Vader - Sedel Luzern 2022 - neu
Mi, 4. Mai 2022

Vader, Reject The Sickness, Mara

Sedel (Luzern, CH)
16.05.2022
Vader - Sedel Luzern 2022 - neu

Polnisches Schlachtschiff im ehemaligen Gefängnis

Die Death-Thrash Veteranen Vader sind regelmässig in der Schweiz zu Gast und brachten schon diverse Club-Wände zum Wackeln. 2022 wurden die Stabilitätstests in Martigny und im Sedel durchgeführt. Metalinside war für euch in der Zentralschweiz mit von der Partie und hat sich an vorderster Front unter die Headbanger gemischt.

Die aktuell laufende Tour der Polen steht im Zeichen des 25-jährigen Jubiläums der Scheibe «De Profundis». Die Feierlichkeiten mussten aus den bekannten Gründen immer wieder verschoben werden – und nun knallen die Champagner-Korken gezwungenermassen mit leichter Verzögerung. Kollege Benji und ich strotzen in Sachen Sektgläser zwar nicht gerade vor Expertise, aber wir können hoffentlich auch mit dem einen oder anderen Hopfentrunk auf die ganze Sache anstossen.

Unglücklicherweise empfahlen sich die beiden Booking-Agenturen Death Star Productions und Massive Music im Vorfeld nicht wirklich für Sonderlob… Genaue Details, wie beispielsweise ein Zeitplan, werden nicht kommuniziert. So kursieren insgesamt drei verschiedene Uhrzeiten für die Türöffnung und den Konzertbeginn in den Tiefen des Internets. Zudem erfolgte der Location-Wechsel von der Alten Kaserne in Zürich hin zum Sedel ebenfalls ohne grossartige Begründungen. Des Weiteren wurde in den Facebook-Beiträgen mit Nemesis ständig ein dritter Support-Act mitaufgezählt, der aber faktisch gar kein Bestandteil dieser Europarundreise mehr ist. Schade, denn die serbischen Mädels hätte ich sehr gerne in Aktion erlebt.

Mara

Musik gibt’s trotzdem nach wie vor ausreichend. Den Anfang machen um 20.30 Uhr die schwedischen Melodic Death Metaller Mara, welche uns Metalinside-Mitstreiter Steve vor der Location persönlich vorgestellt hat. Vor kaum vorhandenem Publikum geben die vier Herren trotzdem Vollgas. Der Tarnanzughosen tragende Axtmann Dimitrios Olsson-Yaouzis punktet mit einem rauen Stimmorgan, welches phasenweise an populäre Typen wie LG Petrov (leider nicht mehr unter uns weilend…) oder Tomas Lindberg (At The Gates) erinnert. Sein Gesang passt wunderbar zur Marke «Sweden Death». Der andere Saitenhexer – Gunnar Hård Af Segerstad – entlockt seinem Instrument ebenfalls regelmässig mitreissende Soli-Einlagen.

Die bisher einzige veröffentliche Studioplatte hört auf den Namen «Djävulstoner». Weil die darauf enthaltenen Kompositionen allesamt eine anständige Länge aufweisen, benötigen die Nordmänner zur Gestaltung ihres Sets lediglich vier Songs. Man darf gespannt sein, wohin der thematische Mix aus Spiritualität und Misanthropie das Quartett noch führen wird. Dimitrios wird’s nach der Show offenbar zuerst einmal an die frische Luft ziehen, da er dort «gutes Gras» gerochen habe (oder stammt dieser Geruch eventuell eher von den Kuhfladen in der Nähe?).

Reject The Sickness

Also eine gewisse «Krankheit» hätten wir alle in den vergangenen Jahren wohl nur allzu gerne abgelehnt… Dennoch bin ich sicher, dass die fünf Belgier bei der Suche nach der idealen Band-Identität keinesfalls die Corona-Pandemie im Hinterkopf hatten. Schliesslich existiert die Truppe bereits seit 2007. Musikalisch gilt ihr Augenmerk hauptsächlich dem Metalcore und dem Melodic Death Metal.

Die ansteckende Spielfreude der Jungs erweckt den inzwischen besser gefüllten Saal rasch zum Leben. Energiebündel und Sänger Guy liebt die Mähne von Kollege Benji. Er selbst trägt’s eher ein bisschen luftiger respektive knapper. Das hindert ihn und seine Gefährten jedoch überhaupt nicht daran, einen astreinen Abriss aufs Parkett zu donnern. Alter Verwalter, das macht Laune! Reject The Sickness sind zweifelsohne DIE Entdeckung des Abends! Gemeinerweise vergehen die den Belgiern eingeräumten 40 Minuten viel zu schnell. Den anschliessenden Besuch am Merchandise-Stand haben wir allerdings felsenfest eingeplant. Vader wissen hoffentlich, bei wem sie sich für ein bestens aufgewärmtes Publikum bedanken müssen.

Vader

Ehe die Hauptattraktion zur Tat schreitet, erklingen aus den Boxen ein paar Motörhead-Hymnen. Lemmy funktioniert immer! Doch als der aus massiven Eisenketten bestehende, mit einem Petruskreuz versehene Mikrofonständer in der Bühnenmitte platziert wird, beginnt die ganze Angelegenheit langsam ernst zu werden. Kurz darauf wird die Szenerie munter eingenebelt. Untermauert von Gewittergeräuschen und dem Klang eines Glockenturms nehmen die vier Polen ihrer Arbeit auf. Der erste Track «Silent Empire» liefert bereits ein Paradebeispiel dafür, was uns im kommenden Block erwarten wird: Kompromisslose, unablässige Angriffe auf sämtliche vorhandenen Nackenmuckis. Benji und meine Wenigkeit stehen genau vor Fronter Peter und verfallen in einen waschechten «Headbang-Rausch». Kann ich bitte gleich für morgen einen Massagetermin buchen? Dringlichkeit hoch!

Der Vierer setzt jedoch bei weitem nicht bloss auf das «De Profundis»-Album, sondern berücksichtigt auch andere Perlen aus seiner Diskographie. Vorgetragen wird ohnehin alles in einer unfassbaren Kadenz. Diesbezüglich macht dem Headliner – zumindest am heutigen Abend – niemand Konkurrenz. Trommler Michał Andrzejczyk, welcher den erst kürzlich ausgetretenen James Stewart ersetzt, drischt wie ein Wahnsinniger auf seine Felle ein! Diese knackigen Rhythmen gleichen einem «Maschinengewehr-Geballer». Einzig der Gesang von Peter dürfte ein bisschen deutlicher beziehungsweise besser abgemischt sein. Wobei – möglicherweise liegt das an meinem Standort. Etwas weiter hinten im Raum würde es erfahrungsgemäss tendenziell besser klingen. Aber Pustekuchen, ich verteidige meine Position und bleibe standhaft. Hinter uns tobt sowieso ein wilder Pit, welcher sicherlich hervorragend ohne Involvierung meiner Person auskommt

Der Sound von Vader mag zwar knallhart sein, aber die Künstler selbst sind fraglos angenehme Kerle. Auf ihren Rundreisen berücksichtigen sie regelmässig kleinere Lokale und Clubs. Ich erinnere mich da zum Beispiel an das 2016er-Gastspiel im verkleinerten Winterthurer Salzhaus. Obendrein bedanken sie sich stets äussert herzlich bei den Besuchern ihrer Shows. Heute wird sogar der Kracher «Helleluyah!!! (God Is Dead)» teilweise extra auf Deutsch präsentiert. In diesem Sinne: «Gott ist tot!». Das abschliessende «The Imperial March» als Outro ist eh obligatorisch. Dieses Mal hat es allerdings eine besondere Bedeutung, weil just am heutigen Tag der «Star Wars-Day» zelebriert wird. Somit kann es eigentlich nur eine passende, finale Aussage geben: «May the fourth be with you!»

Das Fanzit – Vader, Reject The Sickness, Mara

Reject The Sickness und Vader waren freilich die Sieger des Abends. Mit 70 Minuten fiel die Spielzeit des Headliners zugegebenermassen etwas knapp aus, aber bei dem Verschleiss und Energieverbrauch, welche die Veteranen an den Tag legen, sei ihnen dies ausnahmsweise verziehen. Airbourne und Co. spielen ja bei ihren schweisstreibenden Darbietungen jeweils auch nicht wirklich viel länger. Dass der Sedel ab dem Auftritt der zweiten Equipe doch noch gut besucht war, ist als erfreulich einzustufen.

Setliste – Mara

  1. Heaven Shall Burn
  2. Retribution For The Crown
  3. Violence Is My Heir
  4. Born To Die

Setliste – Reject The Sickness

  1. Disconnect
  2. Disapproval Of The Weak
  3. The Plague Of Life
  4. Burning Soil
  5. My Agony
  6. Reset
  7. We All Burn

Setliste – Vader

  1. Intro – Burza
  2. Silent Empire
  3. An Act Of Darkness
  4. Dark Age
  5. Black To The Blind
  6. Blood Of Kingu
  7. Vision And The Voice
  8. Shock And Awe
  9. Into Oblivion
  10. Carnal
  11. Intro – Devil
  12. Epitaph
  13. Whisper
  14. Reborn In Flames
  15. What Colour Is Your Blood?
  16. Helleluyah!!! (God Is Dead)
  17. Triumph Of Death
  18. Wings
  19. Outro – The Imperial March

Wie fandet ihr das Konzert?

16.05.2022
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