Finstere Gesellen im Zürcher Oberland
Gemeinsam mit Samael und Diabolical konnten interessierte Zuhörer das dritte Quartal des Jahres 2022 am Freitagabend in Wetzikon ausklingen lassen. Beide Gruppen vermochten zu überzeugen und ermöglichten den Fans einen idealen Start ins Wochenende.
Die Walliser Samael zählen eindeutig zur Speerspitze der helvetischen Metal-Szene. Frönten sie zu Anfang noch hauptsächlich den schwarzmetallischen Klängen, kamen im Lauf der Zeit vermehrt Experimente mit elektronischen und industriellen Inhalten hinzu. Live-Shows dieser Kapelle sind ohnehin eine Wucht und ich bin dankbar, dass wir sie heute im Hall Of Fame-Club in Aktion erleben dürfen. Die aktuelle Tournee dient den Feierlichkeiten anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Scheibe «Passage». Aus den bekannten Gründen musste der Champagner zwar ein bisschen länger auf seinen Auftritt warten, aber nun hat man ihn sicherlich brav kühlgestellt und ist bereit, die Korken durch die Gegend fliegen zu lassen.
Rückendeckung erhalten Samael von Diabolical aus Schweden. An die ziemlich vernebelte Performance in der Met-Bar, welche die Truppe vor knapp drei Jahren abgeliefert hat, habe ich nach wie vor tolle Erinnerungen (siehe Review). Ausserdem ist den Nordmännern die heutige Location ebenfalls bestens vertraut. Schliesslich haben sie sich vor ein paar Monaten noch unter die Besucher des Black Hole Fest III (siehe Review) gemischt.
Diabolical
Die Herrschaften aus Stockholm eröffnen den Konzertreigen um 20.30 Uhr. Ihre Wohlfühloasen sind zweifelsohne düstere Bühnen. Nur vereinzelt bringen grüne, rote und blaue Scheinwerfer ein wenig Licht ins Dunkel. Diese Farbkombination ist sozusagen der leibhaftige Albtraum eines jeden Knipsers. Daraus resultiert oftmals kaum brauchbares Bildmaterial. Der Einsatz der Nebelmaschine ist diesbezüglich auch keine grossartige Hilfe. Dafür können sich alle Anwesenden umso intensiver auf die Musik einlassen und sich mit den präsentierten Tonfolgen auseinandersetzen. Das teuflische Quartett versteht es nämlich, beeindruckende Hymnen auf die Gehörgänge loszulassen. Die einzelnen Stücke enthalten viel Dimmu Borgir und Behemoth («Black Sun» oder «We Are Diabolical»). Etwas weiter entfernt sind obendrein Spuren von Alcest und Wilderun («Betrayal») auszumachen. Eine gelungene Darbietung der Akteure, die ja ebenfalls bald schon auf eine vierteljahrhundertjährige Existenz zurückblicken können.
Samael
Der Headliner legt zwar mit einer kleiner Verspätung erst um 22 Uhr los, lässt aber sofort den grossen Macker raushängen und zeigt den Fans diskussionslos, wer hier der Herr im Haus ist. Nix wird dem Zufall überlassen. Da stimmt schlichtweg alles von A bis Z. Bockstarke Leistung von Samael! Die inzwischen etwas besser besuchte Location scheint den Protagonisten zusätzliche Motivationsschübe zu verleihen. Bei den Ansagen entfaltet die tiefe Stimme von Vorph eine hypnotisierende Wirkung, der man sich nicht entziehen kann. In seinem Rücken hat der Fronter eindeutig das unbändige Energiebündel der Band. Der Kerl agiert unter dem Pseudonym «Xy» und kümmert sich sowohl um das Keyboard als auch die Perkussions-Abteilung. Dies tut er mit einer unglaublichen Innbrunst! Da ist jeder Applaus zurecht verdient.
Die aus Sion stammenden Künstler gliedern ihr Set in zwei Teile. Zuerst kommt der Jubiläums-Silberling zum Handkuss und wird in voller Länge durchgezockt. Besser kannst du ein solches Album eigentlich kaum ehren. Insbesondere die eingefleischten Bewunderer der Equipe feiern diese Aktion frenetisch ab. Nicht wenige erachten die Platte als eines der wichtigsten Erzeugnisse aus der Black- respektive Industrial Metal-Ecke. Und selbst ich muss zugeben, dass das Ding wahrlich einige Hits enthält. Bei gewissen Gästen dürfte zudem ein Hauch von Nostalgie hochkommen und Erinnerungen an frühere «Gothic-Keller-Partys» (hiessen meines Wissens «Endstation») wachrufen. Im zweiten Abschnitt berücksichtigt der Vierer dann diverse Kompositionen aus anderen Schaffensphasen. Das Niveau bleibt konstant hoch. Kracher wie «Luxferre» oder «Baphomet’s Throne» lassen auch gar nichts anderes zu. Eine 80 Minuten dauernde Machtdemonstration!
Das Fanzit – Samael, Diabolical
Sowohl Samael als auch Diabolical konnten überzeugen und ermöglichten den Zuhörern einen perfekten Start ins Wochenende. Da hat die Meh Suff!-Crew abermals ein absolut lohnenswertes Paket in die Wetziker «Ruhmeshalle» gelotst.
Setliste – Diabolical
- Tyranni
- The Fire Within
- Transformation Hell
- Requiem
- Reincarnation
- Betrayal
- Black Sun
- Inception
- We Are Diabolical
Setliste – Samael
- Rain
- Shining Kingdom
- Angel’s Decay
- My Saviour
- Jupiterian Vibe
- The Ones Who Came Before
- Liquid Soul Dimension
- Moonskin
- Born Under Saturn
- Chosen Race
- A Man In Your Head
- Samael*
- Luxferre*
- Son Of Earth*
- …Until The Chaos*
- Infra Galaxia*
- Reign Of Light*
- Baphomet’s Throne*
- Black Supremacy*
*Zugabe