Atmosphärischer Konzertabend
Am 21. Mai gab es in der Zürcher The Hall ein kleines Progressive-Treffen. Meshuggah trafen auf Zeal & Ardor und haben gemeinsam mit dem Publikum für einen gemütlichen Abend gesorgt.
«Gemütlich» an einem Metal-Konzert? Nun, klar gab es Pits und kaum jemand dürfte am Sonntag ohne Nackenschmerzen aufgewacht sein. Doch die Atmosphäre war sehr angenehm, was nicht zuletzt an zwei sackstarken Auftritten der beiden Bands lag!
Es ist Jahre her, dass ich das letzte Mal in dieser Location neben dem Bahnhof Stettbach war, die sich früher Samsung Hall nannte. Doch ausser dem Namen hat sich nicht viel verändert. Da wir sehr früh ankommen (auch wegen dem falsch publizierten Zeitplan), ist es noch erstaunlich ruhig in der Vorhalle. Nach einem Besuch am Merch-Stand und der Biertheke begeben wir uns in die bereits stark abgedunkelte und hinten verkleinerte Konzerthalle.
Man kommt noch problemlos bis in die zweite Reihe – die erste wird naturgemäss bereits durch die Front Row verteidigt – und so machen wir es uns da auf dem Boden gemütlich. Schliesslich ist dieser noch trocken. Die Türöffnung war um 18 Uhr und gemäss Homepage der The Hall würde das Konzert um 19 Uhr beginnen. Zeal & Ardor scheinen auf Instagram jedoch eine andere Zeit gepostet zu haben: 19:30. Und wer, wenn nicht die Band selber, weiss am besten, wann sie die Bühne betritt?
Zeal & Ardor
Nach einer halben Stunde Extrazeit zum Quatschen wird es dann endlich (noch) dunkler und die düster gekleideten und mit Kapuzen verhüllten Basler betreten die Bühne. «Church Burns», «Götterdämmerung»… Was zwar stark nach Black Metal tönt, ist alles andere als ‘nur’ Black Metal. Die Truppe um Manuel Gagneux mischt gekonnt extreme Metalklänge – ob man die jetzt dem Black Metal zuordnen will oder nicht – mit Gospel, Soul, Jazz und weiteren ‘genrefremden’ Einflüssen. Der resultierende Post Black Metal vermag definitiv zu überzeugen!
Nicht wenige Fans sind wohl extra wegen der Vorband angereist und so darf auch diese ein extra langes Set abliefern. Dabei haben Manuel & Co. keinerlei Probleme, das Publikum zum Mitsingen, Pitten und Headbangen zu animieren. Einfach nur stark! In meinen Augen hat die Band insbesondere im Vergleich zu ihrem Auftritt am Riffs Against War vergangenen März nochmals ein Stück mehr überzeugt! Dies dürfte aber vielleicht auch an meiner subjektiven Einschätzung liegen, denn in den vergangenen zwei Monaten habe ich die Musik der Basler sehr zu schätzen gelernt…
Nach sechzehn Songs ist dieser erste Auftritt vorbei und die Umbauarbeiten für den Headliner beginnen. Wenn dieser genau so stark abliefert, wird man den heutigen Abend nur als Erfolg verbuchen können!
Setlist – Zeal & Ardor
- Intro / Church Burns
- Götterdämmerung
- Ship On Fire
- Row Row
- Blood In The River
- Grave Digger’s Chant
- Run
- We Can’t Be Found
- Trust No One
- Death To The Holy
- Don’t You Dare
- Devil Is Fine
- J-M-B
- Feed The Machine
- I Caught You
- Baphomet
Meshuggah
Bei einem Gang zur Toilette im UG stelle ich fest, dass sich die Halle in der Zwischenzeit sehr gut gefüllt hat. Klar, die künstliche Verknappung der Bodenfläche spielt da auch mit, aber die Publikumsdichte erscheint mir sehr optimal. Trotz den vielen Leuten erblicke ich kurz Liane, welche uns heute mit Fotos versorgt, und kann mich noch kurz mit ihr austauschen.
Es geht los! Schon Zeal & Ardor hatten mächtig Nebel und Lichteffekte auf der Bühne. Doch bei Meshuggah verlangen die Techniker den Nebelmaschinen nochmal einiges mehr ab. Klar, so extrem wie bei Vader im Sedel (da blieb einem die Sicht auf den Drummer quasi durchgehend verwehrt) ist in einer so grossen Halle schwierig. Doch für einen starken atmosphärischen Effekt sind die Maschinen heute Abend auf jeden Fall stark genug. Die durch den Nebel tanzenden Scheinwerfer sorgen dann auch für etwas Bewegung, während die Musiker selber im Vergleich zu anderen Bands nicht besonders turnfreudig sind.
Müssen sie auch nicht! Vokalist Jens Kidman, heute mit beachtlichem Bart unterwegs, und vor allem auch Rhythmusgitarrist Mårten Hagström wandern zwar gerne über die Bühne, doch tun sie dies eher gemächlich. Dies passt jedoch sehr gut zur nicht ganz leicht verdaulichen Musik der Schweden.
So spielen sich Meshuggah Riff für Riff und Song für Song durch ihr Set und lassen die Meute ihren rhythmisch anspruchsvollen Progressive Metal geniessen. Mir persönlich haben es insbesondere «Ligature Marks», «The Abysmal Eye» sowie «Demiurge» angetan. Das eigentlich äusserst beliebte «Bleed» wird heute leider vernachlässigt. Doch die zwölf gespielten Songs haben einfach nur Spass gemacht.
Setlist – Meshuggah
- Broken Cog
- Light The Shortening Fuse
- Rational Gaze
- Pravus
- The Hurt That Finds You First
- Ligature Marks
- Born In Dissonance
- In Death – Is Life
- In Death – Is Death
- The Abysmal Eye
- Straws Pulled At Random
- Demiurge*
- Future Breed Machine*
*Zugaben
Das Fanzit – Meshuggah, Zeal & Ardor
Nach dem Konzert begeben wir uns Richtung Niederdörfli ins Ebrietas. Mit dieser Idee sind wir bei weitem nicht die einzigen, und so lässt die dortige Crew auf Wunsch der Konzertbesucher das vermisste «Bleed» laufen. Danke!
Meshuggah haben tatsächlich noch stärker abgeliefert als Zeal & Ardor (falls man das überhaupt direkt vergleichen darf…) und so tue ich das, was ich weiter oben angekündigt habe: Ich verbuche den heutigen Konzertabend als absoluten Erfolg! Nebel und Licht, die in The Hall gewohnt gute Abmischung, die beiden Auftritte, die Atmosphäre im Publikum… Es hat schlichtweg alles zusammengepasst und den Abend unvergesslich werden lassen!