Endlich wieder Musik …
Eines der ersten grossen Events der nach-Corona-Epoche. Dream Theater kehren ein weiteres Mal in die Schweiz zurück und zeigen ihre Künste in der Palexpo Arena in Genf. Da gibt es kein entfliehen, meine Wenigkeit nimmt eine 3stündige Bahnfahrt von Baden nach Genf in Kauf, um dem Spektakel beizuwohnen.
Dazu trägt zum einen bei, dass ich nach der konzertfreien Zeit einfach ausgehungert bin und zum anderen, dass der Support natürlich ein weiteres Highlight darstellt. Niemand geringeres als Devin Townsend heizt an diesem Abend und auch auf der weiteren Tour der Amerikaner ein. Also kurz vom Flughafen ins Hotel, einchecken, sofort zurück an den Flughafen, kurzer Fussmarsch in die Arena und los geht’s.
Devin Townsend
Wer den Maestro kennt, weiss das der Grat zwischen Genie und Wahnsinn sehr dünn ist. Die Musik, welche aus diesem Menschen entspringt, verdient das Prädikat „einmalig“. Heute ist aber leider die Musik sehr schlecht abgemischt und nicht nur ich ärgere mich darüber, wenn ich in die Runde schaue. Schade, denn besser hätten sich Dream Theater aus meiner Sicht den Support nicht aussuchen können. Progressiver Metal in Reinkultur.
Viele Zuschauer ziehen sich nach den ersten Songs bereits wieder zurück an die Essensstände in der Arena oder holen sich ein Bier. Dafür kann Herr Townsend nicht viel, trotzdem – es ist nicht das erste Mal hier – werde ich das Gefühl nicht los, dass es in dieser Halle einfach schwierig ist den richtigen Soundmix zu finden. Trotzdem; Routiniert, mit Witz und dem einen oder anderen zynischen Witz zieht Mr. Townsend sein Set gekonnt durch. Soundmischung hin oder her. Danke für die Musik, welche diesem genialen Menschenhirn entspring, sie überzeugt mich immer wieder auf ein Neues.
Dream Theater – A View from the top oft he World …
Los geht’s mit dem Gig von Dream Theater, der erste Song wird bereits vom neusten und aktuellen Album performt: „The Alien“. Und schon der erste Schockmoment für die Zuschauer…James LaBrie verliert nach der ersten Strophe die Stimme und verschwindet hinter der Bühne. Petrucci und Myung spielen Instrumental weiter und bringen den Song zu Ende, zum Glück in den progressiven Gefilden nicht mal so auffallend.
Zum Glück erholt sich James LaBrie scheinbar sofort von seinem Aussetzer und ist danach wieder mit ganzer Stimme da. Später macht er sogar noch einen Witz über den Vorfall.
An der heutigen Setlist gibt’s aus meiner Sicht nicht viel auszusetzen. Es werden doch einige Stücke vom aktuellen Album gespielt, unter anderen gegen Schluss auch das Epos und den Titelsong selbst „A View From the Top of the World“. Auch die Zugabe hat es heute in sich, endlich wird auf Tour wieder mal „The Count of Tuscany“ gespielt, das war das letzte Mal vor Jahren (2011) der Fall. Rund 20 Minuten schweben, in andere Sphären abtauchen, Träumen, ein toller Abschluss des Konzerts….
Sowieso scheint es mir, dass am heutigen Abend wirklich ausgewählte Songs gespielt werden, „Pull Me Under“ wird nicht gespielt oder auch „Under a Glass Moon“ oder „Take the Time“, welche sonst immer wieder in der Setlist auftauchen sind heute nicht Bestandteil des Konzerts. Das ist aus meiner Sicht absolut positiv zu werten, die Setlist des heutigen Abends kommt bei mir sehr stimmig an und fokussiert den Schwerpunkt auf eher komplexere und instrumental gesehen herausfordernde Songs, welche performt werden.
Musikalisch gesehen gibt es heute Abend einfach gar nichts zu meckern, beziehungsweise es bleibt mehr oder weniger alles beim Alten; Unerreicht Gitarrist John Petrucci, welcher einmal mehr wieder zeigt, was für ein talentierter „Gitarrengott“ er ist (mittlerweile sieht er mit seinem langen Bart auch schon fast wie Jesus aus in der Reinkarnation). Bassist Myung zupft ebenfalls wie ein wilder Mann an seinen Instrumenten rum, zeigt sich wie seit gefühlten 100 Jahren unberührt, interessiert auch nicht, die Musik ist was hier zählt. An der „Schiessbude“ schlägt Mike Mangini die Felle wie immer mit Lächeln, Witz und hohem Verständnis für die Rhythmik, welche hinter den Songs steckt. Was heute einfach auffällt, dass nur die wohl eher „kleine“ Version des Schlagzeugs mit auf Reisen ist, der Aufbau sieht ungewohnt klein aus.
Die mit Abstand schlechteste Performance liefert wie immer der Mann am Gesang James LaBrie, obwohl man ihm zugutehalten muss, dass er sich über die letzten Jahre aus meiner Sicht doch sehr bemüht hat seine Stimme noch geölter und konstanter zu präsentieren. Was aber auch auffällt ist, dass er die ersten Songs immer Mühe hat und dann mit der Zeit quasi „warm“ läuft. Trotzdem: In dieser Kombination gefällt mir Dream Theater weiterhin sehr gut. Fehlt noch „The Wizard“ Jordan Rudess, welcher für mich immer noch unerreicht ist. Multi-Instrumental unterwegs lässt er seine Finger immer wieder wie ein Magier über die Tasten, seine elektronischen Verzerrer oder die Synthesizer-Gitarre flitzen.
Das Fanzit – Dream Theater, Devin Townsend
Ein weiterer legendärer Abend mit der wohl besten Band im progressiven Sektor. Mir scheint, als würden die Herren nie müde werden sich um die Fans rund um den Erdball zu kümmern und ihnen mit ihren musikalischen Inspirationen weitere Träume zu schenken. Es hat sich definitiv gelohnt. Thank you so much Dream Theater!
Setliste Dream Theater
- The Alien
- 6:00
- Awaken the Master
- Endless Sacrifice
- Bridges in the Sky
- Invisible Monster
- About to Crash
- The Ministry of Lost Souls
- A View From the Top of the World
- The Count of Tuscany*
*Zugabe