Emuqa - Met-Bar Lenzburg 2022
Fr, 28. Oktober 2022

Emuqa, Fate Of Faith

Met-Bar (Lenzburg, CH)
11.01.2023
Emuqa - Met-Bar Lenzburg 2022

Winti-Thrash-Hammer in der Met-Bar

Winterthurer Thrash Metal traf am Freitagabend in der Lenzburger Honigwein-Taverne auf Alternative Metal aus Bad Ragaz. Wer bei Emuqa und Fate Of Faith nur Bahnhof versteht, kann dank dieses Berichts nun ein bisschen Weiterbildung betreiben.

Die letzte Woche des Oktobers hat nochmals einige Nackenbrecher im Angebot. Am Dienstag donnerten beispielsweise Arch Enemy, Behemoth, Carcass und Unto Others durch die Hall in Dübendorf. Ein Abend, der hauptsächlich von Nergal und seinen finsteren Gesellen dominiert wurde. Inzwischen sind ein paar Tage vergangen und euer Metal-Dutti ist bereit für neue Herausforderungen. Wie wäre es denn wieder einmal mit einem Ausflug nach Lenzburg? Gute Idee! Nix wie hin!

Auf der Menükarte stehen für die heutige Veranstaltung die Namen Emuqa und Fate Of Faith geschrieben. Erstgenannte Kapelle stammt aus meiner Heimatstadt Winterthur und geniesst aufgrund dessen sowieso automatisch eine gewisse Grundsympathie bei mir. Auf der anderen Seite wären da noch Fate Of Faith, die aus dem in der Ostschweiz gelegenen Bad Ragaz angereist sind. Für mich weisen beide Gruppen eine Gemeinsamkeit auf – ich habe sie nämlich noch nie live in Aktion erleben dürfen. Das schreit nach Horizonterweiterungen!

Fate Of Faith

Das aus den Boxen erklingende Intro versetzt die Zuhörerschaft auf direktem Weg zurück in die 80er Jahre. Zumindest klingt die Melodie stark danach. Der Track löst bei mir zwar keinen Wiedererkennungswert aus, aber es scheint irgendetwas mit «Sweet Victory» zu tun zu haben. Tröpfchenweise tauchen die Akteure auf der Bühne auf. Den Anfang machen Drummer Patrick Sahin und Bassist Severin Lutz, ehe ihnen kurz darauf Gitarrist Noah Laternser und Frontmann Jonas Grünenfelder folgen. Der Sänger ist ausserdem mit einer ansehnlichen Holz-Klampfe ausgestattet. Nur leider zieht seine Saitenkönigin ausgerechnet heute einige zickige Momente ein. Die Tücken der modernen Technik! Nichtsdestotrotz kämpft sich Jonas tapfer durch das Set. Selbst ein vorübergehender Ausfall der Beleuchtungsanlage kann die Jungs nicht aufhalten. Ob hier Putin abermals seine Finger im Spiel hat? Oder vielleicht zieht die Met-Bar ja gerade ihr eigenes Stromsparprogramm auf?

Fate Of Faith – die in der Welt der Abkürzungen lediglich als «FoF» bezeichnet werden – nutzen den ihnen zur Verfügung stehenden, 55 Minuten dauernden Slot, um primär ältere, schon länger nicht mehr vorgetragene Nummern auszupacken. Für neues Material wird jedoch ebenfalls ausreichend Zeit eingeplant (Anm. der Redaktion: Das zweite Studioalbum «Selfless Devotion» ist mittlerweile seit dem 16. Dezember 2022 überall erhältlich). Leistungstechnisch wären fraglos gute Ansätze vorhanden. Allerdings bekunde ich mit der Stimme des Frontmannes ab und an etwas Mühe. Deswegen bleibt am Ende offen, wie das Gemisch von Alternative, Heavy und Thrash Metal jetzt sinnvollerweise eingeordnet und beurteilt werden soll. Da braucht’s wahrscheinlich noch weitere Shows zum Vergleich.

Emuqa

Die 2018 gegründeten Emuqa haben sogar noch weniger Kompositionen als ihre Vorgruppe im Repertoire. Genauer gesagt wurde mit «Arrested To Kill» erst eine EP rausgehauen. Aber ich bin davon überzeugt, dass die Herrschaften ihr Set mit Cover-Versionen oder – notfalls – Wiederholungen gewisser Songs trotzdem irgendwie füllen können. Wer sich zudem nach der Bedeutung des Bandnamens gefragt hat, findet die Antwort in der sumerischen Sprache. Dort bedeutet Emuqa ungefähr so viel wie «Kraft». Die Sumerer waren ein Volk, welches in der Region des heutigen Syriens respektive Iraks gelebt hat. Sie galten als die erste Hochkultur unseres Planeten und waren – salopp formuliert – die Vorreiter der Ägypter. Damit schliessen wir den Abstecher in den Geschichtsunterricht ab und lenken unseren Fokus wieder brav retour auf die Musik.

Die Eulachstädter agieren wuchtig und mit viel Energie. Sie schaffen es, das leider bloss spärlich vorhandene Publikum nahe vor die Bühne zu locken und obendrein zu diversen Bewegungsaktivitäten zu motivieren. Ein weiterer Beweis dafür, dass man für Circle Pits oder eine Wall Of Death nicht zwingend eine ganze Armee benötigt. Getreu nach dem Motto: «Chli schwitze mueses!» Freunde, so reisst man die Hütte ab! Bockstarke Darbietung von Emuqa!

Im Gegensatz zu Final Crusade darf Sänger Marco Wernli in dieser Konstellation seine «thrashige» Seite ausleben (was ihm ganz gut gelingt). Sind er und Klampfer Luky Wayman eigentlich Brüder? Zumindest optisch würde es absolut passen. Die andere Gitarre ist übrigens ebenfalls in guten Händen. Alexis Papadopoulos (auch bekannt als «Shreddopoulos») ist ein wahres Ass auf seinem Gebiet und sozusagen der griechische Exportschlager der Truppe. Daneben scheint er, gemessen an den Zurufen der Fans, ein Faible für Koks und Nutten zu haben (aber das lassen wir jetzt einfach einmal so stehen). Im Hintergrund thront das wilde Trommelbiest Danny Thrasho hinter seiner Schiessbude und gibt unermüdlich den Takt an. Abschliessend wäre da noch der Monsieur am Tieftöner: Fernando Hellgado. Er ist der Kopf der Band und steuert im Laufe des Auftritts regelmässig Backing Vocals und Growls bei.

Wie bereits angedeutet, steht gezwungenermassen die einzig bisher veröffentlichte EP «Arrested To Kill» im Vordergrund der Setliste. Die Titelhymne wird am Ende gar nochmals als Zugabe gespielt (auf Wunsch der Zuhörerschaft). Allerdings arbeiten die Jungs schon fleissig an neuem Material. Ein Lied, welches zum Handkuss kommt, scheint offenbar noch verdammt frisch zu sein, denn Marco muss kurzerhand sein Smartphone als modernen Spickzettel missbrauchen. So klappt die Übung dann ohne Schwierigkeiten. Mit «Phobia» schickt der Fünfer als «Zückerli» ein Kreator-Cover ins Rennen und ehrt damit auf seine Weise die deutschen Thrash Metal-Veteranen.

Das Fanzit – Emuqa, Fate Of Faith

Wir wurden heute Abend Zeugen eines – man verzeihe mir die harsche Wortwahl – arschgeilen Emuqa-Abrisses! Ich würde behaupten, dass die Protagonisten einen vielversprechenden Weg vor sich haben und freue mich schon auf die nächsten Shows. Bedauerlicherweise war die Location schwach besucht, aber bei zwei doch eher unbekannten Gruppen ist das irgendwo nachvollziehbar. Tja, alle Abwesenden haben trotzdem etwas verpasst.


Wie fandet ihr das Konzert?

11.01.2023
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