Ehrenamtlich perfekt
Nach der unfreiwilligen, langen Pause gibt es endlich wieder laute Klänge auf der Trombachhöhe. Bereits zum neunten Mal findet dieses Jahr das Metalacker Open-Air 2022 in dieser idyllischen Gegend statt.
Metalacker Open-Air 2022 – Tag 1 Freitag
Während meiner Fahrt in den Schwarzwald beobachte ich den Himmel und sehe mit Entsetzen, dass sich dort oben immer mehr Wolken versammeln, es dunkler wird und sogar anfängt zu regnen. Den Schlamm und Matsch vom Summerbreeze noch in schlechter Erinnerung befürchte ich nichts Gutes. Meine Sorge ist aber dann doch von kurzer Dauer, denn je weiter ich komme desto heller wird es und in Tennenbronn angekommen sind die dunklen Wolken fast verschwunden. Der lang ersehnte Regen darf wirklich gerne kommen – aber doch nicht an diesem Wochenende!
Im Gasthof in Tennenbronn beziehe ich zuerst einmal mein Zimmer und dann geht es auch schon los für mich in Richtung Trombacher Höhe. Dort gibt es ein herzliches Wiedersehen mit den altbekannten Fotografen und Danny, dem besten Pressebetreuer der Welt. Ein eigenes Zelt steht den Presseleuten zu Verfügung mit Sitzgelegenheit und einem immer gut gefüllten Getränkekühlschrank.
Blvckwood
Pünktlich zu Blvckwood, eine Metalcore-Band aus Tennenbronn, der ersten Band des Tages fängt es leider wieder leicht an zu regnen. Das «V» im Bandnamen soll wohl dafür sorgen, dass der Name nicht so sehr nach Schwarzwald klingt!? Die ganz treue Fangemeinde wagt sich aber auch schon an das Absperrgitter. Trotz den widrigen Umständen machen die Jungs auf der Bühne ordentlich Stimmung und so füllt sich langsam auch der Acker vor der Bühne. Sogar ein zögerlicher Circle Pit wird nach Aufforderung schon mal geübt.
Fotos Blvckwood – Metalacker Open-Air 2022
Defocus
Defocus habe ich beim Summerbreeze verpasst. Na ja, ist ja auch nicht so mein Musikgeschmack. Dafür sehe ich sie nun hier und jetzt in Aktion. Und überhaupt geht es ganz schön zur Sache, denn es gibt ordentlich Stimmung mit Circle Pit und Wall of Death was das Zeug hält. Mussten die Fans doch lange warten bis der Metalacker wieder erbebt nach dieser langen Pause. Die aufgestaute Energie muss ja irgendwie wieder losgelassen werden!
Fotos Defocus – Metalacker Open-Air 2022
Serenity
Serenity aus dem nahen Österreich stehen als nächste Band auf dem Programm. Unter dem Banner Symphonic Power Alliance 2022 habe ich die Truppe im April in der Schüür in Luzern zuletzt gesehen. Heute sind sie mit etwas verändertem Personal am Start. Wie gewohnt unterhält Sänger Georg Neuhauser die Menge mit lustigen Sprüchen und Ansagen und möchte immer mal wieder «die Hände sehen». Auch springt er regelmässig von Podest zu Podest und sucht dabei die Nähe seiner Fans. Der gebotene Symphonic Power Metal begeistert die Zuhörer, von denen viele mit Serenity T-Shirts zu sehen sind. Der Regen hält sich glücklicherweise zurück und so kann das Konzert ohne den störenden Regenschutz genossen werden.
Zur Stärkung koste ich jetzt zuerst einmal das Brutzelfleisch in der Brottasche. Schmeckt gut und ist fein gewürzt. Dann geht es weiter im Programm mit dem ersten Headliner des Tages.
Fotos Serenity – Metalacker Open-Air 2022
Lord Of The Lost
Lord Of The Lost habe ich vor vielen Jahren zum ersten Mal 2014 im Kulturwerk 118 in Sursee gesehen. Jetzt ist die Gruppe «gross» geworden, spielen sie nun sogar als Vorband bei Iron Maiden!
Vom Band läuft aber zuerst einmal der Song Y.M.C.A. von den Village People. Passt ja nicht so ganz zum diesem Dark Rock, der von Lord Of The Lost zelebriert wird, aber die Stimmung im Publikum ist schon mal enorm. Der Metalacker ist inzwischen auch sehr gut gefüllt und die Menge zieht sich bis über den Hang nach oben. Es folgt dann eine super Show auf einer fast dunklen Bühne, dazwischen viel Blinklicht und enorm viel Nebel. Es ist fast unmöglich, schöne Fotos zu bekommen. Vielleicht haben die Lords es wohl nicht mehr nötig von ein paar Hobby Fotografen fotografiert zu werden. Es verbreitet sich schon etwas Frust unter den Fotografen. Aber die Musik gefällt mir trotzdem! Mit seiner markanten, tiefen Stimme zieht der Sänger Chris Harms die Fans schnell in seinen Bann. Es wird inzwischen ordentlich gepogt und so verziehe ich mich zur Sicherheit mal auf den Hügel. Auffällig ist aber dann, dass sich die Lichtverhältnisse nach dem dritten Song schlagartig verbessern! Wie später zu erfahren ist, ist die Band mit einem eigenen «Lichtmixer» angereist.
Fotos Lord Of The Lost – Metalcker Open-Air 2022
Bloodred Hourglass
Die finnische Melodic Band betritt nach der kurzen Umbauphase die Bühne. Es ertönt eine Mischung aus Melodic Death Metal, Metalcore, alternative Metal. Wenn ich das richtig beurteilen kann. Aber leider auch hier viel Nebel und Dunkelheit bei ihrem Auftritt. Das gibt auch keine gescheiten Fotos. Ich höre noch eine Weile zu und plötzlich kommt mir der Benji Meier entgegen, der diesmal ohne seine Metal Clique hier ist. Und er vermisst sie auch schon, wie er mir erzählt. Vielleicht schaffen es Dutti und Co. ja auch einmal auf den Metalacker.
Für mich ist es nun genug für heute. Ich mache mich vom Acker und freue mich auf mein schönes Zimmer im Gasthof.
Fotos Bloodred Hourglass – Metalacker Open-Air 2022
Metalacker Open-Air 2022 – Tag 1 Samstag
Nach einem guten Schlaf beginnt der Tag für mich mit einem ebenso guten Frühstück. Der Tag verspricht schön zu werden, die Sonne scheint und es ist schon richtig warm. Aber pünktlich zum Festivalbeginn ziehen auf einmal dunkle Gewitterwolken über die hohen Schwarzwaldtannen auf.
MadEra
Und dann kommt es wie es kommen muss. MadEra eine junge Band aus Freiburg eröffnen den Samstag in strömendem Regen. Die noch spärlich versammelten Zuhörer verstecken sich unter den vorhandenen Dächern an den Bierständen, um von dort das Geschehen zu verfolgen. Aber die treuen Fans stehen tapfer vor der Bühne und feiern ihre Jungs trotz Regen, Blitz und Donner. Mit einem spannenden Mix aus Thrash-, Hardcore- und Alternative- Elementen kreieren sie ihren ganz eigenen Sound und begeistern das Publikum.
Für mich gibt es nun eine Regenpause im Pressezelt. Simon Kaltenbacher, der mit Robert Broghammer den Metalacker ins Leben gerufen hat, nimmt sich etwas Zeit und kommt für eine Weile ins Pressezelt. Dort erfahre ich einige Details über die Organisation des Festivals und über die Höhen und Tiefen. Die freiwillige Arbeit der Vereine, die dabei ihre Kasse aufbessern können, spezielle Wünsche mancher Bands und so weiter. Klingt ganz schön spannend. Eine enorme Arbeit lässt den Organisatoren kaum Ruhe während diesen Tagen. Auch jetzt rauscht immer wieder das Funksprechgerät und Simon muss zwischendurch das Zelt verlassen, damit der Betrieb reibungslos funktioniert.
Fotos MadEra – Metalacker Open-Air 2022
Scherbentanz
So, nun hält der Himmel den Regen fast ganz zurück und es wird Zeit für Scherbentanz.
«Das Konzept der Band steht für die Verschmelzung von Ästhetik und Dramatik, verkörpert durch kraftvolle Melodien, prägnantem Gesang, stampfenden Rhythmen und mitreissendem Industrial.
Deutsche Texte prägen den kompromisslosen Ausdruck von Emotionen und Wortspielen genauso wie druckvolle, verzerrte Gitarren und atmosphärische Synthesizerklänge». So wird diese Combo beschrieben und zwischen enorm viel rotem und schwarzem Rauch – aber ohne Pyros – erklingt die dunkle, Till Lindemann ähnliche Stimme des Sängers. Später kommt dann noch ein Mädel hinzu und mit ihrer schönen, klaren Stimme gibt dies einen schönen Kontrast. Und weil jetzt wieder die Sonne scheint, wagen sich auch weitere Besucher aus ihren Zelten und kommen auf das Gelände.
Fotos Scherbentanz – Metalacker Open-Air 2022
Sharktank
Das ist eine Post-Hardcore – Metalcore Band aus Hersbruck im Nürnberger Land! Sänger Axel Schuhmann hält viel Kontakt zum Publikum und begeistert damit die jetzt zahlreicher werdenden Fans.
Also das mit dem neuen, modernen Metal nimmt für mich schon etwas Überhand! Wird ja auch immer wieder diskutiert darüber. Aber es hat eine ganze Menge Leute hier, denen das gefällt. Und dann gibt es natürlich wieder viel Gehopse, Circle Pit und das übliche Gepoge. Habt ihr Bock? Das werden die Fans immer wieder gefragt. Und sie haben Bock!
Fotos Sharktank – Metalacker Open-Air 2022
Tri State Corner
Tri State Corner kenne ich von früheren Auftritten und ist für mich ein Highlight an diesem Tag. Im 2018 sind sie zuletzt auf dem Metalacker und haben mich schon damals begeistert. Mit ihrem ureigenen Stil bringen sie frischen Wind in die Rockmusik. Die griechische Bouzuki ist Hauptbestandteil ihrer Songs und damit schon etwas spezielles bei Metal und Rockkonzerten. Der Name der Band erklärt sich wegen der Herkunft der Musiker aus drei Ländern: Polen, Griechenland und Deutschland. Sänger Vassilios «Lucky» Maniatopoulos klopft ab und an auf einer Blechtrommel herum. Vielleicht schon mal zum üben, denn anschliessend ist er dann nochmals auf der Bühne als Drummer bei Rage. Es gibt vom Charismatischen Sänger zwischen den Songs auch immer wieder Ansagen und Erklärungen zu den Liedern.
Fotos Tri State Corner – Metalacker Open-Air 2022
Rage
Rage ist nun an am Start und begeistert von Anfang an die grosse Fangemeinde. In der ersten Reihe geht ganz schön was ab und es wird heftig «geheadbangt». Der ganze Hang ist nun gefüllt und das Publikum feiert seine Band und singt bei den bekannten Songs auch eifrig mit. Wie ein Fels in der Brandung steht Sänger Peter „Peavy“ Wagner meistens am gleichen Platz, während die Gitarristen immer wieder mal umherspringen und ihre Plätze tauschen.
Fotos Rage – Metalacker Open-Air 2022
Sonata Arctica
Sonata Arctica kommt jetzt nach der gewohnten Umbauphase auf die Bühne und Power Metal aus Finnland wird geboten. Die Band habe ich beim Sweden Rock Festival verpasst, weil ich meinen Wecker nicht richtig eingestellt habe und bin nun gespannt auf den heutigen Abend. Aber irgendwie springt der Funke nicht über und ich bin enttäuscht. Seltsamerweise klingt das gar nicht nach dem symphonischen Power Metal den ich erwartet habe. Schade, aber vielleicht sind meine Ohren noch etwas verwöhnt vom starken Auftritt von Rage.
Fotos Sonata Arctica – Metalacker Open-Air 2022
Das Fanzit – Metalacker Open-Air 2022
Auch diese Auflage des Metalacker Open-Air ist ein voller Erfolg! Fans aller möglicher Metalgenres kommen hier aufgrund der kleinen, aber dennoch sehr vielseitigen Bandauswahl voll auf ihre Kosten. Zudem sind auch die Rahmenbedingungen wie Bewirtung, Parkplätze und so weiter sehr gut organisiert. Dies liegt wohl daran, dass das Metalacker Open-Air nur von ortsansässigen Vereinen auf ehrenamtlicher Basis organisiert und gestemmt wird. Aber gerade deshalb ist es mehr als beachtlich, was hier auf die Beine gestellt wird. Die Pressebetreuung ist natürlich wie immer ausgezeichnet. Und so macht es Lust auf die nächste Ausgabe.