Mushroomhead- Hall of Fame Wetzikon 2022
Sa, 2. Juli 2022

Mushroomhead, Sickret, Skarlett Riot

Hall of Fame (Wetzikon, CH)
12.07.2022
Mushroomhead- Hall of Fame Wetzikon 2022

Wilde Pilzköpfe in Wetzikon

Am Samstagabend dominierten im Hall Of Fame-Club Tonfolgen aus dem Alternative respektive Nu Metal-Sektor. Grosses Aushängeschild der ganzen Angelegenheit waren die im US-Bundesstaat Ohio angesiedelten Mushroomhead. Eine Truppe, die bereits ein paar Jährchen vor den mächtigen Slipknot mit Masken und knallenden Perkussion-Einlagen von sich reden machte. Blicken wir gemeinsam noch einmal auf diesen Event zurück.

Nach den Abenteuern am Out In The Green-Festival in Frauenfeld und der grandiosen Iron Maiden-Darbietung im Hallenstadion stellt der heutige Abstecher ins Zürcher Oberland eine willkommene (und nötige) Abwechslung dar. Gehör-Beschallungen im kleinen Rahmen haben nämlich ebenfalls ihren Reiz. Aufgrund dessen pilgern wir nur allzu gerne in die «Ruhmeshalle» von Capo Pasquale und seinem Team. Der Laden hat erst kürzlich schon zum zweiten Mal eine Swiss Location Award-Auszeichnung eingesackt. Absolut verdient (zumindest aus meiner bescheidenen Sichtweise)! Hoffentlich kann diese Crew ihre tolle und engagierte Arbeit noch lange Zeit fortführen.

Die musikalische Speisekarte umfasst drei Gänge: Einen britischen Appetit-Anreger von Skarlett Riot, verflucht heisse «Pommes de terre» aus dem Sickret-Backofen und als krönenden Abschluss ein aromatisches, berauschendes Mushroomhead-Dessert (made in den US und A). Bleibt zu hoffen, dass einem nix davon zu heftig auf den Magen schlägt. Für ausreichend Flüssigkeitshaushalt sorgt indessen stets frisch gezapfter, kühler Gerstensaft. Na dann, lasset das Dinieren beginnen!

Skarlett Riot

Mit Skarlett Riot hatte ich erstmals an der 2018er-Ausgabe des Metal Scar Festivals im wunderschönen Sachseln das Vergnügen. Ob sie heute eine ähnlich sympathische Performance aus dem imaginären Zylinder zaubern können? Absolut! Sie agieren zudem minim stärker als vor vier Jahren. Trotzdem bleibt der ganz grosse «Wow-Effekt» aus. Dafür fehlen dem Motor des Quartetts noch ein paar Drehzahlen. Mit zunehmender Erfahrung dürfte sich die ehemalige Schüler-Band sicherlich steigern können. Die erste Karriere-Dekade hat die Formation schliesslich bereits im Sack.

Prägende Figur dieser halbstündigen Show ist eindeutig Sängerin Skarlett. Die Strahle-Frau scheut auch keinen Ausflug hinunter in die Publikumsreihen. Bei der Nummer «Warrior» steht und singt sie neben uns. High fives werden ebenfalls ausgetauscht. Nicht schlecht! Da wird manch einer ins Staunen versetzt. Fan-Nähe dieser Art geben Musiker übrigens regelmässig im Hall Of Fame zum Besten. Deswegen ist ein Besuch dieser Lokalität grundsätzlich immer eine lohnenswerte Sache!

Sickret

Danach dürfen die «Sursee-Boys» von Sickret ran den Speck. Faire Geste, dass sie bei ihrem «Heimspiel» nicht den Opener mimen müssen. An diesen Club haben die Jungs sowieso geniale Erinnerungen, denn Mitte September brachten sie dieses Gemäuer als Support-Act der ukrainischen Senkrechtstarter Jinjer zum Beben. Gegen einen ähnlichen Triumphzug hätte heute Abend garantiert niemand etwas einzuwenden, oder?

Bedauerlicherweise muss ich jedoch auf die Euphorie-Bremse treten. Insbesondere das Mikro von Fronter Timmy verhindert mit mühsamem Herumgezicke das Abrufen der gewohnten Leistung. Das habe ich definitiv schon mitreissender erlebt. Ungeachtet dessen ziehen die Herrschaften ihr Set ohne Umschweife durch. «Worship» – einer der neueren Songs – weist meines Erachtens freilich Hymnenpotenzial auf.

Wie mir Klampfer Sandro nach der Show verrät, seien die vorangegangenen Gigs in England wirklich gut gelaufen. Somit dürften es Sickret höchstwahrscheinlich verkraften, dass in Wetzikon für einmal nicht alles komplett funktioniert hat. Sie werden gestärkt und siegeshungrig zurückkehren – davon bin ich felsenfest überzeugt.

Mushroomhead

Die Nachspeise steht bereits in den Startlöchern. Voller Tatendrang gehen die maskierten Pilzköpfe ans Werk. Aber was zu Hölle hat es mit diesen beiden beleuchteten Aquarien am jeweiligen Bühnenrand auf sich? Dieses Rätsel wird rasch gelöst als zwei mit Sticks bewaffnete Akteure beginnen, mit ordentlich Wucht darauf einzudreschen. Diese «Prügel-Einheiten» lassen konstant Wasserfontänen in die Höhe schnellen. Ein feucht-fröhliches Vergnügen! Strenggenommen müsste man die erste Reihe nun zur «Splash-Zone» erklären. Ich sehe gedanklich viel Arbeit auf die Reinigungskräfte zukommen.

Der Headliner agiert mit zwei Sängern. Einer übernimmt die Growls und die gerappten Passagen, während der andere bevorzugt die klar gesungen Segmente abdeckt. Beim Zweitgenannten dürfte das Mikrofon ruhig ein bisschen lauter gemacht werden. Aber der hausfremde Mischer scheint diesbezüglich keinen Verbesserungsbedarf zu sehen. Der brüllende Fronter lässt sich derweil zu einer waghalsigen Aktion hinreissen. Er macht nämlich auf «stehenden Crowdsurfer». Mein lieber Scholli! Filmt oder fotografiert das zufälligerweise gerade jemand?

Mushroomhead legen einen wahren Steigerungslauf hin. Das typische «Ami-Entertainment» wird immer fesselnder. Das Publikum dankt es ihnen mit unbändigen Circle Pits. Die Künstler vereinen die Genres Industrial, Alternative und Nu Metal in ihrer Musik. Da muss ich doch glatt an Kapellen wie Fear Factory denken. Derweil scheint die Maske von Basser «Dr. F» den deutschen Monster-Metallern Debauchery als Inspirationsquelle gedient zu haben. Ausserdem weist das Logo der Pilzköpfe, welche nach rund 65 Minuten mit «Born Of Desire» zum Schlussspurt ansetzen, Ähnlichkeiten zum Spiderman-Bösewicht Venom auf. Während wir uns danach in Richtung Bartresen verkrümeln, beginnt die HoF-Crew umgehend mit der Reinigung der «gefluteten» Bühne.

Das Fanzit – Mushroomhead, Sickret, Skarlett Riot

Vor einer überschaubaren Anzahl Besucher zogen Mushroomhead das standesgemässe «Ami-Unterhaltungsprogramm» ab und wurden dafür zurecht gefeiert. Die Soundqualität hätte stellenweise besser sein können (ein Fall für einen hauseigenen Mischer!). Grosser Pluspunkt war die Fan-Nähe von allen drei Bands. Man nahm sich ausgiebig Zeit für Gespräche und Erinnerungsschnappschüsse. Ein paar Gäste – wir wollen an dieser Stelle keine Namen nennen – haben gemeinsam mit der Belegschaft bis in die frühen Morgenstunden weitergefeiert.

Setliste – Skarlett Riot

  1. Breaking The Habit
  2. Gravity
  3. The Storm
  4. Black Cloud
  5. To The Flames
  6. Warrior
  7. Human

Setliste – Sickret

  1. Pressure
  2. Tourtured
  3. So Sick
  4. Worship
  5. Greetings From Babylon
  6. Pomme De Terre
  7. 420

Setliste – Mushroomhead

  1. A Requiem For Tomorrow
  2. Seen It All
  3. Our Apologies
  4. Qwerty
  5. Sun Doesn’t Rise
  6. Solitaire/Unraveling
  7. 12 Hundred
  8. 43
  9. Kill Tomorrow
  10. Destroy The World Around Me
  11. Before I Die
  12. Bwomp
  13. The Flood
  14. The Dream Is Over
  15. Empty Spaces (Pink Floyd-Cover)
  16. Born Of Desire

Wie fandet ihr das Konzert?

12.07.2022
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