Evil Invaders, Crypta - Musigburg Aarburg 2022
Fr, 29. Juli 2022

Evil Invaders, Crypta

Musigburg (Aarburg, CH)
26.08.2022
Evil Invaders, Crypta - Musigburg Aarburg 2022

Die besseren Nervosa und die genre-gierigen Belgier

Ja, der Titel ist bewusst reisserisch. Er widerspiegelt jedoch mein persönliches Fazit vom Konzertabend des 29. Juni in der Musigburg: Crypta haben das neue Nervosa-Line Up an die Wand gespielt; und die Evil Invaders wollen zu viele Subgenres vereinen.

Doch erst mal der Reihe nach: Nach dem Nervosa-Split haben Fernanda Lira und Luana Dametto die neue Band Crypta gegründet. Der erste Auftritt in der Schweiz wäre im Mai vorgesehen gewesen, im Vorprogramm von Deicide und Krisiun. Crypta und Krisiun! Das hätte ich mir bestimmt nicht entgehen lassen, jedoch wurde die Tour abgesagt. Grosse Freude also, als trotzdem ein CH-Auftritt angekündigt wurde: in der Musigburg, als Vorband von Evil Invaders.

Gleichzeitig bot sich der Gig als erste Warm Up-Episode für unsere Festivaltour ans Skaldenwolf Festival, Wacken Open Air und Brutal Assault. Und am Rockharz Festival haben die Evil Invaders gezeigt, dass auch sie sehenswert sind. Bericht dazu folgt…

Anreise & Parkplatz

Im Normalfall schreibe ich für einzelne Konzertabende kein eigenes Kapitel zur Anreise. Doch heute gibt’s Erzählenswertes! Mit dem Gedanken, dass wir ja vor allem der Vorband wegen anreisen und diese auf keinen Fall verpassen wollen, machen wir uns pünktlich auf dem Weg. Vor allem auch, weil wir in der wohl bekanntesten Navigations-Applikation sehen, dass es auf der A1 geknallt hat.

Zum Glück sind wir früher los! Denn nebst der Verzögerung beim Umfahren des Unfalls verlieren wir danach Zeit bei der Parkplatzsuche. Gemäss Homepage der Location soll man den Moonwalker-Platz beim Bahnhof nutzen. Genau so, wie wir es bei unserem letzten und bisher einzigen Besuch der Musigburg schon getan haben. Nur wird dieser Platz aktuell irgendwie zur Fussgängerzone umgebaut; Schilder gibt’s keine. Wir entscheiden uns, das Auto in der Park & Rail- und VOI-Garage zu lassen. Sechs Minuten bis Konzertbeginn.

Freundlicherweise weist uns die Musigburg-Crew, welche uns vom VOI her kommen sieht, darauf hin, dass das Parkhaus manchmal in der Nacht schliesst. Trotz Schild, welches suggeriert, dass man ganztägig parkieren kann. Um Crypta nicht zu verpassen, entschliessen wir uns, nach der Vorband umzuparkieren. Denn der Besucher-Parkplatz von Franke dürfe offiziell benutzt werden. Wäre das nur irgendwo gestanden, denn da sind wir bei unserer Suche vorbeigefahren…

Crypta

Wir betreten die Burg und häää?! Fernanda und Co. stehen bereits auf der Bühne und nehmen die Location auseinander. Es ist 20:12, Start wäre um 20:15 gewesen. Und es wirkt nicht so, als hätten sie erst begonnen. Achtung, Gefluche! Wieso zur verf***ten Hölle wurde denn sogar heute gepostet, Showbeginn sei um 20:15?! Nun, wir sehen den Schluss von «Kali», haben gemäss Setliste also knapp drei Songs verpasst. Im Gespräch mit Tainá erfahre ich dann später, dass sie ihren Gig um 20 Uhr begonnen haben. Nun denn…

Der erlebte Ärger mit Stau, Parkplatz-Verwirrung und verpasstem Beginn machen es anfangs schwer, das Konzert zu geniessen. Ich rede mir ein, dass wir ja froh sein müssen, dass uns nichts passiert ist. Und schon gegen Ende von «Under The Black Wings» merke ich, wie mein Kopf im Takt mitwackelt und der Ärger von Staunen abgelöst wird. «Starvation» ist dann die endgültige Erlösung. F*ck (ja, ich sags schon wieder), wie geil spielt denn diese Truppe? Nebst dem allgemeinen Mittelpunkt Fernanda zieht Trommlerin Luana ihren Blick wieder und wieder auf sich. Kein Wunder, denn sie nimmt auch das Drumset auseinander.

Das ist kein Witz, keine Übertreibung! Fernanda nennt sie später sogar «destroyer of the kit» oder so, nachdem sie das rechte Crash-Becken auseinandergenommen hat. Dies bedingt einige Wartezeiten zwischen den Songs, bis Luana zusammen mit dem Roadie die Probleme behoben hat. Zuerst mit Duct Tape, dann schlicht mit einem neuen Beckenständer. Ich weiss ja noch von den beiden Nervosa-Gigs in der Schüür und am Rockharz 2019, dass die brasilianische Trommlerin etwas auf dem Kasten hat, aber gopferdammi, sie malträtiert ihr Set geradezu! Mit böser Miene, welche nur zwischen den Songs einem sympathischen Grinsen weicht.

Die beiden Mädels an den Saitenhexen – Tainá Bergamaschi und Jéssica Falchi – stehen je auf einer Bühnenseite und zeichnen für die bösen Riffs verantwortlich. Riffs und Gitarrenläufe! Ja, auf dem Papier machen Crypta Death Metal. Doch ein gewisser Thrash-Einfluss à la früherer Nervosa ist durchaus hörbar. Und wie zum Beispiel bei Amon Amarth könnte man einige – im Vergleich mit den Schweden vielleicht weniger – Gitarrenläufe auch dem Heavy Metal zuordnen. Auf jeden Fall sorgen Tainá und Jéssica an den Flanken Fernandas für weitere Bewegung, wodurch sich der Vierer noch stärker als Energiebündel manifestiert.

Hab ich Energie gehört? Und Fernanda? Nun, Madame Lira weiss auf jeden Fall, was die Fans hören und sehen wollen. Ihr Bassspiel sorgt für die nötigen tiefen Töne, während sie ansonsten vor allem mit ihrem Stimmorgan überzeugt. Mehrheitlich böse Screams, nur unterbrochen von noch böseren Growls oder ihrem super-sympathischen Lächeln. Ach ja, und die vielen, vielen Grimassen natürlich, welche den auditiven Teil visuell untermalen.

Abgerundet wird das Konzert übrigens von einem glasklaren und wirklich gut abgemischten Sound, welcher mich schon beim Betreten der Musigburg überraschte. Gerade nach dem Greenfield Festival, den Z7 Wild Dayz, dem Rockharz Festival und dem Völkerball-Konzert im Z7 ist dies eine ungemeine Wohltat. Danke an die Tontechniker!

Das knallharte Set endet dann viel zu früh mit «From The Ashes». Ja, Crypta scheinen gerade aus der Asche aufzusteigen. Wenn die Mädels so weitermachen, dürften sie wohl bald erfolgreicher sein als Nervosa. Who knows…

Setlist – Crypta

  1. Death Arcana
  2. Possessed
  3. Kali
  4. Under The Black Wings
  5. Starvation
  6. Shadow Within
  7. I Resign
  8. Dark Night Of The Soul
  9. Blood Stained Heritage
  10. From The Ashes

Evil Invaders

In der Pause bleiben wir einen Moment vor der Bühne stehen und beobachten, wie die beiden Bands und einige Helfer fleissig Equipment hin- und herstellen (pam: Ui, Auto bzw. Umparkieren nicht vergessen …). Dabei erstaunen einerseits die aufwendigen Mikro-Ständer sowie Back- und Side-Drops der Hauptband, als auch die Tatsache, dass Crypta aus allen möglichen Ecken Instrumenten-Koffer hervorzaubern. An der Bar im Vorraum gönne ich mir ein Bierchen und werfe ein Blick auf das Crypta-Merch, von welchem ich mir später noch etwas kaufen will.

Ich stehe ganz vorne links, als die belgischen Headliner ihre Show beginnen. Als ich aber auch nach zwei Songs noch nicht alle Instrumente so richtig hören kann, entscheide ich mich, die Show von weiter hinten zu geniessen. Hier ist es zwar etwas besser, aber gerade die Rhythmusgitarre ist trotzdem noch sehr leise eingestellt.

Nach einigen Songs entscheide ich mich, trotzdem nochmals am Merch-Stand vorbeizuschauen. Gitarristin Tainá verkauft mir einen weissen Longsleeve und einen Patch mit Bandlogo. Nach einem kurzen Schwatz betrete ich wieder die Konzertlocation und suche mir einen der hinteren Sitzplätze. Nicht nur ich scheine vor allem wegen Crypta angereist zu sein, denn der Raum ist inzwischen erstaunlich leer. Mindestens ein Drittel, vielleicht sogar fast die Hälfte der vorhin anwesenden Metalheads hat inzwischen den Heimweg angetreten.

Die Evil Invaders liefern derweil eine astreine Show ab. Die Band hat Freunde an dem, was sie tut. Mir persönlich versuchen die Jungs, zu viele Stile in ihrer Musik zu vereinen. Heavy Metal und Thrash Metal, vor allem visuell auch Glam Metal sind stark vertreten. Dies wird vielfach positiv aufgefasst und am Rockharz Festival fand auch ich das nicht schlecht. Heute wirkt mir das Ganze jedoch einfach zu überladen. Naja, ist ja kein Weltuntergang! Derweil erfreue ich mich vor allem am Dauergrinsen des oben ohne spielenden Drummers. Ist ja schön, wenn jemand solch eine Freunde entwickeln kann! Dies betrifft auch einen Teil der noch anwesenden Besucher. Sogar einige kurze, aber heftige Moshpits liegen drin! Nach zwölf Songs ist dann Schluss und wir treten schon bald die Heimreise an. Ob das VOI-Parkhaus noch offen wäre, wissen wir nicht…

Setlist – Evil Invaders

  1. Hissing In Crescendo
  2. Mental Penitentiary
  3. As Life Slowly Fades
  4. Pulses Of Pleasure
  5. In Deepest Black
  6. Sledgehammer Justice
  7. Tortured By The Beast
  8. Broken Dreams In Isolation
  9. Feed Me Violence
  10. Die For Me
  11. Eternal Darkness
  12. Raising Hell

Das Fanzit – Evil Invaders, Crypta

Die Frage des Abends ist eindeutig, wieso Crypta für Evil Invaders eröffneten, und nicht umgekehrt. Klar, es gibt Argumente, welche genau diese Entscheidung begründen. Doch gerade in Anbetracht der Besucherzahlen wäre die umgekehrte Reihenfolge wohl angebrachter gewesen.

Schliesslich haben Crypta ihren Death Metal unverhohlen in die Menge geballert, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Klar, da gab es kurze Probleme mit dem Crash-Ständer. Aber übers Ganze gesehen war die Show mehr als nur genial. Auch die Evil Invaders sorgten für eine ausgelassene Stimmung. Doch jetzt hier im Freibad in Wacken sitzend – es ist inzwischen Dienstag – freue ich mich bereits unheimlich auf den Abriss auf der Headbangers Stage kommenden Freitagmittag!

pam: Und was ist jetzt mit dem Auto? Parkplatz? Ui, hab mir fast die Finger abgebissen …

Domi the Stick: Viel Spektakuläres hab ich dazu nicht mehr zu erzählen… Wir haben das Auto noch während dem Konzertabend kurz umparkiert. Ob die VOI-Garage dann noch offen gewesen wäre, wissen wir nicht. Da es am nächsten Morgen früh weiter ging Richtung Nordbayern, haben wir uns den Umweg zur Garage gespart. Stattdessen sind wir direkt zum offiziellen Musigburg-Parkplatz bei der Firma Franke gelaufen. Wenigstens wissen wir (und unsere Leser) jetzt fürs nächste Mal, wo man parkieren darf.


Wie fandet ihr das Konzert?

26.08.2022
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