Flotsam And Jetsam - Dynamo Zürich 2022
Mo, 13. Juni 2022

Flotsam And Jetsam, Sphinx

Dynamo (Zürich, CH)
04.07.2022
Flotsam And Jetsam - Dynamo Zürich 2022

Flotsam And Jetsam heizen dem Montag ein

Die US-amerikanischen Speed Thrasher Flotsam And Jetsam waren am 13. Juni 2022 gemeinsam mit Sphinx zu Gast im Zürcher Dynamo. Während der Headliner erwartungsgemäss und souverän abgeliefert hat, sorgte die Performance der Support-Truppe höchstens für mässig Begeisterung und verstörendes Stirnrunzeln.

Wochenstart mit Aussicht auf Live-Musik – so lobe ich mir das! Veranstalter Good News haut im Vorfeld des Events diverse Rabattaktionen raus und schmeisst einem die Tickets regelrecht nach. Unerfahrene Besucher freuen sich selbstverständlich über den reduzierten Eintritt. Die Routiniers blicken dagegen über den Tellerrand hinaus und kommen bald zum Schluss, dass der Vorverkauf wohl bedauerlicherweise katastrophal gelaufen sein muss und man deswegen mit allen Mitteln versucht, die Leute in den Dynamo Saal zu losten. Über die Gründe, welche zu dieser Situation geführt haben, wurde ja bereits in anderen Reviews ausführlicher philosophiert. Sommerliche Temperaturen, Ferienabwesenheiten, Festivals, Überfüllung des Konzertkalenders, Montagabend  – sucht euch die passende Thematik ruhig aus. Ich drücke jedenfalls die Daumen, dass beide Kapellen vor einer einigermassen anständigen Zuschauermasse auftreten können.

Nein, viele Nasen stiefeln effektiv nicht in der Location herum. Gottlob sind der Merch-Stand und die Zapfhahnanlagen trotzdem begehrt. Eventuell kommt dadurch doch noch das eine oder andere Münzstück ins «Kässeli». Da das im Kellergewölbe des Gebäudes liegende Werk 21 heute schon besetzt ist, war eine Verlegung der ganzen Nummer übrigens kein Thema. So dürfen sich Flotsam And Jetsam immerhin auf der grossen «Spielwiese» austoben. Mit ihrer Erfahrung werden die Herren sicherlich – ungeachtet dieser eher undankbaren Umstände – einen abgeklärten Auftritt aufs Parkett legen. Davor muss allerdings die Einheizer-Equipe antraben.

Sphinx

Dass das deutsche Trio die Anfangszeit des Dreschflegel-Genres verherrlicht, ist bereits an den Outfits der jeweiligen Protagnisten erkennbar. Kutten, ultraknappe Shorts und wilde Mähnen – sozusagen das ultimative Thrash Metal-Starterpaket. Trommler Bonebreaker könnte optisch sogar als Verschnitt eines jungen Rüdi Völlers durchgehen. Ich bin mir nicht sicher, ob der Anblick der Formation als Parodie einzustufen ist.

Soundtechnisch kann das Ganze getrost mit der falschen Schreibweise dieser Stilrichtung (also «Trash») bezeichnet werden. Diese Darbietung ist wirklich für die Tonne… Keine Ahnung, was Fronter Aggressor da für eine hässliche Bass-Misshandlung abzieht. Ist er etwa ein «Hobby Joey Die Mayonnaise»? Ihr wisst schon, dieser unfassbar hochnäsige Kerl von Manowar… Alle drei Akteure spielen gefühlt nur ihr eigenes Ding und scheitern jämmerlich beim Versuch der Zusammenführung. Hinzu kommen öde, unmotivierte Ansagen in sogenanntem «Gelsenkirchener-Englisch».

Irgendwie wirken Sphinx wie die Schüler-Band, die nie jemand wollte. Und von der Abmischung her klingt es sogar weitaus schrecklicher als manche Proberaum-Sessionen von anderen Gruppen, denen ich während meiner bisherigen «Metal Dutti-Karriere» beiwohnen durfte. Wer gibt mir jetzt diese gestohlenen 43 Minuten Lebenszeit zurück?

Flotsam And Jetsam

Um 21.15 Uhr beginnt dann der Anschauungsunterricht für Sphinx. So Jungs, Augen und Ohren offenhalten. Jetzt könnt ihr artig eure Notizbüchlein mit gelerntem Material füllen, denn Flotsam And Jetsam liefern vom ersten Ton an astrein ab! In der ersten Reihe, die an diesem Abend locker und ohne panisches Gedränge erreicht werden kann, werden munter lange Mähnen durch die Lüfte gewirbelt. Geht ja kaum anders, wenn bereits als zweiter Track die Abrissbirne «Hammerhead» ins Rennen geschickt wird. Dicht gefolgt von der Hymne «Iron Maiden», welche als Hommage an die gleichnamige Truppe zu verstehen ist. Damit beweisen die Amis bei jedem ihrer Gigs, dass man sie keinesfalls simpel in eine Schublade stecken kann.

Die Herrschaften ackern sich mit viel Spielfreude durch ihr Set. Allerdings müssen sie auf ihren eigentlichen Schiessbuden-Chef Ken Mary verzichten. Dem wurde der Flug nach Europa wegen eines demnächst ablaufenden Reisepasses verwehrt. Als Ersatzmann darf Marco Prij von der niederländischen Kapelle Cryptosis die Felle malträtieren. Diese Aufgabe bereitet ihm offensichtlich keine Schwierigkeiten.

Im Vergleich mit den anderen Bands aus derselben Ecke (man denke in diesem spezifischen Fall an Jason Newsted und Metallica) haben Flotsam And Jetsam den ganz grossen Sprung leider nie geschafft und fliegen seit eh und je ein bisschen unter dem Radar durch die Gegend. Nicht nur angesichts der heutigen Leistung mag das ein echtes Rätsel sein. Eric A.K. und seine Kumpels bieten grundsätzlich immer mitreissende Shows – sowohl auf Festivalbühnen als auch in kleinen Clubs. Die spärlich anwesenden Dynamo-Besucher geniessen den 80-minütigen Ritt jedenfalls in vollen Zügen und werden vom Headliner freilich nicht enttäuscht.

Das Fanzit – Flotsam And Jetsam, Sphinx

Die beste Aktion der Vorgruppe Sphinx am heutigen Abend war zweifelsohne die Mithilfe bei der abschliessenden Reinigung des Saals. Besen scheinen die für sie besser geeigneten Instrumente zu sein. Vielleicht müsste man dort einmal über eine Umorientierung nachdenken. Flotsam And Jetsam konnten dagegen vollends überzeugen und liessen sich selbst von der überschaubaren Kulisse in keinem Moment entmutigen. Vollprofis und sichere Werte – so mögen wir das!

Setliste – Flotsam And Jetsam

  1. Dreams Of Death
  2. Hammerhead
  3. Iron Maiden
  4. Demolition Man
  5. Suffer The Masses
  6. She Took An Axe
  7. The Walls
  8. Desecrator
  9. Prisoner Of Time
  10. Seventh Seal
  11. I Live You Die
  12. Brace For Impact
  13. Burn The Sky
  14. No Place For Disgrace

Wie fandet ihr das Konzert?

04.07.2022
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