Baden in Blut Open Air 2022 (Flyer)
Fr–Sa, 22.–23. Juli 2022

Baden in Blut Open Air 2022 – Rotting Christ, Long Distance Calling, Carnation u.a.

Drei Länder Garten (Weil am Rhein, DE)
/ / 15.08.2022
Baden in Blut Open Air 2022 (Flyer)

Schatten und zerrissene Hosen – heisses Blutbad in Weil am Rhein

Nicht weit von hier, gleich ennet der Landesgrenze findet im beschaulichen Weil am Rhein jedes Jahr das Baden in Blut Open Air statt. Metalinside.ch hat in der Vergangenheit bereits zwei Mal über die Geschehnisse vor Ort berichtet, doch das reicht uns noch nicht. Deshalb legen wir einen drauf.

Während zweier Tage wurde das idyllische Ambiente des Landschaftsparks Dreiländergarten» von heftigen, metallischen Schwingen erschüttert. Bands wie Rotting Christ, Destruction, Carnation oder Necrophobic heizten den Besuchern mächtig ein. Wir waren gleich mit mehreren Schreiberlingen vor Ort und haben dem engagierten Verein Metal Maniacs Markgräflerland e.V. auf die Finger geschaut. Die von uns angefertigte Leistungsbeurteilung entnehmt ihr dem nachfolgenden Bericht. Auf gehts, ab ins Getümmel!

Baden in Blut Open Air 2022 – Tag 1 – Freitag, 22. Juli

Dutti: Heute pilgere ich zur inzwischen 17. Ausgabe des familiären Baden in Blut Open Air nahe der Schweizer Grenze. Tatort: Weil am Rhein. Ein Wellnesswochenende für die Ohren und den Nackenbereich. Ein gelungener Mix zwischen Biergarten-Dorffest und Metal-Festival. Das ideale Aufwärmprogramm, bevor dann im August die riesigen Events der Marke Wacken über die Bühne gehen. Im vergangenen Jahr konnten die Organisatoren ihre Veranstaltung ja trotz Seuche ebenfalls durchführen (einfach in einer abgespeckten, von Auflagen geprägten Variante – Review dazu hier).

Der Ablauf nach der Ankunft gestaltet sich gewohnt routiniert: Bändchen abholen, Verzehrkarten einsacken, diverse Bekannte begrüssen, einen kurzen Blick ins Merchandise-Zelt werfen und das erste Kellerbier geniessen. Bei diesen hochsommerliche Temperaturen muss der Flüssigkeitshaushalt schliesslich vorbildlich gepflegt werden. Viel Zeit für weitere Aktivitäten oder bequemes Herumstehen bleibt allerdings nicht, denn der Konzertreigen wird schon bald eröffnet.

Toward The Throne

Dutti: Traditionellerweise gebührt der erste Slot am Baden in Blut Open Air jeweils dem Sieger des sogenannten «Blood Battle» – ein Contest, der in der Regel ein paar Monaten vor dem Festival ausgetragen wird. 2019 haben ihn beispielsweise unsere Highland-Metaller Pertness gewonnen. Dieses Mal kommt der Gewinner aus Frankreich und hört auf den Namen Toward The Throne. Ihr progressive angehauchter Melodic Death Metal sorgt direkt für Stimmung. Den Wetterbericht hat der Vierer hingegen nicht studiert. Kleiner Tipp: Es gäbe da also sonst noch Textilien wie kurzärmlige T-Shirts und Shorts. Bei diesen Witterungen wäre das ohne Zweifel die angenehmere Garderobe. Glücklicherweise kollabiert keiner der Jungs.

Am Auftritt selbst gibt’s kaum etwas zu beanstanden. Die Künstler nutzen die Ihnen zur verfügende Zeit, um uns fünf Stücke ihres Erstlingswerks Vowed To Decline zu präsentieren. Auf der Bühne ist sogar ein kleiner Schrein mit Blumen, einem Totenschädel und einem Foto zu finden. Leider kann ich nicht erkennen, wer damit geehrt werden soll. Bei der Konsultation meiner Uhr stelle ich fest, dass Toward The Throne am Ende ihres Sets durchaus noch einen weiteren Song hätten spielen können. Vielleicht beim nächsten Mal.

Setliste – Toward The Throne

  1. The Sorrow
  2. From Contempt To Graves
  3. Still, Denial
  4. The Ashes Of Pain
  5. The Inevitable Trail Of The Fall

Destinity

Dutti: Der Spruch «Allez les bleus!» würde ebenfalls wunderbar zur nächsten Kapelle passen. Allerdings lässt mich das gehörte Material schnell daran zweifeln, ob die Protagonisten wirklich die korrekte Nationalität in ihren Pässen stehen haben. Diese Melodie und Technik würde man nämlich eher mit einer finnischen Equipe assoziieren. Das klingt ja teilweise wie Omnium Gatherum! Die Performance der in Lyon angesiedelten Truppe wird zusätzlich durch emporsteigende Rauchsäulen in Szene gesetzt.

Die auffälligste Figur ist meines Erachtens Lead-Gitarrist Seb V.S. Der kitzelt schlichtweg alles aus seiner Saitenkönigin heraus. Das Publikum wird auch langsam aktiver und wagt sich aus dem Schatten hervor. Hoffentlich planen Destinity bei einer der künftigen Touren einen Abstecher in die Schweiz ein. Ich würde das definitiv feiern!

Setliste – Destinity

  1. Aiming A Fist In Enmity
  2. Reflections
  3. The Sand Remains
  4. Only Way
  5. A Scent Of Scorn
  6. Black Sun Rising
  7. Reject The Deceit
  8. The Hatred

Bodyfarm

Dutti: Genug Frankreich für heute. Andere Nationen möchten schliesslich ebenfalls glänzen. Das Gelände füllt sich immer mehr. Der Feierabend-Effekt macht sich somit bemerkbar. Der nun aus den Boxen dröhnende Death Metal wird von der niederländischen Leichenfarm gesponsert. Dieses Abrisskommando ist kaum zu stoppen und attackiert in schonungsloser Manier die anwesenden Nackenmuskeln. Ein Track wird dem 2019 verstorbenen Frontmann Thomas Wouters gewidmet. Schöne Geste im Rahmen eines überzeugenden Gigs.

Die Veranstalter haben übrigens ausgerüstet. Rechts von der Bühne wurde eine Videoleinwand installiert, so dass die weiter hinten stehenden Gäste nix verpassen. Service pur. An der Wellenbrecher-Front sorgen die Security-Mitarbeiter mittels Wasserschlauch-Duschen dafür, dass alle brav einen kühlen Kopf bewahren.

Setliste – Bodyfarm

  1. Unbroken
  2. Manhunt
  3. Well Of Decay
  4. Slaves Of War
  5. Woods Of Dismay
  6. Der Landkreuzer
  7. The Last Crusade
  8. Charlatan Messiah
  9. Prince Of Wallachia
  10. The Dark Age
  11. Dreadlord

Desaster

Dutti: Der letztjährige Auftritt der deutschen Black-Thrash-Haudegen Desaster fiel bedauerlicherweise einem Gewittersturm zum Opfer. Dieses Mal scheint Donnergott Thor jedoch Gnade walten zu lassen (diese Schonfrist sollte allerdings nicht den ganzen Tag lang halten – dazu aber später mehr…)

Oha, die Herrschaften setzen zwischenzeitlich auf Kinderarbeit. Sowohl ein Mädel als auch ein Knirps dürfen bei je einer Nummer die Flagge mit dem Band-Logo schwingen. Gerade bei der jungen Dame passt das Kontrastbild super. Ihr rosafarbener Gehörschutz ist umringt von schwarzgekleideten «Nieten-Monstern». Das Quartett mag zwar über einen Kultstatus verfügen, aber ihre Show vermag die Leute trotzdem kaum zu packen. Viele bleiben beim zögerlichen Kopfnicken oder verharren gar vollends im Salzsäulen-Modus. Man hat Desaster freilich schon stärker erlebt.

Rotting Christ

Dutti: Nahrungsaufnahme ist ein nicht zu unterschätzendes Traktandum. Deswegen gönne ich mir jetzt eine Portion Pasta Arrabiata. Leckere Sache! Dank dieser Stärkung können die weiteren Aufgaben gerne kommen!

Bezüglich schwachen Leistungen habe ich bei Rotting Christ nie bedenken. Die Griechen sind eine Bank und liefern live mit unglaublicher Konstanz ab. Das gilt auch für das heutige Ritual. Sakis Tolis und seine Gefährten präsentieren sich in bestechender Form! Flankiert von seinen beiden «Dauer-Propellern» Kostas Heliotis (Bass) und Kostis Foukarakis (Gitarre) raunt er mit rauchiger Stimme seine Botschaften in sein Mikro. Mächtige Hymnen à la „Grandis Spiritus Diavolos“ fegen alles und jeden weg. Eskalation par excellence! Diesen genialen Griechen könnte ich in Tat und Wahrheit stundenlang huldigen. Destruction müssen im Anschluss gezwungenermassen auf die Tube drücken, um da noch irgendwie mithalten zu können.

Destruction

Dutti: Die Teutonen-Thrash-Urgesteine haben heute Abend eine ganz spezielle Show im Köcher: Das 40-jährige Jubiläum darf gefeiert werden! Und in diesem Zusammenhang lassen sich Schmier und Co. keinesfalls lumpen. Pyroeffekte sieht man definitiv nicht alle Tage auf der kleinen Baden in Blut Open Air Bühne. Zudem kommen diverse Special Guests zum Handkuss, wie beispielsweise der ehemalige Gitarrist Harry Wilkens oder «unser» V.O. Pulver. Bekanntermassen gehöre ich nicht zu den grössten Befürworten von Destruction, aber diese Darbietung hier ist schlichtweg überragend. So euphorisiert und überzeugend habe ich die Akteure wirklich noch nie erlebt. Das Heimspiel und die Jubiläums-Sause scheinen alle zu beflügeln!

Dummerweise scheinen die angeklagten Götter beim Song «Curse The Gods» keinen Spass zu verstehen. Plötzlich sind wir umringt von Blitzen und Donnergrollen ist ebenfalls zu hören. Bald darauf setzt auch der Regen ein. Den Organisatoren bleibt keine Wahl, als das Festivaltreiben an dieser Stelle abzubrechen. Immerhin hätten Destruction eh bloss noch zwei oder drei Songs auf der Liste gehabt. Schade, dass Poltergeist-Fronter André Grieder seines Gastspiels beraubt wird. Aber logischerweise geht Sicherheit immer vor.

Setliste – Destruction

  1. Intro
  2. Diabolical
  3. Deathtrap
  4. Nailed To The Cross
  5. Mad Butcher
  6. Repent Your Sins
  7. Release From Agony
  8. Life Without Sense (mit Special Guest Harry Wilkens)
  9. The Butcher Strikes Back
  10. Tormented Soul
  11. Eternal Ban
  12. Fuck The USA (The Exploited-Cover)
  13. Total Desaster (Special Guest: V.O. Pulver)
  14. Curse The Gods (danach Konzertabbruch wegen Gewitter…)

Das Fanzit – Baden in Blut Open Air 2022 – Tag 1

Dutti: Abgesehen vom unerwarteten «Gewitter-Finale» war es ein absolut gelungener Tag in Weil am Rhein. Sämtliche Bands wussten zu überzeugen. Einzige Ausnahme bildeten diesbezüglich Desaster, welche leistungstechnisch nicht das Maximum abrufen konnten.

Baden in Blut Open Air 2022 – Tag 2 – Samstag, 23. Juli

Dutti: Für den zweiten Festivaltag erhalte ich Verstärkung von meinen Metalinside-Kumpanen Raphi und Luke. Wegen Stau und anderen Verzögerungen verpassen wir leider die erste Gruppe Vanish (aber vielleicht können mir meine Kollegen diesbezüglich aus der Patsche helfen und die Kohlen aus dem Feuer holen).

Vanish

Raphi: Klar doch, ich helfe gerne aus. Für den Einstieg sind am heutigen Samstag Vanish besorgt. Der Name sagt mir gerade so gar nichts, da bin ich mal gespannt auf eine Horizonterweiterung (Anm. Dutti: Ich muss irgendwie immer an den gleichnamigen Fleckenentferner aus der Werbung denken). Die Schwaben lassen sich von der zu Beginn sehr überschaubaren Zuschauermenge nicht beeindrucken und fordern alle Anwesenden auf, mit ihnen Lärm zu machen, um alle auf dem Zeltplatz oder besser Parkplatz aufzuwecken. Die Musik der Truppe bietet sich dafür grundsätzlich ganz gut an. Als Bezeichnung wäre Power Metal sicherlich nicht komplett am Ziel vorbeigeschossen, wobei der gute alte Heavy Metal keinen kleinen Teil des Grundgerüsts bildet. Immer wieder sind darin aber dezente Keyboardklänge anzutreffen, die dem Sound einen ganz leicht symphonischen Anstrich geben, so dass es am Ende wirklich in Richtung Power Metal geht. Auf der Bühne schlagen sich die Herren unabhängig vom Genre prima und mittlerweile sind auch noch einige Leute mehr im Infield erschienen. Der Weckruf hat anscheinend seine Wirkung nicht verfehlt. So kommen Vanish nach ihrem halbstündigen Auftritt in den Genuss von einigem an Applaus und können die Bühne zufrieden der nächsten Band überlassen.

Luke: Auch ich treffe grad noch so auf den Auftritt der Schwaben in Weil am Rhein ein, jedenfalls zum dritten Song. Die sympathische Truppe aus Stuttgart hat 2021 die Livestream-Version des alljährlichen Blood Battles gewonnen und wurde dafür mit diesem Opener-Slot belohnt. Musikalisch ist das wie Raphi richtig bemerkt hat sehr vielfältig. Gewisse schon fast thrashige Passagen gefallen mir da jeweils ganz gut – bis wieder der nächste Keyboard- oder Synth-Effekt ab Band kommt.

Im Grossen und Ganzen aber nicht schlecht, vor allem der Sänger kann definitiv was. Und seine Kutte macht ihn auch sympathisch… Ist jetzt nicht sooo geil, dass ich gleich zum Merch-Stand rennen würde aber auch nicht so schlecht, dass ich vor Ende der Show flüchte. Ein ganz ordentlicher Auftakt. Nicht mehr, aber definitiv auch nicht weniger.

Setliste – Vanish

  1. Pale King
  2. Follow
  3. Disbelief
  4. Silence
  5. Make-Believe
  6. Crowdpiercer

Striker

Raphi: Mit Striker geht es weiker ähm weiter. Die kanadischen Heavy Metaller bringen eines in ganz, ganz grossen Mengen mit: Spielfreude. Das sieht man allen fünf Gesichtern da oben auf der Bühne an und spürt es auch in der Energie, mit welcher die Band ihre Musik ins Publikum schmettert. Dass Leopardenmuster und Bandana auch selbstironisch angezogen werden können, ohne dass es gleich in Klamauk ausarten muss, beweist Gitarrist Timothy Brown. Inzwischen ist Metalmitinsider Luke eingetroffen gemeinsam rästeln wir zudem, ob Timothys Hose nun durch die Patches darauf zusammengehalten wird oder ob die Patches verbunden mit etwas Faden die eigentliche Hose sind.

Luke: Für mich ist es definitiv nicht die erste Striker-Show. Zuletzt hatte ich im Januar 2020 – also kurz vor der Pandemie – auf der 70’000 Tons Of Metal das Vergnügen. Und wie schon Raphi sehr richtig angemerkt hat, ist die Spielfreude wieder gross bei den Kanadiern. Wie immer eigentlich, ich glaube schlechte Konzerte gibt es bei Striker generell nicht. Besonders Sänger Dan Clary hat heute den Schalk im Nacken und klaut während eines instrumentalen Parts Kurzerhand die Hi-Hat von Drummer Jonathan Webster.

Raphi: Derweil reissen mich Striker mit ihrem Auftritt echt mit und gemessen an den nickenden Köpfen um mich herum geht es zumindest den Fans in den vorderen Reihen ebenso. Ich habe das Quintett bisher noch nie live gesehen und muss sagen, wenn das bei ihren Auftritten immer so gelungen zu und her geht, dann freue ich mich sehr auf ein Wiedersehen.

Luke: Etwas enttäuschend finde ich höchstens die Zuschauerreaktionen. Erstens sind noch nicht wirklich viele Leute vor der Bühne, und zweitens sind die Anwesenden eher etwas reserviert. Könnte neben der frühen Spielzeit aber auch dem Umstand geschuldet sein, das Striker für die meisten der Anwesenden wohl eher etwas zu «weich» sind. Trotzdem, sehr guter Auftritt, der wohl etwas später bei höherem Pegel der Extreme Metaller im Publikum noch besser angekommen wäre.

Raphi: Beim Verlassen des Infields nutzen wir die Gelegenheit auch gleich noch, um Metalmitsinder Dutti und seine Freunde standesgemäss zu begrüssen (die Eingeweihten alle gemeinsam auch unter dem Namen «Duttörhead» bekannt sind) sowie Dutti nach seiner Meinung zum Auftritt zu fragen.

Dutti: Striker punkten effektiv mit tonnenweise Spielfreude und Timothy Brown ist in Tat und Wahrheit die schillernde Modeikone des Tages.

Khors

Luke: Bei Khors überlasse ich das Feld schnell einmal Raphi. Das ist nicht so wirklich mein Ding, ausserdem ist nun einmal ein Abstecher an die Händlermeile angesagt.

Raphi: Einige Minuten zu früh beginnen Khors, die eingesprungen sind für Sulphur Aeon. Die Band kommt aus der Ukraine, ein Umstand den auch die blau-gelbe Flagge am Gürtel von Frontmann Jurgis bezeugt. Ansonsten ist schwarz angesagt: das Quartett ist in hochgeschlossene Kleider gehüllt, Kapuzenmantel und Lederrüstung inklusive. Bei diesen Temperaturen sicher nicht die angenehmste Garderobe, aber die Herren ziehen es voll durch. Ihr Black Metal braucht einen Moment, um nach der dauergrinsenden Freude von Striker zu mir durchzudringen, aber als es soweit ist, entfaltet er auf jeden Fall seine Wirkung. Klar, eine mystische, dunkle Stimmung in der Nacht hätte dem Konzert sicher nochmals eine Extraportion Atmosphäre verliehen, doch ich gehöre grundsätzlich der Fraktion an, die Black Metal auch bei brennendem Sonnenschein und drückender Hitze geniessen kann.

Khors schaffen es allerdings nicht ganz, vollständig abzuräumen. Ich kann meinen Finger nicht darauflegen, an was es liegt. Vielleicht ist das Songmaterial einfach zu wenig eingängig, um auf Anhieb zu zünden. In diesem Zusammenhang ist vermutlich noch das Detail erwähnenswert, dass es sich hier um meinen Erstkontakt mit der Band handelt. Dass Khors „My Cossack Way“ der ukrainischen Armee widmen ist ein weiteres erwähnenswertes Detail und dann ist der Auftritt auch schon wieder zu Ende.

Dutti: Ich ziehe mir den Gig der Osteuropäer ebenfalls rein und kann Raphi völlig beipflichten: Die Darbietung ist solide, aber der finale Funke will irgendwie nie vollends herüberspringen.

Setliste – Khors

  1. Starvation
  2. Blissforsaken
  3. The Mist
  4. Beyond The Bestial
  5. Frigit Obscurity Of Soul
  6. My Cossack Way

Carnation

Raphi: Luke empfiehlt mir sehr die nächste Band zu schauen, die auf den schönen Namen Carnation hört. Die ist ebenfalls sehr kurzfristig aufs Billing gerutscht und zwar für Demonical. Solch klaren und begeisterten Empfehlungen gehe ich immer gerne nach und kriege als Folge eine geballte Ladung Death Metal um die Ohren geschlagen. Wobei die Belgier das Gespür für Melodien nicht vermissen lassen. Sänger Simon Duson bringt dazu sehr gut verständliche Growls mit, was die Songs von Carnation in der Gesamtheit prima nachvollziehbar macht. Am packendsten ist das bei „Necromancer“ umgesetzt. Der Song ist für mich das Highlight von Carnations heutiger Setlist. Danke für den Tipp, Luke, die Empfehlung kann ich ab jetzt bedenkenlos so weitergeben.

Bei der Frage, ob die rote Gesichtsbemalung des Frontmannes positiv oder negativ ins Gewicht fällt, sind wir uns allerdings nicht einig. Am Ende finden wir uns bei einem Unentschieden wieder und konzentrieren uns auf die Musik. Die haut wie gesagt richtig schön rein und in Kombination mit dem engagierten Auftreten der Band überzeugt mich der Auftritt von Carnation – wie ihr sicher bereits vermutet habt – auf der ganzen Linie. Dutti, Luke, was meint ihr denn so dazu?

Dutti: Seit ich sie am Summer Breeze Open Air 2017 zum ersten Mal entdeckt habe, sind Carnation regelmässig fester Bestandteil meiner Playlists. Der belgische Dampfhammer liefert jedes Mal ab und könnte eines Tages noch ein ganz grosser Name werden.

Luke: Meine Herren, was für ein Auftritt der Belgier! Meiner Meinung nach generell eine der besten jüngeren Death Metal Bands. Ob Live oder auf Tonträger, die Jungs liefern einfach immer ab! Das von Raphi bereits erwähnte „Necromancer“ – zu finden auf einer Split mit den Niederländern Bodyfarm aus dem Jahr 2019 – ist definitiv ein Highlight und führt zur Mitte der Show auch zum ersten Pit. Neben dem erst gerade erschienen neuen Single-Track „Stench of Death“ werden auch einige Stücke des Albums „Where Death Lies“ berücksichtigt. Dieses ist 2020 erschienen und konnte deswegen aus bekannten Gründen noch nicht ausgiebig betourt werden. Die Songs funktionieren aber definitiv auch Live. Ein Super Auftritt bei dem ich auch explizit den guten Sound noch loben möchte. Der Mischer hat hier definitiv einen Top Job abgeliefert. Genauso wie die Band…

Setliste – Carnation

  1. Reincarnation
  2. Iron Discipline
  3. Plaguebreeder
  4. Malformed Regrowth
  5. Necromancer
  6. Sepulcher Of Alteration
  7. Stench Of Death
  8. Where Death Lies
  9. Fathomless Depths

Suicidal Angels

Raphi: Mittlerweile ist die Zeit reif für eine Band, die mir schon einmal über den Weg gelaufen ist. Vorhang auf für Suicidal Angels aus Griechenland. Am letztjährigen Meh Suff! Metal-Festival haben sie mich mehr als positiv überrascht und waren sogar auf meiner Liste der Tageshighlights zu finden (das findet ihr in ausführlicher Form hier). Die Erwartungen an die Thrash Metaller sind demnach ziemlich gross, doch es geht nicht lange bis ich Entwarnung geben kann. Suicidal Angels knüpfen nahtlos an ihre Leistung vom letzten Sommer an und bieten uns hier eine energiegeladene Thrash Metal-Show, die zum headbangen genauso einlädt wie zum Luftgitarre spielen.

Insbesondere „Capital of War“ sticht aus dem qualitativ bereits grundsätzlich sehr gelungenen Auftritt nochmals ein wenig mehr heraus. Geschmälert wird das Vergnügen einzig durch die suboptimale Abmischung. Die Rhythmusgitarren sind stellenweise arg leise und die Bassdrum überschlägt immer wieder. Das ist schade, doch glücklicherweise gelingt es mir, mich trotzdem auf den Spass am Konzert der Suicidal Angels zu konzentrieren und den Gig als positive Erinnerung mitzunehmen.

Luke: Raphi hat eigentlich schon alles gut zusammengefasst. Die Band überzeugt, sowohl mit einer guten Setliste als auch mit einem starken, spielfreudigen Auftritt. Der Mischer überzeugt leider weniger, mit viel zu vielen Tiefen und zu leisen Gitarren. Dafür ist das Publikum endlich etwas aufgewacht. Nicht nur ist die Menge an Leuten vor der Bühne eindeutig grösser als zuvor, sondern es ist auch endlich etwas mehr Bewegung auszumachen. Die Pits werden zahlreicher und grösser. So soll es doch sein bei einer guten Thrash Metal Show!

Dutti: Abgesehen von der etwas schlechteren Soundqualität, welche meine Kollegen zurecht kritisiert haben, habe ich an dieser Show nix auszusetzen. Alle anwesenden, weissen Turnschuhe verfallen in einen wilden Moshpit-Rausch und lassen das Thrash-Geprügel wirken.

Setliste – Suicidal Angels

  1. Intro – Jaws
  2. Endless War
  3. Born Of Hate
  4. Years Of Aggression
  5. Front Gate
  6. Eternally To Suffer
  7. Bloodbath
  8. Bloody Ground
  9. D.I.V.A
  10. Capital Of War
  11. Reborn In Violence
  12. The Sacred Dance With Chaos
  13. Apokathilosis
  14. Outro – Sharp Dressed Man

Long Distance Calling

Raphi: Langsam knurrt mein Magen und so entschliesse ich mich, gemeinsam mit Luke eine Verpflegungspause einzulegen. Long Distance Calling schenke ich noch einige Minuten ein Ohr, allerdings zu wenige um fundiert darüber berichten zu können. Grund dafür ist neben der Nahrungsaufnahme auch noch der Besuch des Meet & Greets von Primordial. Die nächste Band gehört also ganz alleine dir, Dutti.

Dutti: Mir war von Beginn weg klar, dass die nächste Kapelle ein Exot im heutigen Billing des Baden in Blut Open Air darstellen wird. Deswegen schwebt auch eine gewisse Skepsis durch die Gegend. Werden die rein instrumentalen Post-Rock-Melodien bei den Besuchern ankommen? Ich selbst weiss ja um die grandiosen Qualitäten von Long Distance Calling, aber wie sieht’s mit dem Rest aus?

Zu meiner grossen Überraschung sind sämtliche Sorgen unbegründet. Das Quartett schlägt so was von ein! Selbst bei Personen, die sonst primär den härteren Tonfolgen frönen, hinterlassen die Jungs bleibende Eindrücke. Zu Hits à la „Black Paper Planes“ kann man locker die Augen schliessen und sich der Musik voll und ganz hingeben. Fantastisches Kino!

Setliste – Long Distance Calling

  1. Curiosity Pt 1
  2. Curiosity Pt 2
  3. Hazard
  4. Giants Leaving
  5. Ascending
  6. Black Paper Planes
  7. Skydivers
  8. Out There
  9. Arecibo
  10. Metulsky Curse Revisited

Necrophobic

Raphi: Frisch gestärkt sind wir bereit für den Mix aus Death und Black Metal, welches eines der Markenzeichen von Necrophobic ist. Die Schweden haben mich vor einem Monat am Hellfest mit einem sympathischen Erstkontakt überrascht (was hier festgehalten ist). Auch heute kann das Quintett von Beginn weg bei mir punkten. Mir gefällt einfach die Lockerheit, welche sie auf der Bühne zeigen. Kombiniert mit den oftmals ausgeprägten Posen sowie der Gesichtsakrobatik von Sänger Anders verleiht sie dem Auftritt eine sehr nahbare Prägung. Ob es dieser Umstand ist, der zu einem beinahe dauern aktiven Pit führt, bleibt mir zwar verborgen, aber abträglich ist er der ganzen Sache sicher nicht. Im Gegensatz zum vorangegangenen Auftritt der Suicidal Angels kommen wir während des gesamten Konzerts von Necrophobic in den Genuss eines glasklaren Klangs. Ein Hoch auf die Personen an den Drehreglern (die heutzutage zwar nicht selten digital umgesetzt sind); so lobe ich mir das. Die Band erhält schliesslich grossen Applaus vom Publikum, als sie sich sichtlich zufrieden von der Bühne verabschiedet.

Luke: Im Gegensatz zu Raphi ist das heute mein Erstkontakt mit Necrophobic. Zumindest Live, Tonträger der Band habe ich bereits einige in der Sammlung, aber mit einem Auftritt hat es bis jetzt aus diversen Gründen noch nie geklappt (sieht man von der Streaming-Show 2020 ab). Und dieser erste Eindruck ist definitiv ein positiver! Die Band gibt alles, der Sound passt, das Publikum macht mit, und dazu gibt es eine super Setliste, die praktisch jede Phase der langen Karriere abdeckt.

Die Posen und die Gesichtsakrobatik in Verbindung mit Corpsepaint haben aber auch einige unfreiwillig komische Momente zur Folge. Eventuell geht das auch nur mir als grundsätzlich nicht sehr Corpsepaint-freundlichem Konzertbesucher so… (Anm. Dutti: Sehe ich ähnlich. Necrophobic agieren zwar gewohnt stark, aber müssen trotzdem aufpassen, dass sie ihre Leistung aufgrund der exzessiven Grimassen-Orgie nicht plötzlich ungewollt ins Lächerliche ziehen. Dafür erfreut sich die knipsende Zunft sicherlich an der Gesichtsakrobatik.)

Ansonsten habe ich absolut nichts auszusetzen am Auftritt der Schweden, welcher für mich auch der Schlusspunkt des heutigen Tages ist. Primordial sind nicht mein Ding, Soilwork habe ich schon oft gesehen und vor allem feiert ein guter Kumpel heute noch seinen Geburtstag. Also verabschiede ich mich von den Metalinside-Kollegen und nehme das Tram zurück auf die andere Seite des Rheins.

Setliste – Necrophobic

  1. The Infernal Depths Of Eternity
  2. The Call
  3. Black Moon Rising
  4. Mirror Black
  5. Mark Of The Necrogram
  6. Devil’s Spawn Attack
  7. Tsar Bomba
  8. Revelation 666
  9. Blinded By Light, Enlightened By Darkness
  10. Darkside
  11. The Nocturnal Silence

Primordial

Raphi : Tschau Luke, wir bleiben noch etwas, denn jetzt kommt mein Highlight. Wie ihr anhand der Tatsache, dass ich das Meet & Greet besucht habe erkennen könnt, bin ich nicht unvoreingenommen, was das anstehende Konzert von Primordial angeht. Andererseits habe ich auch mit abgesetzter Fan-Brille noch keinen schlechten Gig der Iren erlebt. Im Gegenteil: die Pagan Metal-Truppe wusste bei unseren vergangenen Zusammentreffen mit engagierten, mitreissenden Auftritten glänzen. Blickfang war dabei stets Fronter Alan Averill, was auch heute nicht anders ist. Mir seiner intensiven Performance zieht er das Publikum unmittelbar in seinen Bann, aus dem er es nicht mehr erlässt.

Die Band rutscht ob ihres charismatischen Sängers immer etwas in den Hintergrund, doch spielt sie deswegen bei weitem nicht die zweite Geige. Neben den charakteristischen Riffs die das Duo MacUiliam/O’Floinn mit viel cooler Attitüde raushaut und dem prägnanten Basspiel Pól MacAmlaighs sind es vor allem die originellen Rhythmen, die Schlagzeuger Simon O’Laoghaire seinem Spiel zugrunde legt, welche die Einzigartigkeit von Primordials Kompositionen stark akzentuieren. Wenn jedoch eine Kritik hinsichtlich der Auftritte von Primordial angebracht ist, dann vermutlich der stets spürbare Fokus auf die grossen Hits der Band. „As Rome Burns“ und „Heathen Tribes“ sind nun bereits seit längerem fester Bestandteil der Setlist und das trifft genauso auf „Where greater Men have fallen“ und „No Grave deep enough“ zu. Bei kürzeren Auftritten machen diese Songs aufgrund ihrer beachtlichen Laufzeit bereits einen grossen Teil der gesamten Spielzeit aus, dabei hätten die Iren noch so viele weitere hervorragende Stücke in ihrem Repertoire. „Traitors Gate“ kommt da gerade zur rechten Zeit um die Ecke und kann zudem noch den Bonus für sich verbuchen, dass es eines der besten Lieder der Band ist. Doch Setlist hin oder her zeigen Primordial heute einmal mehr, dass sie ein Garant für Shows von allererster Güte sind.

Dutti: Kollege Raphi ist zweifelsohne der Primordial-Experte. Ich habe die Iren ebenfalls schon einige Male in Aktion erlebt, aber vollends konnten sie mich noch nie aus den Socken hauen. Da die Truppe jedoch häufig wirklich gute Slots an Festivals erhält, muss fraglos ein bisschen Talent respektive Können vorhanden sein.

Setliste – Primordial

  1. Where Greater Men Have Fallen
  2. No Grave Deep Enough
  3. Sons Of The Morrigan
  4. As Rome Burns
  5. Traitors Gate
  6. To Hell Or The Hangman
  7. The Coffin Ships
  8. Heathen Tribes
  9. Wield Lightning To Split The Sun
  10. Empire Falls

Soilwork

Raphi: Soilwork haben den Melodic Death Metal mitgeprägt und trotzdem haben sich unsere Wege bisher nicht in nennenswertem Ausmass gekreuzt. Als die Schweden loslegen, trifft die Musik dann auch nicht voll ins Schwarze bei mir, was die bisher spärlichen Annäherungen wohl erklärt. Das heisst nun nicht, dass die Band ihre Sache schlecht machen würde. Wie eingangs erwähnt, strengen sich die Musiker von Beginn weg an, um dem Publikum einen anständigen Tagesabschluss zu liefern. Björn Strid, der die Band mit seinem Gesang anführt, spricht immer wieder zu den Fans und macht dabei einen lockeren, unkomplizierten Eindruck. Vor der Bühne rasten die Leute zwar nicht komplett aus, gehen aber durchaus ziemlich mit. Auch mich packt im Verlauf des Konzerts das ein oder andere Stück gar nicht mal wenig, so dass ich den Headlinerstatus der Band gut nachvollziehen kann, als sie sich nach einer rund anderthalbstündigen Darbietung dankbar verabschiedet. Mit den letzten Tönen im Ohr verabschiede auch ich mich und suche mein Bett auf.

Dutti: Mich überzeugt der Headliner nicht über die gesamte Distanz (wobei das eventuell auch an meiner Müdigkeit liegen mag. Zwei intensive, schweisstreibende Festivaltage fordern irgendwann ihren Tribut…) Meine neue Lieblingsnummer „Death Diviner“ hat den Weg in die Setliste glücklicherweise gefunden. Ausserdem bedankt sich Björn bei den Fans fürs Singen der korrekten Zeilen (da er leider manchmal die falschen rausposaunen würde). Sympathisch und ehrlich.

Das Fanzit – Baden in Blut Open Air 2022 – Tag 2

Raphi: Das Baden in Blut Open Air konnte mit einem ausgewogenen Lineup überzeugen. Ob Thrash, Death, Heavy, Black oder Power Metal – das Programm deckte diverse Subgenres unserer Lieblingsmusik ab. Primordial hatten mich als Fan natürlich sowieso in der Tasche, wussten aber auch abgesehen davon mit einem gewohnt sackstarken Auftritt zu punkten. Suicidal Angels erfüllten die in sie gestellten Erwartungen komplett während Carnation und Striker exquisite Neuentdeckungen waren. Auch abseits der Musik möchte ich ein grosses Lob an das Organisationsteam aussprechen. Das Essen war fein, das Merch hübsch und in ausreichender Zahl vorhanden. Besonders hervorzuheben sind ausserdem die schattenspendenden Zelte, von denen es sogar eines im Infield hatte. Kurz und bündig: besucht das Baden in Blut Open Air – es lohnt sich.

Luke: Auch meinen dritten Besuch am Baden in Blut Open Air in Weil am Rhein habe ich absolut nicht bereut! Faire Preise, ein wirklich schönes Gelände und vor allem gute Auftritte machen Freude. Besonders gefallen haben mir Necrophobic, Carnation, Striker und Suicidal Angels (abgesehen vom Sound). Danke Metal Maniacs Markgräferland e.V., man sieht sich nächstes Jahr wieder!

Dutti: Vielen Dank an die Crew und sämtliche Künstler. Das Baden in Blut Open Air ist wahrlich immer einen Abstecher wert! Kurzer Ausblick zum Schluss: Die nächstjährige Ausgabe findet am 21.07. und 22.07.2023 statt! Also ab in die Agenda mit diesen beiden Terminen!

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/ / 15.08.2022
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