiefen herauf, erfährt Freiheit, Reinigung durch Feuer und Stürme, fällt tief, doch nur um sich weiter emporzuschwingen. Elevation, Weite und Herzblut im Sound. Auf den Schwingen der Musik breitet die Band ihre Flügel aus.» (askara.ch/biografie)
Wie umfassend sich Askara auch beschreiben, verstehen sie sich selbst schlicht dem Gothic Metal zugehörig. Mit ihrer progressiven Ausrichtung, die nicht selten mit Elementen aus Doom und Death kokettiert, macht die Band zum ersten Mal mit ihrem beigesteuerten Song auf dem Sampler «Heavy Metal Nation IX» (2013) auf sich aufmerksam. «Horizon Of Hope» (2016) kann schliesslich als erste vollständige Veröffentlichung verbucht werden. Trotz Eigenproduktion und die für heutige Verhältnisse kurze Spielzeit (8 Songs in knapp 40 Minuten) stösst das Album durchwegs auf positive Resonanz. Das verhilft Askara nebst gefeierten einheimischen Auftritten zu einer Europatour als Support von Sleeping Romance und Within Silence.
Für ihr zweites Werk werden Askara von Fastball Music unter Vertrag genommen. So wartet «Lights Of Night» mit 11 Songs während einer Spieldauer von 52 Minuten auf und knüpft genau dort an, wo man mit dem Erstling aufhörte.
Mit dem instrumentalen Kurzintro ‹Birth Of A Star› kommt man schon mal in den Genuss von Pianoklängen, die sich mit schweren Riffs paaren. Und genau diese Handschrift wird im nachfolgenden ‹Nocturne Of Cold Mystery› mit Klargesang und Growling in emotionaler Balance erweitert, um der Songstruktur die entsprechende Stimmung zu verpassen. Das harmonierende Gesangsduo Miril/Elia sticht dabei besonders heraus. Das gelingt auch bei ‹Through The Fire› sehr routiniert und erreicht bei ‹By God› einen ersten Höhepunkt. So bedrückend sich der Rhythmusteppich auch anfühlen mag, so wird dieser regelrecht durch bestärkende Melodien beflügelt und schafft so ein musikalisches Erlebnis, das einen ergreift und dem man sich gerne ausliefert. Da hört man nicht nur Musik, man fühlt sie durch und durch. Und spätestens hier merkt man, dass «Lights Of Night» nicht einfach ein Durchzappen von Songs und das Suchen nach Highlights sein kann. Vielmehr ist es das Entdecken eines Gesamtwerkes, das mit den emotionalen Extremen spielt – Schwere und Leichtigkeit, Finsternis und Licht, Depression und Freude.
Ob das dann das knapp 9-minütige, stetig wachsende ‹To Ailsa Rock›, das verträumte ‹Hibernation›, das direkte und gelöste ‹Dark Night Of The Soul Pt. I› oder das kräftigende ‹Viator› ist – an Abwechslung fehlt es definitiv nicht. Den perfekten Abschluss bildet schliesslich ‹The King’s Song›, der das gesamte Album in sich vereint und dessen Stimmung nochmals nachdrücklich einfängt.
Das Fanzit Askara – Lights Of Night
In einem Nischen- und Kultgenre, wie es die Gothicszene ursprünglich ist, fällt es aus heutiger Sicht schwer, deren Wurzeln vor allem in einer Parallelszene wie die innerhalb des Metals musikalisch herauszufiltern. Aber darum geht es Askara überhaupt nicht. Vielmehr versprüht «Lights Of Night» jenen Hauch von Gothic vor allem in der Ästhetik und Stimmung, wie es am oberen Ende beispielsweise Epica pompös anhaftet. Dabei versteht es das Schweizer Quartett, musikalisch nachdrücklich in Erinnerung zu bleiben, ohne ins Symphonic-Klischee abzudriften. Man kriegt den Silberling nur äusserst mühevoll aus dem Player, hat man sich einmal auf die emotionalen Extreme eingelassen. So ist «Lights Of Night» nicht nur eine markante Steigerung zum Erstling «Horizon Of Hope», sondern zugleich ein wahrer einheimischer Lichtblick in der schwermetallischen Schwarzen Szene.
Reinhören und portofrei erhaltenTrackliste Askara – Lights Of Night
- The Birth Of A Star
- Nocturne Of Cold Mystery
- Through Fire
- By God
- To Ailsa Rock
- Reprise: Harbour Lights
- Hibernation
- Dark Night Of The Soul Pt. 1
- Seven Years
- Viator
- The King’s Song
Line Up Askara
Miril Schmidt – Lead Vocals, Piano
Elia Schmidt – Bass, Growls, Backing Vocals
Benjamin Wiesli – Guitars, Backing Vocals
Raphael Gruenig – Drums
Video Askara – By God