Neues Festival, neues Glück
Für 2021 hat das Z7 zum ersten Mal das neue Festival Z7 Wild Dayz angekündigt. Wenn die erste Ausgabe auch auf dieses Jahr verschoben werden musste, war der dreitägige Anlass im Juni ein voller Erfolg!
Z7 Wild Dayz 2022 Tag 1 – Freitag, 17.06.2022
Domi the Stick: Für die für letztes Jahr geplante erste Ausgabe waren zwei Konzerttage vorgesehen. Zusammen mit der Verschiebung kündigten die Veranstalter dann gleich einen dritten Konzerttag an. Mit den neuen Daten ergaben sich für mich leider Terminkonflikte, weswegen ich nur am Freitag mitfeiern konnte. Zum Glück war auch Metalinsider Dutti vor Ort, und wird zu den übrigen Tagen einige Zeilen beisteuern. Danke, Herr Kollege!
Vom neuen Z7-Parkplatz auf dem Parkdeck des Grüssen-Centers her laufen wir das Strässchen runter zum Konzerttempel. Von aussen präsentiert sich das Gelände so wie immer, wenn die Aussenbühne aufgebaut ist: Vom Kreisel oben her kommt man nicht zum Gelände; das Kassenhäuschen ist leicht Richtung Autobahn versetzt; das ‘Infield’ beansprucht den gesamten Vorplatz. Erinnerungen an vergangene Aussenkonzerte der Z7 Summer Nights werden wach!
Ein Merkmal des neuen Formats, in welchem sich die Z7 Wild Dayz von den Summer Nights unterscheiden: Man nutzt sowohl die Innen- als auch die Aussenbühne. Damit spart man sich Wartezeiten, da während den Konzerten auf der jeweils nicht genutzten Bühne umgebaut werden kann. Entsprechend passen dieses Wochenende acht bis zehn Bands pro Tag ins Programm.
Das Line-Up wurde in den vergangenen Monaten vermehrt angepasst. Auch noch nach der Ankündigung des für dieses Jahr aktualisierten Programms gab es pandemie- und kriegsbedingt mehrere Wechsel. Zu gern hätte ich z. B. Ignea live ein erstes Mal bestaunt, denn ich bin begeistert von der Musik dieser ukrainischen Band (Spoiler aus der Zukunft: Ich werde die Truppe diesen Sommer doch noch erleben dürfen). Zwei Tage vor den Z7 Wild Dayz dann der nächste Dämpfer: Epica müssen ihren Headliner-Auftritt am Freitag aufgrund eines Corona-Falls absagen. Doch die Z7-Crew reagiert schnell und findet mit Battle Beast einen absolut würdigen Ersatz!
Deep Sun
Eröffnen dürfen die Z7 Wild Dayz die Aargauer Symphonic Metal-Truppe Deep Sun, welche erst vor Kurzem als Ersatz für einige Bandabsagen angekündigt wurden. Wir verpassen zwar die ersten paar Minuten, doch… das ist ehrlich gesagt nicht so schlimm! Die Band trägt da wohl keine grosse Schuld, aber beim Betreten der Halle – die Band spielt auf der Innenbühne – empfängt uns ein einziger, dicker Bassteppich, untermalt von schnellem Schlagzeug-Geprügel. Hä, ist das Symphonic Metal, fragen wir uns.
Zum guten Glück finden die Tontechniker etwa ab Mitte des Auftritts doch noch akzeptable Einstellungen, womit wir dann wenigstens alle Tonspuren einigermassen hören. Die Stimme der klassisch ausgebildeten Sopranistin Debora Lavagnolo sorgt immer wieder für Hühnerhaut. Trotzdem: Als Opening Act ist das Gezeigte zwar ganz gut, aber mehr dann auch leider nicht. Nichtsdestotrotz nehme ich mir vor, den Studioaufnahmen der Band zuhause eine Chance zu geben. Vielleicht vermögen diese meine Meinung zu kippen…
Setlist – Deep Sun
- Dreammaster
- Heroes
- Hands In Anger
- Killer In A Dream
- Rogue
- Flight Of The Phoenix
- Living The Dream
- Euphoria
Fotos – Deep Sun (Friedemann)
Aephanemer
Nachdem wir uns ganz gschwind eine Setliste organisiert haben, müssen wir sofort raus. Ein guter Platz bei Aephanemer ist ein Muss, schliesslich ist dieser Auftritt einer meiner persönlichen Highlights des heutigen Tags! Wir stellen uns links in die erste Reihe, wo wir der Band noch bei den letzten Zügen des Soundchecks zuschauen. Es ist furchtbar heiss und die Sonne brennt. Zumindest empfinde ich das Wetter so. Im Nachhinein – ich schreibe diese Zeilen erst im Juli – war es eigentlich angenehm kühl an jenem Freitagnachmittag.
Die vier Franzosen betreten die Bühne und legen gleich los. Ich erinnere mich zurück an ihren Auftritt als Vorband von Alestorm in der Halle nebenan. Damals – ich kannte nur die Studioaufnahmen der Band – war ab dem ersten Ton eine unglaubliche Energie zu spüren. Auch heute bringt die Truppe aus Toulouse von Anfang an diese umhauende Wucht mit. Juhee!
Mit drei Songs des Albums «Prekopton» und zwei Songs der letztjährigen Scheibe «A Dream Of Wilderness» finden die Melodeather eine ausgewogene Mischung. Der Auftritt ist kurz, doch in dieser Zeit geben Sängerin Marion und Co. alles. Aber wirklich alles! Eine angenehme Härte trifft auf wahnsinnig melodiösen Einfluss. Ebenfalls bemerkenswert: Der eigentliche Gitarrist Martin kann wegen einer Handverletzung nicht spielen; sein Backup meistert seinen Auftritt jedoch äusserst souverän.
Gerade auch aufgrund des Musikstils – umgeben sind die Melodeather von lauter Symphonic, Heavy und Power Metal-Bands – sticht der jetzige Auftritt hinaus. Doch auch sonst war dies soeben ein sehr starker Auftritt. Vielleicht sogar der stärkste des Tages?
Setlist – Aephanemer
- Land Of Hope
- Le Radeau De La Méduse
- The Sovereign
- Path Of The Wolf
- Panta Rhei
- Bloodline
Fotos – Aephanemer (Friedemann)
Blackbriar
Da Blackbriar die einzige Band ist, die ich gar nicht kannte, stehen kurze Abstecher zum Merch-Stand und zur Gastro-Bude an. Ich kaufe zwar (noch) nichts, doch verschaffe ich mir einen kurzen Überblick. Dabei bleibe ich bei Gesprächen hängen…
… und bereue dies, sobald ich die Halle betrete. Dieses Blackbriar ist geil! Die niederländischen Gothic Metaller geniessen gerade verglichen mit Deep Sun eine richtig gute Abmischung (das bleibt zum Glück auch für weitere Bands so!) und können so problemlos ihre Songs präsentieren. Die Bühnenpräsenz von Sängerin Zora, die druckvollen Riffs und die spannenden Kompositionen machen Spass. Auch hier muss ich vermehrt reinhören.
Setlist – Blackbriar
- Madwoman In The Attic
- I’d Rather Burn
- The Seance
- Fairy Of The Bog
- Selkie
- Arms Of The Ocean
- Deadly Diminuendo
- Lillith Be Gone
- Until Eternity
Fotos – Blackbriar (Friedemann)
Visions Of Atlantis
Die österreichische Band Visions Of Atlantis wurde ebenfalls erst vor Kurzem als Ersatz angekündigt. Mir ist das mehr als nur recht, schliesslich packte mich deren Auftritt 2019 am Rockharz, nachdem ich die Band live jahrelang verpasste, und ich freute mich auf ein Wiedersehen mit der Truppe.
Um meinen Magen zu besänftigen, gönne ich mir auf dem Weg nach draussen am Grill ein Steak, welches ich dann in der Pause und während dem ersten Song genüsslich verzehre. Sehr fein, Grill-Crew! Vielleicht liegt es dann am einsetzenden food coma oder tatsächlich am Auftritt der Band… Auf jeden Fall fehlt heute genau das, was ich vor drei Jahren gelobt hatte: Das richtige Packen des Publikums.
Das ist ‘Nörgeln’ auf hohem Niveau, denn musikalisch gibt es nicht wirklich etwas auszusetzen und auch die Bühnenpräsenz vor allem der beiden Fronter Clémentine und Michele ist stark. Immerhin ist der charakteristische Duett-Gesang ein markantes Merkmal der Band! Doch der nötige Funken, von welchem wir so oft sprechen und der auf das Publikum überspringen sollte… Nun, der springt nicht. Schade! Hoffentlich machen die Hexen dies gleich besser…
Setlist – Visions Of Atlantis
- Master Of The Hurricane
- A Life Of Our Own
- Heroes Of The Dawn
- Clocks
- The Deep & The Dark
- A Journey To Remember
- Return To Lemuria
- Pirates Will Return
- Melancholy Angel
- Legion Of The Seas
Fotos – Visions Of Atlantis (Friedemann)
Burning Witches
Hilfe, Hexen-Überdosis. Nach dem Konzert mit Nervosa in der Hall Of Fame, den beiden Auftritten auf der Full Metal Cruise und dem kurzen Vorbeischauen beim Gig am Greenfield könnte man meinen, ich hätte langsam genug von den wie Deep Sun aus dem Aargau stammenden Burning Witches. Tatsächlich aber ist die Band aktuell sehr stark unterwegs und so macht mir das erneute Wiedersehen nichts aus.
Nach dem Intro «Winter’s Wrath» geht es los mit dem energiegeladenen «Executed». Auch heute schaffen die Hexen etwas, was sie in anderen Jahren (und soundtechnisch bedingt auch im März) nicht geschafft haben: Dem Publikum von der ersten Sekunde weg jeden Zweifel zu nehmen. Klar, wenn einem die Musik nicht gefällt, gefällt sie nicht. Wer aber auch nur entfernt mit an Judas Priest erinnernden Riffs etwas anfangen kann und für wen eine Frauenstimme nicht ein K.O.-Kriterium ist, der dürfte heute seine wahre Freude haben. Live ganz grandios finde ich des Weiteren «Hexenhammer» sowie «Black Widow» und «Burning Witches», welche allesamt gegen Ende gespielt werden. Hut ab!
Setlist – Burning Witches
- Executed
- Wings Of Steel
- Flight Of The Valkyries
- We Stand As One
- Lucid Nightmare
- Hexenhammer
- The Witch Of The North
- Black Widow
- Burning Witches
Fotos – Burning Witches (Friedemann)
Warkings
Der letzte Auftritt auf der Aussenbühne steht an – zumindest für heute. Dass die Warkings einen derart guten Slot bekommen, erstaunte mich schon im Vorfeld. Hier hätte ich eher Aephanemer oder Burning Witches erwartet. Mich persönlich freut’s jedoch, kenne ich die Kriegskönige doch schon seit ihren Anfängen.
So viel Bühnenequipment wie heute habe ich bei der Power Metal-Band jedoch noch nie gesehen. Da stehen mehrere vertikale SPQR-Banner und das Schlagzeug ist hinter vier grossen, runden Schildern versteckt. Totenköpfe dekorieren die Mikroständer.
Mit «The Last Battle» betreten der römische Tribune, der Kreuzritter, der Wikinger und der Spartane die Bühne – begrüsst werden wir übrigens mit «Ave Prattelus». Für die weiblichen, meist gutturalen Gesangsstücke ist unsere Landsfrau Melissa Bonny (a.k.a. Queen Of The Damned) heute und auf der gesamten Sommertour leider nicht mit am Start. Stattdessen hat sich the dark sorceress Morgana Le Fay zu den kampflustigen Musikern gesellt. Uuund Achtung! Die kann was! Einen weiteren Gastauftritt hat ein Crew-Mitglied der Band, welches zu «Hephaistos», nun, den Hephaistos spielen darf.
Zu meiner grossen Freude liegt der Fokus bei der Songwahl weiterhin auf dem Debütalbum «Reborn» von 2018. Zwar sind auch auf den beiden neueren Scheiben «Revenge» und «Revolution» gute Songs dabei (u. a. die gespielten «Spartacus» und «Maximus»), doch kommen sie zumindest meiner Meinung nach nicht an jene des Debüts ran. Egal ob «Never Surrender», «Give’Em War» oder «Battle Cry»: Wir, die warriors of rütlischwur, wie uns Bandkopf Georg Neuhauser nennt, können fast nicht nicht mitsingen. Die fortschreitende Dämmerung trägt ebenfalls zur epischen Stimmung bei.
Beim genialen «Sparta» zeigt dann Morgana Le Fay (nein, nicht die schwedische Band), dass sie sich keineswegs hinter Melissa verstecken muss. Noch kurz ein genauso vorzüglich abgeliefertes «Gladiator», und dann ist der Gig vorbei und der Headliner an der Reihe. In meinem Kopf dröhnt es weiter: I am gladiator… King of the burning sand… I am gladiator…
Setlist – Warkings
- The Last Battle
- Never Surrender
- Spartacus
- Maximus
- Hephaistos
- Give ‘Em War
- Battle Cry
- We Are The Fire
- Sparta
- Gladiator
Fotos – Warkings (Friedemann)
Battle Beast
Keine Woche ist es her, dass Battle Beast die Schweiz schon auf der Nebenbühne des Greenfield Festivals beehrt haben. Eigentlich hätten sie heute ihren freien Tag zwischen den Auftritten am Graspop Metal Meeting in Belgien und dem Hellfest in Frankreich geniessen wollen. Stattdessen springen sie für die krankheitsbedingt abwesenden Epica ein und machen das, was ein Headliner so tut: die Location zum Beben bringen!
Der Start ist mit «Circus Of Doom» und «Straight To The Heart» identisch mit jenem in Interlaken. Und nicht nur das, auch heute wollen die Finnen die Partybombe zünden und geben entsprechend Gas. Aufgrund der längeren Spielzeit – von der Nebenbühnen-Band zum Headliner sozusagen – liegen heute einige zusätzliche Songs drin. Wer z. B. auf «Familiar Hell» oder «Place That We Call Home» steht und am Greenfield nicht bedient wurde, dürfte dafür jetzt umso härter abgehen.
À propos abgehen: Man darf Battle Beast gerne vorwerfen, sie machen Disco Metal. Man darf sie auch nicht mögen. Aber wenigstens bleibt «Touch In The Night» aktuell im Koffer, und für eine wahrhafte Metal-Party wird nichtsdestotrotz gesorgt. Moshen, headbangen, hüpfen… Alles ist erlaubt und alles wird gelebt. Die Freude im Publikum springt sichtlich auf die Band zurück und spornt diese geradezu an. Ich will gar nicht länger herumloben. Was für ein Tagesabschluss!
Setlist – Battle Beast
- Circus Of Doom
- Straight To The Heart
- Familiar Hell
- Place That We Call Home
- No More Hollywood Endings
- Eye Of The Storm
- Where Angels Fear To Fly
- Bastard Son Of Odin
- Wings Of Light
- Eden
- (Star Wars)
- Master Of Illusion
- King For A Day
- Beyond The Burning Skies
Fotos – Battle Beast (Friedemann)
Das Fanzit – Z7 Wild Dayz Tag 1
Angesichts der heutigen Leistungen ist es schade, dass ich den Auftritten der beiden weiteren Festivaltage von den Z7 Wild Dayz nicht beiwohnen konnte. Klar, die kommenden Bands hätten mir ein bisschen weniger entsprochen, aber auch das Format des neuen Festivals vermochte zu begeistern! In Kombination mit meinen heutigen Konzerthighlights von Aephanemer und Battle Beast hat mir das durchaus gepasst. Ich hoffe, dass die Veranstalter ein genauso positives Fazit ziehen werden und für 2023 etwas Ähnliches auf die Beine stellen können…
Z7 Wild Dayz Tag 2 – Samstag, 18.06.2022
DtS: Dutti, ich übergebe!
Dutti: Vorab einige Informationen des «Zukunfts-Duttis», der hier gerade munter auf seiner Tastatur herumhämmert und seine grauen Zellen emsig bemüht: Bei diesem Text müsst ihr für einmal mit einer – zumindest für meine Verhältnisse – eher kurzen und knappen Berichterstattung rechnen. Ich habe der Veranstaltung eigentlich als normaler Gast beiwohnt, durchwegs fleissig mitgefeiert und den Notizblock in den heimischen vier Wänden gelassen. Jetzt gilt es, die Geschehnisse der beiden übrigen Festivaltage – trotz gefühlt ständig drei Promille im Kessel – irgendwie zu reaktivieren respektive hervorzukramen. Aber für das Z7 (und Metalinside) gebe ich selbstverständlich mein Bestes!
Mnemocide
Kumpel Benji und ich können den heutigen Tag richtig gelöst in Angriff nehmen. Da wir gleich neben der Konzertfabrik im Ibis Budget-Hotel einquartiert sind, darf sorglos gefeiert und das Leben in vollen Zügen genossen werden.
Hört ihr zufälligerweise auch dieses Gestampfe und Gepolter? Nein, ihr habt nix an euren Ohren. Das sind lediglich die in Basel domizilierten Dystopie-Metaller Mnemocide, welche die Wände der Location erstmals erzittern lassen. Ein frühes Workout-Programm vor einer (noch) überschaubaren Anzahl Besucher.
Kassogtha
Unter Beobachtung des heissen, auf uns herabbrennenden Himmelskörpers schreiten etwas später auf der Aussenbühne Kassogtha (früher noch bekannt als Deus Ex Machina) zur Tat. Die von der hübsch anzuschauenden Stéphanie Huguenin angeführte Equipe könnte wahrlich als Genfer-Version von Arch Enemy durchgehen. Grossen Respekt gebührt ohne Zweifel Klampfer Baud Mortimer, der die Darbietung trotz Gipsbein wacker durchzieht.
Fotos – Kassogtha, Silver Dust (Friedemann)
Vexed
Den Gig von Silver Dust nutzen wir zur Verstauung unseres Gepäcks im Hotelzimmer. Pünktlich zum Auftritt der Engländer Vexed findet man uns jedoch wieder vor der Open Air Bühne. Himmel, Arsch und Zwirn! Megan Targett ist freilich eine unzähmbare Bestie, die stimmlich alles und jeden tief in den Boden hineinprügelt. Dieser Jinjer-mässige Sound attackiert auf direktem Weg die Nackenmuckis. Merkt euch diese Truppe, denn sie wird uns garantiert noch viel Freude bereiten.
Ingested
Wir bleiben gleich im Vereinigten Königreich und holen uns von Ingested die nächste Backpfeifenladung ab. Ein Mix aus Slam, Brutal Death Metal und Deathcore – das hat logischerweise einen Pit voller Blut und Schweiss zur Folge. Überlebenschance? Gering! (aber das ist es allemal wert!). Jammerschade, dass die Halle bisher einfach nicht voller werden will… Grunz-König Jay Evans und seine Mitstreiter hätten einen grösseren Besucherandrang nämlich absolut verdient. Hoffentlich muss mein geliebter Pfosten nach diesem gnadenlosen Abriss nicht an allen Ecken und Enden renoviert werden.
Dust In Mind
Draussen an der frischen Luft geben anschliessend die industriell angehauchten Melodic Death Metaller Dust in Mind den Ton an. Das Quintett aus Strasbourg entwickelt sich konstant weiter – und zwar in die völlig richtige Richtung. Mit jeder Show werden die Franzosen stärker! Deswegen freue ich mich schon jetzt auf die kommenden Aufeinandertreffen. Frontmädel Jennifer Gervais trifft man ja sowieso regelmässig an anderen Konzerten als Merch-Verkäuferin an. Sie steckt wirklich ihr gesamtes Herzblut in die metallische Szene. Chapeau!
Fotos – Vexed, Ingested, Dust In Mind (Friedemann)
Orbit Culture
Die nächste Station unserer Reise heisst Schweden. Die dort beheimateten Orbit Culture übernehmen nun das Zepter. Das grosse Highlight meines Kumpels Benji legt eine grundsolide Performance aufs Parkett. Fatal ist eigentlich bloss, dass man jedes Mal unbedrängt und rasch zum Bartresen kommt. Aber die Theken-Abteilung soll schliesslich ebenfalls einen anständigen Umsatz generieren. Dabei helfe ich natürlich gerne mit.
Setlist – Orbit Culture
- Nensha
- Strangler
- A Sailor’s Tale
- Carvings
- North Star Of Nija
- The Shadowing
- Saw
Fotos – Orbit Culture (Friedemann)
Coroner
Für den letzten Tanz auf der Aussenbühne am heutigen Tag sind die technisch überaus versierten Thrasher von Coroner zuständig. Ron Royce, Mastermind Tommy Vetterli, Diego Rapacchietti und Tastenzauberer Daniel Stössel agieren beflügelt. Das klingt alles deutlich souveräner als noch beispielsweise an der Erstausgabe des Swiss Rock & Metal Festivals in Amriswil vor drei Jahren. Da morgen bereits eine weitere Show ansteht (notabene am legendären Hellfest), haben die Herrschaften leider keine Zeit für Feierabend-Hopfen-Smoothies oder dergleichen. Schade… Ich hätte beim Merch-Stand gerne noch mit ihnen angestossen und ihnen zu dieser grandiosen Leistung gratuliert.
Amorphis
Den Samstags-Headliner muss man eigentlich niemandem mehr vorstellen. Eine über drei Dekaden dauernde Existenz und fast halb so viele Studioalben sind definitiv ein beeindruckender Leistungsausweis. Insbesondere die letzten beiden Silberlinge sind gefüllt mit fantastischen, packenden Hymnen. Endlich dürfen wir das Liedgut von «Halo» zum ersten Mal live erleben. Das wurde auch höchste Zeit! Und die neuen Songs gliedern sich problemlos in die Setliste ein. Ausserdem zählt Tomi Joutsen meines Erachtens sowieso zu den besten Sängern im metallischen Sektor. Nur wenige wechseln so gekonnt zwischen Growls und klaren Abschnitten hin und her. Kiitos, Amorphis!
Setlist – Amorphis
- Northwards
- On The Dark Waters
- Death Of A King
- Silver Bride
- Into Hiding
- Wrong Direction
- The Moon
- Seven Roads Come Together
- Black Winter Day
- My Kantele
- The Bee
- House Of Sleep
Fotos Coroner, Amorphis (Friedemann)
Das Fanzit – Z7 Wild Dayz – Tag 2
Auch der zweite, «wilde» Tag ging reibungslos über die Bühne. Beinahe alle Akteure vermochten mit gelungenen Darbietungen zu punkten. Für uns ging die Party zudem anschliessend mit Kassogtha, Dust In Mind und Orbit Culture im Ibis Hotel noch lange weiter. Allerdings gibt’s dazu keine weiteren Details.
Z7 Wild Dayz Tag 3 – Sonntag, 19.06.2022
Völlig andere Szenerie am dritten und letzten Festivaltag. Heute dominiert nämlich der Hardcore-Sektor. Deshalb wirkt das Publikum beinahe wie ausgewechselt. Metalheads sind plötzlich in der Unterzahl respektive eine Rarität. Wir lassen uns davon jedoch nicht beirren. Gemütlich wird vom Hotel zum Ort des Geschehens herüberstolziert. Alles ist bereit für den letzten Akt dieses Wild Dayz-Kapitels.
Paleface
Den Auftakt macht sogleich die wahrscheinlich härteste Truppe des heutigen Spielplans. Paleface verteilen musikalische Faustschläge und walzen alles und jeden platt. Affengeile Show! Das ist Energie! Und das alles an der prallen Sonne am heisstesten Tag dieses Wochenendes. Fronter Zelli muss aufpassen, dass er nicht kollabiert. Nach einer kurzen Verschnaufpause hinter der Bühne ist in Sachen Puls glücklicherweise wieder alles in Ordnung. Der Beatdown-Hagel kann weitergehen. Am Summer Breeze Open Air muss ich mir diese Jungs dann fraglos nochmals reinziehen.
As Everything Unfolds
Im Halleninnern erwartet uns Alternative Rock und Post-Hardcore aus England. As Everything Unfolds machen das solide und Sängerin Charlie Rolfe verfügt über ein angenehmes Stimmorgan, aber insgesamt ist das zu wenig berauschend. Immerhin droht hier keine Sonnenbrandgefahr.
Caskets
Wir bleiben direkt bei den Briten und machen mit Caskets weiter. Die haben freilich mehr Dampf im Kessel als ihre zuvor aufgetretenen Landsleute. Dazu kann man locker seine Haarpracht schütteln (und nebenbei die Abkühlung des Duschpavillons geniessen).
Fotos – As Everything Unfolds, Caskets
Holding Absence
Hat man eigentlich ganz England nach Pratteln eingeladen? Oder hat das Vereinigte Königreich einfach eine unglaubliche Auswahl an Hardcore-Kapellen? Scheint fast so. Für mich wirkt das Quartett wie eine Schülerband. Der ganz grosse «Wow-Effekt» bleibt allerdings aus.
Trash Boat
Lautstarken Jubel gibt’s anschliessend draussen für Trash Boat. Die Jungs rufen nicht nur bei mir Erinnerungen an Linkin Park hervor. Phasenweise hat man effektiv das Gefühl, als würden gerade Chester Bennington und Mike Shinoda auf der Bühne stehen. Interessante Entdeckung für die persönliche Künstler-Datenbank.
Silverstein
Die Kanadier Silverstein entsprechen wieder eher weniger meinem Gusto. Fairerweise ist aber anzumerken, dass die Konzertfabrik mittlerweile sehr gut gefüllt ist. Über alle Tage gesehen sind heute meines Erachtens sogar am meisten Gäste anwesend (was mich doch ein bisschen überrascht).
Fotos – Holding Absence, Trash Boat, Silverstein
Smash Into Pieces
Nach dieser «Dauer-Core-Ladung» würde eigentlich etwas Abwechslung nicht schaden. Da kommen Smash Into Pieces ja wie gerufen! Mit ihrem alternativen, poppigen Rock sorgen die Schweden für eine ausschweifende Partystimmung. Die blinkende Maske von Drummer «The Apocalypse DJ» ist ein echter Hingucker. Generell sind die Outfits der Herrschaften ziemlich futuristisch. Irgendwie bleibt das Gros der Besucher jedoch lieber in der Halle und wagt sich nicht mehr nach draussen. Schade, denn Smash Into Pieces liefern souverän ab.
Being As An Ocean
Being As An Ocean haben Post-Hardcore aus dem Ami-Land mitgebracht. Doch ihr Auftritt vermag mich nicht zu fesseln. Die Überdosis dieser Stilrichtung scheint mir auf lange Sicht offenbar nicht gutzutun…
Setlist – Being As An Ocean
- Alone
- Find Our Way
- L’Exquisite Douleur
- Black & Blue
- Catch The Wind
- Know My Name
- The Poets Cry For More
- Lost
- This Loneliness Won’t Be The Death Of Me
- Dissolve
- The Hardest Part Is Forgetting Those You Swore You Would Never Forget
Fotos – Smash Into Pieces, Being As An Ocean (Friedemann)
Anti-Flag
Komplett anderes Bild beim nächsten Auftritt. Anti-Flag laschen mich wahrlich aus den Latschen kippen. Die Punk Rock-Fete ist lanciert! Erinnerungen an die eigene Jugend werden wach. Die aus Pittsburgh stammenden Herren wären grundsätzlich eine typische Band für das Greenfield Festival. Aber sie vermögen auch in Pratteln zu überzeugen (trotz offensichtlich mühsamer und beschwerlicher Anreise). Einer Anti-Flag Show würde ich definitiv wieder einmal beiwohnen.
Beartooth
Die Ohio-Bären dürfen ihre Headliner-Darbietung vor einer rappelvollen Hütte abziehen. Fronter Caleb Shomo kennt dabei keine Berührungsängste und wagt sich auch einmal zum Publikum in den Pit hinunter. Die Leute zeigen sich allesamt als verflucht textsicher und feiern ihre Helden ab. Kumpel Benji und ich entscheiden uns jedoch für einen frühzeitigen Abgang. Die eigenen Energiereserven sind aufgebraucht und die Heimfahrt dauert ebenfalls noch eine Weile.
Fotos – Anti-Flag, Beartooth (Friedemann)
Das Fanzit – Z7 Wild Dayz – Tag 3
Jetzt muss ich kurz spicken, was Metalinside-Kollege Domi in seinem ersten Fanzit so alles geschrieben hat. Jep, da kann ich ihm tatsächlich beipflichten. Die erste Durchführung des Z7 Wild Dayz Festivals war eine gut organisierte und spassige Angelegenheit (obschon mir persönlich der dritte Tag nicht sonderlich zugesagt hat). Ich würde mich jedoch freuen, wenn 2023 eine weitere Ausgabe stattfinden würde.