Maximale Selbstausbeutung
Nach mehreren Terminverschiebungen war es am 28. Januar 2023 endlich so weit: Saltatio Mortis enterten im Rahmen ihrer grossen „Für immer frei“-Jubiläumstour den Zürcher Komplex 457 (zum Konzertbericht). Natürlich nutzten wir die Gelegenheit, die Musiker mit der einen oder anderen Frage zu bombardieren.
Es ist schon eine Weile her, seit Saltatio Mortis auf Schweizer Boden die Hütte zum Erbeben brachten. Am 16. November 2019 in der Luzerner Schüür, um genau zu sein (zum SaMo-Video). Damals begab man sich voller Tatendrang auf Sightseeing-Tour durch die Leuchtenstadt, um unter anderem auch der Brücke mit den Totentanzbildern seine Aufwartung zu machen (dass man statt der Spreuer- die Kapellbrücke in Augenschein nahm, ist dann wieder eine andere Geschichte). „Wir sind immer daran interessiert, die Orte zu besuchen, an denen wir spielen“, erklärt Schlagzeuger Jean Méchant, der Tambour (alias Jan S. Mischon). „Insbesondere unser Falk, der sich sehr für Geschichte interessiert. Eigentlich wollten wir auch heute einen kleinen Spaziergang unternehmen. Aber der Konzertsaal befindet sich etwas ausserhalb, sodass wir darauf verzichten müssen.“
Nicht verzichten wollte man aber auf ein Gespräch mit unserem Magazin. Und so finden sich der bereits erwähnte Drummer Jean sowie Sänger Alea der Bescheidene (aka Jörg Roth) pünktlich um 13 Uhr in dem für unser Gespräch vorgesehenen Raum im Komplex 457 ein. Gehen Konzerte aus ihrer Sicht anders ab als zu Zeiten vor Corona? Wie hält sich eine Band wie Saltatio Mortis heute finanziell über Wasser? Ist das gute alte Album langfristig ein Auslaufmodell? Und was waren die Höhepunkte aus zwanzig Jahren Bandgeschichte? Gut gelaunt geben die beiden Musiker bereitwillig Auskunft, sodass die Zeit wie im Fluge vergeht.
Metalinside.ch (Sandro): Gestern Linz, heute Zürich – ihr bestreitet nun in der Schweiz das letzte Konzert eurer mehrfach verschobenen Tour. Wenn ihr zurückblickt, was wird euch besonders in Erinnerung bleiben?
Alea: Ich glaube, das grösste Highlight für mich ist, jeden Abend auf der Bühne stehen zu dürfen und zu sehen, wie dieses Team noch enger zusammengerückt ist! Es ist ein wahnsinniges Miteinander, wie eine Maschine, die, wenn sie einmal ins Rollen kommt, nicht mehr aufzuhalten ist. Wir hatten gestern Abend in Linz ein paar Pleiten, Pech und Pannen. Aber die haben nur bewirkt, dass wir gemeinsam gelacht und noch mehr Spass hatten. Das ist einfach nur geil!
Jean: Ich sehe da zwei Aspekte. Zum einen ist es aus Sicht der Band natürlich einfach toll, wieder auf Tournee zu gehen, auch wenn sie letztendlich um mehr als zwei Jahre verschoben werden musste. Jeden Abend in lachende Gesichter zu schauen. Schwitzend, aber gleichzeitig total glücklich. Zu hören, wie die Leute hinterher sagen, wie toll es war und dass sie unbedingt wiederkommen wollen. Und zum anderen natürlich, wie Alea schon gesagt hat, der Zusammenhalt innerhalb von Saltatio Mortis. Dieses unbeschreibliche Gefühl, gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Auch wenn so etwas passiert wie gestern Abend (Jean grinst, Alea lacht). Alea hat während der Show aus Versehen das Mikrofon weggeschmissen, das dann von der Bühne gerollt ist. Bei jeder anderen Band wäre das ein Drama gewesen. Wir dachten uns: Scheiss drauf und haben einfach weitergespielt.
Alea: Jemand von der Crew hat es dann gesucht und mir wurde auf dem Monitor mitgeteilt, dass sie es mir mit Gaffa-Tape an die Hand kleben würden.
Jean: So richtig fest (beide lachen).
MI: Habt ihr einen Unterschied im Vergleich zu früheren Touren festgestellt. Zu Zeiten vor Corona?
Jean: Das ist schwer zu sagen. Aber ja, im Prinzip schon. Am Anfang hatte man ein bisschen das Gefühl, dass die Leute etwas vorsichtiger waren, als es wieder losging. Sie benötigten eine Art Einschwingphase. Viele waren möglicherweise auch etwas unsicher, da sie Angst hatten, dass die Veranstaltungen wieder abgesagt werden würden. Aber von der Stimmung her kann man eigentlich keinen Unterschied mehr zu der Zeit vor Corona feststellen. Vielleicht ist sie jetzt sogar noch nen Tick besser.
Alea: Ich habe das Gefühl, dass gerade auch Leute, die zu Beginn eines Konzertes noch etwas zurückhaltend wirken, irgendwann den Schalter umlegen und sagen: Ey, wir mussten so lange die Füsse stillhalten, jetzt wollen wir mal endlich wieder richtig feiern!
Jean: Aber klar, gerade bei organisatorischen Dingen hat man im Vorfeld schon gemerkt, dass die Geschäftspartner auf die Vorverkaufszahlen schielen, die in letzter Zeit ja nicht immer so rosig waren. Bei uns war das zum Glück nicht der Fall. Der Kartenverkauf lief super, die Zahlen sind gut. Aber wir kennen viele Kollegen, bei denen es nicht so gut gelaufen ist, und die deswegen ihre Touren absagen mussten. Das wäre früher undenkbar gewesen. Selbst amerikanische Top-Acts haben ihre Europatourneen gecancelt. Und das hatte in erster Linie nichts mit der aktuell angespannten politischen Situation zu tun, sondern weil die Ticketverkäufe so schlecht liefen. Da können wir uns glücklich schätzen. Und die Stimmung ist jeden Abend grossartig, muss ich sagen.
MI: Zudem kommt im Moment noch das Überangebot an Konzerten hinzu. Du kannst praktisch jede Woche drei, vier Shows besuchen, und irgendwann geht den Leuten halt auch das Geld aus. Womit wir denn auch beim nächsten Thema angelangt sind: So eine Tour mit dem ganzen Equipment, das ihr mitschleppt, ist ja auch nicht gerade billig. Und dann kommen noch die wegbrechenden Albumverkäufe durch die ganzen Streamingdienste wie Spotify hinzu… Wie lässt sich eine Band wie Saltatio Mortis überhaupt noch finanzieren?
Jean: Maximale Selbstausbeutung!
Alea: Genau (lacht)!
Jean: Ich meine das einerseits ein bisschen scherzhaft, andererseits aber auch sehr ernst. Denn du kannst heute eine Band weder von Albumverkäufen noch von Streaming-Einnahmen irgendwie ernähren. Das ist nicht möglich. Live-Konzerte waren eigentlich die beste Möglichkeit, Geld zu verdienen, zusammen mit dem Merchandise. Aber im Moment sind wir in einer inflationären Phase. Die Preise sind massiv gestiegen. Die Busunternehmen, die Techniker, die Technik selbst, alles ist teurer geworden.
Alea: Man kann sich ja selbst ausrechnen, wie viel mehr es kostet, einen Nightliner von A nach B zu bewegen, wenn der Diesel auf einmal doppelt so teuer ist wie bis anhin.
Jean: Die Kosten für einen Tourbus sind gestiegen, die für den Sprit sowieso. Dann hast du, wie gesagt, die Techniker, die ebenfalls teurer geworden sind, da die Nachfrage ebenso angezogen hat. Und wie du richtig bemerkt hast, sind momentan alle Bands gleichzeitig auf Tour. Aber es gibt gar nicht so viele Personen, die für so viele Gruppen arbeiten könnten. Und man kann jetzt nicht einfach auf einen Schlag die Ticketpreise erhöhen, weil die Leute ohnehin kein Geld mehr haben. Ausserdem sind die Menschen vorsichtiger geworden, was sich wiederum im Vorverkauf bemerkbar macht.
Alea: Und vielleicht haben sie noch Karten aus der Zeit, als alles noch seinen gewohnten Gang ging.
Jean: Vor Corona wurden Tickets verkauft, die du jetzt erst mal ableisten musst. Eigentlich hätten wir aufgrund all dieser Fakten entscheiden müssen, die Tour so klein wie möglich zu halten. Aber stattdessen haben wir unsere grösste Produktion ever aufgefahren. Heute hier in Zürich haben wir sie leider nicht dabei, weil der Club relativ klein ist und das ganze Equipment da gar nicht reinpassen würde. Normalerweise sind wir mit zwei 40-Tönnern, drei Tourbussen und entsprechend viel Personal unterwegs. Und gerade deshalb sage ich: Totale Selbstausbeutung! Den Zuschauern was Tolles bieten und selbst am wenigsten einstecken. Jeder unserer Techniker verdient an so einem Abend mehr Geld als wir.
MI: Und hoffen, dass sich die Lage dereinst wieder normalisiert.
Alea: Was sollen wir denn sonst tun? Man macht diesen Beruf ja nicht, weil man mal gesagt hat, jetzt werde ich Musiker. Und später probiere ich dann vielleicht mal etwas anderes aus. Du gehst diesen Weg, weil du irgendwann zu dir selbst sagst, mir ist alles scheissegal. Ich hatte einen guten Job, ich habe gutes Geld verdient, also schmeiss ich alles hin und fange von vorn an (lächelt leicht ironisch). Und wenn du das machst, dann brauchst du sehr viel Leidensfähigkeit und Willenskraft!
Jean: Viele von uns in der Band hatten nie einen Plan B. Für uns war eigentlich immer klar, dass wir Musik um der Musik willen machen wollen. Weil es uns nun mal Spass macht, zu musizieren und unterwegs zu sein. Wir haben nie auf den Cent oder Euro geschaut. Niemals! Ganz im Gegenteil. Am Anfang hatten wir ein, zwei Leute, die uns bei technischen Dingen halfen. Denen haben wir ein Hotelzimmer bezahlt, während wir selbst hinter der Bühne schliefen. Oder in Zelten. Oder manchmal auch ohne Zelt in der Schlossmauer. Oder auf der Ladefläche eines Lastwagens in nichts als einem Schlafsack. Wenn man denn einen zur Hand hatte.
Alea: Heute sieht man das im Nachhinein ein bisschen romantisiert. Es war toll und man hat irgendwie diese ganzen wilden Sachen erlebt. Aber im Grossen und Ganzen war genau das unser Weg. Es kommt immer wieder vor, dass uns junge Bands um Rat fragen, wie sie es denn nach oben schaffen können. Unsere Antwort ist dann immer ganz lapidar: Seid härter als alle anderen! Und ganz speziell zu euch selbst!
Jean: Absolut richtig! Du musst diesen Plan A mit aller Konsequenz verfolgen. Und du musst felsenfest davon überzeugt sein. Wir wollten Spass haben, Musik machen, und die Leute damit begeistern. Ganz am Anfang standen nur ein paar wenige Personen vor der Bühne, aber mit der Zeit wurden es dann immer mehr. Wir haben uns das im wahrsten Sinne des Wortes erspielt. Alte Schule eben.
Alea: Gestern Abend nach der Show habe ich mich bei nem Bierchen mit drei Jungs unterhalten, die vor über sechzehn Jahren bei der „Königs Henker“-Tour in Linz dabei waren. Sie sagten, damals seien nur gerade mal 52 Leute anwesend gewesen. Ich kann mich noch gut an diesen Auftritt erinnern. Es war das totale Schneechaos. Wir sind irgendwie nach Linz gekommen, und dann hat es erst so richtig heftig zu schneien begonnen. Beim Konzert waren dann einfach die Leute zugegen, die es schlussendlich da hin geschafft hatten. So wie die drei, die rückblickend sagten: „Es war so a goili Party“. Es hat ihnen damals einfach Spass gemacht und seitdem sind sie überall mit von der Partie. Einer hatte seine Tochter dabei. Für sie war es das allererste Konzert überhaupt. In solchen Momenten denkst du einfach, wie geil das alles ist. Mittlerweile findest du alle Generationen im Publikum. Gestern, als wir nach der Show so ein Abklatschen gemacht haben, stand da ein Mann, der war völlig ausser sich. Er hatte Tränen in den Augen, so glücklich war er. Er hat mich umarmt und gesagt: „I bim 78“. WAS? (Gelächter). Ok, der Mann sah aus wie gemeisselt, war total sportlich und ich so, aber was, 78? Erste Reihe, voll Halligalli!
MI: Metal hält eben jung! Themenwechsel: Im Moment scheint der Trend eher in die Richtung zu gehen, dass Bands alle paar Monate einen neuen Song herausbringen. Und nicht mehr wie früher vielleicht ein, zwei Singles vorab veröffentlicht und dann das Album nachschieben, wie es zum Beispiel Beyond The Black vor Kurzem gemacht haben (zum Interview). Das ist mir nicht nur bei euch aufgefallen, sondern auch bei Within Temptation oder Sabaton. Seht ihr darin eine Chance, euch im Gespräch zu halten? Und hat das gute alte Album aus eurer Sicht langfristig ausgedient?
Jean: Die Antwort lautet ja und ja (Gelächter). Aber nicht, weil das jetzt im Trend ist. Momentan ist das einfach gelebte Realität. Der normale Albumzyklus, bei dem man sich zwei, drei Jahre Zeit nimmt, um an einem neuen Werk zu feilen, katapultiert dich als Band gerade in Zeiten von Social Media erst einmal komplett aus der Wahrnehmung der Hörer. Früher konnte man sich in Ruhe irgendwo einschliessen, an etwas Neuem arbeiten und gelegentlich eine Show spielen. Das wurde mittlerweile durch eine eigentlich permanente Dauerbeschallung auf den sozialen Kanälen abgelöst. Da muss man einerseits zumindest ein bisschen mitziehen, andererseits aber auch den Sinn eines Albums an sich hinterfragen. Wir haben uns unter anderem Gedanken gemacht, wie sinnvoll es im 21. Jahrhundert noch ist, CDs mit Plastikhülle in die Umwelt rauszudonnern. Die meisten verstauben ohnehin im Regal, weil die Leute ihre Musik über Streaming hören. Natürlich zeigt die Realität auch, dass grundsätzlich weniger verkauft wird, aber das war nicht der Auslöser. Unsere Überlegungen gingen in zwei Richtungen: Wie kann man als Band in dieser schnelllebigen Zeit im Gespräch bleiben, und was können wir zum Thema Nachhaltigkeit beitragen. Aber ich glaube, so wie du gerade Luft geholt hast (schaut zu Alea), gibt es noch einen dritten Aspekt…
Alea: Der dritte Punkt ist: Irgendwie ist es doch wunderschön, wenn man jeden Song mit den Leuten feiern kann. Ich bin zum Beispiel auch jemand, der zu Hause einen Plattenspieler hat. Ich liebe Vinyl, das ist einfach so. Aber die breite Masse will heute nicht mehr zwei Jahre warten, bis ein neues Album erscheint, von dem die Meisten dann ohnehin nur die Singles in ihrer Playlist hören. Und der ganze Rest, in den du ebenso viel Herzblut investiert hast, rückt in der Wahrnehmung weit nach hinten. Du unterhältst dich mit jemandem, fragst ihn, ob er diesen Titel von uns kennt, und die Antwort ist nein. Das ist eigentlich total schade. Für Leute wie mich kann man dann alles auf einer Platte zusammenfassen. Aber unser Ziel ist es, das rauszubringen, worauf wir gerade Bock haben. Wir haben Bock auf ’ne Ballade? Dann machen wir das! Und zwar richtig. Nämlich so, dass es jeder mitbekommt. Dass der Song gefeiert wird und Emotionen auslöst. Denn das ist es, was man als Künstler erreichen will. Es geht nicht nur darum, einfach mal ein Lied zu veröffentlichen. Sondern da gibt es etwas, das mich bewegt, und das ich mit der Welt teilen möchte.
Jean: Was uns zu einem weiteren positiven Nebeneffekt führt. Wenn man wie früher im Albumzyklus unterwegs ist, kommt irgendwann der Moment, wo man eine Single braucht. Und das muss dann das stärkste Stück der Scheibe sein, der erste Streich, mit dem man die Leute umhaut, sie überzeugen will. Nun, da wir ungefähr alle drei Monate einen einzelnen Song rausbringen, können wir diesen Fokus, der früher nur auf dieser einen Single lag, auf jeden einzelnen Track legen und gezielt daran arbeiten. Wir merken intern, dass unsere Qualität dadurch auch besser wird. Einfach, weil jeder Song die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient, und wir die Gelegenheit haben, uns wochenlang damit zu beschäftigen. Dann nehmen wir ihn auf, produzieren und veröffentlichen ihn. Und ein paar Monate später kommt der nächste. Und das Ganze hat, wie zuvor erwähnt, die angenehme Nebenwirkung, dass die Leute ständig etwas von uns mitbekommen. Und ab und an können wir uns auch mal die Zeit nehmen, ein geiles Video dazu zu machen. Ich meine, wo gibt es das schon, dass jeder Song einen Clip bekommt? Klar, manche Bands können sich das leisten, aber für uns lag das bisher weit ab unserer Möglichkeiten. Und jetzt geht das. Und das fühlt sich gut an. Aber um auf deine Frage eingangs gestellte Frage zurückzukommen: Ich würde erst mal davon ausgehen, dass es weiterhin gelegentlich Alben von uns geben wird. Aber das entscheiden wir von Fall zu Fall.
Alea: Und irgendwann fände ich es dann schön, wenn man alles, was man in einem oder anderthalb Jahren gemacht hat, auf einer schönen, schweren Vinyl zusammenfassen könnte, so in einer tollen Fanbox.
Jean: Und die Leute, die das wirklich wollen, können das dann kaufen. Für die ist es toll, und der Rest der Leute kann weiterhin streamen, wie viele andere auch.
MI: In ein paar Stunden ist eure Jubiläumstour bereits wieder Geschichte. Was steht ab morgen auf dem Programm, worauf konzentriert ihr euch, was plant ihr?
Jean: Natürlich gibt es für uns tausend Dinge, die wir abseits der Bühne permanent erledigen müssen. Die im Hintergrund einfach nebenher laufen, da eine Band ab einem gewissen Punkt, ganz unromantisch betrachtet, selbstredend auch eine Firma ist. Dann haben wir natürlich schon angefangen, unsere ultimative Abschlussshow im März zu planen, die am 25.3.2023 im Palladium in Köln stattfindet. Das wird nochmals etwas ganz Besonderes, Spezielles werden. Unser ultimativer Tourabschluss, sozusagen, für den wir uns viele tolle Sachen ausgedacht haben. Und die wir jetzt erst einmal einstudieren müssen.
Alea: Ausserdem sollte man in den nächsten Wochen auf jeden Fall wie eine Klette an unseren Social-Media-Kanäle kleben, da wir dort einiges ankündigen werden, was wir so vorhaben.
Jean: Was, wird hier nicht verraten. Aber es lohnt sich auf jeden Fall! Und natürlich ist für dieses Jahr sehr, sehr viel geplant. Wir haben jede Menge Musik im Kopf, die wir zum Teil schon geschrieben haben, zum Teil noch schreiben und aufnehmen müssen. Es wird so manches passieren. Und es wird definitiv nicht langweilig werden. So viel lässt sich jetzt schon sagen.
Alea: Uns steht gewiss ein arbeitsreiches Jahr bevor. Und ich freue mich auf alles, was kommt.
MI: Zwei Dekaden (oder etwas mehr) Saltatio Mortis. Da ist in all den Jahren sicher einiges passiert. Wenn ihr zurückblickt, was war das Verrückteste, was ihr bisher erlebt habt?
Jean: Wie viele Wochen hast du Zeit? [Gelächter]
Alea: Die wirklichen Highlights waren für mich die Cruises, diese Kreuzfahrten. Und zwar jede für sich. Es gab bei jeder so viele legendäre Momente, so viele Dinge, die aus dem Rahmen des Gewöhnlichen gefallen und noch immer sehr präsent sind. Und ansonsten… Ja Mensch Leute, ich bin von Anfang an dabei. Das Ganze nahm seinen Lauf, als ich damals auf der Ronneburg bei Hanau den Falk in seinem bunten Kostüm mit dem Einhornsack über der Schulter getroffen habe. Das Horn selbst war ein Bordun, der laut „Hiiiiiiiiii“ gemacht hat (lacht). Dort haben wir abends unsere Telefonnummern ausgetauscht und der ganze Wahnsinn begann. Dann haben wir uns wieder auf diesem Schloss getroffen. Das erste Mal mit dem ganzen verrückten Haufen und haben die Nacht durchgespielt (schwelgt in Erinnerungen). Wir haben in der Küche auf Fellen geschlafen. Und dann am nächsten Morgen bei ’nem Käffchen, wo man direkt noch was reingekippt hat, gesagt, da macha ma ne Band draus. Das war einfach der Anfang. Und was dann auf dem Weg passiert ist, ist einfach faszinierend, teilweise auch erschlagend und hart, irgendwie. Da jetzt was herauszupicken, würde dem Ganzen einfach nicht gerecht werden. Das war unser Weg, und der Weg ist noch lange nicht zu Ende. Ich glaube, es werden noch Dinge passieren, mit denen viele gar nicht rechnen.
Jean: Wenn man so eine Frage stellt, fallen einem bestimmt auf Anhieb tausend Geschichten ein, die man jetzt alle mehr oder weniger stellvertretend erzählen könnte. Solche Anekdoten erwähnen wir auch immer wieder gerne mal in unserem Podcast. Kurze Werbung in eigener Sache: Met & Moshpit heisst das Ding, hört mal rein. Da kommen auch immer wieder einzelne Geschichten von der Tour drin vor. Aber was mir spontan einfällt, ist Folgendes: Wenn ich mir heute anschaue, wie eine Band, die irgendwo in einer Fussgängerzone gespielt hat, teilweise ohne Verstärker, nur mit ein paar Trommeln und Dudelsäcken, es geschafft hat, über die Jahre die Leute zu begeistern, dann erfüllt mich das mit Stolz. Und wie Alea vorhin gesagt hat, auch mehrere Generationen, den Papa, die Oma und die Kiddies, immer wieder für unsere Konzerte zu begeistern. Und das mit einer Bandbreite an Musik, die vom Konzept her eigentlich gar nicht funktionieren dürfte. Wenn man das alles zu Papier bringen und lesen würde, müsste man sagen, das ist total bescheuert und wird auf keinen Fall funktionieren. Aber bisher hat es irgendwie funktioniert, und es fühlt sich auch genau richtig an. Und das, obwohl nichts davon geplant war. Das hat sich einfach so ergeben. Und wenn man etwas über uns sagen kann, was mir nachhaltig im Kopf bleibt, dann ist es, dass wir immer das machen, worauf wir Lust haben. Und uns freuen, wenn es Leute gibt, die das toll finden. Aber ich glaube, auch wenn dem nicht so wäre, würden wir trotzdem das machen, worauf wir Lust haben.
Alea: Ju!!
Jean: Und das ist das Schöne daran. Bei allem, was wir tun, gibt es keinen Masterplan. Alles ist echt, spontan, und das finde ich gut so. Dass wir keine gecastete Truppe sind, die irgendwo im Fernsehen zusammengewürfelt wurde, sondern einfach ein Haufen Verrückter, die sich getroffen und gesagt haben, lass uns mal was zusammen machen.
Alea: Und die Chance verpasst haben, noch rechtzeitig Nein zu sagen (Gelächter).
MI: Nehmen wir das doch so als Schlusswort mit. Alea, Jean, vielen lieben Dank für dieses spannende Gespräch!!
PS: Herzlichen Dank auch an die gute Fee der Truppe, Mareike Petschulat, für die tolle Betreuung vor Ort! Merci!