Udo Dirkschneider - My-Way (Cover Artwork)
Fr, 22. April 2022

Udo Dirkschneider – My Way

Heavy Metal
11.04.2022
Udo Dirkschneider - My-Way (Cover Artwork)

Ein Mann geht seinen Weg

Udo Dirkschneider veröffentlicht ein Coveralbum – ist das eine gute Idee?

Es ist so eine Sache mit Coverversionen. Da sind Bands, die wollen ihren Helden Tribut zollen, indem sie deren Songs covern. Und dann gibt es andere, die grad ganze Alben aufnehmen. Manches ist gut, manches sogar sehr gut – und manchmal ist schon fast fremdschämen angesagt. Sicher ist, dass Coversongs polarisieren: Die einen finden es toll, die anderen halten das schlicht für überflüssig, vor allem von längst etablierten Bands. Und jetzt kommt da ein Udo Dirkschneider ins Spiel…

Die Reibeisenstimme aus Wuppertal ist eine lebende Legende in der Metalszene, keine Frage! Mit Accept kreierte er unsterbliche Klassiker, die jeder Metal-Häfelischüeler auch heute kennt. Nach dem Split hat er mit U.D.O. zahllose starke Alben produziert und sich von seiner alten Band emanzipiert. Unter Dirkschneider lieferte er den Fans livemässig vor wenigen Jahren nochmals altes Accept Material – viele dieser Fans dürften vorher nie die Gelegenheit gehabt haben, diese Tracks so zu hören, weil sie schlicht zu jung sind…

Nun ist der Maestro seit Anfang April stolze 70 Jahre alt. Er ist heute wahrlich in einer Position, in der er absolut niemandem irgendetwas beweisen muss – und in der er tun und lassen kann, was IHM Spass macht! Und Spass hat er ganz offensichtlich gehabt, dieses Album aufzunehmen. Eben: Ein Cover-Album!

Darf man das sagen, dass Udo Dirkschneider mit seiner Stimme irgendwie limitiert ist, ohne dass dies beleidigend oder böse wirkt? Er lebt von seiner bekannt rauen Röhre – und da erstaunt es auch nicht, dass dann Cover Versionen von Motörhead oder AC/DC auf der Trackliste auftauchen. Aber dass er sich an Tracks von Rainbow, Judas Priest, Tina Turner oder sogar Queen traut, kann einem im ersten Augenblick schon etwas den Schweiss auf die Stirn treiben, wie das dann tönen wird…

Siebzehn Songs hat Udo auf das Album gepackt. Vornehmlich sind es schon Titel aus den 60ern und frühen70ern – irgendwie logisch, denn in den 80ern hat er dann ja die Klassiker geschrieben! Viele der Originale sind mir natürlich auch ein Begriff (bin ja auch alt genug dafür…), doch bei drei oder vier Songs bin ich im Vorfeld mal raus.

Die Tracks von „My Way“

Aber springen wir für einmal etwas kreuz und quer durch das Album. Wie angetönt: Motörhead und AC/DC liegen selbstredend voll auf des Meisters stimmlicher Linie. Aber erwartet bitte nicht die zigste Version von „Ace Of Spades“ oder „Highway To Hell“! Hier hebt sich Udo nämlich wohltuend ab von vielen seiner „Konkurrenten“. Aus Lemmys Vermächtnis gibt’s das kurze, knackige „No Class“ auf die Löffel, bei AC/DC ist‘s „T.N.T.“ aus der Bon Scott Ära. Wobei hier deutlich auch die eigene Handschrift erkennbar ist, nicht bloss plumpes „Nachspielen“. Die Bassläufe sind absolute Spitze!

Das stimmliche Kontrastprogramm dürften dafür sicher Ronnie James Dio, Rob Halford und Freddie Mercury darstellen. Hier ist die Spannung sicher am grössten, wie das Dirkschneider umgesetzt hat… „Man On The Silver Mountain“ bleibt generell recht nahe am Original, erhält aber durch Udos Stimme eine andere Dynamik. Gleiches gilt auch für „Hell Bent For Leather“, welches insgesamt jedoch stärker wirkt als der Mann auf dem Silberberg. Positiv fällt auch hier auf, dass nicht das ausgelutschte „Breakin‘ The Law“ als Cover ausgesucht wurde.

Komplett aus dem Rahmen fällt dafür „We Will Rock You“. Queen zu covern grenzt ja eigentlich schon fast an Blasphemie, aber was Udo hier macht, ist schlicht geil! (pam: Geilstes Video und Version ever …) Ehrlich gesagt ist vom Original nicht mehr allzu viel zu erkennen, die ganze Band hat einen fast komplett neuen Track gebastelt – der einem nicht gefallen muss, aber gefallen darf! Dazu gibt’s übrigens einen Videoclip, bei dem sich Udo selbst dermassen auf die Schippe nimmt… Herrlich!

Auch eher untypisch sind die Interpretationen von „Faith Healer“ (Alex Harvey Band) und „Fire“ (Crazy World Of Arthur Brown). Diese beiden Tracks eröffnen „My Way“. „Faith Healer“ kannte ich im Original nicht, somit ist eine Einschätzung nicht ganz einfach. Und „Fire“ finde ich einen dieser unsäglich fürchterlichen 60er Songs. Nun ja – alles kann einem ja nicht gefallen…

Deutlich mehr Spass macht „Sympathy“ von Uriah Heep. Auch hier wieder ein Titel aus der zweiten Reihe, der insgesamt mehr auf Metal getrimmt und somit deutlich härter daher kommt als das Original. Mit Bläsern garniert ist „They Call It Nutbush“, ursprünglich von Ike & Tina Turner. Hier gilt gleiches wie für Uriah Heep: Vor allem die teils harten Gitarren verleihen der ganzen (wenn auch sehr kurzen) Geschichte einen ziemlichen Punch.

Nicht unerwähnt bleiben darf „Paint It Black“ von den Rolling Stones. Auch hier drücken Udo und seine Truppe dem Titel ihren ureigenen Stempel auf. Das hier gehört zweifellos zu den Highlights auf „My Way“!

Apropos Highlights: Aus meiner persönlichen Sicht gibt es zwei Songs, die absolut herausragen. Da wäre zum einen „Hell Raiser“ von The Sweet. Glam Rock by Udo Dirkschneider – und es funktioniert! Sicher, die Stimme verändert auch hier natürlich den Song, aber das macht unheimlich Spass. Und erneut wird hier deutlich härter agiert als im Original. Prima!

Zum anderen zocken die Jungs hier einen meiner all-time Faves von der besten 70er Band: „Rock and Roll“ von Led Zeppelin! Und auch der funktioniert problemlos mit Udos Stimme – was auch nicht unbedingt zu erwarten war. Das ist einfach geil!

Zum Ende des Albums wird der Meister dann noch persönlich. Zuerst singt er das erste Mal auf Deutsch: „Kein Zurück“ von Wolfsheim. Ein Song, den ich (natürlich) nicht kannte, aber der vor allem auf die Lyrics bezogen durchaus Sinn macht. Laut eigener Aussage reflektiert dieser Text sein ganzes Leben. Musikalisch nicht meins, aber der Text sorgt durchaus für Hühnerhaut. Auch hier gibt es mittlerweile übrigens einen Videoclip dazu.

Und zum Schluss – gibt es ein besseres Finish als „My Way“? Die Mega-Schnulze von Frank Sinatra, die jeder kennt, und die einfach immer für massenhaft Gefühle sorgt? Kaum. Zumal auch die Interpretation von Udo absolute Weltklasse ist! Ein grossartiger Abschluss, keine Frage.

Das Fanzit – Udo Dirkschneider – My Way

Tja, und jetzt soll also ein Fanzit zu diesem Album gezogen werden. Einem Coveralbum. Nicht gerade einfach, das gebe ich zu.

Zuerst nochmals die Frage: Braucht es Coveralben? Ich gehöre da grundsätzlich eher zur Gruppe „Nein, braucht’s nicht“. Doch dann kommt eben genau dieser werte Herr Dirkschneider und präsentiert uns mit „My Way“ ein Werk, das die eigene Meinung durchaus ändern kann…

Es sind zwei Fakten, die „My Way“ von anderen Alben dieser Art abheben. Zuerst ist da die Songauswahl: Udo wählt fast überall Tracks, die nicht schon dutzendfach gecovert wurden und insgesamt auch mal von dieser oder jener Band nicht ganz so bekannt sind. Das verleiht dem Silberling klar eine grosse Frische.

Dann ist da die Herangehensweise: Dirkschneider weiss, dass seine Stimme nicht gegen RJD, Halford oder eben Freddie Mercury „antreten“ kann (doofer Ausdruck, ich weiss…). Und so kreiert er halt eigene Interpretationen der Songs, welcher seiner Stimme entgegenkommen, anstatt die Originale nur zu kopieren.

Wie gesagt – Udo Dirkschneider muss niemandem mehr etwas beweisen, er macht dieses Album für sich selbst. Schlussendlich ist das aber in der Tat verdammt hörenswert geworden! Selbst wenn man kein Fan von Coveralben ist: Hier darf, nein: MUSS man dennoch zumindest mal reinhören! Ich verspreche: Jeder wird schlussendlich einen Song haben, der ihn packt…

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Trackliste Udo Dirkschneider – My Way

  1. Faith Healer (Alex Harvey)
  2. Fire (Crazy World Of Arthur Brown)
  3. Sympathy (Uriah Heep)
  4. They Call It Nutbush (Tina Turner)
  5. Man On The Silver Mountain (Rainbow)
  6. Hell Raiser (The Sweet)
  7. No Class (Motörhead)
  8. Rock And Roll (Led Zeppelin)
  9. The Stroke (Billy Squier)
  10. Paint It Black (Edit Version)
  11. He’s A Woman, She’s A Man (The Scorpions)
  12. T.N.T. (AC/DC)
  13. Jealousy (Frankie Miller)
  14. Hell Bent For Leather (Judas Priest)
  15. We Will Rock You (Queen)
  16. Kein Zurück (Wolfsheim)
  17. My Way (Frank Sinatra)

Video Udo Dirkschneider – Kein zurück


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8/10



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11.04.2022
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