Rockharz Open Air 2022
Mi–Sa, 6.–9. Juli 2022

Rockharz Open Air 2022 – Eluveitie, Powerwolf, Running Wild, Accept u.v.m.

Flugplatz Ballenstedt (Ballenstedt, DE)
12.09.2022
Rockharz Open Air 2022

We met again at the Devil’s Wall!

Nach meinem Debüt am Rockharz Festival vor drei Jahren war klar: 2020 sind wir wieder dabei! Doch es kam anders und die Geduld aller war gefragt. Anfangs Juli hat es doch geklappt und wir haben uns auf dem Gelände unterhalb der Teufelsmauer wieder getroffen, um beim Rockharz Open Air 2022 Metal zu zelebrieren.

Dienstag, 5. Juli – Anreise

Wie auch schon 2019 haben wir den grössten Teil der langen Autofahrt bereits am Montag vor dem Festival hinter uns gebracht. Nach Lebensmittel- und Bieraufrüstung in einem lokalen Supermarkt und einer Nacht bei Kollegen nehmen wir uns die letzte Autostunde vor. Fürs Frühstück treffen wir uns mit den restlichen Mitgliedern unseres Camps in einem Restaurant in der Nähe des Festivals. So können wir dann auch als gesammelte Autokolonne aufs Gelände fahren, um beieinander zu campen.

Das funktioniert tatsächlich reibungslos, von einigen unvermeidlichen Wartezeiten abgesehen. Leider erwischen wir einen Platz, der einiges weiter weg vom Eingang zum Infield ist als 2019. Naja, was soll’s! Rasch aufgebaut und ein erstes Bier geöffnet. Im Camp wird gekocht, es gibt Chili con Carne.

Teufelsmauer, Merchandise und Biergarten

Etwas später – es ist inzwischen schon später Nachmittag – machen wir uns auf zum Aufstieg zur nahe gelegenen Teufelsmauer, einem ‘Wahrzeichen’ des Festivals. Wir wollten im Verlauf der Woche eigentlich noch mehrmals hoch, doch es sollte der letzte Aufstieg bleiben. Umso mehr geniessen wir den Ausblick: hinten über das Naturschutzgebiet, vorne über das Festivalgelände und die vielen Aufbauarbeiten in den verschiedensten Camps. Die Mauer hat ihren ganz eigenen Reiz und vielleicht klappt es ja nächstes Jahr dann mit mehreren Aufstiegen…

Als wir wieder unten im Camp sind, begeben wir uns Richtung Infield. Wir haben vernommen, dass der Merch-Stand bereits geöffnet hat. Da heute noch keine Konzerte sind, bevorzugen wir es also uns jetzt anzustellen, ohne in Gefahr zu laufen, Bands zu verpassen. Der Merch-Stand wurde für dieses Jahr neu konzipiert, neu wird sowohl im Infield als auch gleich davor verkauft. Dabei gingen leider die geordneten Wartekanäle (wie wir sie von Achterbahnen oder bei von der Gepäckaufgabe am Flughafen kennen) verloren und das Anstehen ist gezeichnet von Chaos und Gedränge. Tags darauf wird dann doch noch etwas Improvisiertes hingebaut. Etwa eineinhalb Stunden später haben wir uns mit dem offiziellen Merch eingedeckt und begeben uns auch noch ins Infield.

Schon beim ersten Besuch bei der Sicherheitskontrolle scheine ich anzuecken. Mein Karabiner mit Flaschenöffner, den ich am Gurt trage, darf nicht mit rein. Welch’ Ironie, schliesslich habe ich diesen vor drei Jahren IM INFIELD gekauft und er kam jeden Tag mehrmals durch die Kontrolle. Kurzes Hin und Her mit dem Security-Angestellten: Er verstehe auch nicht, wieso sie drinnen Dinge verkaufen, welche er den Leuten wieder abnehmen müsse. Der Ring könne als Schlagring benutzt werden. Ach ja, bestimmt, das weiche Alu-Ding, na klar! Bestimmt viel Gefährlicher als ein Lederstiefel, ein Trinkhorn (nicht falsch verstehen, ich liebe die Tatsache, dass die hier im Infield erlaubt sind), ein Drumstick oder die Messer, welche ich bei mehreren Besuchern trotz Kontrolle sehe. Der Secu ist dann doch einsichtig und lässt mich – da noch keine Konzerte stattfinden – mit dem Karabiner rein. Mit der Bedingung, dass er die kommenden Tage im Camp bleibt.

Der Bereich vor den Bühnen, die Foodmeile und der Markt sind noch geschlossen, aber unter anderem ist der Biergarten schon geöffnet. Wir gönnen uns am nebenan gelegenen Met-Stand etwas Honigwein und setzen uns in den Biergarten, um den Sonnenuntergang zu geniessen. Leider ist der Classic-Met viel zu süss und der Kirsch-Met ist einfach mit Kirschsaft vermengter Classic-Met. Eine weitere kleine Verschlechterung gegenüber der letzten Ausgabe, doch auch hier: Was soll’s?

Rockharz Open Air 2022 – Mittwoch, 6. Juli

Es ist so weit, Konzerte stehen an! War der Mittwoch letztes Mal noch ein Warm Up-Tag mit weniger Konzerten, ist er 2022 ein vollwertiger Festivaltag. Das heisst, dass mehr Bands spielen und wie auch an den anderen Tagen beide Bühnen genutzt werden.

Leider öffnet das Infield heute erst eine Viertelstunde vor dem ersten Konzert. Macht das Sinn? Wenn man sich die Schlangen bei der Sicherheitskontrolle anschaut… bestimmt nicht! So verpassen wir dann leider den Auftritt von Mutz & The Blackeyed Banditz…

Twilight Force

Unser nächster – neu erster – Termin auf dem Plan ist auf der rechts stehenden Rock Stage. Im Vergleich zu SIBIIR, welche gerade eben noch links auf der Dark Stage gespielt haben, ziehen die Schweden schon deutlich mehr Leute vor die Bühne.

Leider überzeugt der Auftritt nicht wirklich. Nachdem schon mit Verspätung begonnen wurde, spielen die verantwortlichen Tontechniker an den Reglern rum, als gäbe es kein morgen. Mal Gitarre hochdrehen, dann gleich zurück, Background Vocals brauchts sowieso nicht. Daher bekommen wir die Ansagen von Keyboarder Blackwald auch nur visuell mit, bis er genervt auf das Mic von Sänger Allyon zurückgreift. Abmischungstechnisch ist dies zwar bereits der Tiefpunkt, doch das Sounderlebnis sollte auch bei anderen Auftritten durchzogen bleiben.

Die Band hingegen gibt trotz allem ihr Bestes. Auch ein Teil der Fans zieht mit und hat sichtlich viel Spass an der Geschichte. Gerade auch das vor-und-nach-böse-lachen statt vor-und-nach-singen sorgt bei Vielen für ein fettes Grinsen! Einzig Drummer De’Azsh scheint nicht ganz auf der Rolle zu sein und verspielt sich mehrfach – oder leidet auch er unter der schlechten Abmischung?

Später beim Meet & Greet mit der Band erfahren wir Genaueres zu den technischen Problemen. Das Konzert war ein guter Start, doch ganz ehrlich: Twilight Force könnten das besser!

Setlist – Twilight Force

  1. Dawn Of The Dragonstar
  2. Queen Of Eternity
  3. Enchanted Dragon Of Wisdom
  4. Winds Of Wisdom
  5. Long Live The King
  6. Flight Of The Sapphire Dragon
  7. Gates Of Glory
  8. The Power Of The Ancient Force

Evil Invaders & Autogrammstunde mit Twilight Force

Genau, Meet & Greet! Die Autogrammstunden werden wie auch vor drei Jahren von metal.de organisiert und links von den Bühnen durchgeführt. Gemäss dem bereits im Voraus veröffentlichten Zeitplan werde ich doch das eine oder andere Mal hier anstehen, aber den Konzerten zugunsten auch einige coole Treffen verpassen.

Für Twilight Force stellen wir uns jetzt also in die Schlange und das Thema der Abmischung ist hier ein Dauerbrenner. Von der Band erfahren wir, dass alle eigenen Tontechniker absagten und sie auf jenen des Festivals zurückgreifen mussten. Und da scheint es dann mehrere Missverständnisse gegeben zu haben…

Am Rande bekommen wir übrigens den Auftritt der belgischen Evil Invaders mit, denn diese spielen auf der näheren Dark Stage. Ich weiss, dass ich die Jungs in drei Wochen wiedersehen werde, weil sie Crypta im Vorprogramm haben und ich die Brasilianerinnen endlich live sehen will (siehe Review aus der Zukunft). Deshalb höre ich etwas genauer hin. Und siehe da: Die Musik macht Laune! Irgendwo zwischen Heavy Metal und Thrash Metal – erwartet hatte ich eindeutig mehr Thrash – finden die Belgier ein ansprechendes, melodiöses Mittelmass. Zudem haben die Musiker Spass daran, was sie tun. Der Auftritt erinnert weniger an ‘Programm durchspielen müssen’ als zuvor bei Twilight Force…

Agnostic Front

Noch ein bisschen mehr am Rande bekomme ich den Auftritt von Agnostic Front mit. Mein flinker Abstecher zum Camp, um unsere Autogrammkarten in Sicherheit zu bringen, erweist sich nämlich als länger als erwartet. Mit dem wirklich extrem nahen Platz, den wir letztes Mal erwischt hatten, war so etwas problemlos möglich. Doch auch wenn dieses Jahr die Wege noch immer angenehm kurz sind, muss das Pendeln zwischen Camp und Infield etwas besser geplant werden.

Vergangenen Juni am Greenfield Festival erlebte ich die Hardcore Punker am Boden sitzend und Döner essend. Unserem Oberhaupt pam hingegen hat es der Auftritt sehr angetan. Heute liege ich wohl irgendwo dazwischen. Ja, was die Amerikaner da hinlegen, ist energiegeladen und wirkt sehr cool, aber irgendwie ist es nicht so mein Stil. Doch als musikalische Unterhaltung während dem Warten auf Grave Digger gäbe es schlechtere Alternativen!

Grave Digger

Zeit für den Heavy Metal Breakdown! Die deutschen Urgesteine des Heavy Metals beehren das Rockharz Festival dieses Jahr mit einem speziellen Schottland-Set. Dafür wurde sogar eine Dudelsack- und Trommel-Gruppe auf die Bühne geladen, welche die Band musikalisch unterstützen soll. Zumindest bei einigen kurzen Stellen.

Die Band um Fronter Chris Boltendahl und Axtschwinger Axel Ritt hat es immer noch drauf! Mit Songs wie «Excalibur» oder «Hell Is My Purgatory» setzen sie die erste Reihe (wo wir stehen), aber auch die Menge weiter hinten in Ekstase. Insbesondere Drummer Marcus Kniep, der seit 2018 für die Trommeln verantwortlich ist, sorgt für frischen Wind auf der Bühne.

Wobei… den Mann hinter der Schiessbude sieht man heute fast nicht, weil vor ihm drei der sieben Trommler platziert sind. Das wäre ja noch okay, solange sie selber spielen, aber während einem Grossteil des Konzerts stehen sie einfach nur da und behindern die Sicht. Etwas weiteres, das ich nicht ganz verstehe, ist, wieso hinter dem Schlagzeug ein Sänger platziert ist, der zwischendurch – und ein Muster erkenne ich nicht wirklich – Chris unterstützt. Ist Herr Boltendahl trotzdem nicht mehr so fresh, wie er wirkt?

Trotz allem liefern die deutschen Metal-Titanen einen der besten Auftritte des Tages ab. Die Zeilen von «Rebellion» sind legendär und mit «Heavy Metal Breakdown» findet ein toller Auftritt sein Ende. Schade, waren da nicht mehr als 40 Minuten eingeplant…

Setlist – Grave Digger

  1. The Dark Of The Sun
  2. Excalibur
  3. The Clans Will Rise Again
  4. Highland Farewell
  5. Hell Is My Purgatory
  6. Rebellion (The Clans Are Marching)
  7. Heavy Metal Breakdown

Beast In Black

Nach dem, was Grave Digger gerade geliefert haben, müssen Beast In Black Gas geben, um mitzuhalten! In Sachen Spielfreude legen sie vielleicht sogar noch einen obendrauf, aber der Funke will trotzdem nicht so ganz springen. Irgendwie ist das alles ein wenig steril…

… doch etwas rettet die Angelegenheit! Während dem Zeitslot, den die Finnen abdecken dürfen, hat auch die tiefstehende Abendsonne ihren Auftritt! So stehen Beast In Black zurecht teilweise mit Sonnenbrille auf der sonnengefluteten Bühne und geniessen zusammen mit den Fans die Atmosphäre. So muss Sommerfestival!

Nach der Gründung der Band waren Metalinsider Kaufi und ich uns nicht immer einig, ob jetzt Beast In Black oder doch eher Battle Beast die besseren Biester sind. Stand ich mindestens bis zur Pandemie auf der Seite von Beast In Black, verlieren diese heute leider die Gegenüberstellung. Da haben die Kollegen um Frontfrau Noora Louhimo am Greenfield Festival und den Z7 Wild Dayz einfach besser überzeugt, sorry! Später überhöre ich dann auch einige Gespräche, welche starke Zweifel an den Qualitäten von Sänger Yannis Papadopoulos hegen. Doch schlussendlich ist immer noch vieles Geschmacksache!

Setlist – Beast In Black

  1. Blade Runner
  2. From Hell With Love
  3. Beast In Black
  4. Hardcore
  5. No Surrender
  6. Die By The Blade
  7. One Night In Tokyo
  8. Blind And Frozen
  9. End Of The World

Kataklysm & Metal Market

Zeit, den Metal-Markt in der einen Ecke des Infields zu entdecken! Schliesslich zähle ich Kataklysm nicht zu meinen Lieblingsbands und man hört die Musik ja auch bis zum Markt. Oder…? Leider nicht ganz! Vor drei Jahren hatte ich dies in der ersten Hälfte von Heidevolk genau so gemacht und, ich zitiere meinen Bericht, ‘der Bühnensound war auf dem ganzen Gelände klar und in guter Qualität hörbar’.

Dieses Jahr will das nicht so, weshalb ich dann beim Schlendern durch die Stände, welche Patches, Kleider, Trinkhörner usw. verkaufen, nicht wirklich was vom Auftritt der Kanadier mitbekomme. Vielleicht hört man die Musik ja in der Fressmeile besser? Schliesslich meldet sich auch mein Magen langsam… Bei einem Fischbrötchen und einem Gespräch mit Bekannten von der Full Metal Cruise geniesse ich den zweiten Teil des Konzerts, welches hier etwas deutlicher hörbar ist. Und tatsächlich bereue ich es nun ein wenig, nicht weiter vorne gestanden zu sein. Weil das, was hier ankommt, tönt spitze!

Tarja

Tarja Turunen! Studierte Soprano-Sängerin, Gründungsmitglied und langjährige Fronterin von Nightwish, inzwischen Solokünstlerin. Noch nie haben sich unsere Wege gekreuzt, und dies, obwohl ich besonders ihre Arbeit bei Nightwish wirklich schätze. Die Gelegenheit muss also genutzt werden!

Nach dem Verzehr einer Hexenpeitsche vom Fleischbräter – das Bismarck-Brötchen hat den Hunger nicht ganz gestillt – stelle ich mich also eher links vor die Rock Stage, von wo aus ich gute Sicht auf die Bühne habe. Ich muss zugeben, ich war skeptisch. Die Soloprojekte der finnischen Sängerin haben mich nie durchgehend überzeugt, und doch wollte ich sie unbedingt mal live sehen!

Gelohnt hat sich dieser Besuch allemal. Klar, auch jetzt hauen mich nicht alle Songs vom Hocker. Aber das Gezeigte ist sehr solide, die Sängerin wirkt sehr auf dem Boden geblieben, und immerhin ist es ja Tarjas Stimme, welche man durchaus mit den früheren Nightwish-Werken assoziiert. Ja, Tarja ist viel mehr als Nightwish, aber als vor allem früherer grosser Fan der Symphonic Metaller hat sie bei mir leider diesen Stempel. Und ebendieser Fan in mir respektive dessen Herz macht Luftsprünge, als «Over The Hills And Far Away» an die Reihe kommt. Wie geil! Fazit: Bei einem Festival (zum Beispiel Wacken 2022) würde ich bestimmt wieder einmal vorbeischauen, aber zum Besuch eines Headliner-Konzerts müsste ich mich schon aufraffen… (pam: Mach das, du wirst es nicht bereuen – z.B. nächstes Jahr in Lyss).

Sepultura

Auch Sepultura ist eine Band, welche ich noch nicht besonders oft gesehen habe. Genau genommen einmal, 2015 in Wacken. 2018 hätten sie ebenda auch wieder auf meinem Programm gestanden, doch das Bullhead City-Zelt war bereits voll… Dazu kommen natürlich unzählige Auftritte von Max Cavalera, sowohl mit Soulfly als auch mit den Projekten von Max und seinem Bruder Igor.

Doch darum geht’s gar nicht! Auf der Bühne stehen nun Derrick Green & Co., welche seit vielen Jahren den Namen Sepultura weitertragen und sowohl Songs aus frühen Bandjahren als auch eigene, neuere Songs spielen. Die Setlist ist gut durchmischt und für Fans aller Epochen sehr ansprechend gestaltet. Die Musik ist druckvoll abgemischt und die Riffs und Beats hämmern aufs Trommelfell und die Brust. Gespielt wird sauber und doch nicht zu clean. Yeah!

Leider erwischt es mich wieder einmal mit einem Platz neben dummen, respektlosen Leuten. Nein, ich stehe nicht in der Pit-Region. Ja, ich könnte meinen Platz auch wechseln. Aber verdammt nein, ich muss und will es nicht akzeptieren, dass einige wenige Zuschauer (egal, ob sie nach eigener Aussage richtig besoffen und trotzdem ein grosser Fan der Band sind) das Erlebnis vieler anderer Zuschauer trüben. In diesem Sinne wünsche ich mir eine stärkere Rücksichtnahme und ein gemeinsames Geniessen unseres Metals. Oder wie es Tarja vorhin ausgedrückt hat: Enjoy the togetherness!

Zwischen zwei Songs widmet Sänger Derrick das Konzert und den Rest der Tour seinem Gitarristen Andreas Kisser und dessen Familie. Der Leadgitarrist und wichtige Mann für die brasilianische Truppe ist heute nicht anwesend, weil seine Frau Patricia nur wenige Tage vor dem Festival ihrer Krebskrankheit erlegen ist. Die Thrasher geben jedoch ihr Bestes, uns eine würdige Show zu liefern. Damit schaffen sie es dann auf meiner persönlichen Wertung des Tages auf Platz 1, gleich vor Grave Digger!

Setlist – Sepultura

  1. Arise
  2. Territory
  3. Means To An End
  4. Capital Enslavement
  5. Kairos
  6. Propaganda
  7. Cut-Throat
  8. Convicted In Life
  9. Troops Of Doom
  10. Agony Of Defeat
  11. Slave New World
  12. Refuse/Resist
  13. Ratamahatta
  14. Roots Bloody Roots

In Extremo

Fünf Minuten Pause sind schon kurz! Die schnellen Wechsel haben zwar den positiven (und gewollten) Effekt, dass man keine Zeit verliert und den ganzen Tag Musik geniessen kann. Will man aber zwei oder mehr Bands am Stück sehen, muss man irgendwo mindestens den Besuch der Pipi-Box einplanen. Einige Minuten nach Konzertstart sind also auch wir bereit für den letzten Gig des Tages, jenen von In Extremo!

Wie gewohnt sorgen die Mittelalter Rocker für ein Feuerwerk von coolen Songs, bei welchen man mitsingen, moshen, headbangen und schunkeln kann. Nicht umsonst dürfen sie oft solche Late Night Slots wie den jetzigen besetzen und das Publikum ein letztes Mal anheizen, bevor es zurück ins Zelt oder auf eine Zeltplatz-Party geht.

Mit Titeln wie «Quid Pro Quo» oder «Sängerkrieg» haben die Musiker um Das Letzte Einhorn keine Mühe, nochmals aufzudrehen. «Sternhagelvoll» verwandelt das Publikum in einen riesigen Chor, und zu «Störtebeker» tanzen viele nochmals ausgiebig.

Ich für meinen Teil geniesse zwar den Auftritt, aber bemerke meine Müdigkeit. Ab ins Zelt also, damit ich morgen wieder fit bin!

Rockharz Open Air 2022 – Donnerstag, 7. Juli

Tag 2! Das Wetter präsentiert sich heute wechselhaft. Soll ich jetzt Sonnenbrille und Hut oder doch lieber die Regenjacke mitnehmen?

Doch erst mal frühstücken und duschen! Bei der Duschanlage konnten die Veranstalter dank Zusammenarbeit mit einem neuen Partner die Kapazität um 20 Prozent erhöhen. Klingt nicht nach viel, aber im Gegensatz zu 2019 gibt es deutlich weniger Schlangen. Okay, vielleicht ist dies auch dem Staub geschuldet, der dank dem Regen letzte Nacht ab heute kein Thema mehr ist, uns 2019 aber die ganze Woche lang verfolgt hat. Literally. Zum stolzen Preis von dreieinhalb Euro (resp. drei, wenn man gleich drei Duschtickets kauft) also mal frisch gemacht, und los!

Auf dem Plan stehen bei mir heute Gernotshagen, Asenblut, Unzucht und das gesamte Programm ab Dark Tranquillity.

Enemy Inside & Trinkhorngürtelhalter

Man lernt aus Fehlern. Nicht nur der Veranstalter, der das Infield heute 95 Minuten vor Beginn öffnet (zugegeben, das war schon länger so geplant), sondern auch ich, der heute früher dasteht, um nichts zu verpassen.

So bekomme ich noch Teile des Auftritts von Enemy Inside mit. Die female fronted Band aus Aschaffenburg kommt in den Genuss sommerlichen Festival-Wetters und von entsprechend viel Sonnenschein. Chillen auf dem nicht mehr staubigen Boden ist für viele Besucher angesagt. Meist mit einem Bierchen in der Hand.

Mich selber haut der Alternative Metal von Nastassja und Co. jetzt nicht sonderlich weg, und ich hab auch noch einen Termin auf dem Markt. Es gibt da diesen einen Stand, der Gürtelhalter für Trinkhörner, angepasst aufs Trinkhorn, herstellt. Lederresten ums Horn, abmessen, annieten. Das hält bombenfest! Leider hatte der Mann seine Maschinen vor drei Jahren bereits abgebaut, weshalb ich mit dem einen Horn heute wieder bei ihm stehe. Dabei werden wir von einem fetten Regenschauer überrascht, und es gilt vor den Ständen stehende Verkaufsartikel vor dem Nass zu retten.

Gernotshagen

Der Wetterwechsel ereignet sich nur wenige Minuten vor dem Auftritt der Thüringer Pagan Metaller Gernotshagen. Ich bin mir nicht sicher, ob Enemy Inside zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch am Spielen waren. Denn wenn überhaupt noch Musik beim Markt ankam, wurde diese nun vom Regen geschluckt. Die ersten Riffs erklingen bereits, als wir den Weg zur Rock Stage finden. Die Situation hat eine 180-Grad-Kehrtwende hinter sich; die Atmosphäre ist düster. Geil, haben die das Wetter passend zu den Genres bestellt?

Düster ist leider auch die Stimmung des Sängers Askan. Zu Recht, denn die Abmischung ist, um nicht noch schlechtere Worte zu gebrauchen, beschissen. Es gibt mehrere kurzzeitige Ausfälle von Tonspuren, dann ist wieder mal etwas zu laut, die Screams sind konstant zu leise. In den kommenden Tagen wird sich das Muster abzeichnen, dass die Bands der jeweils ersten Tageshälfte mit dieser Art von Abmischung zurechtkommen müssen. Da muss man für kommende Jahre wirklich nochmals drüber.

Ansonsten ist der Auftritt aber sehr gelungen! Klar, die Weltuntergangsstimmung trägt auch dazu bei, aber selbst ohne diese überzeugen die Thüringer mit ihrer Musik und ihrem Auftreten. Gernotshagen haben mich wirklich überrascht und so nehme ich ihre Musik als eine wahnsinnige Neuentdeckung mit.

Setlist – Gernotshagen

  1. Eibengang
  2. Schlachtenbruder
  3. Eisenwald
  4. Blut Für Die Meute
  5. Dem Skirnir Zu Ehren

Asenblut & Autogrammstunde mit Gernotshagen

Hmm, eigentlich wollte ich ja zu Asenblut, um diese Band endlich mal live zu erleben. Doch gleichzeitig findet die Autogrammstunde von Gernotshagen statt, was jetzt? Ich entscheide mich dafür, mich mal in die Schlange zu stellen – von hier aus sieht man gut auf die linke Bühne – und notfalls näher zur Bühne zu gehen, sollte mich das Gezeigte entsprechend anziehen.

Ich nehms vorweg: Ja, die Musik ist gut, aber der Gig vermag mich nicht entsprechend anzuziehen. Die Melodeather aus Göttingen, welche zu Recht immer wieder mit Amon Amarth verglichen werden und deren Album «Berserker» vielleicht, aber nur vielleicht, als Vorlage für die gleichnamige Scheibe der Schweden um Johan Hegg gedient hat, diese Melodeather überzeugten mich zwar immer wieder mit ihrer Musik. Live bin ich jedoch etwas gar enttäuscht. Vielleicht bin ich aber auch einfach noch geflasht von Gernotshagen oder brauche einfach einen zweiten Anlauf in der Zukunft.

À propos Gernotshagen… Wir sind vorne angekommen und unterhalten uns mit der Band, holen uns unsere Unterschriften und tun, was man an Meet & Greets eben so tut. Fazit: Sehr sympathische Jungs, egal wie grimmig sie auf der Bühne reinschauen.

Kochen, Unzucht-Ersatz, Dark Funeral, Goitzsche Front und Thundermother

Das Programm lässt nun eine Pause zu. Nun, eigentlich nicht, denn bei Scar Symmetry und Unzucht will ich reinschauen. Unzucht sind jedoch verhindert und das Rockharz wünscht Toby gute Besserung. Es werde ein Spezialprogramm für Unzucht-Fans geben. Ich bin zwar gespannt, was das genau ist, doch in unserem Camp wird gekocht und das Essen gewinnt dann doch den Kampf um meine Aufmerksamkeit. Scar Symmetry sind für mich sodann auch gleich Geschichte. Und was war denn jetzt der Unzucht-Ersatz? Nun, anscheinend soll Sänger Der Schulz mit einem Soloprojekt aufgetreten sein. Ich hoffe, da nicht viel verpasst zu haben…

Für Dark Funeral möchte ich eigentlich wieder vorne sein, zumindest so auf die zweite Hälfte. Doch der Weg erweist sich erneut als weiter, als ich im Kopf hatte, und beim Einlass muss ich erneut mit der Security diskutieren – dieses Mal wegen einem halben Deziliter Bier, der quasi als Restschluck noch in meinem Horn war. Wohlbemerkt, zwei Reihen weiter links wird ein Typ mit vollem Massbecher aufs Gelände gelassen. Von Dark Funeral bekomme ich schlussendlich noch etwa einen halben Song mit. Dem frenetischen Gejubel der Fans nach zu urteilen, muss der Auftritt jedoch gut gewesen sein.

Auch die Goitzsche Front liefert musikalisch gut ab. Die Texte jedoch sind etwas gar politisch oder gar regional-nationalistisch geladen, stammt die Band doch aus der Nähe und macht die Ostdeutschland-Zugehörigkeit zu ihrem einzigen Thema. Naja, was soll’s. Bier trinken dazu geht problemlos.

Als Nächstes sind die Donnermütter, äh, Thunder Mother an der Reihe. Die Mädels aus Schweden geniessen eine gewisse Popularität, persönlich ist mir aber ein ganzer Auftritt jeweils zu lange. Und im Hinterkopf schwingt immer noch mit, wie sie auf der einen Full Metal Cruise alles andere als nüchtern bei Maschine’s Late Night Show zu Gast waren und ihm dank ihrem ‘leicht erhöhten’ Pegel die Show ein wenig vermasselten. Naja, ich bin ja freiwillig hier und die Show ist schlussendlich – wie immer – ganz nett.

Dark Tranquillity

Bei Dark Tranquillity und den kommenden drei Bands will ich jedoch wieder präsenter sein! Erst im Mai haben die Schweden uns auf der gemeinsamen Tour mit Ensiferum in der Luzerner Schüür überzeugt. Entsprechend freute ich mich auf die Auftritte dieser beiden Bands. Dark Tranquillity, welche bereits heute an der Reihe sind, meistern dann ihren Gig auch äusserst souverän! Die Abmischung ist inzwischen schon viel besser, denn wir sind ja auch bei den grösseren Namen angelangt. Sänger Mikael Stanne ist heute wieder äusserst sympathisch unterwegs und zaubert den Fans mit seinem Auftreten und auch mit seinen Ansagen Lächeln um Lächeln aufs Gesicht. Dazwischen huldigen wir der Band wieder mit gepflegtem Haareschütteln und so ist dieser Auftritt nach einer Stunde vorbei. Abgeschlossen wird mit dem hervorragenden «Misery’s Crown», und nach dem letzten Ton begebe ich mich gleich zur linken Bühne.

Subway To Sally

Hier warten nämlich Subway To Sally darauf, uns ihre Musik um die Ohren zu hauen! «Alles Was Das Herz Will» ist zwar noch weniger meins, aber ansonsten ist die Setlist sehr cool! Nicht nur «Kleid Aus Rosen» und «Eisblumen» sind dabei, sondern auch «Henkersbraut», «Arme Ellen Schmitt» und «Falscher Heiland». Nach dem «HEY!»-Album war ich einige Shows lang nicht so begeistert von den für die Setlists gewählten Songs, doch heute vermisse ich fast ein wenig ein «Island».

Eric Fish und seine Mannen geben alles und schaffen es, das Publikum zum Mitmachen anzuregen. Auch «Besser Du Rennst» ist mit von der Partie und, vor allem, wie auch schon am Metal Hammer Paradise, sowohl «Tanz Auf dem Vulkan» als auch «Veitstanz». Doch nach den beiden Tänzen ist leider schon wieder Schluss. Auch für «Julia Und Die Räuber» reicht die Zeit nicht mehr. Die Power-Wölfe warten nebenan…

Powerwolf

Die Wölfe – Attila, Roel, Falk-Maria und die Gebrüder Greywolf – haben nämlich eine coole Show vorbereitet. Im Vergleich mit dem Greenfield Festival ist die Setliste gleich lang, hat aber einige Änderungen erfahren. Diese führen dann auch dazu, dass kurz ein falscher Song angesagt wird. Fronter Attila Dorn scheint heute eh ein bisschen neben den Schuhen zu stehen, doch das Ganze wirkt durchaus sympathisch!

Ansonsten ist die heutige Show genau das, was man von einer Powerwolf-Show erwarten kann. Ausgelutschte Sprüche – wenn auch, dank langer Pause, etwas aufgefrischt –, eine ausgelassene Stimmung, jede Menge Orgelklänge, Gitarrenriffs und ‘Amen’ sowie ‘Hallelujah’. Okay, heute haben wir zusätzlich eine riesige, feuerspeiende Orgel, welche zwischendurch eingefahren wird. Und: richtig, richtig viel Pyro!

Fest steht: Powerwolf sind live eine Macht! Ja, es gibt Ausnahmen. Doch in der Regel sorgt die Band für sehr viel Freude, und dies bei einer grossen Menge Besucher. Klar, es gibt die Nörgler, welche die Band per se hassen. Es gibt Metalheads, welche Powerwolf wegen einer gewissen Repetivität (gibt es dieses Wort überhaupt?) nicht mehr sehen können. Es gibt Die-Hard-Powerwolf-Fans. Doch vor allem gibt es unzählige Leute, welche Powerwolf vielleicht nicht regelmässig hören, dann aber doch vor der Bühne bereitstehen, wenn die Wölfe zur heiligen Metalmesse rufen. Und dies berechtigt sie doch irgendwie dazu, die ganzen Headliner-Slots zu besetzen, oder nicht?

Setlist – Powerwolf

  1. Fire And Forgive
  2. Army Of The Night
  3. Incense & Iron
  4. Amen & Attack
  5. Demons Are A Girl’s Best Friend
  6. Armata Strigoi
  7. Stossgebet
  8. Blood For Blood (Faloadh)
  9. Werewolves Of Armenia
  10. Sanctified With Dynamite
  11. We Drink Your Blood

Knasterbart

Den Abschluss des Tages machen dann Knasterbart. Die Band, bei welcher unter anderem Mitglieder von Versengold und von Mr. Hurley und die Pulveraffen dabei sind, hat kürzlich ihre Auflösung angekündet. Nach den Sommerfestivals und einer Abschiedstournee im Winter wird endgültig Schluss sein.

Doch wer sind Knasterbart überhaupt? Wie gesagt, eigentlich sind die Gossenjungs eine Art Supergroup. Vor vielen Jahren durfte ich mich in Wacken auf der Wackinger Stage von der Live-Qualität der Jungs überzeugen, noch bevor mir Versengold oder Mr. Hurley überhaupt ein Begriff waren. Mit Songs wie «Kneipenschlägerei» oder «Lieber Widerlich Als Wieder Nicht» und ihrer authentischen Gossen-Art haben sich die Jungs eine gewisse Popularität erspielt, und entsprechend viele Leute stehen jetzt vor der linken Bühne.

Auch «Sauf Mich Schön» (einer meiner Lieblinge) und «Mein Stammbaum Ist Ein Kreis» (der einzige Song, der mir nach dem Wackinger-Auftritt im Kopf blieb) werden souverän präsentiert. Für Knüppelkalle, den Drummer der Truppe, singen wir dann noch «Happy Birthday». Denn es ist sein 50. Geburtstag, und hinter den Trommeln sitzen darf er heute nicht, weil er aktuell «die Seuche» hat.

Auch dieser Auftritt ist wie viele andere leider viel zu schnell vorbei, und der Rückzug zum Camp ist angesagt. Heute fallen wir noch nicht gleich tot um, sondern gönnen uns einen Late Night Snack unter dem Sonnensegel. Gute Nacht!

Rockharz Open Air 2022 – Freitag, 8. Juli

Schweineköpfe, Burden Of Grief, Kambrium, Attic und Paddy And The Rats

Nach der ersten Truppe des Tages Burden Of Grief, während welcher wir noch im Camp herumlungern, sind Kambrium an der Reihe. Die Melodeather aus dem nicht weit gelegenen Helmstedt machen ihre Sache gut, jedoch wirkt ihre Musik auf mich – unter anderem dank der Keytar – fast zu überladen. Die um diese Tageszeit gewohnt schlechte Abmischung hilft da leider nicht…

Auch die danach spielenden Attic vermögen es, eine treue Schar vor der Bühne zu versammeln. Die Jungs aus Gelsenkirchen hauen mich auch nicht gerade vom Hocker. Gerade die Stimme des Sängers ist ein wenig zu anstrengend. Nun gut, jetzt weiss ich, was ich in Wacken nicht unbedingt sehen muss.

Zur musikalischen Begleitung von Paddy And The Rats stehen dann für unsere Gruppe Schweineköpfe im Biergarten auf dem Programm. Das ‘Abfallprodukt’ kann man am Spanferkel-Stand erwerben und dann genüsslich auseinandernehmen und verwerten. Sogar die Schädel werden dann noch genutzt und müssen in der Gruppe als Fotomotiv hinhalten…

Ost+Front

So, der erste Pflichttermin des heutigen Freitags! Kennengelernt habe ich die Band am Greenfield Festival 2017 auf der Mönch Stage. Die NDH-Formation aus Berlin hat sich unter anderem dank ihrer musikalischen und textlichen Nähe zu Rammstein einen Namen gemacht. Doch gerade damals im Berner Oberland haben mich auch die Show und die Bühnenpräsenz beeindruckt.

Schon bei «Geld Geld Geld» und «Fiesta De Sexo» zeigt die Band, was uns in der nächsten knappen Stunde erwartet: Brachiale Riffs, Wortspiele, blutige Kostüme, die eine oder andere Showeinlage. Und ja, das ist alles sehr nahe an Rammstein! Nichtsdestotrotz ist Ost+Front keine billige Kopie. Dies zeigen sie zum Beispiel bei «Honka Honka», in welchem sie zu hüpfiger Musik die Geschichte des Serienkillers Fritz Honka verarbeiten.

Viel zu schnell ist die Show dann wieder vorbei. Sollten die Berliner mal in der Schweiz vorbeischauen, werde ich der musikalischen Darbietung bestimmt beiwohnen!

Setlist – Ost+Front

  1. Geld Geld Geld
  2. Fiesta De Sexo
  3. Fleisch
  4. Denkelied
  5. Freundschaft
  6. Honka Honka
  7. Bruderherz
  8. Ich Liebe Es
  9. Mensch
  10. Heavy Metal
  11. Bitte Schlag Mich

Deserted Fear

Nach dem Konzert begeben wir uns für einen Moment zurück ins Camp. Eigentlich will ich für Moonsorrow wieder zurück im Infield sein, doch meine Campgenossen schaffen es erneut: Ich bleibe zum frisch gekochten Mittagessen da und erreiche das Infield erst, als Deserted Fear schon längst am Spielen sind.

Auf deren Auftritt hatte ich mich im Vorfeld gefreut, da sie mich im «Metal Festival Alliance Livestream 2020» überzeugten. Doch auch hier macht uns die Abmischung einen Strich durch die Rechnung. Sorry, es kann doch wirklich nicht sein, dass nur die letzten paar Bands einen sauberen Soundcheck machen dürfen und beim Rest auf gut Glück versucht wird, eine gute Einstellung der Regler zu finden. Das, was aus den Boxen dröhnt, ist literally das stereotypische «Metal ist Geknüppel und Gegrunze». Dabei weiss ich ja, dass die Thüringer noch viel mehr sind als Drum’n’Vocals!

Trotz allem bestätigt sich mein Eindruck vom Online-Stream vor zwei Jahren: Diese Musiker haben mächtig Bock darauf, live Musik zu machen! Sogar der Wind möchte mitspielen und bläst mächtig gegen das Backdrop!

Setlist – Deserted Fear

  1. Part Of The End
  2. The Final Chapter
  3. Kingdom Of Worms
  4. Wrath On Your Wound
  5. Welcome To Reality
  6. Funeral Of The Earth
  7. The Carnage
  8. Bury Your Dead

Jinjer

Tatiana und Co. sind an der Reihe! Schon seit einigen Jahren befinden die Ukrainer auf einem aufsteigenden Ast innerhalb der Metalszene (wie sonst hätten sie zum Beispiel 2019 in Wacken den Bereich vor der Party Stage trotz frühmorgendlicher Spielzeit und Überschneidung mit Equilibrium gefüllt?), doch dürfte der diesjährige Neu-Ausbruch des Kriegs ihnen einen zusätzlichen Hype verschafft haben. Der Bereich vor der Bühne ist inzwischen auch hier in Ballenstedt sehr gut gefüllt. Ich selber stehe etwa in der zehnten Reihe, da ich weiter vorne Vlads Drumset nicht mehr sehen würde. Los geht’s!

Gegenüber dem Auftritt am Greenfield vor einem Monat fällt der heutige Auftritt leider etwas kürzer aus. Doch auch in nur 45 Minuten holen die aus Donetsk stammenden Prog-Core-Groove-Djenter das Publikum auf ihre Seite! Natürlich erfährt die Setlist einige Updates, jedoch nur in Form von Streichungen und einer Anpassung der Reihenfolge. Doch tut dies eigentlich gar nichts zur Sache, denn so oder so ist von Anfang bis Ende nichts zu bemängeln.

Während Tatiana ihren Job an der Mikro-Front wie immer ausgezeichnet meistert, sorgen die drei Jungs – ebenfalls wie immer – für den instrumentalen Teil. Eugene holt alles aus seinem Fünfsaiter (was für ein Tier!). Der im Vergleich gerade schon niedliche Roman versteckt sich unter seinem Markenzeichen-Fischerhütchen, lässt aber ungehemmt sein Plektrum über die Saiten fliegen. Und Drummer Vladislav – gekleidet mit einem gelben Shirt des Resurrection Fests – vermag es abermals, meinen Blick auf sich, sein originell aufgebautes Set und sein hypnotisierendes Spiel zu ziehen. Wobei, der Begriff hypnotisierend beschreibt eigentlich das ganze Konzert.

Auch heute sind einige sensibilisierende Worte bezüglich des Konfliktes im Heimatland Pflicht. Wortwörtlich, schliesslich touren ukrainische Bands aktuell unter offiziellem Auftrag. Und wieder, wie auch am Greenfield, sorgt «Home Back» für Hühnerhaut. Heute bildet dann nicht «Vortex», sondern «Colossus» den Abschluss der Setliste. Mann, ich würde gleich jetzt schon wieder an einen Jinjer-Auftritt gehen…!

Setlist – Jinjer

  1. Call Me A Symbol
  2. On The Top
  3. Disclosure!
  4. Perennial
  5. Teacher, Teacher!
  6. Home Back
  7. Pisces
  8. Vortex
  9. Colossus

Finntroll

Als nächstes sind die finnischen Trolle an der Reihe. Lange ist es her, dass ich Finntroll live gesehen habe: ganz bestimmt 2015 im Rahmen der Heidenfest Tour mit Korpiklaani und Die Apokalyptischen Reiter in Pratteln. Später sind wir uns – so viel ich weiss, aber ich müsste meine Konzertliste dringend mal aktualisieren – nicht mehr verkommen.

Die Trolle sind gut aufgelegt und sorgen mit ihrem Humpa Black Metal – oder wie auch immer man ihren Stil beschreiben möchte – für viel Stimmung im Publikum. Von Humpa ist jedoch leider nicht allzu viel zu hören, es drücken praktisch nur die typischen Metal-Instrumente durch. Da kann ich ja froh sein, war Jinjer – mein heutiges Highlight – vorhin gut abgemischt!

Vor drei Jahren war das eindeutig besser! Auf der Suche nach einem Ort, wo man wenigstens auch Keyboard-Töne hört, werde ich leider erst sehr spät fündig. Vor der Bühne? Keine Chance! Mittig im Publikum? Fehlanzeige! Vor dem Soundturm? Man glaubt es kaum, aber hier ist’s fast noch schlimmer! Wenn ich eh schon da bin, besuche ich gleich noch die Toilettenanlage und – oh Wunder – hier ist der Ton akzeptabel…! Später bekomme ich dann im Gespräch mit einem Fremden genau diesen Eindruck bestätigt. Echt, dieses Jahr läuft diesbezüglich vieles schief. Um euch Leser nicht zu langweilen, verspreche ich jedoch, mein Genörgle bezüglich Sound etwas zu reduzieren.

At The Gates & Food

Nach gut 45 Minuten sind die Finntrolle fertig und At The Gates sind an der Reihe. Mein Magen macht sich derweil bemerkbar und ich mache mich auf den Weg zum Fischbrötchen-Stand. Nach einem vorzüglichen Bismarck-Fischchen im Brot zur Vorspeise gelüstet es mich nach Langosch, doch die Schlange hier ist so lange, dass ich es wahrscheinlich nicht mehr auf den Beginn von Ensiferum vor die Bühne schaffen würde. Ein Zyklopenspiess vom Fleischbräter ist der Retter in der Not. Mit Fleisch am Spiess bewaffnet mache ich mich wieder auf den Weg vor die linke Bühne.

Ensiferum

Man könnte meinen, innert zwei Monate würde eine Band ihre Setliste nicht völlig umkrempeln. Doch genau das haben Ensiferum im Vergleich mit der Show im Mai in der Schüür Luzern getan! Nun, umgekrempelt ist vielleicht das falsche Wort, aber einige Änderungen sind da durchaus zu verzeichnen. So stehen heute z. B. «Treacherous Gods» und «Into Battle» nicht auf dem Plan, dafür gibt es «Iron» und «Token Of Time» auf die Ohren. Wie auch schon bei Powerwolf führen die kleinen Änderungen auf der Setliste zu einer falschen Ansage, wodurch «Midsummer Magic» gleich zweifach angesagt wird. Hihi!

Ansonsten jedoch erinnert alles stark an den damaligen Auftritt. Klar, im Mai befanden wir uns mit den Finnen quasi in der Sauna, während sie heute auf einer einiges grösseren Open Air-Bühne stehen. Doch Petri Lindroos und seine Krieger liefern, liefern, liefern. Die Stimmung ist grandios!

Setlist – Ensiferum

  1. Rum, Women, Victory
  2. Token Of Time
  3. One More Magic Potion
  4. Run From The Crushing Tide
  5. In My Sword I Trust
  6. Midsummer Magic
  7. From Afar
  8. Lai Lai Hei
  9. Andromeda
  10. Iron

Steel Panther

Die Glam Metaller von Steel Panther vermochten es noch nie so richtig, mich zu fesseln. Weder ihre Musik, noch ihr Auftreten oder ihre Show-Elemente hauen mich vom Hocker. Entsprechend überlasse ich meinen Platz vor den Bühnen jenen, die die Band (oder die Mädels) sehen wollen, und verziehe mich in Richtung Biergarten. Bei einem Dunkelbier (oder war es dieses Mal ein Bembel-Apfelwein?) und Stahlpanther-Hintergrundmusik unterhalten wir uns dabei mit unseren Camp-Nachbarn. Nette Leute!

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr führt dann dazu, dass auch wieder Flüssigkeit raus muss. So besuche ich kurz die Toilettenanlage neben der Bühne und bekomme die Ansage zu «17 Girls In A Row» mit. ‘Stop kissing my daughter, Michael’, ‘Your daughter sucks dick!’ und ‘Let’s turn this stage into a strip club’. Okay, gönnt euch! Zwischendurch heisst es dann noch ‘make some noise for these beautiful girls and their titten again’. Alles klar!

ASP

Zusammen mit den Camp-Nachbarn begeben wir uns nun wieder vor die Bühne, denn ASP steht auf dem Programm! Die Band um Alexander Spreng habe ich bisher erst einmal gesehen, und das ist schon lange her. Kennengelernt habe ich deren Musik – oder zumindest den Titel «Ich Will Brennen» – noch früher. Dank der Compilation «Deutschland Brennt (Vol. 1)» entdeckte ich damals Bands wie Die!, Eisbrecher, Eisregen, Ingrimm und Megaherz. Auch J.B.O., Subway To Sally und Unheilig waren darauf vertreten. Und ASP!

Nun, bei meinem ersten Wacken Open Air im Jahr 2013 sah ich ASP dann zum ersten Mal und fand den Auftritt ganz nett! Bis «Ich Will Brennen» als Abschluss gespielt wurde und alle ausrasteten. Wieso ich das alles erzähle? Nun, ein bisschen ist der Auftritt ein Déja-Vu. Die Frankfurter Band legt einen astreinen Auftritt hin, doch an einem Gothic-Festival würde dieser wohl mehr Anklang finden. Bis dann der bereits genannte Überhit angespielt wird und das Publikum (auch wir) feiern, was das Zeug hält. Nichtsdestotrotz: Nur schon dieser Party wegen würde sich ein Besuch bei einem ASP-Konzert wieder lohnen. Am diesjährigen Wacken Open Air liegt dies jedoch leider nicht drin, da sich der Auftritt mit The Halo Effect und Feuerschwanz überschneiden wird…

Running Wild & The 69 Eyes

Achtung, ich öffne das Wacken-Nähkästchen schon wieder! 2018 durften die deutschen Heavy Metaller Running Wild das (ebenfalls mehrfach genannte) Wacken Open Air headlinen. Für uns bedeutete der überlange Auftritt eine Pause zwischen Nightwish (welche nur 75 Minuten spielen durften) und Otto Waalkes mit seinen Friesenjungs. Wir gaben uns Mühe, Running Wild gut zu finden, doch damit hatten wir… nun… Mühe. Und die bereits äusserst gut gefüllte Fläche vor der Louder Stage sprach Bände. Wenn drüben bei der Faster Stage genauso viele Leute auf In Flames warteten…

Doch wieso nun diese Einleitung? Wieso alte Geschichten aufwärmen? Nun, diese Begegnung blieb die einzige zwischen mir und der Hamburger Band. Dieses Jahr will ich ihnen eine neue Chance geben und… Was soll ich sagen? Wirklich geflasht bin ich noch immer nicht. Dies könnte aber auch an meiner wieder eintretenden Müdigkeit liegen, denn was Running Wild dort vorne abliefern, tönt ganz solide! Zwischen meinem Eindruck aus Wacken und der heutigen Show liegen Welten! Nichtsdestotrotz schauen wir den Auftritt nicht mehr ganz zu Ende und verpassen somit auch den heutigen Tagesabschluss: The 69 Eyes.

Rockharz Open Air 2022 – Samstag, 9. Juli

Neuer Tag, neues Glück! Der heutige Festivalabschluss wird – gerade im Vergleich zum gestrigen Tag – nochmals richtig anstrengend. Von Ad Infinitum (welche um 14 Uhr spielen) bis zum Ende mit Eluveitie um 01:40 Uhr will ich alles mehr oder weniger sehen…

Obscurity

Doch ins Infield begeben wir uns bereits für die nordrhein-westfälische Truppe Obscurity. Nachdem Storm Seeker und Thomsen die Bühnen bereits eingespielt haben, sind die Krieger auf der rechten Rock Stage an der Reihe. Mit etwas Verspätung startet die Band in einen astreinen Auftritt. Mann, was für ein Abriss! Das hätte ich so nicht erwartet und ich gebe zu, ich bin überrascht!

Die Mischung aus (Melodic) Death und Black Metal mit deutschen Texten macht Spass. Wenn der heutige Tag so weiter geht… Okay, zwei kleine Dinge will ich kurz bemängeln: Der Sound ist auch heute zu Tagesbeginn wieder nicht umwerfend (aber doch besser als auch schon diese Tage!) und beim letzten Song wird der Band dann schlicht und einfach der Strom abgestellt. Ja, sie haben überzogen, weil sie wegen technischen Problemen leicht verzögert starteten. Doch ob man nicht ein wenig toleranter hätte sein können, gerade wenn Powerwolf am Donnerstag mehr als eine Viertelstunde überziehen durften (und auch Accept heute Abend den Plan dehnen dürfen, wie sie wollen)?

Setlist – Obscurity

  1. Wodanaz Kriger
  2. Schicksal Der Götter
  3. Niedertracht
  4. Naglfar
  5. Glod En Isa
  6. Ethnogenese
  7. Was Uns Bleibt
  8. Konstantinopel
  9. Bergischer Hammer
  10. Asgard
  11. Nordmänner

April Art

Der nächste Act ist mir völlig unbekannt. Ich habe nochmals einen kurzen Abstecher auf den Markt geplant, doch bleibe dann eine ganze Weile bei der Dark Stage hängen. Die gänzlich in rot gekleideten Alternative Rocker liefern den typischen Früh-am-Tag-Sommerfestival-Auftritt, an welche man sich so gut zurückerinnert. Hut ab!

Ad Infinitum

Wer hat’s erfunden? Bevor unsere Landsleute Eluveitie als einzige Schweizer Band heute Nacht den finalen Schlusspunkt setzen dürfen, sind Ad Infinitum an der Reihe! Klar, inzwischen ist die Band doch sehr deutsch, doch am Anfang der Bandgeschichte steht immerhin ein Solo-Projekt unserer Westschweizer queen of the damned Melissa Bonny. Die ‘Königin’ aus Montreux bleibt auch in der Gegenwart Mittelpunkt und Augenfang der Symphonice Metaller.

Mit Songs wie «Marching On Versailles», «See You In Hell» und «I Am The Storm» hat die noch junge Band sich bereits fest in der Metal-Szene etabliert. Nach der umwerfenden Plattentaufe letzten Herbst im Z7 waren meine Erwartungen vielleicht ein bisschen hochgesteckt. Einschub: Ich merke gerade, dass wir darüber gar nicht berichteten und es auf unserem Portal auch noch keine einzige Review zur Band gibt… Ups, vielleicht doch nicht sooo etabliert…

Doch zurück zu den hohen Erwartungen: Ich kann nicht sagen, woran es genau liegt. Sängerin Melissa strotzt vor Bühnenpräsenz, weiss, wie man sich auf einer Bühne bewegt, und reichert den mehrheitlich cleanen Gesang stellenweise mit ihren bösen Growls an. Auch der Rest der Band macht eigentlich nichts falsch! Doch irgendwie überzeugt mich der Auftritt heute nicht hundertprozentig. Schade, doch in einigen Wochen am Rock The Lakes soll sich dies zum Glück ändern!

Ektomorf & Autogrammstunde mit Obscurity

Oh no, nicht schon wieder! Eigentlich gäbe es dank nur einer Doppelbühne ja eigentlich keine Überschneidung, doch schon wieder gelüstet mich ein Meet & Greet. Auch jetzt spielt jedoch die damit konkurrierende Band auf der linken Bühne, so dass wir den Auftritt aus der Autogramm-Schlange geniessen können!

Diese Band hört auf den Namen Ektomorf und stammt aus Ungarn. Die Roma-Groove-Hardcore-Thrasher sind mir zwar schon lange ein Begriff, doch erst seit einigen Monaten finden ihre Titel immer und immer wieder einen Weg in meine Playlist. Nichtsdestotrotz bin ich wahrscheinlich nicht genügend vorbereitet (und zu abgelenkt vom Autogrammstand), um den Auftritt richtig zu geniessen. Naja, auf ein anderes Mal!

Auch die Autogrammstunde mit Obscurity verläuft reibungslos und die Band nimmt sich für jeden einzelnen Fan Zeit, um einige Worte zu wechseln. Sehr angenehm!

Tankard

So, es ist Zeit für ein grosses Bier und Alcoholic Metal! Kurz (noch während Ektomorf) beim Biergarten ein dunkles Mass geholt und ab vor die Rock Stage… Hier legen Tankard aus Frankfurt mit «Rectifier» los. Wow, welch Abriss! Ich stehe in der zweiten Reihe und trotz Bierkrug in der Hand will der Kopf nur eines: schütteln, schütteln, schütteln.

Okay, die Spielzeit ist mit nur 40 Minuten zwar sehr begrenzt, aber muss man denn deswegen so schnell spielen?! Spass beiseite, zumindest hier vorne ist die Stimmung grandios. Nicht mal die andauernd vorbeikommenden Crowdsurfer können dies ändern – ich stehe aber auch leicht seitlich. Die Band feiert dieses Jahr ihr 40-jähriges Bestehen (was Sänger Gerre dann auch geschickt in die Ansage von «One Foot In The Grave» einbaut). Die Erfahrung ist der Band durchaus anzumerken. Gespielt wird angenehm tight und sehr präzise. Viel zu schnell ist Tankard dann vorbei: «(Empty) Tankard» bildet den Abschluss und auch der Bierkrug in meiner Hand ist nur noch mit Umgebungsluft gefüllt.

Setlist – Tankard

  1. Rectifier
  2. The Morning After
  3. Rapid Fire (A Tyrant’s Elegy)
  4. One Foot In The Grave
  5. Ex-Fluencer
  6. Chemical Invasion
  7. (Empty) Tankard

Unleashed, oder: Unsere letzte Pause

Zu Unleashed kann ich leider nicht allzu viel schreiben. Den ersten Teil des Auftritts verbringen wir mit dem Unterhalt unserer Körper: WC, Wasser, Verpflegung. Danach begeben wir uns gleich wieder vor die Rock Stage, da es noch seitliche Front Row-Plätze für Insomnium gibt. Von hier aus ist der Sound nicht der Wahn – was hier aber auch völlig okay ist – und so setzen wir uns dann sogar einen Moment hin. Danach ist nichts mehr mit Pause…

Insomnium

Es ist schon bald 18 Uhr und Insomnium sind an der Reihe. Der Platz in der ersten Reihe ist richtig angenehm, denn hier kann man mehr oder wenig ungestört die Haare kreisen lassen. Schnelles Schütteln ist nach Tankard vorerst keine wirkliche Option und der Helikopter passt sowieso besser zum finnischen Melodeath.

Die Band aus dem Osten Finnlands nimmt das ‘Melo’ in Melodeath ernst und sorgt für verträumte und doch harte 45 Minuten. Die Kombination aus harschen Growls aus der Kehle von Bassist Niilo und den cleanen Vocals von Gitarrist Jani harmonieren sehr schön mit den mal schnellen Gitarrenläufen und mal ausgedehnten Instrumentalparts. Nach den beiden nicht ganz kurzen Songs «While We Sleep» und «Heart Like A Grave» ist viel zu schnell Schluss. Fest steht: Dies war weder mein erstes noch mein letztes Insomnium-Konzert!

Setlist – Insomnium

  1. Karelia
  2. Valediction
  3. Mortal Share
  4. Ephemeral
  5. And Bells They Toll
  6. Pale Morning Star
  7. While We Sleep
  8. Heart Like A Grave

Betontod & Du Nicht-Autogrammstunde mit Knorkator

Das Programm sieht nun einen Abstecher zum Punkrock vor. Auch mit dem Fünfer aus dem Ruhrgebiet haben sich dieses Jahr meine Wege schon gekreuzt. Tatsächlich sollte dann auch gar nicht viel anderes als vor einem Monat am Greenfield passieren. Ich könnte sogar meinen kurz gehaltenen Beitrag auch einfach copy-pasten. Erneut wird «Was Wollen Wir Trinken» gespielt, und erneut ist das klare Highlight des Gigs «Traum Von Freiheit». Ihr wisst schon, der Ohrwurm: Komm wir tanzen / zusammen / im Wasserwerferregen…

Nebenbei findet zudem noch das Meet & Greet mit Knorkator statt. Doch als wir vom Insomnium-Auftritt her auf die linke Seite des Infields kommen, ist dieses schon bald vorüber und die Schlange noch immer eher lang. Heisst für mich also: Du nicht! Die Berliner haben hier ja quasi Heimvorteil. Auf jeden Fall sieht die Autogramm-Party spassig aus und ich freue mich auf den später folgenden Auftritt.

Exodus

Auf der rechten Seite haben Exodus derweil aufgebaut. Die Thrash-Pioniere aus der San Francisco Bay Area sind heute in Topform. Die Band, bei der in den Anfangsjahren Metallica-Guitarero Kirk Hammett mit von der Partie war, nutzt ihren 45-Minuten-Slot gekonnt und ballert ihren Thrash Metal in die Menge. Da die Abfolge Knorkator – Eisbrecher – Accept – Eluveitie nachher noch streng wird, nehmen wir uns jedoch zurück und geniessen das Spektakel von der Ferne.

Auf die Aufforderung von Fronter Steve Souza, zu zeigen, wie der «Toxic Waltz» geht, spielt Gitarrist Gary Holt dann erst mal das Intro von «Raining Blood». Da ist wohl noch etwas aus seiner Zeit bei Slayer hängengeblieben. «Toxic Waltz» gibt’s dann natürlich trotzdem auf die Ohren, und schon bald geht’s von Richmond…

Testament, Autogrammstunde mit Insomnium & Treffen mit Elu

… nach Berkeley. Denn die nächste Stunde wird weiter der Bay Area-Thrash zelebriert! Testament geben ebenso alles, doch mein persönlicher Eindruck ist, dass Exodus im Direktvergleich besser abgeliefert haben. Nichtsdestotrotz macht die Mucke Laune!

Zeitgleich besuchen wir dann ein weiteres (das letzte…) Meet & Greet, dieses Mal mit Insomnium. Auch die Finnen sind für einen kurzen Schnack zu haben, bevor wir uns dann auf den Weg machen, um einen guten Platz zu suchen.

Auf dem Weg zur rechten Bühne treffen wir dann noch auf einige Mitglieder von Eluveitie, welche sich ebenfalls den Testament-Auftritt geben. Kurz hallo gesagt, guten Auftritt gewünscht und weiter…

Knorkator

‘Deutschlands meiste Band der Welt’ ist nun also an der Reihe. Für mich ist das jetzt folgende Spektakel eines der Festival-Highlights. Auf los geht’s los, ick freu mir!

Knorkator verzichten heute – wie übrigens schon viele Bands diesen Sommer – darauf, allzu viele neue Songs zu spielen. Viel mehr dürfte auch die heutige Setlist als eine sorgfältige Selektion aus der ganzen Bandgeschichte angesehen werden. Okay, ich würde da noch einige Songs austauschen und ergänzen, aber eine Stunde Spielzeit ist nun mal eine Stunde Spielzeit. Auch wenn die dann am Ende leider nicht vollständig genutzt wird…

Und auch für mich sind wahrlich viele Knaller dabei: Von «Du Nich» über «Eigentum», «Revolution» und «Böse» bis zu «Alter Mann» und «Dinge Inne Schnauze». Ich sag nur: Was für ein Abriss! Der Bereich vor der Bühne ist übrigens rammelvoll und von hier vorne macht es gar den Eindruck, dass noch mehr Leute als bei den Headlinern vor der Bühne stehen.

Zwischendurch unterstützt dann die Tochter von Sänger Stumpen ihren Papa am Mikro. Agnetha Ivers hat auch schon im Studio mit der Berliner Band kollaboriert (z. B. bei «Untergang»), und vergangenen Frühling hat sie ihren Vater dann während einigen Konzerten sogar ganz ersetzt. Stumpen hatte damals Probleme mit seiner Stimme, und statt die betroffenen Konzerte einfach abzusagen, entschlossen sich Alf Ator, Buzz Dee und Agnetha, die Gesangsparts gemeinsam durchzubringen. Auch jetzt verzichtet der Blödel-Sänger noch weitgehend auf allzu hohe Stellen und überlasst diese lieber seiner Tochter respektive dem Publikum.

Die Zeit ist vorangeschritten; Stumpen ist seinen goldenen Glitzer-Anzug und die darunter getragene blaue Glitzer-Hose längst los und steht fast nackt auf der Bühne. Die beiden Erfolgstitel «Wir Werden Alle Sterben» und «Zähneputzen, Pullern Und Ab Ins Bett» schliessen dann den viel zu kurzen Auftritt ab. Beim Verabschieden zupft Agnetha Stumpens Unterhose zurecht, worauf dieser dem Publikum sein nacktes Gesäss präsentiert. Ich liebe Knorkator! (pam: Hehe, schön, aber nicht die „Titten“ bei Steel Panther … 😉 … man verzeihe mir diesen Kommentare, aber hab mir das grad so bildlich nebeneinander vorgestellt).

Setlist – Knorkator

  1. Buchstabe
  2. Du Nich
  3. Eigentum
  4. Ich Hasse Musik
  5. Revolution
  6. Böse
  7. Alter Mann
  8. Ding Inne Schnauze
  9. Weg Nach Unten
  10. Wir Werden Alle Sterben
  11. Zähneputzen, Pullern Und Ab Ins Bett

Eisbrecher

Gleich nach dem ersten Song «Verrückt» begrüsst Eisbrecher-Frontmann Alex seine Fans. Ob man es sich eigentlich leisten könne, nach der meisten Band der Welt auf die Bühne zu gehen, fragt er sich und meint nur: challenge accepted!

Als grosser Fan von Knorkator und ‘normalem’ Fan von Eisbrecher muss ich zugeben: Diese Challenge können Eisbrecher problemlos für sich entscheiden. Knorkator sorgte zwar für viele Lacher und eine grosse Party, doch gerade im Vergleich zu früheren Auftritten (z. B. 2019 im Komplex 457) hätte man mehr erwarten dürfen. Alexx Wesselsky und seine Jungs liefern hingegen von A bis Z (resp. von «Verrückt» bis «Miststück») einen astreinen Auftritt ab. Schnee-Effekt bei «Sturmfahrt» inklusive.

Auch an der Setlist gibt es eigentlich nicht viel auszusetzen. Mit «FAKK» und «Nein Danke» haben es zwei der ganz grossen Songs des neuesten Albums «Liebe Macht Monster» aufs Programm geschafft, während auch viele Must-Haves aus älteren Zeiten berücksichtigt wurden. Dann beim Abschluss «Miststück» noch kurz einen Rap aus Clawfingers «Nigger» eingebaut, und Schluss.

Setlist – Eisbrecher

  1. Verrückt
  2. Sturmfahrt
  3. Fehler Machen Leute
  4. FAKK
  5. Nein Danke
  6. Eiszeit
  7. Prototyp
  8. Himmel, Arsch und Zwirn
  9. This Is Deutsch
  10. Was Ist Hier Los?
  11. Miststück (+ Nigger)

Accept

Nun sollte die Show von Accept beginnen. Doch scheint es technische Probleme zu geben… Der Veranstalter richtet einige Worte an die Besucher und bedankt sich für deren Treue. Diese kurze Ansage wäre wohl für die nächste Pause geplant gewesen, denn als einzige dauert sie fünfzehn statt nur fünf Minuten. Mit einiger Verzögerung ist es dann aber so weit…

… Zeit für den vierten Headliner des Festivals! Es sind die erstmals 1971 gegründeten Heavy Metal-Legenden Accept. Auch 51 Jahre nach der Gründung wissen die Herren mit ihren gnadenlosen Riffs und Mark Tornillos Stimme zu überzeugen. Klar, vor 51 Jahren war niemand der jetzigen Besetzung dabei, doch mit Wolf Hoffmann steht jemand auf der Bühne, der seit 1976 dabei ist und für die internationalen Erfolge in den 80er Jahren mitverantwortlich war.

Doch kommen wir zum Auftritt: Die ersten paar Songs gehen wir relaxed an. WC, Heissgetränk (ich hab noch gar nicht erwähnt, wie kalt es in der Nacht jeweils wird…), Show von weit hinten geniessen. Das ist schon ein anderes Kaliber als Running Wild! Anfangs steht die neueste Scheibe «Too Mean To Die» im Fokus, kurz unterbrochen vom Knüller «Restless And Wild».

Aus einem 16 Alben starken Katalog schaffen es Accept problemlos, ihren ganzen Slot so zu füllen, dass nie Langeweile aufkommt. Gegen Ende sind sowieso mehrere Fixpunkte vorgesehen, ohne die die Band gar nicht von der Bühne gehen dürfte. Mein heutiger Eindruck ist jedoch (und ich möchte betonen, dass das auch schon anders war), dass gerade diese Überhits besser zur Geltung kommen, wenn der damalige Sänger Udo Dirkschneider sie mit seiner nach sich selbst benannten, heutigen Band zum Besten gibt. Doch was will ich sagen, Accept haben ihren Slot, ihre Bühne und das gesamte Festival gerockt!

Setlist – Accept

  1. Zombie Apocalypse
  2. Symphony Of Pain
  3. Restless And Wild
  4. Overnight Sensation
  5. The Abyss
  6. Riff Orgy
  7. Objection Overruled
  8. The Best
  9. Shadow Soldier
  10. Princess Of The Dawn
  11. Fast As A Shark
  12. Metal Heart
  13. Teutonic Terror
  14. Pandemic
  15. Balls To The Wall
  16. I’m A Rebel

Eluveitie

So, jetzt wirklich! Metal aus der Schweiz und Abschluss von vier Tagen Live-Musik! Auch die Truppe um Mastermind Chrigl Glanzmann beginnt dank der vorangegangenen Verzögerung leicht verspätet. Doch wir haben’s ja nicht eilig.

Von vielen Besuchern des Out In The Green habe ich gehört, dass die damalige Show gut gewesen sein soll. Aber hey, so gut wie das hier? Eluveitie beweisen einmal mehr, wieso sie DER Schweizer Metal-Export schlechthin sind. DAS ist ein fetter Abriss! Egal ob «Rebirth», das ungewöhnlich früh gespielte «Inis Mona», das anständig harte «Deathwalker», das ungleich weichere «Ambiramus» (beide Songs auch nicht mehr allzu jung…), oder das auf Schweizerdeutsch vorgetragene «De Ruef Vu De Bärge»… Die Band wirkt eingespielt, der Sound passt schon nach nur ein bis zwei Songs (zum Glück!) und Elu bieten einen würdigen Abschluss.

À propos Abschluss: Der heutige ist der letzte Auftritt von Drehleier-Meisterin Michalina Malisz. An dieser Stelle sei vielleicht kurz auf ihr neues Projekt LYRRE verwiesen. Für die ganze Band gibt es kurz einen emotionalen Moment. Verständlich, schliesslich war die instrumentale Nachfolgerin von Anna Murphy seit deren Austritt 2016 konstantes Mitglied der Folk Metaller.

Visuell wird das Folk Metal-Gewitter mit vielen Pyro- und Nebeleffekten untermalt. Wenn man bedenkt, dass es schon gegen 2 Uhr nachts zugeht und nicht mehr gerade warm ist, hat dies schon eine coole Wirkung. Nach ihrem nicht ganz einstündigen Auftritt verabschieden sich Chrigel und seine Band (wie so oft mit deutlich ausgedrückter und ehrlich wirkender Dankbarkeit) vom Rockharz-Publikum. Musikalisch ist die neunundzwanzigste Ausgabe somit Geschichte.

Sonntag, 10. Juli

In der Nacht sollte es dann im Camp noch ein Bierchen und einen Late Night Snack geben. Doch irgendwann ist der Gang in die Heia angesagt, schliesslich haben alle einige Kilometer Weg bis nach Hause.

Nach dem Rückbau unseres Camps lassen wir die grüne Fläche sauber zurück und machen uns auf den Weg. Uns stehen etwa 700 Kilometer bevor…

Das Fanzit – Rockharz Festival 2022

Nun, was soll ich sagen? Auch dieses Jahr – für mich die zweite Ausgabe – war das Rockharz ein Fest! Es gab viele coole Auftritt, die Stimmung war angenehm (auch mit gefühlt mehr Besuchern, schliesslich war ausverkauft), das Festival hat generell eine angenehme Grösse…

Leider gab es jedoch auch den einen oder anderen Kritikpunkt, der seit 2019 dazukam. Von uneinheitlich durchgesetzten Regeln, merkwürdigem Met-Gepansche über Diskussionen mit der Security bis hin zu Wartezeiten aufgrund zu wenig vorausschauender Planung… Man kann ja mal ein Auge zudrücken. Die Abmischung muss ich jedoch wirklich bemängeln: Zu viele Bands (und deren Besucher) litten an unter dem schlechten Sound, welcher die Musik wortwörtlich verschlechterte. In dieser Hinsicht wünsche ich mir, dass für 2023 über die Bücher gegangen wird.

Übrigens: Das Rockharz findet nächstes Jahr vom 5. bis zum 8. Juli statt. Es wird die dreissigste Ausgabe des Festivals werden und das bereits bestätigte Line-Up liest sich nicht schlecht: Destruction, Die Apokalyptischen Reiter, Equilibrium, Hämatom, Lord Of The Lost, Paradise Lost… Da müsste man ja fast hin, oder? We will meet again at the Devil’s Wall!


Wie fandet ihr das Festival?

12.09.2022
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