Mabon - Met-Bar Lenzburg 2022
Sa, 4. Juni 2022

Mabon, Soulline

Met-Bar (Lenzburg, CH)
20.06.2022
Mabon - Met-Bar Lenzburg 2022

Das ungleiche, aber unterhaltsame Duo

Der Thurgau und das Tessin haben sich gefunden – zumindest im Fall der beiden Bands Mabon und Soulline. In diesem Jahr hat man bereits einige Shows zusammengespielt und dabei wunderbar harmoniert. Diesen Trend wollten sämtliche Akteure selbstverständlich am Samstagabend in Lenzburg fortsetzen. Ob ihnen dies geglückt ist, verrate ich euch in den nachfolgenden Zeilen.

Erholung nach dem gestrigen Marduk-Abriss in Wetzikon (siehe Review)? Fehlanzeige! Der Konzertmarathon geht ununterbrochen weiter. Dieses Mal folgt eine weitere Pilgereise nach Lenzburg zur örtlichen Honigwein-Taverne, welche heute Kapellen aus der Thrash- respektive melodiösen Todesmetall-Ecke bei sich aufnimmt. Diese Aktion garantiert ein lautstarkes Unterhaltungsprogramm für alle vorbeischauenden Besucher. Also nix wie hin!

Uiuiui, die Lapin Kulta-Fläschchen scheinen irgendwie verflucht löchrig zu sein. Sie sind jedenfalls nach gefühlt nur zweimaligem Ansetzen sonst fast wieder leer. Schieben wir die Schuld dafür doch frech auf die heissen Temperaturen. Wobei – die Mediziner dieser Welt predigen ja stets, dass die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit unglaublich wichtig sei. Ein sinnloses Besäufnis wird’s bei mir eh praktisch nie, denn irgendwie muss meine Denkzentrale aufnahmefähig bleiben. Andernfalls wäre diese ganze Review-Kritzelei längst zu einem Ding der Unmöglichkeit geworden.

Soulline

Bereits vor ihrem Gig werde ich von den «Ticino-Boys» herzlich begrüsst. Die Wiedersehensfreude ist wahrlich immer riesig. Ausserdem ist die heutige Performance sowieso etwas Besonders. Ich erlebe nämlich zum allersten Mal den neuen Mann am Tieftöner in Aktion – und dabei handelt es sich notabene um meinen Arbeitskollegen Rasmus. Spannend zu sehen, dass unsere Freizeit so intensiv durch die metallische Musik geprägt wird. Er tritt die Nachfolge seines Bruders Mila an, welcher die Konzentration fortan primär auf sein Engagement bei CoreLeoni lenken möchte. Also bleibt der Bass sozusagen in der Familie.

Mitte Mai dieses Jahres durften Soulline in einem bis unters Dach gefüllten Z7 als Support-Act der kultigen Clawfinger agieren (mehr dazu findet ihr in der Review von Metalinside-Mitstreiter Domi The Stick). Heute wirkt das eher wie ein Kontrastprogramm – einerseits wegen der Grösse des Lokals und auf der anderen Seite aufgrund der Anzahl der Zuschauer. Diese Umstände stören die Jungs allerdings keine Sekunde. Sie legen temporeich los uns sorgen rasch für staunende Gesichter und begeisterte Jubelrufe.

Fronter Ghebro gehört freilich nicht zu den Hünen dieser Erde, aber mangelnde Grösse kompensiert er locker mit seinem mächtigen Stimmorgan. Zudem kann sich der Sänger dank des Podests auf der Bühne optimal in Szene setzen. Der Mütze tragende Saitenhexer Lore ist nie um eine Gesichtsentgleisung verlegen. Ein dankbares Sujet für die knipsende Zunft. Bassist Ramus und Marco – der andere Axtmann – verstecken ihre Antlitze derweil lieber hinter ihren imposanten Mähnen. Im Hintergrund «massiert» Mattia unermüdlich seine Felle und beobachtete parallel dazu das Treiben seiner Kumpels.

Vor nicht ganz drei Monaten hat das Quintett mit «Screaming Eyes» ein neuen Silberling auf den Markt gebracht. Das Resultat der gelungenen Zusammenarbeit mit dem Label Massacre Records. Die frischen Kompositionen zünden effektiv auch während einer Live-Darbietung. Stellvertretend in diesem Zusammenhang sei beispielsweise «Dragonfly» erwähnt. Der bläst schlichtweg alles weg und punktet unter anderem mit Amon Amarth beziehungsweise Powerwolf ähnlichen «Hu! Ha!»-Rufen. Alles Faktoren eines sackstarken Auftritts der Südschweizer.

Mabon

Die Dreschflegel-Thurgauer können einem nach der Show der Tessiner beinahe schon leidtun. Wie wollen Mabon das bitteschön überbieten? Es gibt freilich leichtere Aufgaben. Basser Tom fasst die Sachlage völlig korrekt zusammen: «Mischt, jetzt müemer eus no astränge und Müeh ghä.» Aussagen dieser Art werden jedoch stets mit einem Grinsen im Gesicht ausgesprochen. Das ist eben der «mabon’sche» Humor. Ohne den würden die Herren einfach nicht funktionieren.

Mit Frontmann Badi haben sie eh den grössten Sprücheklopfer auf der gesamten Alpennordseite in ihren Reihen. Der im Innern nie erwachsen gewordene Lausebengel geizt nur selten mit pointierten Aussagen. Kostprobe gefällig? Er, Drummer Thomi und Gitarrist Phil hätten immerhin frisurentechnisch den Schalter vorbildlich auf Sommer umgelegt, aber die anderen beiden Mitglieder – Tom und Schmöck – seien wohl diesbezüglich irgendwo im Winter-Modus hängengeblieben. Badi lässt sich ebenfalls zu diversen Ausflügen in die Publikumsreihen oder auf den Bartresen («sälber schuld, wenn ihr eui Gläser nid uf d’Siite stelled») hinreissen. Vor dem nagelneuen Song «Joyride», der heute «halb offiziell» vorgestellt wird, gibt’s folgende, von Charme durchtränkte Ansage in Richtung Phil: «Luegsch das richtig spielsch, du Arsch!» Jep, das kann ausser dem Mabon-Schreihals wirklich kein anderer so «reizend» herüberbringen.

Meine Befürchtungen, dass der Fünfer nach der Soulline-Machtdemonstration hoffnungslos untergehen wird, haben sich unglaublich schnell in Luft aufgelöst. Die Ostschweizer lassen den Fuss ebenfalls durchgehend auf dem Gaspedal und schwitzen aus allen Poren. Die Zuhörerschaft tut es ihnen gleich. Liedgut der Marke «Name Of God» oder «Enemy» löst wilde Mosh- und Circle Pits aus. Obendrein kann sogar eine Stage-Dive-Aktion beobachtet werden. «Death Kiss» bleibt allerdings mein favorisierter Kracher. Einer der besten Songs, welchen die Thrash-Haudegen bisher zusammenkomponiert haben! Den Schlussstrich zieht schliesslich die altbekannte Zugabe «Are You Blind?».

Als wir nach dem Gig gemütlich an der Bar sitzen, kommt plötzlich Badi vorbei und offeriert uns noch einen finalen «Schlummer-Hopfentee». Coole Aktion! Besten Dank dafür. Das steigert direkt die Vorfreude auf die nächste Begegnung mit den lauten Thurgauern.

Das Fanzit – Mabon, Soulline

Beide Bands brillierten mit packenden Sets und empfahlen sich dadurch für weitere Aufgaben. Die Protagonisten harmonierten sowohl auf als auch neben der Bühne. Zudem wurden sie von der neuen Met-Bar-Lichttechnikerin, welche jedoch lieber anonym bleiben möchte, hervorragend in Szene gesetzt. Ein paar Besucher mehr wären garantiert verdient gewesen. Aber da wird es sicherlich andere Gelegenheiten geben.

Ha! Und dieser letzte Satz bringt mich sogleich zu einem kurzen Werbeblock: Mabon werden am 08. Oktober dieses Jahres nämlich in ihrer Heimat (im Eisenwerk Frauenfeld) das zwei Dekaden andauernde Bandbestehen zelebrieren. Neben Soulline, mit welchen sie sich ja heute die Bühne geteilt haben, werden als weitere Gäste Angry Again, Honor, Broken Fate und Corpus Delicti mit von der Partie sein. Habt ihr das schon in eurer Agenda notiert?

Setliste – Soulline

  1. Intro
  2. The Curse
  3. Your Death (Is My Life)
  4. Salvation Inside
  5. Dragonfly
  6. The Fall
  7. Say Just Words (Paradise Lost-Cover)
  8. Broken My Madness
  9. Anvils
  10. Leviathan*

*Zugabe

Setliste – Mabon

  1. Intro
  2. Stampede
  3. This Wold Is Bleeding
  4. Name Of God
  5. Enemy
  6. Death Kiss
  7. Chaos Of Life
  8. Desert War
  9. Joyride
  10. God Of War
  11. Die
  12. Mad Mission
  13. Are You Blind?*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

20.06.2022
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