Aller guten Dinge sind drei!
Während andere Bands den Eindruck machen, noch immer durch die Pandemie paralysiert zu sein, lieferten die finnischen Battle Beast am 5. September ihre dritte Schweizer Show des Jahres ab. Dabei stand diese Nummer 3 in Pratteln den Festivalauftritten in gar nichts nach!
Zukunft der Szene und der Konzertfabrik Z7
Leute, Klartext! Die Pandemie mag zwar – Holz alange – so gut wie vorbei sein. Doch die Veranstaltungsbranche steckt mitten in der Krise. Darauf werde ich an dieser Stelle nicht genauer eingehen, doch wissen wir, dass sich Konzertabsagen wieder häufen. Dafür mag es verschiedene Gründe geben. Ob man diese nun der Logistik zuschiebt, offen schlechte Vorverkaufszahlen eingesteht oder direkt die Folgen der Pandemie verantwortlich macht. Fakt ist, dass noch lange nicht alles wie zuvor ist – und wahrscheinlich auch nie mehr wird…
Gleichzeitig hing das leidige Parkplatz-Problem lange Zeit wie ein Damoklesschwert über dem heiligen Konzerttempel Z7 in Pratteln. Eine Schliessung zum Jahreswechsel 2022/23 war während Monaten die Horror-Vorstellung. Am 2. September dann die glückliche Nachricht: Da die Parkplatz-Situation vorübergehend gelöst wurde, kann das Z7 mindestens während fünf weiterer Jahre bestehen. Da bietet sich das Z7-Konzert-Trio Blind Guardian + Battle Beast + U.D.O. ja optimal zum Feiern dieser frohen Kunde an!
Gerade in diesen schwierigen Zeiten für die Branche ist es auch erfrischend (natürlich nicht im wortwörtlichen Sinn), bei Blind Guardian in einer ausverkauften Konzerthalle zu stehen. Klar, wäre der Vorverkauf erst 2022 losgegangen, sähe das wohl anders aus. Der Battle Beast-Abend ist dann schon nicht mehr so gut besucht, und bei U.D.O. (mein Namensvetter Domi wird darüber berichten) ist die Halle dann schon nur noch mager besucht.
Doch genug der langen Rede, kommen wir zum eigentlichen Bericht!
Future Palace
Mein Drängen innerhalb unserer Konzerttruppe war erfolgreich: Trotz Besuch bei einer gewissen königlichen Fast-Food-Kette und dank freier Strasse kommen wir überpünktlich im Z7 an. Wieso ich drängte? Nun, generell versuche ich, gerade wenn ich akkreditiert bin, pünktlich zu Beginn vor Ort zu sein. Zudem höre ich im Normalfall schon einige Zeit vorher bei den Vorbands rein und war gespannt auf den Auftritt von Future Palace: Bei entsprechendem Auftreten und feierwilligem Publikum war das Potenzial für eine Warm Up-Party durchaus vorhanden. Im Umkehrschluss war jedoch abhängig von Auftritt und Besucheraufkommen auch eine totale Flaute möglich.
Den ersten Song verbringe ich damit, das Trio aus Berlin zu mustern: Sängerin Maria scheint sich mit ihren glitzrigen Kleidern und gefärbten Haaren irgendwo in der Alternative Punk-Szene zu sehen. Dazu noch eine Prise Rocker-Göre… Zu ihrer Rechten befindet sich ihr Kumpane Johannes hinter seiner Schiessbude. Deren seitliche Positionierung macht mit der Aufstellung des Trios durchaus Sinn, auch wenn mir sonst seitlich stehende Schlagzeuge nicht besonders zusagen. Der dritte im Bunde ist Gitarrist Manuel.
Musikalisch bewegen sich die Berliner in einem Genre, das man allgemein als Alternative Rock oder Alternative Metal bezeichnen würde. Dessen Grenzen werden jedoch spätestens bei «Flames» zumindest gedehnt. Gerade jene Stellen, bei welchen sich Maria über den Clean-Gesang hinauswagt und auch die Instrumente härter angespielt werden, haben es mir sehr angetan. Kombiniert mit den rappigen Parts und den elektronischen Einspielern erinnert der Song ein wenig an Infected Rain.
Nach einer guten Länge für einen Opening Act – auf die Uhr habe ich nicht geschaut – und dem ‘Future Palace Signature-Song’ «Paradise» verabschiedet sich das Berliner Trio und macht die Bühne frei für den finnischen Headliner.
Wie erwartet werden konnte, lag der Auftritt also zwischen meinen beiden möglichen Szenarien: Keine Party, von der man noch Jahre später sprechen würde, aber auch nicht Flaute. Für mich persönlich dürften die härteren Passagen etwas häufiger eingeplant werden. Gerade die Wechsel weg vom cleanen Gesang machen Spass! Auf der anderen Seite dürften jene Stellen, bei welchen nur Einspieler zu hören sind, reduziert werden. Doch das wäre dann schon ein wenig gesucht… So oder so werde ich Future Palace in Zukunft auf dem Schirm behalten!
Battle Beast
Ich erwähnte es bereits im Vorbericht zum heutigen Abend: Diesen Sommer haben Battle Beast der Schweiz schon zwei Mal eingeheizt: Einmal planmässig auf der Eiger Stage am Greenfield Festival, wo die Band komplett auf Schabernack verzichtete und stattdessen 50 Minuten lang durchrockte. Und dann an den Z7 Wild Dayz, wo sie für Epica als Headliner einsprangen und den ersten Festivaltag mit einer wilden Party beendeten. Nun also steht hier in Pratteln, auf derselben Bühne wie bei den Wild Dayz, Auftritt Nummer drei an.
Der «Circus Of Doom» ist in der Stadt und der Titelsong des aktuellen Albums bildet auch sogleich den Ausgangspunkt für einen energiegeladenen Gig. Mit «Straight To The Heart» geht es zurück in der Zeit, back to 2017 zumindest. Songs des Debüts «Battle Beast» oder des ersten Albums mit Noora, «Unholy Savior», werden auch heute keinen Weg in die Setlist finden. «Bringer Of Pain» hingegen wird heute nicht nur mit STTH vertreten sein, sondern mit insgesamt fünf Titeln. Kein Wunder, wie könnte man auch das jeweils gegen Schluss gespielte «King For A Day» weglassen oder die Hüpfhymne «Familiar Hell»? «No More Hollywood Endings» ist – wie auch schon bei den Festivals – mit zwei Songs mit von der Partie. Der Fokus liegt auf dem neuesten Silberling «Circus Of Doom», von welchem nur vier Songs fehlen. So viel Neues zu spielen, braucht vielleicht Mut; doch diesen zeigen Noora und Co. Die Rechnung geht auf!
Jungs und Mädels, habt ihr das eigentlich gesehen? Wer ist das da an der Gitarre? Den Typen kennt man gar nicht. Und wo ist Joona? Nach dem Konzert werde ich dann auch noch den dazugehörigen Facebook-Post finden, doch zum Glück werden wir von der Band noch während dem Konzert aufgeklärt: Joona ist aus familiären Gründen bei dieser Tour nicht dabei und wird stattdessen von Atte Aho, dem ‘special guest for this tour only’, ersetzt. Da Atte noch nie hier im Z7 war, müssen wir ihm dann beweisen, wozu wir Schweizer an Konzerten fähig sind. Das lässt sich das Publikum natürlich nicht zweimal sagen und geht bei den folgenden Songs noch ein Stück mehr ab. Die Band freuts und der redefreudige Basser Eero bedankt sich, immer und immer wieder hier spielen zu dürfen. Er schätzt dann auch, dass das Z7 wohl die von Battle Beast am meiste besuchte Location ist.
Nach «Bastard Son Of Odin» wird es wild: Nach den bereits bekannten finnischen Erfindungen à la ‘Nokia phones, Angry Birds and daylight drinking’ wird uns das nächste grosse Ding vorgestellt: Der Battle Beast-Schlagerwagen! Die fahrbare Konstruktion, welche nicht zum ersten Mal auf der Z7-Bühne steht (okay, früher sah sie nicht ganz genau gleich aus und nannte sich ‘disco inventor’), verfügt neben einem Rastplatz für die Keytar und blinkenden E-Drums über eine modulare Mini-Bar. Während im Hintergrund jemand das Riff von «I Was Made For Loving You» spielt, mixt Joonas Bruder Janne kurzerhand sieben Gin Tonics. Fünf für die Band, zwei für die vorderen Reihen. Den in der Flasche verbleibenden Gin muss eines Inputs aus dem Publikum sei Dank der Roadie stürzen. Nach dieser kurzen Einlage wird der Schlagerwagen dann noch für «Russian Roulette» gebraucht, bevor er wieder hinter die Bühne darf.
Danach folgen das neue «Wings Of Light» und das hühnerhauttreibende «Eden», bevor vermeintlich Schluss ist. Wäre da nicht die Zugabe… Doch nach dem fünfzehnten Song «Beyond The Burning Skies» ist dann wirklich Schluss!
Verschwitzt und glücklich verlassen die paar hundert Anwesenden Fans das Z7 in Richtung Parkplatz oder Bahnhof. Sängerin Noora zeigt sich indes fannah: Noch immer mit Hörnern auf dem Kopf lässt sie sich im Aussenteil des Backstagebereichs auf einen Schwatz und viele Fotos mit einigen Fans ein, welche dafür brav Schlange stehen. Uns zieht es jedoch nach Hause, schliesslich steht morgen U.D.O. an.
Setlist – Battle Beast
- Circus Of Doom
- Straight To The Heart
- Familiar Hell
- Armageddon
- Place That We Call Home
- No More Hollywood Endings
- Eye Of The Storm
- Where Angels Fear To Fly
- Bastard Son Of Odin
- Russian Roulette
- Wings Of Light
- Eden
- Master Of Illusion*
- King For A Day*
- Beyond The Burning Skies*
*Zugaben
Das Fanzit – Battle Beast, Future Palace
Future Palace haben aufgeheizt. Klar, im Vergleich zu Battle Beast haben sie fast schon abgestunken, aber ohne die Vorarbeit der Berliner wäre das Publikum zum Start des Headliners noch nicht richtig aufgewärmt gewesen. Und auch das erneute Reinhören nach dem Konzert zeigt: Future Palace haben Potenzial!
Battle Beast übernahmen dann das bereite Z7-Publikum und stürzten sich gleich von Anfang an in die Tiefen ihres ganz eigenen, charakteristischen Power Metals. Da dieser dritte Schweizer Gig des Jahres nicht nur ein Festivalauftritt war, blieb auch genügend Zeit für allerlei Schabernack: Zum Beispiel gab neben dem Auftritt des Schlagerwagens Bassist Eero seine eigene Interpretation von Aladdins «Eine Ganz Neue Welt» zum Besten. Vom ganzen blöden Gelaber natürlich mal abgesehen!
Aktuell sind Battle Beast live sehr stark unterwegs, auch wenn die Songs des neuen Albums nicht ganz an den Vorgänger «No More Hollywood Endings» anschliessen können. Fans der finnischen Band sind heute – egal ob sie an den Festivalauftritten dabei waren oder nicht – zu einhundert Prozent auf ihre Kosten gekommen!