Neue Singles, harte Musik, gute Stimmung
Am 13. Oktober fanden in der Raumbar im Solothurner Kofmehl zwei Schweizer Bands und deren Fans zusammen, um gemeinsam einen Abend lang laute Musik zu feiern. Die Rede ist dabei von Molotov Train und Royal Desolation.
Es regnet, und entsprechend schnell begeben wir uns zum Eingang des Kofmehl in Solothurn. Heutiges Ziel ist nicht – wie so üblich in diesem rostroten Bau – die Halle mit der grossen Bühne, sondern die Raumbar. Genau, da wo sonst Techno und so zu vernehmen ist, wenn man das WC aufsucht.
Es ist mein zweiter Besuch in diesem vergleichsweise kleinen Raum, und wir betreten ihn gerade pünktlich zu Beginn des ersten Acts. Entgegen meiner Interpretation der Flyer und Social Media-Posts ist dies nicht Royal Desolation, sondern Molotov Train. Alles klar, los geht’s!
Molotov Train
In ihr Set starten die Jungs, welche sich online als «who is who of the Swiss metal and rock scene» präsentieren, gleich mit dem zum Mitmachen anregenden «K.T.K.» Das Kürzel steht für «Kill The King», wie sich auch für jene sofort herausstellt, die noch nie von der Band gehört haben. Sänger Gilbi Meléndez gibt (wie bei jedem seiner Projekte) sofort Vollgas und versucht von Anfang an, das Publikum mitzureissen. Zugegeben keine allzu einfache Aufgabe, doch diese meistert er hervorragend.
An der linken Seite, gleich vor der Bar, beobachten die Musiker von Royal Desolation das Geschehen, verziehen sich jedoch nach einiger Zeit in den Backstage-Bereich. Schliesslich erwarten die Fans später ja geschminkte Musiker …
Wie auch schon am Rock The Lakes punkten Molotov Train vor allem mit dem frischen Anstrich, den sie ihrem Genre verpassen. Andere Projekte der Musiker sind durchaus hinauszuhören, doch passt der Sound dieser relativ jungen Band wohl (verglichen mit ebendiesen Projekten) am besten ins heutige Bandpackage. Der eigene Songkatalog reicht wohl noch nicht ganz, um das eigene Set zu füllen und so schaffen es auch drei Maxxwell-Songs auf die Setlist: «Back Again», «Independent» und «Metalized». Zudem hören wir auch «Worlds Together», welches just ab heute streambar ist, aber ebenfalls schon am Murtensee auf dem Programm stand.
Die elf Songs erweisen sich als optimale Länge für diese erste Abendhälfte: Selbst für die nur wegen Royal Desolation anwesenden Besucher kaum zu lange, jedoch auch nicht so kurz, wie es bei den ersten von zwei Bands leider zu oft der Fall ist. Zwischenfazit: Bereits jetzt hat sich der Besuch im Kofmehl gelohnt!
Setlist – Molotov Train
- K.T.K.
- Back Again
- Drown
- Worlds Together
- Hurricane
- Independent
- Paralyzed
- Disobedience
- The Beast
- Metalized
- Your Saviour
Royal Desolation
Nicht nur bei Molotov Train, sondern auch bei Royal Desolation, schaue ich heute bereits zum zweiten Mal vorbei. An der eigenen Plattentaufe haben die Metalcorer mehr als nur brilliert und das damals frisch getaufte Debütalbum ist bisher gut gereift. Zudem haben Molotov Train das Publikum bereits auf Betriebstemperatur gebracht. Optimale Voraussetzungen für einen bombastischen Auftritt also!
Einmal mehr nehme ich es auch gleich vorweg: diesen liefern Royal Desolation auch! Schon der Einstieg mit «Killer And Monster» hat es in sich. Auch heute drängen sich der «monster»-Einschub, die harten Riffs und das eingängige «thiiis is my revenge» wunderbar in die Gehörgänge. Ein grosser Unterschied zur Plattentaufe ist bei der Aktivität im Publikum zu verorten. Während das Geschehen damals in Brugg von bösem Gemoshe dominiert wurde, stehen wir – die vordere Reihe –, resp. unsere fliegenden Haare, diesbezüglich heute im Fokus. Auch für den einen oder anderen freundschaftlichen Mini-Pit werden wir später noch sorgen…
Weiter geht es – wie auch auf dem Album – mit «Schizophrenia». In Sachen Setliste könnte ich übrigens von der Plattentaufe copypasten. Never change a running system, oder? Doch nicht alles bleibt unverändert: Durchaus positiv fällt auf, wie routiniert die Band über die vergangenen Auftritte geworden ist. Wenn dann auch das nächste Album so ein Knaller wird, prophezeie ich Royal Desolation eine glorreiche Zukunft.
Einige Songs später kündigt die Band an, dass sie mit uns tanzen möchte. Mein Urteil zum nächsten Song: «Puppet Dance» ist zurecht der Namensgeber des Debütalbums. Energiegeladen, zu absoluter Eskalation anregend, und doch eine ausgewogene Mischung von bösem Gedresche und melodiösem roten Faden. Es folgt ein Drumsolo, und wer Gregi kennt, weiss, dass heute nichts ist mit WC-Besuch und Bierholen. Nein, hiergeblieben, zuschauen und staunen!
Nach zwölf Songs wird – wir kennen es bei Liveauftritten kaum anders – das Ende angetäuscht, bevor wir als Dessert «Runaway» und das unglaublich eingängige «We Will Not Fall» serviert bekommen. Doch auch danach ist noch nicht Schluss: Falls, und wirklich nur, falls wir wirklich Bock hätten, sei die Band gewillt, uns die noch unveröffentlichte Single «Kosmophobia» vorzuspielen. Dies lässt sich das Publikum nicht zweimal sagen, und die Band lässt sich nicht zweimal bitten: Beide haben Bock!
Obwohl unveröffentlichte Songs manchmal etwas heikel sind – das Publikum kennt sie ja nicht –, erweist sich die Präsentation von «Kosmophobia» als wunderbaren Abschluss dieses wilden Konzertabends. Zufrieden begeben wir uns nach einigen kurzen Gesprächen und einem Vorbeischauen beim Merchstand nach Hause.
Setlist – Royal Desolation
- Killer And Monster
- Schizophrenia
- Dead Inside
- Unbreakable
- Army Of Desolation
- No One Will Survive
- Puppet Dance
- Drum Solo
- Lost In The Day
- One Of A Kind
- Memories Of Pain
- Downfall
- Runaway*
- We Will Not Fall*
- Kosmophobia*
*Zugaben
Das Fanzit – Royal Desolation, Molotov Train
Ein herbstlicher Donnerstagabend, eine kleine Location, zwei spielfreudige Bands, ein paar wenige Dutzend Besucher. Wer sich heute in die Raumbar verirrt hat, wurde mit zwei überzeugenden Auftritten belohnt. Molotov Train haben mit vielen eigenen und drei Maxxwell-Songs für eine erste Stimmungsspitze gesorgt. Daraufhin legten Royal Desolation nach, bretterten ihre Musik gnadenlos ins Publikum und sorgten für eine grandiose zweite Hälfte.