Emmentaler Abend im Z7
Der Sommer ist vorbei, die zahlreichen Festivals sind durch – es wird wieder Zeit für Hallenkonzerte. Da nun das Z7 seine logistischen Probleme für mehrere Jahre gelöst hat, darf man sich auch wieder auf manchen Trip in die Nordwestschweiz freuen! Und die erste Reise führt mich zu Shakra – denn die waren am „Rock The Lakes Festival“ dermassen stark, da kann man problemlos noch einen Headliner Auftritt vertragen!
Rock Out
Bevor die Emmentaler jedoch im Konzerttempel loslegen, sind andere Landsleute am Zug – ebenfalls Emmentaler. Die Jungspunde von Rock Out haben die Ehre und das Vergnügen, Shakra auf deren Tour zu begleiten. Das Quartett wird seit längerem auch im Kollegenkreis hochgelobt, zu ihrem Album hat Andy auch eine Review gemacht (siehe hier) – nur meine Wenigkeit hat es bislang geschafft, diese Band noch nie live zu sehen. Sogar meine Frau Nicky – heute als Fotografin im Einsatz – hatte die Truppe schon vor der Linse…
Pünktlich um 20 Uhr geht’s los, Sänger und Gitarrist Florian Badertscher, Gitarrist Severin Held, Basser Luca Gfeller und Drummer David Bärtschi entern die Bühne und geben mit „Hard Rock’n’Roll“ grad mal den Tarif durch. Auch „Stand Together“ vermag vollends zu überzeugen, dem Publikum gefällt’s und so sorgen die Fans von Beginn weg für gute Stimmung.
Auffallend ist das kleine Drumset von David. Der hat nur das allernötigste zum Draufhauen aufgebaut, es scheint zudem, dass er fast auf dem Boden sitzt – und dennoch sorgt er für Power und treibt seine Vorderleute unermüdlich an. Doch die Power nehmen die Vier nun leider selber etwas raus: Eine Ballade als dritter Song wirkt irgendwie unpassend. Da ist „Living On The Limit“ definitiv unterhaltsamer!
Musikalisch ist das Programm zudem recht abwechslungsreich, hier gibt’s mehr als bloss „Mitten in die Fresse Rock’n’Roll“. Teilweise sind durchaus auch mal Anleihen an die 70er rauszuhören. Florian agiert zudem als souveräner Fronter – manch einer in seinem Alter würde wohl zurückhaltender sein. Doch etwas Nervosität ist bei ihm laut seiner Ansage offenbar doch aufgekommen, als er Backstage gesehen hat, wer denn schon alles auf dieser heiligen Bühne spielen durfte. Doch davon ist nun wirklich nichts zu spüren!
Nach stolzen 50 Minuten, inklusive Zugabe, ist Schluss mit der Rock Out Premiere im Z7. Ein überzeugender Auftritt, der aufzeigt, warum die Jungs dermassen gelobt werden. Und für mich heisst es nun: CD bestellen.
Shakra
In unserem kleinen Land gibt’s einige richtig gute Hardrock Bands, das ist kein Geheimnis. Zur absoluten Spitzengruppe gehört da ohne Wenn und Aber der heutige Headliner. Der Auftritt von Shakra am Murtensee war eine kleine (oder grosse…?) Machtdemonstration. Heute sind sie zudem der Main Act und da darf man wohl noch einiges mehr erwarten…
Etwas erstaunlich ist der eher geringe Zuschaueraufmarsch, gerade mal so um die geschätzt 500 Leute sind hier. Das waren in der Vergangenheit schon deutlich mehr… Über die Gründe kann man natürlich spekulieren. Aber da Shakra am Tag darauf auch noch im Bernbiet spielen, wird manch einer die Mühle Hunziken als Alternative zur Reise nach Pratteln gewählt haben. Nichtsdestotrotz – die anwesenden Fans sorgen für eine prächtige Kulisse und durchwegs gute Stimmung!
Die Emmentaler lassen sich denn auch nicht lumpen. Mit „Fireline“ und dem sagenhaften „Raise Your Hands“ eröffnen sie ihre Show und alle Musiker zeigen sich von Beginn weg äusserst motiviert. Klar, im Fokus steht Fronter Marx Fox, der ist zweifellos der agilste des Quintetts und führt absolut souverän durch das Programm. Flankiert ist er von den beiden Gitarristen Thomas Blunier und Thomas Muster, welche zwar beide nicht gerade die bewegungsfreudigsten sind – doch in ihren Gesichtern und ihrem Grinsen ist anzusehen, dass sie den Abend durchaus geniessen. Und was vor allem Blunier in dessen Verlauf aus seinen sechs Saiten zaubert, ist eh der Wahn!
Etwas zurückhaltend ist derweil der nicht mehr ganz so neue Basser Cyril Montavon, der ansonsten eigentlich immer auch für herrlichste Grimassen zu haben ist. Angetrieben werden die vier von Roger Tanner, der einen deutlich grösseren Arbeitsplatz hat als vorher David bei Rock Out…
Wer zwölf Alben veröffentlicht hat, kann dann natürlich aus dem Vollen schöpfen, wenn es darum geht ein geiles Programm zusammen zu stellen. Während am Open Air neulich vor allem die Werke „Mad World“ und „High Noon“ im Zentrum standen, so ist heute „Snakes & Ladders“ am prominentesten vertreten. Durchaus überraschend…
Relativ früh kommt bereits „Trapped“ an die Reihe, der erste der alten Klassiker. Wenn schon, denn schon – da kann man grad auch das geniale „Why Don’t You Call Me“ hinterher schieben! Ein Triple vom erwähnten 2017er Silberling ist dann an der Reihe, angeführt vom stampfenden „Cassandra’s Curse“. Und das herrliche „Something You Don’t Understand“ wird zu einem weiteren Highlight.
Und mit voller Power geht es weiter: „Too Much Is Not Enough“ sorgt für Begeisterungsstürme, bevor es dann mit „Open Water“ das einzige Mal etwas ruhiger wird. Etwas verschnaufen – passt schon. Denn mit der neuen Single „The Way It Is“ (die livehaftige Premiere, erinnert mich stellenweise etwas an „Rising High“) wird sofort wieder Gas gegeben, während „The Seeds“ danach sicherlich etwas überraschend ist.
Mit „Life Is Now“ wird die Schlussphase eingeläutet. Die hat es in sich, jetzt richten die Emmentaler nochmals mit der grossen Kelle an. „High Noon“ und „Ashes To Ashes“ sorgen nochmals für grossen Jubel, bevor das unvermeidliche „Rising High“ nach 90 Minuten den Schlusspunkt unter eine sackstarke Show setzt. Denn das ist doch das Ende – oder etwa nicht?
Nun, meistens ist das auch so. Heute glücklicherweise nicht! Shakra haben noch genügend starke Songs und Klassiker, die man auch nach dem grössten Hit hören kann… Mit dem Medley aus „Hands On The Trigger“ und „Nothing To Lose“ gibt’s nicht nur bei mir starke Anzeichen von Eskalation. „Medicine Man“ ist zwar ein „neuerer“ Track, was seine Qualität allerdings zu keiner Sekunde mindert. „Hello“ – dem Titel nach müsste das zwar eher der Opener sein – bildet dann aber wirklich das Finale.
Das Fanzit – Shakra, Rock Out
Schwiizer Musig – ich weiss warum! Ein Hardrock Abend vom Feinsten konnten die Fans im Z7 erleben. Die Jungs von Rock Out können ganz offensichtlich auch auf grösseren Bühnen überzeugen.
Und Shakra – die gehören wie schon gesagt einfach zur nationalen Spitze! 110 Minuten Spielzeit, 22 (!) Songs sprechen eine deutliche Sprache. Top motiviert und weit weg von irgendwelchen knapp 90 minütigen Auftritten, wie sie leider viel zu oft üblich sind. Die Reise ins Z7 hat sich wieder einmal gelohnt! Und in dieser Verfassung schaue ich mir beide Bands sehr gerne sehr bald wieder an…
Setliste Rock Out
- Hard Rock’n’Roll Tonight
- Stand Together
- Miss You
- Living On The Limit
- Drum Solo
- Dead Riders
- I Wanna Live
- 7 Minutes
Setliste Shakra
- Fireline
- Raise Your Hands
- Mad World
- A Roll Of The Dice
- When It All Falls Down
- Trapped
- Why Don’t You Call Me
- Cassandra’s Curse
- Something You Don’t Understand
- I Will Rise Again
- Too Much Is Not Enough
- Open Water
- The Way It Is
- The Seeds
- Life Is Now
- High Noon
- Ashes To Ashes
- Rising High
- Hands On The Trigger / Nothing To Lose*
- Medicine Man*
- Hello*
* Zugaben