Accept - Komplex 457 Zürich 2023 - Plakat neu
Fr, 27. Januar 2023

Accept, The Iron Maidens

Komplex 457 (Zürich, CH)
19.02.2023
Accept - Komplex 457 Zürich 2023 - Plakat neu

Überzeugende Heavy Metal-Urgesteine

Das Zürcher Publikum kam am Freitagabend in den Genuss einer wuchtigen Heavy Metal-Dosis. Zuerst wurden die Stimmbänder beim Mitgrölen der allseits bekannten Maiden-Hymnen überstrapaziert, ehe im Anschluss die mächtigen Accept sämtliche Kopfschüttler in Ekstase versetzten. Einen besseren Start ins Wochenende hätte man sich wohl kaum wünschen können.

Heute steht erneut eine Veranstaltung auf dem Plan, die aus gewissen Gründen mehrmals verschoben werden musste und in Sachen Line Up einige Anpassungen durchlebte. Doch nun hat das lange Warten ein Ende: Accept beehren die Limmatstadt! Das deutsch-amerikanische Schwergewicht aus der Heavy Metal-Ecke schaut in Zürich vorbei, um den Fans das neuste Eisen «Too Mean To Die» zu präsentieren. Der Titel des Albums lässt darauf schliessen, dass die Veteranen noch ausreichend Liedgut im Tank haben und ein allfälliger Abgang überhaupt kein Thema ist. Das hört man natürlich als passionierter Hörer äusserst gerne.

Support gibt’s von den «Eisernen Jungfrauen». Also, nicht vom Original, sondern von der weiblichen Variante namens The Iron Maidens. Die Mädels aus Los Angeles haben selbstverständlich ebenfalls einiges auf dem Kasten und werden die Gäste ohne Zweifel optimal auf den Headliner einstimmen.

Bleibt zu hoffen, dass beide Gruppen auf eine einigermassen akzeptable Soundqualität bauen können. Diese ist im Komplex 457 freilich alles andere als garantiert… Aber Organisator Good News Productions AG lotst in diesem Jahr unfassbar geniale Packages in diesen Laden, weshalb ein Boykott für mich effektiv nicht infrage kommt. Ich bin bereit, die unberechenbare «Klang-Lotterie» in Kauf zu nehmen. Seitens Personal beginnt der Abend jedenfalls wunderbar, denn eine Security-Dame geleitet mich sogar bis hin zur Abendkasse. Das ist ja beinahe schon VIP-Service! Dabei bin ich ja «lediglich» ein Vertreter der Medien.

The Iron Maidens

Meine eigentliche Schreibarbeit beginnt um Punkt 20 Uhr als in authentischer Manier das «Doctor Doctor»-Intro von UFO aus den Boxen ertönt. Die Ladies versuchen tatsächlich diverse Details des Originals zu berücksichtigen. Mit dem anschliessenden «The Trooper» nimmt das Ganze dann so richtig Fahrt auf. Sängerin Kirsten Rosenberg schlüpft in die passende rote Uniform und schwingt während des Stücks obendrein noch eine Schweizer Flagge. Mit dieser Aktion sind die ersten Sympathiepunkte logischerweise gesichert.

Der Fokus liegt hauptsächlich auf den 80er-Werken. Eventuell sind die Musikerinnen noch nicht dazu gekommen, die neueren Tracks ihrer männlichen Vorbilder einzustudieren. Das Publikum scheint das allerdings kaum zu stören. Es wird munter mitgesungen und gejohlt. Der Saal trällert sich sozusagen warm. Die Protagonistinnen lassen auch keine Gelegenheit aus, um im Rahmen der erzeugten Ventilatoren-Luft für die Massen zu posieren. Zusätzlich mutiert Bassistin Wanda Ortiz zum «Dauer-Gumpi-Ball». Da die Iron Maidens nur zu fünft agieren, fehlt ihnen im Vergleich zu den «echten Jungfrauen» eine «Klampfen-Stärke». Ich vermisse ohnehin einen gewissen blonden Wirbelwind, aber Nita Strauss ist bekanntlich schon länger nicht mehr mit von der Partie.

Als weitere Show-Elemente kommen einerseits bei «Wasted Years» ein mit Laser-Knarre ausgestatteter Edddie und beim abschliessenden «The Number Of The Beast» ein herumhampelnder Teufel zum Einsatz. All das ist sicherlich nicht schlecht (und bewegt mich nach dem Gig gar zum spontanen Kauf eines Tickets für Iron Maiden Mitte Juni im Hallenstadion), aber ich habe die Mädels definitiv schon stärker erlebt. Ausserdem lässt die Soundqualität zu wünschen übrig. Momentan würde ich eher unsere eigene helvetische Tribute-Kapelle Eddie’s Beast weiterempfehlen (allerdings wird diese bedauerlicherweise am 22. April 2023 im Frauenfelder Ölfleck ihre Dernière vorführen…).

Accept

Sodele, nach einer vollen Stunde Maiden sind sämtliche Stimmbänder hervorragend geölt und bereit für die Accept-Darbietung. Nach dem vollendeten Bühnenumbau blickt eine gigantische grüne Schlange mit Funken sprühender Zunge auf uns herab. Sie ziert das Backdrop und ist gleichzeitig das Cover des aktuellen Silberlings «Too Mean To Die». Zum Einstieg knallen uns die Herrschaften gleich einmal die sich drauf befindende Opening-Nummer «Zombie Apocalypse» vor den Latz. Alter Verwalter! Die neu formierte «Saiten-Wand» (bestehend aus einem Bassisten und drei Axtmännern) bläst einen förmlich weg! Druckvoll und wuchtig! Plötzlich zerreisst ein gellender Schrei die Luft. Frontmann Mark Tornillo – wie immer mit Mütze und Sonnenbrille ausgestattet – erscheint auf der Bildfläche und komplettiert die Band.

Während dieser Performance kann dagegen überhaupt nix an der Soundqualität ausgesetzt werden. Es ballert und macht unfassbar Spass! Gelegentlich kommen Raucheffekte zum Handkuss. Die Akteure beweisen zudem, dass sie das «Posier-ABC» ebenfalls ausgezeichnet beherrschen. Gerade bei «Restless And Wild» dürften den Fotografen hundertprozentig ein paar coole Schnappschüsse gelingen. Der glatzköpfige Gitarrist Wolf Hoffmann (ein Meister der Grimassen) ist für mich ohnehin der Bruce Willis der Metal-Szene. Aber wieso zur Hölle vergleiche ich ihn überhaupt mit einem US-amerikanischen Schauspieler?! Er gehört schliesslich – gemeinsam mit Uwe Lulis und Basser Martin Motnik – zum deutschen Teil der Gruppe. Auf der anderen Seite hätten wir den «Ami-Part», der neben Mark auch noch Philip Shouse und Trommler Christopher Williams umfasst.

Die Setliste weiss zu überzeugen und die Künstler versprechen uns, dass «The Best Is Yet To Come» die einzige Ballade bleiben wird. Im letzten Drittel zündet der Headliner dann ein echtes Hitfeuerwerk, welches mit «Princess Of The Dawn» eingeleitet wird. So lenkt man den Kahn gekonnt in den Hafen. Ehrfürchtig huldigen die um mich herumstehenden Mähnenschwinger und Kuttenträger dieser Komposition. Beim darauffolgenden «Fast As A Shark» schleudert Mark obendrein wirklich einen Hai ins Publikum. Keine Angst, es handelt sich sicherheitshalber bloss um eine aufblasbare Bestie. Nach dem fantastischen «Teutonic Terror» und «Pandemic» folgt der Zugaben-Block, in welchem unter anderem die prall gefüllten «Balls» obligatorisch an die Wand geklatscht werden müssen. Doof, dass ausgerechnet jetzt der Sound kurzzeitig «zickt»… Beim finalen «I’m A Rebel» klingt aber glücklicherweise wieder alles lupenrein. Ein würdiges Ende für diese knapp zweistündige Machtdemonstration!

Das Fanzit – Accept, The Iron Maidens

In einem ziemlich vollen Haus haben uns Accept heute Abend groben Stahl um die Lauscher geknallt und ihren Status als Heavy Metal-Ikonen erneut untermauert. Das war eine astreine Leistung! Selbst die Soundqualität hat über weite Strecken mitgespielt. Die Mädels von den Iron Maidens konnten mich dieses Mal hingegen nicht sonderlich vom Hocker hauen.

Setliste – The Iron Maidens

  1. Intro – Doctor Doctor (UFO-Song)
  2. The Trooper (Iron Maiden-Cover)
  3. Back In The Village (Iron Maiden-Cover)
  4. Caught Somewhere In Time (Iron Maiden-Cover)
  5. Brave New World (Iron Maiden-Cover)
  6. Genghis Khan (Iron Maiden-Cover)
  7. Wasted Years (Iron Maiden-Cover)
  8. Phantom Of The Opera (Iron Maiden-Cover)
  9. Fear Of The Dark (Iron Maiden-Cover)
  10. Run To The Hills (Iron Maiden-Cover)
  11. The Number Of The Beast (Iron Maiden-Cover)

Setliste – Accept

  1. Zombie Apocalypse
  2. Symphony Of Pain
  3. Restless And Wild
  4. Midnight Mover
  5. The Abyss
  6. No Shelter
  7. Overnight Sensation
  8. Medley «Riff Orgy»: Demon’s Night / Starlight / Losers And Winners / Flash Rockin‘ Man
  9. Breaker
  10. The Best Is Yet To Come
  11. Shadow Soldiers
  12. Princess Of The Dawn
  13. Fast As A Shark
  14. Metal Heart
  15. Teutonic Terror
  16. Pandemic
  17. Hung, Drawn and Quartered*
  18. Balls To The Wall*
  19. I’m A Rebel*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

19.02.2023
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