Wildfest 2022 – in der Tat eine wilde Party!
Wilde Konzerte, Überraschungen, Enttäuschungen, ein (schlussendlich wohl verhältnismässig glimpflicher) Unfall, Abriss – und mit H.E.A.T. ein mehr als würdiger Headliner. Willkommen zum Wildfest 2022!
Im beschaulichen Geraardsbergen, mitten in Flandern (Belgien), findet Ende Mai das Wildfest statt: Ein El Dorado für Glam- und Hair-Metal Fans! Die fünfte Ausgabe bietet 2022 neu zwei Tage und sogar Schweizer Beteiligung. Für meine bessere Hälfte Nicky und mich heisst das: Kameras packen und ab nach Belgien!
Anreise
Unterkünfte zu finden in Geraardsbergen ist in diesen Zeiten recht schwierig. Wir nächtigen somit in einem etwa 7 km von der Location entfernten Hotel – welches komplett auf Velofahrer konzipiert und ausgerichtet ist! Allerdings sind das alles äusserst freundliche Leute und wir dürfen mehrfach einen Shuttle Service Richtung Städtchen geniessen. Nicht selbstverständlich, Hut ab! Für die Rückreise nach den Konzerten sind wir dann allerdings auf Taxis angewiesen. Wartezeiten inklusive – bei drei Autos, welches das lokale Unternehmen überhaupt zur Verfügung hat, irgendwie logisch…
Location
Die Location ist ein Jugendzentrum und bietet Platz für vielleicht 800 Personen, aber dann wäre es wohl schon sehr voll. Schlussendlich tummeln sich an beiden Tagen wohl so um die 500 Fans, am Samstag tendenziell vielleicht noch ein paar mehr. Jedenfalls trifft man schon bekannte Gesichter, auch aus der Schweiz sind einige Fans angereist. Kunststück – bei diesem Billing…
Freitag, 27. Mai 2022
All I Know
Los geht’s! Aber verspätet, aufgrund technischer Probleme verzögert sich schon der Einlass um etwa 40 Minuten. Aber was soll’s…
All I Know gebührt die Aufgabe, das Wildfest 2022 zu eröffnen. Eine mir komplett unbekannte Truppe, über die man auch kaum Infos findet. Jedenfalls sind sie Belgier und spielen nach eigener Aussage «Hair Metal / Glam Rock / Arena Rock whatever»… Tönt jedenfalls vielversprechend.
Auf der Bühne zeigen sich fünf Musiker und eine Art Backgroundsängerin, die aber dem Sound auch den Stempel aufdrücken kann. Auffallend ist der Drummer, der in einer Art Uniform arbeitet und später sogar einen Song («Bad Boy») selber singen darf. Ins Ohr sticht auch der Tastenmann, der mit seiner Hammond Orgel den Songs mal mehr, mal weniger Tiefe verleiht. Insgesamt ein guter 40-minütiger Auftritt, der durchaus Lust auf mehr macht.
Setliste All I Know
- All Night Long
- All The Way
- Into Your Heart
- As Long As
- Turn Back Time
- Bad Boy
- Hiding From Love
- Spare Me The Lies
- Rain
Black Diamonds
Zeit für das erste grosse Highlight – Zeit für die Black Diamonds! Eines ist irgendwie klar: Die Jungs können einfach nicht schlecht… Trotz weiterem technischen Ärger während des Umbaus, lassen die Rheintaler anschliessend nichts anbrennen und sorgen für eine grossartige (und leider viel zu kurze) Party.
Mit einer Spielzeit von nur 40 Minuten fallen natürlich einige Songs aus dem Programm. «Black Thunder» zum Beispiel (was noch logisch ist) und leider ebenfalls mein Fave «Not Going Home». Die vorbereite Setlist ist zudem mit zehn Songs auch recht optimistisch, kein Wunder, dass da dann «Reaching For The Stars» und «Hands Of Destiny» auch noch gekillt werden.
Aber was solls: Mich, Andi, Chris und Manu haben immer noch ausreichend Hits im Repertoire. Herausragend in meinen Ohren ist heute das Double «Pieces Of A Broken Dream» und «Forever Wild» – schlicht grossartig. Hühnerhaut. Doch auch der Rest ist bockstark und so ist es kein Wunder, dass das schon recht zahlreich anwesende Publikum die Band so richtig abfeiert. Die Messlatte liegt bereits jetzt in deutlich höheren Gefilden…
Setliste Black Diamonds
- No-Tell Hotel
- Evil Twin
- I’ll Be OK
- Forever Wild
- Pieces Of A Broken Dream
- Lonesome Road
- Thrillride
- We Want To Party
Wildness
Die nächste Truppe kommt aus Schweden (schon mal gute Vorzeichen!) und ich habe ausser dem Namen noch nie etwas von ihnen gehört. Ein Fehler, wie sich sehr schnell herausstellt…
Ursprünglich als Studio-Projekt von Trommler Erik Modin (der übrigens auch bei H.E.A.T. als helfende Hand tätig ist) angedacht, entwickelte sich rasch eine richtige Band, das erste Album erschien 2017. Aktuell ist das dritte Album in der Mache, da darf man gespannt sein.
Der Schwerpunkt der heutigen Show liegt jedoch auf dem zweiten Werk «Ultimate Demise», über die Hälfte des Programms stammt hiervon. Die fünf Schweden zeigen sich sofort äussert spielfreudig und engagiert. Selbst wenn sie in Sachen Bühnenperformance durchaus noch Luft nach oben haben (die Black Diamonds zum Beispiel sind da schon einen oder zwei Schritte weiter), so überzeugen sie vollends mit der Musik. «Burning It Down» und «My Hideway» sind richtig stark, und so ist es auch kein Wunder, dass die Stimmung im Publikum bestens ist. «Turning The Pages» tätscht ebenfalls und besticht mit Led Zeppelin-Einschüben.
Gegen Ende scheint mir dann jedoch irgendwie fast die Luft etwas raus zu sein. Aber vielleicht liegt das auch nur an mir. Insgesamt gibt es ansonsten eigentlich nichts zu kritisieren. Das war richtig gut und somit gibt’s eine neue CD in meine Sammlung. Die Band zeigt sich anschliessen äusserst dankbar ab jedem Kauf ihrer Merch. Coole Truppe, eine richtige Neuentdeckung für mich, da freue ich mich auf Album Nummer 3!
Setliste Wildness
- Die Young
- Renegades Of Love
- Burning It Down
- My Hideaway
- Collide
- Turning The Pages
- War Inside My Head
- Cold Words
Vega
Irgendwann braucht man Pause. Und so verzichte ich auf den Auftritt von Vega, obwohl auch das wohl sicherlich meinen Ohren gutgetan hätte. Aber eben… Nicky hingegen schaut sich das an – vielleicht weiss sie ja noch was zu erzählen? Ich jedenfalls komme gerade zum letzten Song zurück. Eine Coverversion und zwar nicht die Schlechteste: «Animal» von Def Leppard. Den Fans gefällt’s – mir auch. Und noch eine kleine Notiz am Rande: Wenn mich nicht alles täuscht, war dies das einzige gespielte Cover am ganzen Weekend… Aber Irrtum vorbehalten.
Setliste Vega
- Worth Dying For
- Monster
- Kneel To You
- Live For Me
- Kiss Of Life
- Man On A Mission
- White Flag
- Sooner Or Later
- Animal (Def Leppard Cover)
The Cruel Intentions
Kurz nach 21.25h folgt zweifellos DIE Überraschung des gesamten Festivals: Die Norweger The Cruel Intentions. Schon das Outfit des Quartetts lässt keinen Zweifel über die musikalische Ausrichtung aufkommen, dafür ist die optische Nähe zu den Hardcore Superstars zu offensichtlich. Hier kommt die mit Abstand härteste Band des Tages – dreckiger Sleaze Rock bis zum Abwinken.
Vorne im Photopit wird es offenbar langsam ungemütlich, denn die Nordlichter drehen dermassen an der Geschwindigkeitsschraube, dass die ganzen Wellenbrecher verschoben werden… Um es vorwegzunehmen: Bei der Hälfte des Gigs ist der Fotograben verschwunden! Auch das Publikum dreht komplett am Rad und feiert die Band mit Moshpits und Crowdsurfern (sowas hätte ich hier auch nicht erwartet…) ab. Auch bemerkenswert: Gitarrist Kristian Solhaug spielt mit gebrochener Hand! That’s Rock’n’Roll…
Was hier grade passiert ist ohne Wenn und Aber ein totaler Abriss. Es mag aufgrund der Circle Pits zwar auch etwas täuschen, doch nicht nur bei mir bleibt am Ende des gesamten Festivals der Eindruck, dass The Cruel Intentions deutlich am meisten Publikum gehabt haben. Sehr, sehr beeindruckend, sowas hätte nicht jeder erwartet!
Nach dem Ende muss nun zuerst der Fotograben wieder hergestellt werden – wofür ich dankbar bin, denn bei der nächsten Band darf ich ran…
Setliste The Cruel Intentions
- Reckoning
- Weekend Suffering
- Sunrise Over Sunset
- Genie’s Got A Problem
- Chaos in A Bombshell
- Reapercussion
- Go Fuck Yourself
- White Pony
- Kerosene
- Enemy In Me
- Sick Adrenaline
- Borderline Crazy
Kickin’ Valentina
Ladies and Gentlemen: From Atlanta, GA – Kickin’ Valentina! Wenn es eine Band gibt, die in Sachen Intensität grad mit den Cruel Intentions mithalten kann, dann dürfte es dieses US-Quartett sein. Die Jungs (welchen übrigens bei einem dänischen Label unter Vertag sind) wissen ebenfalls, wie man eine amtliche Rock’n’Roll Show abliefert. Fronter D.K. Revelle ist eine wahre Rampensau und vor allem Gitarrist Heber Pampillon (übrigens im schicken Souls of Rock Shirt!) gibt ebenfalls ordentlich Gas. Bassist Chris Taylor ist hingegen ein Turm von einem Mann und einfach die coole Sau in diesem Team.
Es sind zwar wirklich sichtbar weniger Leute im Saal, doch davon lassen sich die Jungs nicht irritieren. Die raue Stimme von D.K. gibt den Tracks enorm viel Dreck (vor allem im Vergleich mit seinem Vorgänger), was die anwesenden Fans mit weiterhin guter Stimmung honorieren. Nun – immerhin bleibt zwar der Fotograben nun bestehen, doch dafür wird die Band lichtmässig mehrheitlich im Dunkeln gelassen…
Ein wenig überraschend dürfte die Songauswahl sein, denn doch immerhin die Hälfte der Songs kommt aus der Phase vor dem Einstieg von D.K.. Aber Songs wie «Alone» oder «Heartbreak» verlieren deswegen keinesfalls an Qualität, eher das Gegenteil ist der Fall. Für mich persönlich sind allerdings schon die Titel vom aktuellen Silberling die Highlights, allen voran das furiose «Freakshow», das herrliche «Somebody New» und das aggressive «War».
Nach einer Stunde entlassen die Südstaatler die Fans mit «The Revenge Of Rock» und «Get Ready» in die letzte Pause des Tages – und manch einer hätte sich sicher noch den einen oder anderen Nachschlag Song gewünscht. Insgesamt jedoch kann man zweifellos sagen, dass auch Kickin’ Valentina selbst nach dem vorausgegangen Abriss von A-Z überzeugen.
Setliste Kickin’ Valentina
- Sweat
- Freakshow
- On My Side
- Somebody New
- Heartbreak
- War
- Turns Me On
- Alone
- The Revenge Of Rock
- Get Ready
Crazy Lixx
Die ursprüngliche Verspätung vom Beginn wurde mittlerweile noch etwas vergrössert und so ist es schon deutlich nach Mitternacht, als der heutige Headliner endlich antreten darf. Die schwedische Band um Fronter Danny Rexon kämpft gleich zu Beginn mit ziemlich übersteuertem und ZU lautem Sound, aber das bessert sich zum Glück dann relativ schnell. Auffallend ist auch, wie viele andere Musiker sich Crazy Lixx (zumindest teilweise) anschauen. Das zeigt sicherlich auch den Stellenwert der Nordlichter.
Bereits als zweiten Track folgt «Hell Raising Woman», was nicht nur bei mir Eskalations-Schübe auslöst. Hach, das ist richtig stark! Gleiches gilt für das ebenso geile «Wicked». Hier wird massig 80er Flair versprüht – nicht nur musikalisch, sondern auch optisch. Alleine die weissen Turnschuhe dürften die komplette Szenepolizei auf den Plan rufen. So what? Es macht Spass und Crazy Lixx treten hier als der wahre Headliner auf!
Das zeigt sich vor allem auch gegen Ende der Show. Zuerst kommt Danny bei «XIII» mit Jason Vorhees Maske und Messer-Mikro auf die Bühne, bei «Anthem For America» trägt er die US-Flagge – nur sind deutlich weniger Sterne als im Original zu sehen: Das Band-Logo nimmt zu viel Platz weg… «21 Til I Die» und das absolut furiose «Ain’t No Rest In Rock’n’Roll» markieren weit nach 1 Uhr einen Schlusspunkt unter einen schlichtweg grossartigen ersten Festival Tag!
Setliste Crazy Lixx
- Rise Above
- Hell Raising Woman
- Wild Child
- Children Of The Cross
- Wicked
- Blame It On Love
- Walk The Wire
- Silent Thunder
- XIII
- Anthem For America
- 21 Til I Die
- Ain’t No Rest In Rock’n’Roll
Fotos Wildfest 2022 – Tag 1 (Nicky/Kaufi)
Samstag, 28. Mai 2022
Rebel’s End
Früherer Beginn, eine zusätzliche Band: Auch Tag zwei dürfte herausfordernd werden für die Kondition… Immerhin: Der Zeitplan stimmt, heute steht die erste Band pünktlich auf der Bühne. Es sind dies Rebel’s End, die zweite einheimische Band auf dem Billing.
Der Zuschaueraufmarsch lässt jedoch noch zu wünschen übrig und auch die Musik selber vermag nicht wirklich zu überzeugen. Irgendwie tönt das zu modern, stellenweise fast punkig und unpassend an dieser Stätte. Aber mangelnden Einsatz und Wille kann man dem Quartett ansonsten nicht vorwerfen.
Setliste Rebel’s End
- Evil Eye
- Blood On My Hands
- Rawhead
- Death & Destruction
- Wayward
- Outlaw
- Blood From A Stone
- From The Ashes
- Inferno
- If You Ain’t Shooting
Reach
Auf das nächste Trio aus Schweden habe ich mich im Vorfeld sehr gefreut! Ich habe Reach vor ein paar Jahren als Support von Eclipse im ehrwürdigen Hall of Fame in Wetzikon erleben dürfen und ihr Album «Out To Rock» glänzt nur so mit Hardrock-Perlen. Offenbar ist aber Vorsicht geboten – einige Kollegen erzählen von einer ziemlichen Stiländerung, die nicht jedermanns Sache sein soll…
Alleine schon die Tatsache, dass kein einziger Song von besagtem «Out Of Rock» auf der Setliste zu finden ist, schürt die Skepis auf die nächsten 45 Minuten. Und in der Tat: Bereits die ersten zwei Songs haben nicht mehr viel mit Hardrock zu tun, das ist schon seeeehr nahe an purer Popmusik. Was ja nicht per se schlecht sein muss – aber ich erwarte hier etwas anderes!
Die Enttäuschung wird mit jedem Track grösser und als bei «Motherland» effektiv Tanzmusik gespielt wird, ist bei mir der Laden unten. Den Schaden vermögen auch die zwei einigermassen hörbaren Tracks «Time» und «Running On Empty» nicht mehr zu kitten. Zumal mit dem Abschluss «The Law» noch ein Ausflug in moderne Gefilde gemacht wird. Sorry, das war nix – da ziehe ich mir zig mal lieber «Out Of Rock» und das sensationelle «Fortune And Fame» rein.
Setliste Reach
- New Frontier
- Satellite
- Shame
- Young Again
- Cover My Traces
- Motherland
- Time
- Running On Empty
- The Law
Speed Stroke
Ein völlig anderes Kaliber folgt nun mit Speed Stroke. Der Fünfer aus Imola, Italien (oder «Pizzaland», wie Sänger Jack mehrmals verkündet – ich verstehe immer «Switzerland»…) gibt von Beginn weg richtig Gas. Hier ist deutlich mehr Power hör- und spürbar. Die Zuschauer honorieren das und es sind mittlerweile deutlich mehr Leute im Saal, wenn auch noch lange nicht von «voll» geredet werden kann.
Ins Ohr sticht mir der Stampfer und Titeltrack des aktuellen Albums «Scene Of The Crime». Hui, das ist am heutigen Tag bis jetzt der mit Abstand beste Song und lässt die vorhergehende Enttäuschung endgültig vergessen. Dieser Silberling aus dem Jahr 2020 liefert insgesamt auch die Hälfte des Programms, die übrigen sechs Tracks stammen von den beiden Vorgängeralben. Und zumindest «SOTC» wird wohl den Weg in meine Sammlung finden…
Die Songs kommen teilweise auch richtig rotzig um die Ecke und peitschen Band und Publikum noch mehr an. Doch kurz vor Ende bremsen sich die Südländer mit der Ballade «No Love» selber etwas aus – 9 Bands sind bislang ohne ausgekommen. Erstaunlich.
Doch nach dem kurzen Dämpfer haut das Quintett mit «Believe In Me» und «Age Of Rock’n’Roll» nochmals zwei richtige Brecher raus! Die Fans haben Spass und es bleibt das klare Fanzit: Nach drei Bands sind Speed Stroke jene, an der man erstmal vorbei muss.
Setliste Speed Stroke
- Heartbeat
- Nothing’s True
- The End Of This Flight
- Scene Of The Crime
- From Scars To Stars
- Demon Alcohol
- Out Of Money
- After Dark
- Soul Punx
- No Love
- Believe In Me
- Age Of Rock’n’Roll
Wildheart
Wenn man sich anschaut, was da noch alles kommt in den nächsten Stunden, wäre eine Pause nicht schlecht. Doch Moment: Zuerst muss ich mir doch ein paar Minuten von Wildheart reinziehen. Die fünf Belgier scheinen direkt vom Sunset Strip in den 80ern nach Geraardsbergen gebeamt worden zu sein. So viel 80er Outfit hatten bislang nicht mal Crazy Lixx… Und der Sound geht auch genau in die Richtung: Da schimmern Bands wie Dokken, Cinderella, Mötley Crüe, Ratt und viele mehr durch – perfekt für dieses Publikum!
Apropos Publikum: Es hat heute deutlich mehr Zuschauer, man sieht viele Fans mit 1-Tages Bändeli. Und was nun grad alles so rumläuft – keine Ahnung, wie viele Dosen Hairspray hier verbraucht wurden! Die Szenepolizisten würde hier endgültig der Schlag treffen… Trotzdem: Pause ist angesagt.
Rechtzeitig zum letzten Song «Never Let Go» bin ich zurück – und ja, es wäre fast eine Schande, wenn ich DEN verpasst hätte. So viel Dokken haben teilweise nicht mal Dokken selbst gehabt. Spitzenmässiger Abschluss, und auch da muss ich mich sicher noch auf CD-Suche begeben.
Setliste Wildheart
- A Strangers Eye
- Tonight We Rock
- Rumours
- On My Way
- No Love
- One Way Ticket
- Dutch Courage
- Stone Cold Fox
- Never Let Go
Temple Balls
Und wieder eine Band, von der ich ausser dem Namen nichts kenne – aber nur Gutes höre! Leider habe ich sie als Vorgruppe von H.E.A.T. vor wenigen Tagen sehr kurzfristig verpasst. Dann machen wir die Premiere halt heute!
Der Fünfer stammt aus Oulo, Finnland. Von nordischer Coolness ist aber rein gar nichts zu spüren, als die Jungs mit «Thunder From The North» in ihren Arbeitstag starten. Die legen los wie die Feuerwehr und verursachen sofort eine grosse Party im Publikum. Bereits bei «Strike Like A Cobra» ist wohl jedem klar: Hier wird die Messlatte grad sehr hochgelegt, alles Vorhergehende sieht man nur noch aus dem Rückspiegel!
Die Energie ist schier unglaublich. Scheint so, als ob alle Musiker ein Duracell-Häsli im Hintern haben, da steht kaum einer jemals still. Und der Sound tut sein eigenes dazu. Während Fronter Arde Teronen manchmal in Höhen des ehemaligen T.N.T.-Sängers Tony Harnell abdriftet, sprühen die Songs nur so von 80er-Feeling.
Beim Solo Battle ist unglaublich viel Action auf der Bühne, das mündet in «Let’s Get It On». Und mitten im Song ist plötzlich Schluss, die Band hört auf zu spielen. Ich bekomme nicht mit, was der Grund ist, aber schnell wird klar, dass Basser Jimi Välikangas auf dem Boden liegt. Schnell ist Staff da, welches die Szenerie so gut wie möglich vor den Blicken der Fans schützt.
Zuerst befürchtet man, dass Jimi bei einem Sprung den Kopf am Drumriser angedonnert hat, andere sprechen von einer Knie- oder Beinverletzung. Bleiben wir bei den Fakten: Nach geraumer Zeit wird Jimi mit geschientem Knie von der Bühne gebracht. Er kann mit normaler Ambulanz ins Spital, das heisst: Es ist nicht lebensbedrohlich. Ein kleiner Lichtblick – und ein Update folgt dann später noch.
Jedenfalls ist die Show der Finnen nun natürlich fertig, was schon sehr bitter ist! Denn die Performance bis zu diesem Zeitpunkt war absolut erstklassig! Und diese CD ist mittlerweile schon bestellt…
Setliste Temple Balls
- Thunder From The North
- Strike Like A Cobra
- Fallen Youth
- What Is Dead Never Dies
- O.T.C.
- Solo Battle
- Let’s Get It On
Shiraz Lane
So, jetzt kommen nur noch Bands, die ich tatsächlich schon mal live gesehen habe! Shiraz Lane kommen ebenfalls aus Finnland und haben die Aufgabe, die etwas komische Stimmung nach dem unschönen Unfall aufzubessern. Da jedoch schon ziemlich klar ist, dass die Verletzung von Jimi nicht lebensbedrohlich ist, marschieren Band wie Publikum weiter nach dem Motto «The Show Must Go On».
Der Fünfer erledigt seine Aufgabe absolut souverän und nach dem etwas schwierigen Start ist die Stimmung im Publikum grossartig, die Fans sind sehr rasch wieder auf Betriebstemperatur. Allerdings packen mich zumindest die ersten Songs nicht so sehr wie die ihrer Vorgänger. Das ist dann halt wieder «Geschmacksache»…
Doch «Scream» lässt mich dann aufhorchen, das tönt nun wirklich stark. Leider nehmen sie kurz darauf mit der Halbballade «Reincarnation» wieder etwas Power raus. Doch das Finish entschädigt dafür. Beim letzten Song «To The Moon & Back» (wenn ich das richtig sehe, ist das ein Cover von Savage Garden – somit stimmt meine vorherige Aussage bei Vega nicht mehr…) wird überall gehüpft und Fronter Hannes Kett macht noch einen Ausflug ins Publikum. Grossartige Stimmung allerorts, nur der Typ, der mit einem zwei Meter langen Selfiestick vor, hinter und auf der Bühne rumwetzt wie ein Huhn, das vor dem Schlachter wegrennt, müsste nicht sein.
Setliste Shiraz Lane
- Wake Up
- Tidal Wave
- Disconnect From The Matrix
- Keep It Alive
- Scream
- Reincarnation
- Do You
- Broken Into Pieces
- Harder To Breathe
- To The Moon & Back
Maverick
Der heutige Co-Headliner kommt aus Nordirland: Maverick. Mit «Ethereality» haben die Jungs um die Brüder Dave und Ryan Balfour im letzten Jahr ein starkes Stück Hardrock auf den Markt gehauen – nicht nur ich erachte dies als das bislang stärkste Werk der Briten.
Nach einem kaum enden wollenden Intro präsentiert uns das Quartett mit «Falling» und «Thirst» denn auch gleich die ersten beiden Tracks eben dieses Silberlings. Sehr zum Missfallen der knipsenden Zunft wird die Band allerdings etwas sehr heftig im Nebel versenkt. Und das während der ganzen Stunde Spielzeit – was dann auch mich betrifft. Nun ja, irgendwas wird’s schon geben…
Zum Beispiel: Shots auf der Bühne! Es wird Geburtstag gefeiert… Neben Veranstalter Jan de Greve wird auch noch Wouter Langhendries, dem Gitarristen von Wildheart, gratuliert: Passend zum kommenden «Whiskey Lover» wird mit dem entsprechendem Getränk angestossen. Direkt im Anschluss folgt mit «Switchblade Sister» der vielleicht beste Song der ganzen Show, das ist einfach geil!
Der Rest des Auftritts ist ansonsten schnell erzählt. Motivierte Band, motiviertes Publikum, selbst düstere Klänge zwischendurch vermögen die Stimmung nicht negativ zu beinträchtigen – und mit «In Our Blood» einen absolut genialen Abschluss. Dafür dass dies die erst zweite Show seit Dezember 2019 ist (die erste war zwei Tage zuvor mit Crazy Lixx und den Black Diamonds in Mannheim), zeigen die Briten eine ganz starke Leistung!
Setliste Maverick
- Falling
- Thirst
- The One
- Dying Star
- Whiskey Lover
- Switchblade Sister
- Forever
- Asylum
- Devil’s Night
- Dusk
- Light Behind Your Eyes
- In Our Blood
H.E.A.T.
14 Bands sind durch. Und jetzt wartet alles auf den Headliner. Sogar Security steht nun an den Enden des Fotograbens… Ich frage mich, was die hier genau erwarten…?
Mit 20 Minuten Verspätung und begleitet von ohrenbetäubendem Jubel starten H.E.A.T. mit «One By One» den finalen Auftritt des Wildfest 2022. Die Schweden hatten in den letzten Jahren mit Erik Grönwall einen unfassbaren Frontmann, der alleine eine ganze Show rocken konnte. Und so bin wohl nicht nur ich gespannt, wie sein Nachfolger (und Vorgänger) dies nun meistern würde. So stehe ich im Fotograben und versuche verzweifelt, gute Bilder zu schiessen – verdammt, in Sachen Springteufelei gibt es ja gar keine Unterschiede zwischen Kenny Leckremo und Erik…
Es ist wirklich krass zu sehen, mit welch unbändiger Energie der neue alte Sänger hier zu Werke geht! Dass er diese Aufgabe gesanglich packt, daran bestand kaum ein Zweifel. Doch dass der Kerl hier dermassen eine Show abzieht: Respekt! Das hätte ich in diesem Ausmass wirklich nicht erwartet. Neben Kenny entpuppt sich übrigens vor allem Drummer Crash sehr schnell zum Blickpunkt. Und das schon lange vor seinem eigenen Solo…
Nach «Dangerous Grounds» kommt ein guter Freund der Band auf die Bühne: Arde Teronen, der Sänger der Temple Balls ist zurück! Und er erzählt den Leuten, was da wirklich passiert ist während ihrem Auftritt. Jimi hat sich bei einem Sprung irgendwie die Kniescheibe rausgehauen. Das muss sehr schmerzhaft sein – das Zurücksetzen ebenso. Dies sei noch auf der Bühne durch die Sanitäter gemacht worden! Der Bassist ist nun bereits wieder im Tourbus, wenn auch mit Medis vollgestopft. Doch den Gruss und Applaus aus der Halle von all den Fans wird er dank Social Media sicher mitbekommen! Gute Besserung, Jimi!
So, dann geht’s nun weiter im Programm. Mit «Emergency» steht das erste ganz grosse Highlight auf der Setliste. Denn diese Liste wird ansonsten dominiert durch die beiden Alben «H.E.A.T.» von 2008 und «H.E.A.T. II» von 2020. Was zwar keinen Einfluss auf die Performance der Band hat – die ist Weltklasse, zumal sich mittlerweile vor allem Tieftöner Jimmy Jay auch immer wieder in den Vordergrund spielt. Aber einige der Songs vermögen einfach nicht restlos zu überzeugen.
Da kommt nach dem Schlagzeugsolo die neue Single «Back To The Rhythm» genau richtig! Meine Herren – wenn das ganze neue Album mit DIESER Art von Ohrwürmern voll ist, dann kommt im August was ganz Grosses auf uns zu! Natürlich versprüht der Titel Europe-Flair im XXL-Stil. So what? Genau DAS ist doch die Art Sound, welche H.E.A.T. perfekt beherrschen!
Bei «Beg Beg Beg» wird wie gewohnt etwas ausufernd soliert, Mitsing-Spielchen sind hier ebenfalls inklusive. Genauso unvermeidlich sind in diesen Momenten offenbar auch Balladen – naja, in meinen Augen nehmen sie einfach etwas den Flow aus der Show. Müsste nicht sein. Doch spätestens mit «Nationwide» wird auch der letzte wieder wach – die zweite Single vom kommen Album. Definitiv ein anderes Kaliber als «Back To The Rhythm». Deutlich schneller und auch härter, dafür fehlt die extreme Eingängigkeit. Dennoch ein starkes Stück!
«A Shot Of Redemption» läutet die Schlussphase ein. Zweifellos einer der besten Tracks, den die Schweden überhaupt zu bieten haben, kein Wunder kocht das Publikum. Wer hier cool bleibt, dem kann man nicht mehr helfen. Das saugeile «Rise», ein Track von «H.E.A.T. II», welcher mit Kenny sogar nochmals aufgenommen wurde, bildet als Zugabe nach 90 Minuten den finalen Schlusspunkt einer grossartigen Show. H.E.A.T. sind ein absolut würdiger und verdienter Headliner des Wildfest 2022 – sie sind schlussendlich schlicht und einfach die beste Band des Festivals!
Setliste H.E.A.T.
- One By One
- Rock Your Body
- Dangerous Grounds
- Emergency
- Redefined
- Straight For Your Heart
- Late Night Lady
- Come Clean
- Drum Solo
- Back To The Rhythm
- Beg Beg Beg
- Cry
- 1000 Miles
- Living On The Run
- Nationwide
- A Shot Of Redemption
- Rise*
*Zugabe
Das Fanzit – Wildfest 2022
Überraschungen, Enttäuschungen, ein Unfall, ein Abriss und natürlich ganz, ganz viel gute Musik: Das Wildfest 2022 hat im Rückblick kaum Wünsche offengelassen.
Ganz klar: Für die Veranstalter hat es sich zweifellos gelohnt, hier ein zweitägiges Festival aufzuziehen! Ein äusserst stimmiges Programm ohne extreme stilistische Ausreisser, alle Bands zeigen sich motiviert. Dass es persönliche Präferenzen gibt bei insgesamt 15 Bands, versteht sich von selbst. Doch dass H.E.A.T. und Crazy Lixx als die jeweiligen Tagessieger von dannen ziehen, überrascht wenig. Wenn auch Letztere sehr hart kämpfen müssen nach dem komplett überraschenden und wirklich krassen Abriss von The Cruel Intentions… Doch die musikalische Qualität spricht dann schlussendlich halt für Schweden. DIE Entdeckung für mich sind jedoch zweifellos die Temple Balls – da freue ich mich heute schon auf ein livehaftiges Wiedersehen.
Wenn Datum und Line Up passen, dürften wir einem Besuch im nächsten Jahr beim Wildfest 2023 nicht grundsätzlich abgeneigt sein… Danke an dieser Stelle an Veranstalter Jan de Greve und Pressechef Mike de Coene für den tollen Support!